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Veröffentlicht am 25.02.2019

Rasanter Historienkrimi

1793
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Eine düstere Epoche: man schreibt das Jahr 1793 und in der Gosse wird die Leiche eines Mannes gefunden, dem alle Gliedmaßen entfernt wurden. Jurist Cecil Winge und ehemaliger Stadthäscher Jean Michael ...

Eine düstere Epoche: man schreibt das Jahr 1793 und in der Gosse wird die Leiche eines Mannes gefunden, dem alle Gliedmaßen entfernt wurden. Jurist Cecil Winge und ehemaliger Stadthäscher Jean Michael Cardell sollen den Mörder und die Hintergründe der Tat entlarven. Doch sie stehen vor einer Wand des Schweigens. Scheinen doch höhergestellte Menschen, die Aufklärung verhindern zu wollen.
Das Buch ist aufgeteilt in 4 Teile.
Teil 1: das Auffinden der Leiche, das Kennenlernen von Mickel und Cecil und deren Suche nach dem Mörder.
Teil 2: der Mörder und wie er dazu wurde
Teil 3: das Mädchen, das der Hurerei bezichtigt wird
Teil 4: die finale Jagd auf den Mörder
Ich fand ein wenig schwer in die Handlung, weil die Sprache ein klein wenig den damaligen Verhältnissen angepasst war und ich so etwas brauchte, bis ich auch die Namen und die Hintergründe ein bisschen besser verstanden habe. Teil zwei und drei fand ich aber sofort gelungen.
Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die 3 Teile nicht nacheinander erzählt werden, sondern abwechselnd miteinander. Das hätte nicht so den Eindruck erweckt, dass es 3 Kurzgeschichten in einem Buch sind. Denn die beiden Teile starten einfach ohne Erklärung mit den jeweiligen neuen Personen, was mich anfangs verwirrt hat. Doch die Geschichten der beiden neuen Protagonisten braucht es. Und die haben es echt in sich. Niklas Natt ogg Dag schreckt auch vor grausamen Szenen nicht zurück und so manche Made kriecht durch einen toten Körper. Tief bewegt hat mich das Schicksal von Anna Stina. Mit der konnte ich so gut mitfühlen und ich fand sie so mutig und liebenswert. Auch bei ihrer Flucht aus der Spinnerei war ich live dabei und habe ihr alle Daumen gedrückt.
Sehr gern mochte ich auch Cecil, nur ist der ja leider krank und steht für eine eventuelle Fortsetzung eher nicht zur Verfügung.
Fazit: man spürt die düstere Epoche in jeder Zeile. Dem Autor gelingt es, einen Mord in einen historischen Rahmen einzubetten und diesen ohne DNA-Spuren und die Mittel der heutigen Zeit zu lösen. Ich habe mich, bis auf den Anfang, sehr wohl in dem Buch gefühlt und die Seiten – vor allem im Mittelteil – geradezu verschlungen.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Auf der Mauer, auf der Lauer

Die Mauer
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Bundeswehr in der Zukunft: Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst auf der Mauer an, die ganz Großbritannien umgibt, um sich vor den „Anderen“ zu schützen. Doch als das Reich angegriffen und einige Soldaten ...

Bundeswehr in der Zukunft: Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst auf der Mauer an, die ganz Großbritannien umgibt, um sich vor den „Anderen“ zu schützen. Doch als das Reich angegriffen und einige Soldaten getötet werden, gibt man auch Joseph die Schuld daran und verbannt ihn zur Strafe aufs Meer. Harte Zeiten brechen an für den jungen Mann. Zum Glück ist immer Hifa an seiner Seite…
Ein etwas düsterer Blick in die Zukunft.
Keiner deutet an, wer „die Anderen“ sind, dennoch scheinen sie eine riesige Bedrohung darzustellen. Josephs Dienst auf der Mauer mit all seiner Härte wird sehr drastisch geschildert und man ist als Leser mitten drin in Kälte und Angst. Aber auch im kleinen Pflänzchen Liebe und Zuneigung.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Charaktere waren sympathisch und der Schreibstil sehr flüssig. Das Ende fand ich etwas offen, vielleicht gibt es ja einmal eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Was geschah mit Milla?

Lügenmeer
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Als Magnus nach 19 Jahren wieder in sein Heimatdorf zurückkehrt, schlägt ihm eine Welle von Hass entgegen. Die Menschen machen ihn verantwortlich für den Tod einer Jugendlichen, schimpfen ihn Mörder. Doch ...

Als Magnus nach 19 Jahren wieder in sein Heimatdorf zurückkehrt, schlägt ihm eine Welle von Hass entgegen. Die Menschen machen ihn verantwortlich für den Tod einer Jugendlichen, schimpfen ihn Mörder. Doch Magnus weiß genau, dass er keine Schuld hat und versucht, die damaligen Ereignisse zu rekonstruieren. Doch er stößt in ein Wespennest.
Lügenmeer – selten passt ein Titel so gut zu einem Buch. Denn irgendwie scheint jeder mehr zu wissen, als er sagt und jeder scheint ein dunkles Geheimnis zu haben.
Die Clique um Magnus gibt es in der Gegenwart noch immer. Alle haben sich mehr oder weniger ein neues Leben eingerichtet und sind mehr oder weniger glücklich. Doch sobald man an der Oberfläche kratzt, sieht es ganz anders aus. Wen hat die Vergangenheit mehr geprägt als andere? Warum ist der- oder diejenige so, wie sie ist?
Kliem entwickelt einen Psychokrieg, der sehr fesselt und in dem man sich fragt, was denn nun wirklich dahintersteckt. Als das dann endlich – durch Rückblenden in die Vergangenheit – klarer wird, geht dem Leser ein Licht auf und er kommt hinter die Hintergründe. Ein wenig schade fand ich, dass ein kleiner Handlungsstrang – der mit Svenjas Vater – nicht ganz aufgeklärt wurde.
Fazit: Ein tiefgründiges Buch, das nur vorderhin eine Liebesgeschichte erzählt. In der Tiefe lauert etwas ganz anderes.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Wenn ein Erbe deine Welt verändert

