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Veröffentlicht am 11.06.2019

Durchwachsene Reise zu einem typischen Ziel!

The Mister
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Klappentext:
London 2019. Das Leben meint es gut mit Maxim Trevelyan. Er ist attraktiv, reich und hat Verbindungen in die höchsten Kreise. Er musste noch nie arbeiten und hat kaum eine Nacht allein verbracht. ...

Klappentext:
London 2019. Das Leben meint es gut mit Maxim Trevelyan. Er ist attraktiv, reich und hat Verbindungen in die höchsten Kreise. Er musste noch nie arbeiten und hat kaum eine Nacht allein verbracht. Das alles ändert sich, als Maxim den Adelstitel, das Vermögen und die Anwesen seiner Familie erbt – und die damit verbundene Verantwortung, auf die er in keiner Weise vorbereitet ist. Seine größte Herausforderung stellt aber eine geheimnisvolle, schöne Frau dar, der er zufällig begegnet. Wer ist diese Alessia Demachi, die erst seit Kurzem in England lebt und nichts besitzt als eine gefährliche Vergangenheit? Maxims Verlangen nach dieser Frau wird zur glühenden Leidenschaft – einer Leidenschaft, wie er sie noch nie erlebt hat. Als Alessia von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, versucht Maxim verzweifelt, sie zu beschützen. Doch auch Maxim hütet ein dunkles Geheimnis.

Autorin:
E. L. James ist 1963 in London geboren. Die beiden Buchstaben stehen als Pseudonym für die Namen Erika Leonard. 25 Jahre lang hatte James für das Fernsehen gearbeitet, bevor sie beschloss, Geschichten zu schreiben. Ihr Wunsch war es, dass sich ihre Leser in diese Geschichten verlieben. Dieser Traum erfüllte sich 2011. In diesem Jahr veröffentlichte E. L. James den ersten Teil der weltberühmten Trilogie „Fifty Shades of Grey“. Insgesamt verkauften sich die erotischen Romane weltweit mehr als 150 Millionen Mal und wurden in 52 Sprachen übersetzt. 147 Wochen stand der erste Band “Fifty Shades of Grey: Geheimes Verlangen“ ununterbrochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Die Erotik-Trilogie wird aus der Sicht der Protagonistin Anastasia Steel erzählt. Mit den Veröffentlichungen „Grey – Fifty Shades of Grey von Christian selbst erzählt“ und „Darker – Gefährliche Liebe von Christian selbst erzählt“ wechselt dann die Perspektive. Die Geschichte erzählt nun die Hauptfigur Christian Grey. Die komplette Trilogie hat es bereits als Blockbuster in die Kinos geschafft. Von den Kritikern verschmäht, von den Fans jedoch geliebt. E. L. James lebt mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller und Drehbuchautor Niall Leonard, und ihren beiden Söhnen in Westlondon. Laut Time Magazine zählt sie zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt.

Sprecherin und Sprecher:
Regina Gisbertz, geboren 1977, stand seit ihrer schauspielerischen Ausbildung auf zahlreichen Theaterbühnen, zum Beispiel in Köln, Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Dortmund oder Oberhausen. Seit vielen Jahren ist sie auch als Synchronschauspielerin und Sprecherin tätig und arbeitet u. a. für arte, 3sat, ZDF, ARD, Sat1, etc. Auch im Fernsehen ist sie immer wieder zu sehen, u.a. in »Der letzte Zeuge«, »Alarm für Cobra 11«, »Danni Lowinski« und »Verbotene Liebe«. Im letzten Jahr spielte und sang sie die Rolle der Marilyn Monroe an den Schauspielbühnen Stuttgart. Heute lebt und arbeitet sie vorwiegend in Berlin.

Matthias Scherwenikas, geboren 1971, hat am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und am Sunbridge-College New York Schauspiel studiert. Zusätzlich absolvierte er ein Regiestudium in Moskau. Der Schauspieler und Synchronsprecher wirkte bereits in Hörspielproduktionen vom RBB, WDR, Deutschlandradio u.v.m. mit. Auch im Fernsehen ist seine Stimme zu hören: beispielsweise bei 3sat (Kulturzeit), SAT1 ("Akte09", "Akte20.10", "Akte20.11" und "24 Stunden") und N24 (Dokumentationen).


Bewertung:
Ich hatte zuvor schon viele schlechte Kritiken zu diesem Werk gelesen, auch eine liebe Freundin von mir ist nicht davon begeistert. Doch das hat mich nur noch neugieriger gemacht, sodass ich mich für ein Hörexemplar beworben habe.

