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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2019

Fabel-haft

Liebende
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Lyrische Prosa mit buddhistischen Einschlag!

Da der Autor seinen eigenen Ton findet, der zu einer Fabel passt, ergibt sich eine angenehm zu lesende Sprache.

Im Buch gibt es einige Illustrationen, aber ...

Lyrische Prosa mit buddhistischen Einschlag!

Da der Autor seinen eigenen Ton findet, der zu einer Fabel passt, ergibt sich eine angenehm zu lesende Sprache.

Im Buch gibt es einige Illustrationen, aber am besten gefällt mir das Cover.

Das Buch ist kurz, aber kompakt. Der Autor entwickelt ein ganz schönes Tempo ohne zu überhasten und es steckt viel in dem Buch drin.
Blauperlenauges Suche nach dem wahren Partner und Liebe führt ihn/sie auf einen langen Lebensweg aus dem Geschäft zum Mönchstempel, übers Meer und schließlich mit dem Zug in die Großstadt Seoul.
Es gibt viele Begegnungen, darunter auch tragische. Blauperlenauge lernt, dass Liebe heißt, Opfer zu bringen.

Ich bin froh, dass Buch gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Roman aus Südkorea

Deine kalten Hände
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Deine kalten Hände von Han Kang ist ein Roman, geschrieben 2002. Es ist dem Erfolg von Die Vegetarerin geschildet, dass er glücklicherweise auch auf Deutsch erscheint.
Eingeschlossen in einem Prolog und ...

Deine kalten Hände von Han Kang ist ein Roman, geschrieben 2002. Es ist dem Erfolg von Die Vegetarerin geschildet, dass er glücklicherweise auch auf Deutsch erscheint.
Eingeschlossen in einem Prolog und Epilog, erzählt von einer Schriftstellerin, umfasst der Text die Tagebuchauffassungen eines Bildhauers, der Abdrücke aus Gips erstellt. Dabei sind ihm 2 Frauen wichtig. Die übergewichtige L., die schöne Hände hat, die der Künstler mehrfach abbildet, und die schöne Innenarchitektin E., die anscheinend immer wieder kleine Aussetzer hat, sich sonst aber unnahbar und ohne Gefühlsregungen zeigt.
Während L.in ihrem Kampf ums Abnehmen in die Bulemie gerät, entsteht zwischen E. und dem Künstler eine widerspenstige Beziehung. Ihn treibt es an, hinter der undurchdringlichen Maske der Frau zu blicken und ihr Geheimnis zu erfahren.
 
Han Kang erzählt geschickt auf einer Ebene, die essentiell ist, sich aber nicht einfach in Worte fassen lässt, ohne dass es banal klingt. Der Leser erfasst es aber sofort. Auf jeden fFall unktioniert die Erzählmethode und man hat wirklich ein literarisches Werk vor sich. Geprägt ist es auch von der südkoreanischen Kultur, einer Lebensweise, in der es anscheinend üblich ist, seine Gefühle aus Höflichkeit lieber zu verbergen, dabei aber einen schwer fassbaren Weltschmerz zu pflegen.
Dem Roman gelingt es mit der Zeit, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Es wird aber darauf verzichtet, alle Rätsel aufzulösen.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Französisch-Algerische Familien-Saga

Die Kunst zu verlieren
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Ein starkes Buch, auf dessen Übersetzung ich schon gewartet habe. Es erzählt in über 500 Seiten über die Zeit vor, wahrend und nach dem algerischen Unabhängigkeitskampf.
Im zweiten Weltkrieg hat Ali für ...

Ein starkes Buch, auf dessen Übersetzung ich schon gewartet habe. Es erzählt in über 500 Seiten über die Zeit vor, wahrend und nach dem algerischen Unabhängigkeitskampf.
Im zweiten Weltkrieg hat Ali für Frankreich gekämpft. Nur dafür wird er in Algerien schließlich als Verräter betrachtet.
Ich bin überrascht, wieviel man über das Schicksal der Harkis erfährt. In Algerien sind sie nach dem Unabhängigkeitskrieg nicht mehr erwünscht, in Fankreich auch nicht gerade willkommen.
Erstaunlich, wie stark die Autorin Empathie mit den Figuren beim Leser weckt. Ali und seine Familie aus der Kabylei sind dabei exemplarisch für viele, die durch die politischen Entwicklungen zu Flüchtlingen wurden.

