Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2019

Wohlfühlbuch!

Vom Glück und den Tagen dazwischen
0

Was die 38jährige Emmi bisher mit Männern in ihrem Leben erlebt hat, war eine einzige Enttäuschung. Deshalb beschliesst sie, dass sie von nun an alleine durch das Leben geht. Vor ihr liegen 6 Wochen Sommerferien ...

Was die 38jährige Emmi bisher mit Männern in ihrem Leben erlebt hat, war eine einzige Enttäuschung. Deshalb beschliesst sie, dass sie von nun an alleine durch das Leben geht. Vor ihr liegen 6 Wochen Sommerferien und die will sie geniessen. Nichtstun, die Seele baumeln lassen und auf ihrem Balkon ihrem neuen Hobby "Gin" frönen. Doch es kommt ganz anders und so findet sich Emmi Tage später mit vier völlig unterschiedlichen Frauen auf einer Reise in die Normandie. Nachbarin Lore will dort den Spuren ihres verstorbenen Mannes nachgehen. Es entwickelt sich eine Reise, die zur Belastungsprobe für die Nerven wird.

Als Allererstes muss ich unbedingt den Schreibstil erwähnen. Denn, was die Autorin hier bietet ist grosse Klasse. Frisch und spritzig erzählt sie die Geschichte von Emmi und dem Roadtrip, der es in sich hat. Mit witzigen Wortkreationen ( "Soziallegastheniker ") und humorvollen Sätzen unterhält diese Geschichte hervorragend. Ich musste etliche Male schmunzeln und habe " Vom Glück und den Tagen dazwischen " als Lesevergnügen empfunden. Obwohl auch ernste Themen, wie Gewalt in einer Beziehung, Kinderlosigkeit und Untreue ihren Platz haben. Mir hat gefallen, wie natürlich die Figuren gezeichnet sind. Die Figur Emmi zum Beispiel, ist sehr gelungen. Abgeklärt lotst sie 3 ältere Frauen und eine jüngere Nachbarin durch Krisen, Zickereien und Enttäuschungen auf der gemeinsamen Reise in die Normandie. Emmi ist sehr sozial, selbstbewusst und ein wenig frech. Und muss die drei viel älteren Damen ab und zu an die Kandarre nehmen. Denn die zicken sich ziemlich an, was überaus lustige Dialoge beeinhaltet.
Diese Geschichte enthält überraschende Wendungen, lustige wie auch tiefsinnige Passagen, ganz viel Sarakasmus ... aber auch ein dunkles Geheimnis, das in der Normandie entlarvt sein will.
Ein Wohlfühlbuch, das mir sehr gefallen hat!

Veröffentlicht am 12.03.2019

Topaktuell!

Der Patriot
0

In Stockholm werden innerhalb von zwei Wochen drei Journalisten getötet. Eine vierte Journalistin wird schwer verletzt in einem Park gefunden.
Verantwortlich dafür, sind drei Schweden, die mit rechtsradikalen ...

In Stockholm werden innerhalb von zwei Wochen drei Journalisten getötet. Eine vierte Journalistin wird schwer verletzt in einem Park gefunden.
Verantwortlich dafür, sind drei Schweden, die mit rechtsradikalen Ansichten, Journalisten, die die Zustände in Schwedens Aussenpolitik anprangern, einen Denkzettel verpassen. Ihr Ziel, Schweden zu säubern, nimmt extreme Ausmasse an, als sie einen Unbeteiligten erpressen, einen Terroranschlag zu verüben.


