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Veröffentlicht am 15.09.2016

Das fremde Mädchen

Das fremde Mädchen
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Inhalt (übernommen)

Barth, 1803. Halb verhungert klopft Starling, ein Mädchen unbekannter Herkunft, an die Tür von Lord Faulkes. Alice, dessen Pflegetochter, nimmst sie in ihre Obhut. Schnell fasst Starling ...

Inhalt (übernommen)

Barth, 1803. Halb verhungert klopft Starling, ein Mädchen unbekannter Herkunft, an die Tür von Lord Faulkes. Alice, dessen Pflegetochter, nimmst sie in ihre Obhut. Schnell fasst Starling Vertrauen zu ihrer Retterin, und die beiden werden unzertrennlich. Bis Jonathan Alleyn, der Enkel des Lords, eine immer wichtigere Rolle für Alice zu spielen beginnt. Aus Eifersucht lässt sich Starling zu einem folgenschweren Verrat hinreißen...

Barth, 1821: Die verarmte Rachel tritt eine Stelle als Gesellschafterin im herrschaftlichen Haushalt von Jonathan Alleyn an. Dieser lebt völlig zurückgezogen und ist verbittert - besonders zwischen ihm und dem Dienstmädchen Starling spürt Rachel ein Gefühl der Ablehnung. Nur Rachel gegenüber beginnt sich Jonathan langsam zu öffnen. Mit ihrer Ankunft kehrt die Vergangenheit in das Haus Alleyn zurück. Nach und nach erfährt sie von Alice, Jonathans großer Liebe, und ihrem spurlosen Verschwinden. Was passierte damals wirklich? Und welche Pläne verfolgt Starling, die einen tiefen Hass gegen Jonathan zu hegen scheint?

Charaktere

Rachel, Starling und Jonathan sind die Hauptcharaktere. Rachel, eine starke Frau für ihre Zeit, überzeugte mit Mut, Verständnis und Klugheit. Hat sie sich manchmal auch gegen ihren Willen untergeordnet, hat sie sich doch immer zur richtigen Zeit aufgelehnt und für ihr Weltbild richtig gehandelt.
Starling hat mir ihrer unbekannten Herkunft und mit ihren fehlenden Wurzeln zu kämpfen. Alice nimmt sie liebevoll auf und sie entwickelt sich zu einer liebevollen Frau, die fast schon über Leichen gehen würde, um Alice zu gefallen. Fast 20 Jahre später wird sie von ihrer Wut und ihrer Hilflosigkeit bestimmt. Sie ist ein Leben lang auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit.
Jonathan ist von seinen Erlebnissen im Krieg und dem Verschwinden von Alice gezeichnet. Er nimmt nicht mehr am Leben teil, bis Rachel in Selbiges tritt: Sie gibt ihm sein Selbstbewusstsein zurück, nimmt ihm Teile seiner "Schuld".

Auch die anderen Charaktere, wie Jonathans Mutter, die Dienstboten, sind sehr liebevoll und treffend gezeichnet worden.

Schreibstil

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: 1803-1808 und 1821-1822, wobei die Zeit um 1820 mehr Raum einnimmt. Katherine Webb konnte mich mit einen schönen Schreibstil überzeugen. Das Buch ließ sich flüssig lesen, war atmosphärisch und die Sprache war dem 17. Jahrhundert, in dem es spielt, angepasst, ohne zuviel zu sein. Wenn die Geschichte sich auch teilweise zum Schluss hin etwas gezogen hat und vorhersehbar war, konnte sie doch mit kleinen Überraschungen und Auflösungen punkten.

Fazit

Ein toller Roman mit kleinen Längen, aber mit Gefühl, Atmosphäre, Liebe, Leidenschaft und Verrat: Düster und Hell zugleich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Wind war es

Der Wind war es
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Inhalt (übernommen)

Eine junge Laientheatergruppe aus München verbringt eineige Wochen in einem winzigen Dorf am Meer: Stefan, der ambitionierte Autor, mit seiner Freundin Barbara. Anton, der Regisseur, ...

