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Veröffentlicht am 26.02.2019

Ein alter Ungarnsäbel und 900 Jahre deutsche Geschichte

Land im Sturm
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Eigentlich sind es gleich fünf Geschichten, die Ulf Schiewe in diesem großartigen Roman erzählt. Jede steht für sich, und doch gehören sie zusammen, denn sie berichten über die Schicksale einer Familie ...

Eigentlich sind es gleich fünf Geschichten, die Ulf Schiewe in diesem großartigen Roman erzählt. Jede steht für sich, und doch gehören sie zusammen, denn sie berichten über die Schicksale einer Familie über viele Generationen hinweg. Neben der fiktiven Familiengeschichte berichtet dieser Roman zugleich über Meilensteine deutscher Geschichte, beginnend 955 mit der großen Schlacht Ottos des Großen gegen die Ungarn bis hin zur Märzrevolution im Jahr 1848 in Berlin. Ulf Schiewe hat sich für fünf Episoden entschieden, die eine besonders große Auswirkung auf die deutsche Geschichte hatten. Er hat Ereignisse geschildert, die maßgeblich für weitere Entwicklungen der Historie unseres Landes waren. Beschrieben hat er das jeweilige Zeitgeschehen immer aus der Sicht der Familie, die in allen Episoden eine Rolle spielt. Damit vermittelt er seinen Lesern ein klares, lebendiges Bild vergangener Jahrhunderte. Der „rote Faden“ des Romans ist in diesem Fall ein alter Ungarnsäbel, der von Generation zu Generation weitergegeben wird und in allen Episoden wieder auftaucht und eine maßgebliche Rolle spielt.
Obwohl jede Episode in gewisser Weise einen Abschluss findet und man sich immer wieder auf eine neue Zeit, neue Gegebenheiten und neue Charaktere einstellen muss, wirkt das Buch in keiner Weise abgehackt, sondern man bleibt ständig im Lesefluss, zumindest mir ging es so. Am Ende einer Episode war ich immer gespannt, die Nachkommen kennenzulernen und zu erfahren, was sie mit den jeweils vorherigen Protagonisten verbindet. Ulf Schiewes eingängige und lebendige Schreibweise macht es einem leicht, die Zusammenhänge zu erfassen und sich mühelos durch die 925 Seiten des Buches zu arbeiten. Dabei erlebt man im Geist nicht nur spannende Abenteuer und hofft und bangt mit den Protagonisten mit, sondern man kann zugleich auch noch sein historisches Wissen erweitern.
Wie der Autor schreibt, ist dieser Roman das Projekt mehrerer Jahre. Bei dem umfangreichen Stoff, der hierfür zu recherchieren war, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Es ist ein großes, vielschichtiges und ein mutiges Werk, das Ulf Schiewe hier geschaffen hat, und es ist ihm ganz hervorragend gelungen.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Ein wahrer Pageturner!

Flammen und Seide
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Rheinbach im Jahr 1673: Seit einem Unfall ihres Vaters kümmert sich Madlen Thynen um den Seidenhandel der Familie. Die junge Frau ist die geborene Händlerin, auch wenn das einigen Zeitgenossen missfällt, ...