Das Cover ist romantisch gestaltet und erinnert mich an Romane von Jane Austen. Die dunklen Farben werden mit dem Neonpink sehr schön zum tollen Blickfang hervorgehoben. Sieht so unschuldig aus, dafür wird man dann vom Inhalt überrascht …

Zum einen finde ich es sehr gut, dass es einen männlichen Sprecher und eine weibliche Sprecherin gibt. Allerdings gefällt mir der männliche Sprecher besser. Dem Sprecher kann ich wirklich stundenlang zuhören - extrem weich, sanft und beruhigend wirkt sie auf mich. Die Sprecherin wirkt da eher etwas aufgedreht dagegen. Da ist unterschwellig etwas schrilles bei. Die Abwechslung der beiden Stimmen empfand ich als sehr angenehm, allerdings können sie Alessias Akzente und Sprechart nicht standhalten. Das wechselt leider immer wieder zwischen Akzent und akzentfrei. Das passt gar nicht.

Mit Maxim und Alessia wurde ich nicht richtig warm … die Empfindungen kamen nicht richtig auf mich rüber. Die Gedanken von Maxim und Alessia kreisen nur umeinander, aber es passiert irgendwie nichts während der ersten CD. Maxim ist zudem für meinen Geschmack mehr als naiv oder dumm oder beides! Mehr sogar als Alessia! Da gibt es so einige Momente, in denen ich nur den Kopf geschüttelt habe, weil er so begriffsstutzig ist und Zusammenhänge nicht miteinander verbinden kann.

Caroline, Maxims beste Freundin und Witwe seines verstorbenen Bruders, finde ich ja überhaupt nicht sympathisch! Irgendwie konnte ich nicht mit ihr, ob Trauer oder nicht! Aus ihr wurde ich nicht schlau. Irgendwie wirkt sie ihrem verstorbenem Ehemann gegenüber gleichgültig. Dann ist wieder voll in Trauer um ihn. Ist schwer, sie da gefühlsmäßig Ernst zu nehmen. Dieses Hin und Her mit ihr hat mich ziemlich genervt! Mal in großer Trauer, dann wieder extrem Eifersüchtig und wütend Maxim gegenüber. Das wechselt bei ihr ja echt häufig in der Geschichte. Echt anstrengend! Ich hatte da kein Gefühl, wie ihre Beziehung zu Maxims Bruder war. Da hätte ich mal eine kleine Ausschweifung dazu sehr hilfreich gefunden, um das Ganze besser einsortieren zu können. Ihre ganzen Verhaltensweisen sind vorhersehbar und offensichtlich, nur Maxim versteht sie nicht. Ich schrieb ja: naiv oder dumm oder beides!

Es gibt einige überzogene und unrealistische Handlungen. Bis zur Mitte der Geschichte zieht sich alles endlos wie Kaugummi ohne Spannung. Ich hatte echt Mühe, weiterzuhören. Empfand ich schon als anstrengend. Mit dem illegalem Aufenthalt von Alessia habe ich gerechnet, ist ja nicht schwer zu erahnen, da so einiges vorhersehbar ist. Aber da steckt dann doch mehr dahinter. Das hat die Autorin geschickt eingefädelt. Hätte auch ein Gedanke sein können, aber mir ist der nicht gekommen. Die Intimität zwischen Alessia und Maxim finde ich sehr schön gefühlvoll und realistisch beschrieben. Mal endlich Sex ohne ewiges Gequatsche während des Akts und pornografischen Machogetue. Sehr gut gelungen!

Zur zweiten Hälfte der Geschichte fährt langsam Tempo rein und es wird immer spannender, sodass ich nicht mehr weghören wollte. Nun kommen auch neue Charaktere ins Spiel, die die richtige Würze bringen. Auch Alessias Eltern dürfen wir kennenlernen. Bis zum Ende hin bleibt es dann auch spannend und flaut nicht wieder ab. Nur das Ende hätte für mich nicht unbedingt ein Happy End sein müssen, was auch vorhersehbar ist, daher kann ich ohne Gefahr zum Spoilern auch darüber schreiben. Überraschungen gab es für mich nur eine, und die verrate ich auch nicht!

Diese ewige Anrede "Mister" finde ich völlig überzogen! Was für ein Unsinn! Sir oder Lord hätten hier völlig gereicht. So mal Maxim sowieso von jedem anders genannt wird. Auch Alessias Reaktion auf die Wahrheit zu Maxims Status ist total irrsinnig! Was ist denn so schlimm daran, dass sie es vorher nicht wusste? Was hat das bitte mit Maxims Gefühle zu ihr zu tun? Wenn die Autorin ein Drama bezwecken wollte, was ja offensichtlich ist, dann hätte sie schon etwas extremes und glaubwürdigeres nehmen sollen.


