Die Villa an der Elbchaussee
Das Cover: Vor der herrschaftlichen Fassade und gerahmt von einem schön verzierten Schmiedeeisenzaun steht, mit dem Rücken zum Betrachter eine junge Frau im tiefrotem Kleid. Im gleichen Farbton wie das Kleid ist der Titel gehalten, Untertitel und der Autorenname sind in einem dezenteren Grauton,
Der Klappentext: „Hamburg, 1919: Das Kontor Hannemann & Tietz handelt nicht nur mit Kakao, sondern betreibt auch eine eigene Schokoladenmanufaktur. Frieda, jüngster Spross der traditionsreichen Kaufmannsfamilie, würde am liebsten ihre Tage in der Speicherstadt oder in der Schokoladenküche verbringen. Als ihr Vater sie mit dem Sohn eines befreundeten Handelspartners verheiraten will, um das Überleben der Firma zu sichern, bricht für Frieda eine Welt zusammen. Nicht nur, weil ihr Herz für einen anderen schlägt. Wird es ihr gelingen, das Erbe der Familie zu retten, ohne ihre Liebe zu verraten? ...“
Zum Inhalt: Das Jahr 1919, der Erste Weltkrieg ist vorbei, die Soldaten kehren nach und nach nach Hause zurück, der Kaiser hat abgedankt und die Republik wurde ausgerufen. Die Frauen erhielten ihr Wahlrecht und Deutschland versucht mit den Nachwirkungen des Krieges fertig zu werden. In dieser Zeit der Veränderungen versucht die junge Frieda, Tochter einer Schokoladendynastie ihren Weg zu finden. Sie liebt die Firma, will so viel wie möglich aus allen Bereichen lernen und träumt von einer unabhängigen und selbstbestimmten Zukunft. Für ihre Eltern steht der Weg für Frieda allerdings schon fest: eine vorteilhafte Heirat, mit einem finanzstarken Mann aus den richtigen Kreisen um die Zukunft der Firma zu sichern. Die Firma selbst soll natürlich der ältere Bruder Hans übernehmen, doch Hans kommt sehr verändert aus dem Krieg zurück und ob die Firma wirklich übernehmen kann ist fraglich.
Zum Stil: Die Darstellung der Nachkriegszeit und ihre Ereignisse empfand ich als sehr authentisch und nachvollziehbar, man spürt die sorgfältige Recherche der Autorin Lena Johannson. Die Stimmung wurde wirklich hervorragend beschrieben, insbesondere die große Kluft zwischen den Schichten wurde gut thematisiert und rundet das Bild der Welt von Frieda ab. Die einzelnen Charaktere sind sehr anschaulich ausgearbeitet, jedem einzelnen wurde regelrecht Leben verliehen. Alle Protagonisten besitzen eine ganz eigene Individualität und wirken dadurch authentisch. Durch diese sorgfältige Beschreibung der Charaktere und deren Umgebung lässt sich das Buch wunderbar lesen und entführt seinen Leser direkt in das Hamburg der damaligen Zeit.
Obwohl das Buch „nur“ fünf Jahre aus der Schokoladendynastie und rund um das Leben von Frieda behandelt, gibt es keinen direkten Cliffhanger, allerdings ist man als Leser schon sehr neugierig wie es mit Frieda, ihrer Familie und der Firma weitergehen wird.
Mein Fazit: Ein äußerst gelungener Roman, der die neuere und neuerste Geschichte lebendig werden lässt und dem Leser einen gelungen Einblick in das Leben einer mutigen jungen Frau gewährt.
Ich danke dem Aufbau Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar, meine Meinung wurde davon natürlich nicht beeinflusst.