Die Handlung empfand ich als sehr komplex. Was zuerst mit verschiedenen, scheinbar voneinander unabhängigen Erzählsträngen beginnt, verbindet sich mehr und mehr zu einem grossen Ganzen. Der Grund der Verbindung der einzelnen Stränge ist abgrundtief verabscheuungswürdig.
In jedem der einzelnen Stränge lernen wir Leser, Haupt und Nebenpersonen kennen. Obwohl diese zahlreich sind, sind sie so gut charakterisiert, dass man sie sehr gut auseinander halten kann. Gefallen hat mir, wie prägnant diese Charakterisierung ist. Egal ob der arabische Taxifahrer, der für seine Tochter in Schweden ein " normales schwedisches " Leben möchte. Oder die kaltherzige Journalistin, die durch manches Bett und wenn nötig auch über Leichen geht um Karriere zu machen. Aber auch die drei Rechtsextreme, die dort ansetzen, wo nach ihrem verqueren Denken die Schuld zu suchen ist, dass Schweden durch andere Völker " verunreinigt " wird. Bei den Journalisten, die Stimmung gegen ein sauberes und nationalistisches Schweden machen.
Ganz richtig, die Täter und deren Motiv sind bekannt. Der Autor bringt es trotzdem fertig, sehr viel Spannung aufzubauen und zu halten. Indem er die verschiedensten Blickwinkel auf Schwedens Einwanderungspolitik zeigt. Aus der Perspektive eines eingewanderten Arabers, einer Journalistin und auch der rechtsextremen Täter.
Und dann erzählt Pascal Engman noch in einem Strang die Geschichte des Fremdenlegionärs August Novak, der als Leibwächter eines einflussreichen Russen in Chile durch die Hölle geht. Auch da gibt es eine Verbindung zu den Strängen, die in Schweden handeln. Ich konnte kaum fassen, dass die Verbindung so schlüssig ist. Denn über lange Zeit habe ich nicht gedacht, dass der Autor das hinkriegt, ohne an den Haaren herbei gezogen zu wirken.
Mich hat diese Geschichte sehr gefesselt. Viele Szenen, haben mich atemlos weiterlesen lassen, ein paar mal musste ich sehr schlucken, da es besonders brutal zu und her geht. Die Cliffhanger, die oft am Ende eines Kapitels warten, verleiten dazu das Buch nicht aus der Hand legen zu können. Das Grundthema, Terroranschläge und der Fremdenhass sind (leider) topaktuell. Und Pascal Engman ist es gelungen, diese Aktualitäten in eine fesselnde Story zu verpacken.
Hier ist Schweden als Handlungsland angegeben. Leider könnte es auch jedes andere Land sein, da Fremdenhass, Rechtsextremismus und Terroranschläge keine Nationalität kennt.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Nichts für sensible Leser!

In den Fängen des Löwen
0

Als Lars Albinsson seine Drohne über die Nachbarschaft fliegen lässt, traut er seinen Augen nicht. Auf einem Fabrikgebäude liegt eine Person, festgezurrt auf dem Schornstein. Zack Herry, von der Polizei ...

Als Lars Albinsson seine Drohne über die Nachbarschaft fliegen lässt, traut er seinen Augen nicht. Auf einem Fabrikgebäude liegt eine Person, festgezurrt auf dem Schornstein. Zack Herry, von der Polizei in Stockholm, klettert hinauf und entdeckt einen toten Jungen. Sehr schnell stellt sich heraus, dass es sich um den 12jährigen Ismail handelt, der 4 Wochen zuvor aus einem Asylheim in der Nähe verschwunden ist. Kurz danach wird dem Ermittlerteam ein grausiges Video zugespielt. Denn wieder ist ein Junge verschwunden....