Rheinbach im Jahr 1673: Seit einem Unfall ihres Vaters kümmert sich Madlen Thynen um den Seidenhandel der Familie. Die junge Frau ist die geborene Händlerin, auch wenn das einigen Zeitgenossen missfällt, weil viele der Meinung sind, der Handel sei eine Männerdomäne. Aber Madlen lässt sich nicht so leicht übervorteilen und führt das väterliche Geschäft mit Geschick.
Seit ihrer Jugend ist Madlen mit Peter von Werdt verlobt, der ebenfalls aus einer Rheinbacher Kaufmannsfamilie stammt.
Fünf Jahre zuvor wurde Madlens bester Freund aus Kindertagen unschuldig verurteilt und ins Gefängnis geworfen. Zwar hatte sich seine Unschuld erwiesen, aber er verließ zur damaligen Zeit die Stadt. Nun kommt Lucas Cuchenheim zurück nach Rheinbach. Er ist mittlerweile Hauptmann über ein Regiment des Fürstbischofs Bernhard von Galen. Nun soll er einen Verräter aufspüren, der sich angeblich in seiner alten Heimatstadt aufhalten soll. Eine neuerliche Begegnung mit Madlen und auch mit Peter reißt unweigerlich alte Wunden auf. Nur zögerlich können sich die Jugendfreunde annähern. Ausgerechnet Madlens Verlobten Peter bittet Lucas um Hilfe bei der Suche nach dem Verräter. Aber diese Angelegenheit ist nicht das einzige, was die beiden jungen Männer umtreibt. Peter vermutet in Lucas einen Rivalen um Madlens Herz, zu Recht, wie man bald erfährt, denn Lucas fühlt sich nach wie vor zu Madlen hingezogen, auch wenn er das lange vor sich selbst leugnet.
Und Madlen? Sie steht zwischen den beiden Männern, die sie bereits seit ihrer frühen Jugend kennt, und plötzlich weiß sie nicht mehr, was sie denken und fühlen soll.
Auch mit ihrem neuesten historischen Roman hat Petra Schier es wieder geschafft, mich zu packen und zu faszinieren. Ihre Protagonisten sind etwas Besonderes, einfach tolle Charaktere. Sie wirken allesamt sehr authentisch. Ihre Emotionen und Gedankengänge konnte ich sehr gut nachvollziehen, denn die Situation, wie sie beschrieben ist, wirkt sehr realistisch. Besonders gut gefällt mir, dass die Autorin keine Schwarz-Weiß-Malerei betreibt, sondern die Wesenszüge und Reaktionen der Protagonisten sehr natürlich und menschlich darstellt, wie sie im wahren Leben eben auch immer wieder vorkommen. Ihre Romanfiguren haben Tiefe und Glaubwürdigkeit

Die Rahmenhandlung für diese interessante Dreiecks-Liebesgeschichte bilden die historischen (Kriegs-)Ereignisse, die sich an Allerheiligen im Jahr 1673 in Rheinbach zuspitzen.
Das Kriegsgeschehen erreicht die Stadt, und die Menschen fliehen vor der rohen Gewalt und sind verzweifelt, als der Prinz von Oranien mit vier Regimentern anrückt und die Stadt einnimmt. Dass seine Leute plündern und brandschatzen, kann er nicht verhindern. Inmitten dieser schrecklichen Geschehnisse irrt Madlen durch die Stadt. Ihr Leben ist aus den Fugen geraten, und als Leser begleitet man sie auf ihrem Weg und bei dem Versuch, zu retten was zu retten ist. Die Eindrücke, die Petra Schier ihren Lesern hier liefert, sind sehr lebendig und gehen unter die Haut. So ganz nebenbei ist der Roman auch noch lehrreich, denn man begegnet einigen historischen Personen und lernt und erfährt so manches über rheinisches Brauchtum im 17. Jahrhundert, beispielsweise das Mailehen oder auch das Schlutgehen.

Mich hat dieser großartig geschriebene Roman von der ersten bis zur letzten Seite mitgenommen und gefesselt. Das war mal wieder ein Buch, das ich am liebsten in einem Stück verschlungen hätte!

Veröffentlicht am 29.01.2019

"Dackelglück" ist auch mein Glück!

Dackelglück
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Schon vor einigen Jahren habe ich die ersten vier Bände um den liebenswerten und klugen Dackel Herkules mit Begeisterung verfolgt.
Nun ist Band 5 erschienen, und ich habe mich riesig über das Wiedersehen ...