Inhalt (übernommen)

Eine junge Laientheatergruppe aus München verbringt eineige Wochen in einem winzigen Dorf am Meer: Stefan, der ambitionierte Autor, mit seiner Freundin Barbara. Anton, der Regisseur, der alles auf eine Karte gesetzt hat. Michael, der charismatische Germanistikstudent. Katrin, die Kunststudentin, die heimlich in Michael verliebt ist und immer bestrebt, die richtige der drei Brillen aufzusetzen. Und Lisa, die Medizinstudentin, die ihre gewohnte Zurückhaltung auf dieser Reise aufgeben wird. Die Truppe beginnt mit den Proben für ein neues Stück, und alles scheint nach Plan zu laufen. Dann aber kommt ein heftiger Sturm auf, der niemand verschont. Er tobt und wütet tagelang, macht die Köpfe wirr, wirbelt durcheinander, weckt Leidenschaften, lockt Gefühle hervor, schürt Eifersucht. Danach ist nichts, wie es war. Als am Morgen nach der letzten winddurchtosten Nacht ein Mitglied der Gruppe tot aufgefunden wird, sitzt der Schock tief...



Charaktere

Hier treffen sechs Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können: Jeder verfolgt mit dem Aufenthalt am Meer ein anderes Ziel, will teilweise zu sich selber finden, oder einfach nur den Sommer und die Liebe genießen. Leider lernen wir die sechs nicht wirklich grundlegend kennen: Die Geschichte beginnt mitten im Leben der Jugendlichen, wir erfahren keine Vorgeschichte und auch gibt es kein Danach. Wir sind dürfen "nur" diesen einen Sommer in Kroatien mit ihnen verbringen. Als der Sturm aufzieht, ändern sich die Charaktere, jeder geht mit dem Wind anders um. Alle werden im wahrsten Sinne des Wortes durcheinandergewirbelt, sie müssen sich ihren Gefühlen stellen, der Frage, was sie wirklich wollen. Und jeder reagiert untypisch: Ich finde - bis auf Anton - haben sich alle im Sturm um 180 Grad gedreht.

Einzig und allein Toma und Julia, Barbaras Tante und ihr Freund, konnte mich wirklich überzeugen. Sie haben Beständigkeit und Ruhe in die Geschichte gebracht und hier kam viel Gefühl für mich rüber.

Schreibstil

Natasa Dragnic hat eine sehr außergewöhnliche Erzählweise: kurze, knappe Sätze im Wechsel mit Monologen und geheimnisvollen Worten, Andeutungen konnten mich überzeugen. Die Natur, das Meer und den Sturm war in meinem Wohnzimmer! Auch lebte das Buch von verschiedenen Tempi: Der Anfang gemächlich, alle sind auf Sommer eingestellt, Mitten im Sturm wird alles aufregender, verwirrender.

Leider manchmal etwas zu verwirrend. Die Gedanken, die Beobachtungen und die Erzählperspektive wechselte so schnell, dass ich nicht mehr folgen konnte. Auch hat mir manchmal der Tiefgang gefehlt: Ich hab zwar alles mitbekommen, weiß wer wie auf was reagiert hat, aber leider nur oberflächlich. Ich hätte mir mehr tiefer gehende Gespräche, Diskussionen, Gedankengänge gewünscht. Und der Schluss ließ für mich zu viele Fragen nach dem "Warum?" auf.

Fazit

Ein ungewöhnlicher Roman, der einen ins romantische Kroatien entführt voller (oberflächlicher) Emotionen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Sommer mit Lulu

Die Sommer mit Lulu
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Inhalt (übernommen)

Die Villa Los Roques ist ein zeitloser Ort: Seit drei Generationen zieht das kleine Strandhotel im äußersten Osten Mallorcas Bohemiens und Lebenskünstler an. Als Lulu, die Besitzerin, ...

Inhalt (übernommen)

Die Villa Los Roques ist ein zeitloser Ort: Seit drei Generationen zieht das kleine Strandhotel im äußersten Osten Mallorcas Bohemiens und Lebenskünstler an. Als Lulu, die Besitzerin, inzwischen über 80 Jahre alt, eine Nachmittags zufällig auf ihren ersten Ehemann Gerald trifft, kommt es zum Handgemenge, und die einstigen Liebenden ertrinken im Meer. Entsetzt kehren Luc und Aegina, die Kinder aus den zweiten Ehen, auf die Insel zurück, um ein schweres Erbe anzutreten, immer der Frage nach: Was ist im Sommer 1948 passiert? Denn in der kleinen Inselgemeinschaft hat jede Intrige und jede Affäre ihren Ursprung in der Vergangenheit. Und die alten Enttäuschungen sind längst nicht vergeben.