Obwohl dies schon der zweite Fall rund um Zack Herry und seine Kollegin Deniz Akin ist, habe ich nur zu Beginn gespürt, dass ich über keinerlei Vorwissen verfüge. Ich denke, man kann diesen Band bedenkenlos lesen, ohne das erste Buch « die Fährte des Wolfes» zu kennen.
Mir hat wirklich gut gefallen, dass man es hier für einmal mit einem Ermittler zu tun hat, der sehr unkonventionell und damit erfrischend anders ist. Nicht nur, dass er mit Altlasten aus seiner Kinder und Jugendzeit zu kämpfen hat. Sondern auch immer wieder mal diese Dämonen mit Drogen zu bekämpfen versucht. Was Auswirkungen auf seine Arbeit und die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen hat. Nicht, dass ich den Konsum von Drogen gut heissen würde ... doch Zack Herry sticht damit im Ermittler - Einheitsbrei eindeutig heraus. Auch seine Kollegin Deniz Akin ist geprägt durch eine schwierige Kindheit, die sie als Flüchtlingskind nach Schweden geführt hat. Womit sie äusserst sensibel auf das Grundthema hier in diesem Buch, unbegleitete Flüchtlingskinder die auf Asyl warten, reagiert. Genau dieses Grundthema ist äusserst berührend und es gibt ein paar Szenen in diesem Buch, die nichts für sensible Leser sind. Abscheuliche Szenen, die mich haben schlucken lassen. Der Titel ist übrigens hervorragend gewählt und zieht sich als roter Faden quer durch die Geschichte.
Den Schreibstil empfand ich als kurz und prägnant. Die vielen Perspektivwechsel, meist in jedem Kapitel, haben mich zwar herausgefordert, empfand ich aber auch als sehr abwechslungsreich.
Mich hat das Schicksal um den Flüchtlingsjungen Ismail von Beginn bis zum Schluss sehr gefesselt. Sehr spannend und schlüssig, wie Zack Herry und seine Kollegen nach und nach dem Täter auf die Schliche kommen. Ich konnte dieses Buch kaum mehr aus der Hand legen und werde mir nun auch noch den ersten Band zulegen.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Leseempfehlung!

Sterne sieht man nur im Dunkeln
0

Anni und Thies sind seit Jahren zusammen und eigentlich glücklich. Sie leben in Bremen, in einem urigen Reihenhäuschen und haben gute, aber auch stressige Jobs. Heiraten und Kinder kriegen ist in weiter ...

Anni und Thies sind seit Jahren zusammen und eigentlich glücklich. Sie leben in Bremen, in einem urigen Reihenhäuschen und haben gute, aber auch stressige Jobs. Heiraten und Kinder kriegen ist in weiter Ferne, denkt Anni. Als Thies ihr jedoch überraschend einen Heiratsantrag macht, und ihr Chef ihr einen neuen Job in Berlin anbietet, flüchtet Anni nach Norderney zu ihrer Jugendfreundin Maria. Für 6 Wochen will sie dort in Marias Café aushelfen und ihre Lebenspläne neu überdenken.

Dieses Buch ist ein seltenes Juwel. Nicht nur, dass die Aufmachung sehr hochwertig und schön gestaltet ist. Auch der Inhalt kann mit seiner Verpackung mithalten. Anni gestaltet in ihrer Freizeit Prints, mit Sprüchen für alle Lebenslagen. Diese sind auf einzelnen Seiten ganz hinten im Buch eingefügt worden und sehr berührend.
Die Handlung ist genau so, wie man sich ein Wohlfühlbuch vorstellt. Zudem abwechslungsreich, da nicht nur heile Welt vorgetäuscht wird. Und unvorhersehbar …. immer wieder geschieht etwas, was überrascht, beeindruckt, mitfiebern oder freuen lässt. "Sterne sieht man nur im Dunkeln " ist definitiv ein Buch, in das man völlig eintauchen und die reale Welt vergessen kann. Der Grund dafür ist wohl auch, wie die Figuren charakterisiert wurden. Anni, Thies, Maria, Mo … Anis Schwiegermutter in spe, sie alle sind wie die Leute von nebenan beschrieben. Ebenso hervorheben möchte ich den Schreibstil, der frisch und locker ist. Und immer wieder tiefgründige Passagen enthält. Die Botschaft, das Leben so zu gestalten, dass man sich darin wohl fühlt, hat mich angesprochen. Es gibt jedoch auch ein dunkles Geheimnis, das die Freundschaft zwischen Maria und Anni zerstört hat. Ich empfand es als sehr spannend, Stück für Stück zu erfahren, was damals geschehen ist.
Dieses Buch ist tiefgründig, fesselnd und wunderschön gestaltet! Und so kann ich eine volle Leseempfehlung aussprechen!