Fazit:
Tja, eine durchmischte Reise erwartet den Leser hier; lang und uninteressant geht sie bis zur Mitte. Dann wird umgestiegen auf faszinierend und erfreulich. Zwischendrin gibt es einige hässliche Sehenswürdigkeiten und das Ziel ist unspektakulär.

Ein Hörbuch, bei dem das einmal anhören völlig ausreicht. Für alle, die es unaufgeregt mögen und viel Durchhaltevermögen besitzen.



Mein großer Dank geht an den Verlag und die Organisation der Leserunde bei Lovelybooks, die es mir ermöglicht haben, diese ungewöhnliche Hörrunde über Pfingsten mitzumachen! Diese Art der Hörrunde finde ich toll und wünsche mir mehr davon!

Veröffentlicht am 17.05.2019

Nicht so süß wie erwartet, aber interessante Charaktere, von einer tollen Stimme zum Leben erweckt

Die Schokoladenvilla
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Klappentext:
Stuttgart, 1903: Als Tochter eines Schokoladefabrikanten gehört Judith Rothmanns ganze Leidenschaft der Herstellung von Schokolade. Um jeden Preis möchte sie einmal das Familienunternehmen ...

Klappentext:
Stuttgart, 1903: Als Tochter eines Schokoladefabrikanten gehört Judith Rothmanns ganze Leidenschaft der Herstellung von Schokolade. Um jeden Preis möchte sie einmal das Familienunternehmen leiten. Ihr Vater allerdings verfolgt andere Pläne. Er arrangiert eine vorteilhafte Heirat – mit einem Mann, den Judith nicht liebt. Da erhält sie unerwartet Hilfe von dem charismatischen Ex-Häftling Victor.

Autorin:
Maria Nikolai: Mit historischen Sachbüchern fing alles an - mit der Schokoladenvilla erfüllt sich der Traum einer opulenten Familiensaga. Seit der ersten Veröffentlichung im Jahr 2007 ist also viel geschehen. Historische Romane sind eine Leidenschaft, die sich inzwischen zu immer neuen Geschichten entwickelt. Abertausende gelesen - und einige geschrieben. Archive und Museen sind magische Anziehungspunkte, historische Begebenheiten Ausgangspunkte neuer Romanideen. Sie ausarbeiten zu dürfen und Sie, liebe LeserInnen auf den Flügeln meiner Fantasie mitnehmen zu dürfen in wunderbare Welten.

Sprecherin:
Beate Himmelstoß wurde 1957 in Starnberg geboren. Nach dem Abitur studierte sie Philosophie und Theaterwissenschaft in München und machte eine private Schauspielausbildung. Sie gestaltete mehrere Lyrikprogramme mit Musik und hält regelmäßig Originaltextlesungen philosophischer Texte.


Bewertung:
Das Cover passt wunderbar zu jener Zeit und wurde sehr sorgsam ausgewählt. Die Farben und der Titel vereinigen sich zu einem angemessenen Paar. Der Titel sagt bereits viel darüber aus, was im Mittelpunkt der Geschichte steht: Die Schokoladenvilla.

Die Hauptcharakter sind sehr gut ausgearbeitet und ihre jeweiligen Lebensgeschichten abwechslungsreich erzählt. Selbst die Nebencharaktere lassen Spannung aufkommen. Die Sprecherin vermag es, einnehmend ihre Stimme wiederzugeben. Sie haucht den Charakteren viel Leben ein.

Allerdings kommen so viele Nebencharaktere vor, dass ich den Überblick verlor. Den Zeitsprüngen konnte ich nicht folgen - ein Manko bei Hörbüchern. Im Buch könnte ich stetig zurückblättern und mir so die Daten in Erinnerung rufen. So spannend ich die Charaktere finde, die Geschichte selbst ist nicht besonders. Sie konnte mich nicht überraschen oder gar begeistern. Dass es weitere Bände geben wird, passt zu den vielen Charakteren, die mir hier viel zu viel in einem Band reingenommen wurden. Die erste Hälfte der Geschichte ist mir viel zu langgezogen und etwas zäh, die zweite Hälfte holt mit rasanter Spannung auf.


Fazit:
Eine durchschnittlich gute Geschichte, die von den gut ausgearbeiteten Charakteren getragen wird. Für mich waren einige Dinge vorhersehbar, wenn auch gut von der Sprecherin erzählt. Ich kann die 5-Sterne-Bewertung nicht nachvollziehen, da die Geschichte nichts überdurchschnittliches bietet.

Für mich als Schokoladen-Junkie ein Muss, ebenso für jene, die sich gerne in dem frühen 20. Jahrhundert fallen lassen. Ansonsten: Kann man hören/lesen, muss man aber nicht!