Schreibstil

Der Leser bekommt die Geschichte um Gerald und Lulu rückwärts erzählt: Eine spannende Alternative, die den Spannungsbogen aufrecht erhalten hat. Da man als Leser schon mehr weiß, als die Protagonisten. Nur das Geheimnis selber wird bis zum Schluss bewahrt. Leider muss ich sagen, dass mir die Sprache teilweise sehr schwer gefallen ist, zu lesen. Für mich als nicht Spanisch Sprechende waren zu viele Wortwechsel in dieser Sprache enthalten - es ließ sich leider bis auf wenige Ausnahmen auch nicht herleiten, was gesprochen wurde. Und das Übersetzungsprogramm wurde mir auf Dauer zu lästig. Auch war mir der Bezug zu "Odysseus" und "Homer" zu viel. Wer die Geschichte um den bekannten Seefahrer, wie ich, zuletzt in der Schule gelesen hat und nicht mehr richtig weiß, was sie beinhaltet, tut sich schwer, die Beziehung zur Geschichte um Gerald herzustellen.
Leider muss ich auch sagen, dass ich vom Schluss etwas enttäuscht war: Ich hätte nicht gedacht, dass das der Auslöser dafür war, dass die Geschichte der beiden so endet, wie sie endet.
Positiv erwähnen möchte ich das Flair, den das Buch hat: Man kann sich Mallorca mit seinen Gerüchen, seiner Sonne und seinem Meer ins Wohnzimmer holen.

Charaktere

Eigentlich erfährt man nicht sehr viel von den Protagonisten, da sich der Schwerpunkt durch die verschiedenen Zeitebenen immer wieder ändert: Lulu habe ich als eine komische Alte kennen gelernt und leider konnte ich auch bis zum Schluss keinen Zugang zu ihr finden. Ihr Handlungsweisen haben mich verständnislos zurückgelassen.
Gerald hingegen war der "Pechvogel". Ein sympathischer Kerl, der viel im Leben mitmachen musste und aber trotzdem herzlich blieb und für etwas bestraft wurde, wofür er nicht konnte.
Auch Luc und Aegina - beide von ihrer Vergangenheit geprägt - konnten nicht aus ihrer Haut. Sie haben sich immer wieder zu falschen Zeit am falschen Ort getroffen. Sie haben sich zu sehr von der Vergangenheit beeinflussen lassen. Nichts desto trotz konnte zumindest Aegina durch ihre herzliche Art Sympathiepunkte gewinnen - Luc hingegen konnte ich nur mit Mitleid betrachten.

Fazit

"Die Sommer mit Lulu" ist kein Roman, den man am Pool oder am Meer "so kurz mal" lesen sollte. Er fordert den Leser und will seine ganze Aufmerksamkeit, die er auch verdient hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Zauber von Schokolade...

Der Duft der Träume
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„Der Duft der Träume“ ist ein Roman, der die Geschichte einer Schokoladenkanne erzählt. Wie ist sie entstanden? Wer hat sie in Auftrag gegeben? Wen hat sie im Leben begleitet und glücklich gemacht? Welche ...

„Der Duft der Träume“ ist ein Roman, der die Geschichte einer Schokoladenkanne erzählt. Wie ist sie entstanden? Wer hat sie in Auftrag gegeben? Wen hat sie im Leben begleitet und glücklich gemacht? Welche Wege ist sie gegangen?

Im Mittelpunkt stehen drei Frauen. Sara, Inhaberin einer Confiserie, Aurora, Dienstmädchen im 19. Jahrhundert und Mariana, Ehefrau eines Schokoladenproduzenten im 18. Jahrhundert. Alle drei haben etwas gemeinsam: Ihren Wohnort Barcelona, ihre Liebe zur Schokolade und eben diese Kanne aus weißen Porzellan.

Mehr möchte ich zum Inhalt nicht erzählen, da ich finde, dass sonst zuviel vom Zauber um die Kanne und die Schokolade genommen wird.