Veröffentlicht am 25.02.2019

Der dritte und bisher beste Fall

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
0

Der Hausmeister findet auf dem Seziertisch der Universität in Uppsala eine tote Frau. Sehr schnell besteht der Verdacht, dass der Täter, derselbe ist, der schon zuvor zwei Studentinnen vergewaltigt hat. ...

Der Hausmeister findet auf dem Seziertisch der Universität in Uppsala eine tote Frau. Sehr schnell besteht der Verdacht, dass der Täter, derselbe ist, der schon zuvor zwei Studentinnen vergewaltigt hat. Denn die drei jungen Frauen sind alle blond und blauäugig. Ein weiteres und gemeinsames Merkmal ist, dass bei allen der linke Schuh fehlt. Fallanalytikerin Nathalie Svensson wird vom Zentralkriminalamt hinzugezogen. Sie soll ein Täterprofil erstellen. Sie kniet sich trotz Zeitmangel in die Arbeit, denn die tote Studentin ist Hanna, die Tochter einer guten Freundin.


Nach " So tödlich nah " und " Dominotod " ist " Mitternachtsmädchen " der dritte Fall rund um die Fallanalytikerin Nathalie Svensson. Da ich die beiden ersten Bücher gelesen habe, fällt es mir schwer einzuschätzen, ob man unbedingt der Reihe nach lesen sollte oder nicht. Anders als in den vorderen Büchern, habe ich diesmal den Umfang des Privatlebens der Ermittler nicht zu bemängeln. Denn das empfand ich in den vorderen Büchern als zu ausufernd. Hier geht der Sorgerechtsstreit zwischen Nathalie und ihrem Exmann Hakan nahtlos weiter. Doch nur in bescheidenem Rahmen. Es stehen der Fall und die Ermittlungen im Vordergrund. Die Ermittler drehen buchstäblich jeden Stein um. Es macht Spass ihnen dabei über die Schulter zu schauen und die Spannung, da verschiedene Fährten verfolgt werden, ist hoch. Umso mehr, da alle Ermittlungsergebnisse sehr schlüssig sind. Sehr gefallen hat mir, dass einer der Ermittler, Tim Walter, ein Faible für geschichtliche Details hat … und die werden von ihm immer wieder mal eingeflochten. Was das Team nervt, und deshalb stoppen sie seine Monologe ziemlich schnell. So laufen wir Leser auch nicht Gefahr, uns zu langweilen. Ein tolles Mittel, die Leser auf den neusten Stand zu bringen, hat der Autor clever gelöst. Er lässt das Ermittlerteam ab und zu Besprechungen abhalten. Da werden die Ermittlungen, die Ergebnisse und der aktuelle Stand besprochen. So ist man als Leser automatisch immer up to date. Ein Personenglossar mit den wichtigsten Merkmalen ist zudem zu Beginn des Buches eingefügt worden und bringt im eher grossen Ermittlerteam Klarheit.
Mich haben die Figuren restlos überzeugt. Auch wenn Nathalie mir nicht immer sympathisch war, macht sie doch einen überzeugenden Job. Gerade ihre Besessenheit, die Trennung von ihrem Mann mit flüchtigen Abenteuern zu verdauen, war nicht wirklich nachvollziehbar. Dies vor allem, weil ein Mörder in der Stadt sein Unwesen treibt und sie trotzdem mit Internet Bekanntschaften ausgeht.
Da sie zudem noch für einen Arbeitskollegen schwärmt, war mir zu viel des Guten.
Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten, ich empfand es durchgängig als spannend. Und die Auflösung der Identität war das Sahnehäubchen!