Schon vor einigen Jahren habe ich die ersten vier Bände um den liebenswerten und klugen Dackel Herkules mit Begeisterung verfolgt.
Nun ist Band 5 erschienen, und ich habe mich riesig über das Wiedersehen mit Herkules und seiner Familie gefreut. Seit dem Erscheinen des letzten Bandes ist viel Zeit vergangen, nicht nur in der Realität, sondern auch in Herkules‘ Leben. So trifft man zwar in dieser neuen Geschichte „alte Bekannte“ wieder, aber es hat sich auch in Herkules‘ Umfeld so einiges geändert. Im letzten Band haben Caro und Marc geheiratet, inzwischen sind sie, Herkules eingerechnet, eine siebenköpfige Familie . Der Kater „Herr Beck“ ist mittlerweile verstorben, und Herkules trauert seinem guten Freund immer noch sehr nach. Als Luisa, die Älteste der Wagners, eines Morgens eine Tüte an der Praxistür findet, in der sich ein kleines schwarzes Kätzchen befindet, ist die Begeisterung bei den vier Wagner-Kindern groß – nicht so bei Herkules. Er braucht lange, bis er sich an den Familienzuwachs gewöhnt, auch ist er der Meinung, seinen alten Freund, Herrn Beck, kann das Findelkätzchen Schröder nicht ersetzen, aber als es Partnerschaftsprobleme bei Caros Kollegen Daniel und seiner Nina gibt, findet Herkules in Schröder unerwartet einen guten Verbündeten. Was die beiden dann so aushecken, ist wieder mit viel Herz und Humor geschildert.
Ich liebe diese turbulente und äußerst amüsante Familiengeschichte. Hier kommt beim Lesen unweigerlich gute Laune auf, und auch wenn er anfangs etwas genervt wirkt, so beweist Herkules im Lauf der Handlung wieder seine Klugheit und sein großes Herz.
Zwischen Band 4 und dem Erscheinen dieses neuen Romans liegen viereinhalb Jahre. Ich hoffe sehr, dass uns Frauke Scheunemann mit weiteren Herkules-Geschichten beglücken wird und unsere Geduld nicht auf eine allzu große Probe stellt. Über ein baldiges Wiedersehen mit den sympathischen Charakteren würde ich mich sehr freuen.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Richtig gute Ideen!

Bastelspaß für Kinder ab 2 Jahren
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Die Zutaten für die gezeigten Bastelarbeiten findet man fast alle in jedem Haushalt. Aus leeren Flaschen, altem Papier, Papprollen (von Toilettenpapier oder Küchenrollen), Tetrapacks, Wäscheklammern und ...

Die Zutaten für die gezeigten Bastelarbeiten findet man fast alle in jedem Haushalt. Aus leeren Flaschen, altem Papier, Papprollen (von Toilettenpapier oder Küchenrollen), Tetrapacks, Wäscheklammern und anderen Dingen, die sonst oft im Müll landen, werden hier schöne und zum Teil auch nützliche Sachen gebaut. Die gezeigten Vorschläge sind so gehalten, dass Kinder ihre Fantasie einsetzen und eigene Varianten entwickeln können. Es ist toll, was da an kleinen Schätzen entsteht. Alle Anleitungen sind bebildert und leicht umsetzbar, und die farbigen Fotos machen Lust, gleich mit einem Projekt anzufangen. Einige Basteleien sind durchaus schon für Zweijährige machbar, andere würde ich erst fürs Vorschulalter empfehlen, beispielsweise den Weihnachtschmuck aus Teelicht-Aluschalen, denn diese können doch etwas scharfkantig sein, so dass die Kinder vorsichtig damit umgehen müssen. Das Basteln nach diesen Empfehlungen macht zuhause Spaß, ist aber auch für Kitas geeignet, beispielsweise für "spielzeugfreie Zeiten", die viele Einrichtungen regelmäßig einplanen.
So ganz nebenbei lernen die Kinder den Wert alter Rohstoffe kennen und dass vieles, was in einem Haushalt an (Verpackungs-)Müll anfällt, zum Wegwerfen viel zu schade ist. Upcycling ist eine gute Sache, und das Buch zeigt sehr anschaulich, dass man aus alten Plastikflaschen oder Tetrapacks so tolle Sachen wie Hängevasen, Sparschweine oder Geldbörsen herstellen kann.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Düster, tragisch, geheimnisvoll - einfach faszinierend!