Care Santos ist ein außergewöhnlicher Roman gelungen, der in umgekehrter Reihenfolge erzählt wird. Wir erfahren zuerst die Geschichte um Sara, dann Aurora und am Ende Marianas.
Durch ungewöhnliche Erzählperspektiven schafft Santos es, die Geschichte spannend zu halten. Kein Teil ist wie der andere, jede Geschichte der Frauen wird aus einer anderen Perspektive erzählt. Besonders toll fand ich den Teil um Aurora: Hier spielt auch die Musik, im Speziellen die Oper, noch eine kleine Rolle.
Auch die Sprache fand ich als äußerst angenehm. Sie hat mich sofort in die jeweilige Geschichte finden lassen und sich sehr flüssig lesen lassen.

Und ganz nebenbei erfahren wir auch noch etwas zu Barcelona und zur Schokoladenherstellung.

Der Roman – der sich für mich als historischer Roman entpuppt hat – ist eine Liebeserklärung an Barcelona und an Schokolade!
Er hat mich überrascht, mich Schokolade noch mehr genießen lassen, mich schmunzeln lassen, und zum Nachdenken angeregt.

Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
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Inhalt
Im renommierten Irving-College ist es Tradition, seinem Zimmer-Nachfolger eine Überraschung zu hinterlassen. Duncan findet besprochene CDs seines Vorgängers Tim, die eine traurige Liebesgeschichte ...

Inhalt
Im renommierten Irving-College ist es Tradition, seinem Zimmer-Nachfolger eine Überraschung zu hinterlassen. Duncan findet besprochene CDs seines Vorgängers Tim, die eine traurige Liebesgeschichte offenbaren. Tim, der als Albino meist zum Opfer von Anfeindungen und Mobbing wird, verliebt sich darin in die begehrenswerte Vanessa. Mit ihr fühlt er sich das erste Mal nicht als Außenseiter. Trotzdem fehlt ihm der Mut, ihr seine Gefühle zu gestehen. Ein Mangel an Selbstbewusstsein, der zum tragischen Unglück führt. Für Duncan ist Tims Geschichte aber der Anstoß, endlich den entscheidenden Schritt in Richtung Liebe zu tun. Ein mitreißendes Debüt über das Erwachsenwerden, verbotene Liebe und Verlust.

Charaktere

Der Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt: Aus Duncans und aus Tims, doch Tims Sicht der Geschichte nimmt mehr Raum im Buch ein. Beide sind Jugendliche im letzten College-Jahr und auf der Suche nach sich selbst. Duncan wie auch Tim gehören nicht zu den begehrtesten Schülern, wobei Tim durch seinen Albinismus bisher eher im Abseits zu stehen scheint. Zumindest war das bisher so! Sein letztes Irving-Jahr belehrt ihn eines Besseren und er wird von seinen Mitschülern nicht mehr ständig angestarrt. Er fühlt sich zum ersten Mal „normal“ und dazugehörig.
Duncans Geschichte scheint mit Tims verbunden zu sein: Er bezieht nach Tims Abgang dessen Zimmer und auch er erlebt zum ersten Mal die große Liebe. Außerdem scheint die beiden noch mehr zu verbinden…
Auch Vanessa (Tims Freunden) und Daisy (Duncans Freundin) ergänzen die Geschichte gut. Sie sind sehr liebevoll und detailliert gezeichnet.
Das einzige, was mich gestört hat: Die Jugendlichen haben oft zu vernünftig für ihr Alter reagiert.

Schreibstil

Elisabeth LaBan hat eine tolle Sprache gefunden, um die Gefühle und Ängste der Protagonisten im Buch auszudrücken. Sie ist leicht und schwer gleichzeitig und regt zum Nachdenken an.
Besonders gefallen hat mir der Vergleich zur (literarischen) Tragödie, der sich wie ein roter Faden durchs Buch zieht. Man kommt selber ins Spekulieren und Grübeln, wenn Worte wie „Tragweite“, fallen und wie vielleicht alles anderes gekommen wäre, wenn genau in diesem Moment die Entscheidung anderes gefallen wäre. Wäre es wirklich anders gekommen? Hätte die Entscheidung wirklich solche Auswirkungen gehabt? Und hat nicht genau in diesem Moment genau diese Entscheidung fallen müssen?

Fazit
Ein tolles Jugendbuch, das durchaus auch von Erwachsenen gelesen werden kann.