konnte mich trotz bewegender Thematik nicht berühren
My Dead Sister's Love Story (Roman)Antonias Schwester Zoe ist bei einem Autounfall gestorben. Alles, was der 17-jähirgen bleibt, ist das Tagebuch ihrer großen Schwester, zu der sie in den letzten Jahren ein wenig den Kontakt verloren hat. ...
Antonias Schwester Zoe ist bei einem Autounfall gestorben. Alles, was der 17-jähirgen bleibt, ist das Tagebuch ihrer großen Schwester, zu der sie in den letzten Jahren ein wenig den Kontakt verloren hat. Zusammen mit Theo, dem Bruder von Zoes Beifahrer, versucht sie herauszufinden, was in den letzten Monaten zwischen Zoe und Max passiert ist…
Aufgrund einiger begeisterter Stimmen war ich neugierig auf das Buch. Leider konnte es mich nicht so richtig packen.
Die Thematik an sich fand ich total interessant: den Umgang mit Trauer bei den Betroffenen aber auch die Reaktionen des Umfeldes, und wie die Trauernden wiederum damit zurechtkommen, wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Wie unterschiedlich Familienmitglieder mit dem Verlust umgehen und welche Konflikte daraus entstehen. Und auch die Suche nach den Vorlieben der Verstorbenen, die sich zuletzt von ihrer Familie abgekapselt hatte.
Ich habe keine Erfahrung mit dem Verlust einer nahestehenden Person, aber Tonis Trauer kam bei mir leider nicht wirklich an. Sie geht das ganze unglaublich analytisch an: Die Phasen der Trauer hakt sie innerlich ab, ohne sie ernsthaft durchlebt zu haben. Das Tagebuch wird zu einem Projekt, das abgearbeitet werden muss, wobei ich die Art, wie sie sich damit beschäftigt, sehr befremdlich fand.
Toni hat das Gefühl, ihre Schwester nicht wirklich gekannt zu haben. Dass sie diese Lücken gern füllen will, ist verständlich geschildert. Der Weg, den sie dabei geht, allerdings nicht immer. In ihrem Kopf nimmt sie immer wieder Zoes Rolle ein. Sie bedient sich an deren Kleidung, verändert sich optisch. Erfahrungen, von denen sie in Zoes Tagebuch liest, möchte sie nacherleben. Dafür scheut die sonst so regeltreue Toni auch Konflikte mit dem Gesetz nicht und schießt dabei gehörig über das Ziel hinaus. Bei der Suche nach ihrer Schwester scheint Toni sich selbst komplett zu verlieren. Ihr Verhalten konnte ich oft nicht nachvollziehen, sodass ich mich auch nicht richtig in Antonia hineinfühlen konnte.
Auch dass Toni die Ich-Erzählerin ist, hat mir dabei nicht geholfen. Zwar teilt sie ihre Gedanken und Gefühle, dennoch hatte ich das Gefühl, dass immer eine gewisse Distanz gewahrt wird. Der Erzählstil ist streckenweise sehr philosophisch. Zwar interessant zu lesen, die Handlung kommt dadurch aber nicht voran.
Zoes Tagebucheintrage sind sehr unterschiedlich. Mal erzählt sie ausschweifend, mal sehr knapp und scheinbar belanglos. Über Zoes „Love Story“ habe ich letztlich nicht so richtig viel erfahren, sodass Klappentext und Titel hier falsche Erwartungen geweckt haben.
Dabei wurde Max eigentlich als sehr interessanter Charakter dargestellt. Er war Musiker, aber Aufnahmen gibt es von ihm keine, da er seine Stücke jedes Mal anders spielte, eine Aufnahme wäre für ihn Stillstand gewesen.
Zoe ist – zumindest in Tonis Erinnerung – eine absolute Rebellin, die jede nur mögliche Regel gebrochen hat. Sie wurde für mich leider wenig greifbar.
Am Ende hätte ich mir einen großen Knall gewünscht, empfand dies dann aber als eher unspektakulär.
Fazit
Die Thematik ist grundsätzlich total interessant und berührend. Jeder trauert anders: Toni wählt den Weg, die letzten Spuren ihrer Schwester zu verfolgen. Die Gefühle, die sie dabei durchlebt, beschreibt sie zwar, fühlen konnte ich sie allerdings nicht – was auch damit zusammenhängen kann, dass ich viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen konnte. Der Schreibstil ist angenehm flüssig. Aber teilweise auch ausschweifend philosophisch, während die Handlung an sich nicht richtig vorangekommen ist.
Zudem hat der Titel bei mir falsche Erwartungen geweckt.