Die Fliedertochter
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Schauplatz Wien. Einmal in der Gegenwart, einmal in der Vergangenheit.
1936 – die junge Luzie ist Halbjüdin und hofft in Wien, den Schrecken des Nazi-Regimes bei ihrer Tante zu entgehen. Doch als sie den ...

Schauplatz Wien. Einmal in der Gegenwart, einmal in der Vergangenheit.
1936 – die junge Luzie ist Halbjüdin und hofft in Wien, den Schrecken des Nazi-Regimes bei ihrer Tante zu entgehen. Doch als sie den Juden Bela kennen- und lieben lernt verändert sich ihr Leben drastisch.
2018 – die junge Paulina reist anstelle ihrer Tante, die es aus Altersgründen nicht mehr kann, nach Wien um ein Tagebuch abzuholen, das ihrer Tante vererbt wurde. Paulina beginnt das Tagebuch zu lesen und wird in einen Strudel gerissen, der auch ihr Leben verändern wird.
Was wie ein schöner Roman beginnt, driftet schnell ab in den Schrecken und die Trauer der Hitlerzeit. Teresa Simon führt und durch Freud und Leid, durch Liebe und Tod, Krankheit und Freude. Zuerst überwiegen noch die Ereignisse im Tagebuch, doch mit fortschreitender Handlung, als diese so spannend werden, dass man am liebsten gleich das Ende wissen möchte, führt uns die Autorin noch ein wenig in eine andere Richtung. Die hätte es für mich jetzt nicht gebraucht und hat das Buch gegen Ende ein wenig zu sehr in die Länge gezogen.
Am Ende werden noch zwei Geheimnisse gelüftet, von denen ich nur eins bereits erahnt habe, die ich aber – auch aufgrund ihrer Parallelität – sehr hübsch fand. Allerdings verwirren die vielen Namen doch auch etwas, hier könnte ich mir ein Personenregister im Buch noch sehr gut vorstellen.
Die Schrecken des 2. Weltkrieges werden hier zum Teil in Tagebuchform verarbeitet, was sie aber nicht weniger erschreckend wirken lässt, im Gegenteil. Auch die Willkür, die vorherrscht, wird in ihrer ganzen Tragweite bewusst. Aus verschmähter Liebe wird beinahe Hass und gipfelt darin, dass Frauen deportiert werden, die sich nichts zuschulden kommen ließen. Dadurch wurde die Handlung noch einen Ticken realistischer dargestellt.
Simon hat einen sehr lebendigen, mitreißenden Schreibstil und man merkt ihr ihre Liebe zur Stadt Wien an. Fast mutet die Handlung teilweise wie ein Reiseführer an, was Lust macht, diese schöne Stadt eines Tages zu besuchen und die Schauplätze – vor allem Mozarts Grab mit dem Fliederstrauch – zu besichtigen.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Schiebe deine Träume nicht auf

Die Antwort auf Vielleicht
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Jessi ist totkrank. Adam ist Krankentaxifahrer. Als die beiden sich treffen, ist es ein Glück für beide. Adam tut Jessi gut und Jessi bringt ihn dazu, seinen Traum früher als geplant, zu leben.

Ein Buch ...

Jessi ist totkrank. Adam ist Krankentaxifahrer. Als die beiden sich treffen, ist es ein Glück für beide. Adam tut Jessi gut und Jessi bringt ihn dazu, seinen Traum früher als geplant, zu leben.

Ein Buch mit traurigem Unterton, dennoch auch mit fröhlichen Momenten. Und ohne die wäre das Buch unerträglich zu lesen gewesen. So gelingt Winter aber der Spagat sehr gut. Auf der einen Seite die Krankheit, auf der anderen Seite aber die Liebe zwischen Jessi und Adam und wie sie sich immer wieder kabbeln. Die Dialoge fand ich jedes Mal sehr gelungen. Jessi und Adam passen einfach super zusammen, auch wenn ihre Liebe keine Chance hat. Auf jeder Seite ist Jessis Schicksal spürbar und da ist zu keiner Zeit Hoffnung. Allerdings tut Adam alles, um es für Jessi so schön wie möglich zu machen. Denn: die Hoffnung stirbt zuletzt. Allerdings fand ich das Buch gegen Ende ein wenig langatmig.

Die Charaktere haben mir durchwegs super gefallen. Allen voran Adam, der kaum Geld, aber ein großes Herz hat. Natürlich auch Jessi, so tapfer und immer wieder zu Tränen rührend. Und nicht zu vergessen Kodderschnauze Vero.

Hendrik Winter, ein Pseudonym eines Autors eines ganz anderen Genres, schreibt hier einen Roman, der fesselt. Und ermahnt uns, unsere Träume nicht auf die lange Bank zu schieben. Denn: das Leben ist endlich.