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Johann Georg Faust hat es wirklich gegeben. Der vermutlich in Knittlingen geborene Mann war ein wandernder Wunderheiler, Alchimist, Magier und Astrologe. Seine Biografie nahm Johann Wolfgang von Goethe ...

Johann Georg Faust hat es wirklich gegeben. Der vermutlich in Knittlingen geborene Mann war ein wandernder Wunderheiler, Alchimist, Magier und Astrologe. Seine Biografie nahm Johann Wolfgang von Goethe als Grundlage für seine Tragödie „Faust“.
Oliver Pötzsch hat Fakten gesammelt und neu aufbereitet. In einer sehr gelungenen Melange aus historisch bekannten Tatsachen, Goethes Zitaten und eigener Fiktion hat er einen großartigen, außergewöhnlichen Roman geschaffen.
Alles beginnt in Knittlingen, wo Johann Georg als junger Mann lebt. Er ist hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und seinem Wissensdurst. Einerseits sollte er auf dem väterlichen Hof mitarbeiten, auf seinen kleinen, geistig zurückgebliebenen Bruder achten und seine kranke Mutter pflegen, aber es drängt ihn, seine Zeit lieber in der Bibliothek des Klosters Maulbronn zu verbringen. Außerdem ist er verliebt in Margarethe, die Tochter des Knittlinger Pflegverwalters.
Als der Magier Tonio del Moravia in Johanns Leben tritt, ist dem Jungen nicht bewusst, worauf er sich einlässt. Vieles ändert sich plötzlich, und es treten einige unvorhergesehene, unheimliche Ereignisse ein. Zu diesem Zeitpunkt ist Johann gar nicht recht bewusst, dass er es hier mit einer bösen Macht zu tun hat. Johanns Entwicklung, seine Erlebnisse und Begegnungen werden in diesem Buch auf eine sehr mitreißende Art geschildert. Die Charaktere sind ausgefeilt und toll beschrieben, und die vielschichtige Handlung lässt einen kaum zu Atem kommen. Es ist ein Roman mit großen Emotionen, mit Höhen und Tiefen. Hier geht es um Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe aber auch um Hass, Machtgier und Verrat und nicht zuletzt um die Wirkung dunkler Mächte.
Johanns Kontakt mit dem Bösen, das immer wieder seinen Weg kreuzt und ihn verfolgt, lässt so manchen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele zu.
Daneben gewährt der historische Roman gute Einsichten in den damaligen Alltag der einfachen Menschen, vor allem der Spielleute. Und immer ist da auch etwas Unfassbares, Unheimliches, das die ganze Geschichte begleitet.
Ich habe den Roman zum Teil gelesen, bin dazwischen aber auch zum Hörbuch gewechselt und habe diese Entscheidung nicht bereut.
Das ungekürzte Hörbuch wird von Tobias Kluckert unfassbar gut gesprochen! Mit seiner markanten Stimme verleiht er der Handlung Tiefe und Gefühl, und es gelingt ihm ganz hervorragend, das Düstere, Mystische der Geschichte perfekt in Szene zu setzen.
Mich haben beide Ausführungen fasziniert und begeistert. Im Herbst 2019 wird es einen Fortsetzungsband geben, denn der erste Band hat zwar ein stimmiges Ende, aber es gibt doch auch noch viel Ungeklärtes, Unausgesprochenes. Ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, wie es mit Dr. Faust und seinen Begleitern weitergeht.