Es ist ein komplexes Buch, das mehrere Generationen umfasst.
Die Erzählweise überzeugt. Alis Enkelin Naima ist in Frankreich geboren und fühlt sich ganz als Französin. Die Vergangenheit wurde von der Familie verdrängt. Über die Erlebnisse in Algerien wurde nicht gesprochen. Das Verschweigen der Geschichte ist ein starkes Thema des Buches. Die Vergangenheit ist dadurch nicht ausgelöscht und alte Wunden schwären noch lange. Der Verlust der Wurzeln ist auch wirklich ein Verlust! Ein weiteres großes Thema ist die Schwierigkeit der Integration.

Aktuelle Ereignisse in Frankreich stellen Identitätsfragen. Erst spät beginnt Naima sich für ihre Wurzeln zu interessieren und reflektiert die Vergangenheit. Obwohl Naima eine Art emotinale alte Ego für die Autorin ist, gibt es auch eine Ich-Stimme, denn die Handlung ist nicht direkt autobiografisch.

Das Buch ist inhaltlich wie auch sprachlich wertvoll!

Veröffentlicht am 20.01.2019

Heißer Sommer 1947

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Der Hunger der Lebenden von Beate Sauer ist in der Nachkriegszeit angesiedelt. Es ist ein heißer Sommer 1947. Schnell wechseln die Schauplätze: Köln, Düsseldorf, Bergisches Land, London
Dadurch bekommt ...

Der Hunger der Lebenden von Beate Sauer ist in der Nachkriegszeit angesiedelt. Es ist ein heißer Sommer 1947. Schnell wechseln die Schauplätze: Köln, Düsseldorf, Bergisches Land, London
Dadurch bekommt der Plot etwas markantes. Erfreulich auch, im Krimigenre einen Roman anzutreffen, der sprachlich so gut gearbeitet ist. Die Beschreibungen wirken treffend und glaubwürdig und so wird in erster Linie ein Portrait des Zustandes des Landes in dieser schwierigen Zeit gezeigt. Die zerstörten Städte und die Not der Menschen bilden eine beklemmende Kulisse.
Es war eine harte Zeit, in der die Lebensmittelkarten nie ausreichten und der Schwarzmarkthandel oft eine Notwendigkeit war. Die Erinnerungen an den Krieg und Flucht ist noch allgegenwärtig.
Viele Details sind spürbar gut recherchiert!

Die Mischung stimmt. Der Kriminalfall und die Beschreibungen der Lebensumstände sind passend miteinander verknüpft.

Hauptfigur ist eine Kriminalassistentin, Friederike Matthée. Sie ist sensibel und manchmal eingeschüchtert, aber sie hat einen scharfen Verstand und bleibt immer hartnäckig. Ein schätzenswerter, sympathischer Hauptcharakter, der man gerne durch das Buch folgt. Sie hat Mitgefühl und versucht der jungen Mordangeklagten zu helfen, insbesondere auch einem alleinstehenden Flüchtlingskind.

Als Beamtin der Weiblichen Kriminalpolizei (WKP) sind Friederikes Möglichkeiten begrenzt. Sie muss persönlichen Einsatz auch ohne Beauftragung durch ihre Vorgesetzten einbringen. Als untergeordneter weiblicher Polizist ist sie wenig akzeptiert. Immerhin hat sie mir Richard Davis, Lieutnant bei der Royal Military Police, einen Verbündeten. Der Plot entwickelt sich dramatisch weiter.

Als gelungenes Zeitportrait mit spannender Handlung ist das Buch ein wertvolles Stück Literatur.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Georgie und Laura

Eine unbeugsame Frau
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Das Buch erzählt das ereignisreiche Leben einer starken Frau, die 1900 geboren wurde und einiges in der Welt des Films, der Flugzeuge und der Fotografie leistete. Die Engländerin Georgie Hepburn war Schauspielerin ...

Das Buch erzählt das ereignisreiche Leben einer starken Frau, die 1900 geboren wurde und einiges in der Welt des Films, der Flugzeuge und der Fotografie leistete. Die Engländerin Georgie Hepburn war Schauspielerin in der Stummfilmzeit, Pilotin im Krieg und später erfolgreiche Fotografin. Und natürlich waren auch die Männer Teil ihres Lebens, doch sie blieb immer auch unabhängig.
Das ganze ist reflektiert durch eine Schauspielerin der heutigen Zeit, die Georgies Rolle in einem Film spielen will.

Die Georgie Passagen werden in einen Rahmen gelegt, der als Der Hepburn-Nachlass von Laura gelesen werden. Originellerweise gibt es darin sogar Interviews mit Georgie. Nach und nach entbergen sich auch einige Geheimnisse.

Dem schottischen Autor J.David Simons gelingt es, die zwei Handlungsebenen so zueinander zu setzen, dass sie sich gegenseitig befruchten. Die Handlung bleibt bei aller Komplexität durchgehend stimmig und durchweg packend zu lesen. Ein wirklich gutes Buch!