3,5 Sterne

Ab 14. Oktober 2019: Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre (Band 2)

Veröffentlicht am 19.03.2019

Flach, anspruchslos und manches überspitzt dargestellt!

Thief of Hearts - Verführt von dir
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Klappentext:
Lehrerin Andrea Anderson staunt nicht schlecht, als sie das erste Mal ihrem neuen Schüler gegenübersteht. Der unnahbare Ex-Gefängnisinsasse Stu Cross ist absolut keine gewöhnliche Erscheinung ...

Klappentext:
Lehrerin Andrea Anderson staunt nicht schlecht, als sie das erste Mal ihrem neuen Schüler gegenübersteht. Der unnahbare Ex-Gefängnisinsasse Stu Cross ist absolut keine gewöhnliche Erscheinung in ihrem Klassenzimmer, und sie muss zugeben, dass ihr in ihrer gesamten Karriere noch kein Schüler begegnet ist, der sie vom ersten Moment an so in seinen Bann gezogen hat wie Stu. Und unter seinen sehnsuchtsvollen Blicken fragt sie sich das erste Mal seit langer Zeit, ob sie der Liebe nicht doch noch eine Chance geben sollte. Doch Stu ist nicht ohne Grund in ihrem Unterricht. Er hat einen Auftrag und der hat nichts mit Liebe zu tun. Er muss eine alte Schuld begleichen, wenn seiner Familie nichts geschehen soll und dazu braucht er Andie. Doch je länger er mit ihr zusammen ist, desto schwerer fällt es ihm, sich einzureden, dass seine Gefühle für sie gespielt und nicht echt sind ...

Autorin:
L.H. Cosway lebt in Dublin und hat so gut wie jedes geisteswissenschaftliche Fach studiert, das es gibt. Die beste Inspiration zum Schreiben zieht sie aber aus Musik und den vielen verschrobenen Persönlichkeiten, die ihren Weg kreuzen – denn die erzählen einfach die besten Geschichten!


Bewertung:
Das Cover finde ich sehr schön und stilvoll. Hier muss ich nochmal erwähnen, wie sehr es mir gefällt, dass der Mann nicht nackt abgebildet ist. Passend wäre auch eine stilvoll gekleidete Frau dazu, das würde einen stärkeren Zusammenhang der Geschichte darstellen. Der Schreibstil der Autorin ist nicht außergewöhnlich, aber locker und hilft, die Geschichte gut durchzulesen.

Die Hauptcharaktere Andrea und Stu sind recht einfach konstruiert und leicht zu verstehen. Sowohl die Charaktere als auch die Geschichte sind anspruchslos und sehr gewöhnlich nach Schema 08/15. Sie konnten mich insoweit fesseln, als dass die Geschichte einfach und fließend zu lesen war und so manch humorvoller Ausspruch zwischen den beiden hervorkam.


Fazit:
Viele Szenen sind einfach überspitzt geschrieben. Ein wenig mehr Stil würde ihr gut tun. Durch den leichten und einfach gehaltenen Schreibstil lässt sich die Geschichte sehr zügig lesen. Es ist ein gutes Buch für Zwischendurch, wenn man mal den Kopf ganz ausschalten möchte. Einen hohen Anspruch lässt sich hier nämlich nicht erfüllen. Es ist das erste Werk der Autorin, das ich lese und werde es auch dabei belassen. Mehr als 3,5 Sterne kann ich nicht dafür vergeben.

"Es ist meine Pflicht, Ihnen dabei zu helfen, Ihren Geist zu öffnen", sagte ich zu Susan. "Wissen Sie, was man darüber sagt?", mischt sich Larry in das Gespräch ein. "Öffnet man seinen Geist zu weit, fällt möglicherweise das Gehirn heraus."
(Seite 62)


Ich danke netgalley und dem Verlag für das bereitgestellte eBook.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Mal fesselnd, mal hölzern ... gute Geschichte mit einigen Makeln.

Das gefälschte Siegel
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Inhaltserzählung:
Es gab eine Legende, die erzählte von der Erschaffung der Steinernen Wächter, und wie alle tausend Jahre alten Geschichten mochte sie ebenso gut wahr sein. Zugetragen hatte sie sich an ...

Inhaltserzählung:
Es gab eine Legende, die erzählte von der Erschaffung der Steinernen Wächter, und wie alle tausend Jahre alten Geschichten mochte sie ebenso gut wahr sein. Zugetragen hatte sie sich an genau diesem Ort, in der Krypta tief im Berg unter der Burg des Dämons La-Esh-Amon-Ri, der nun endlich tot war, gebannt in eine Schriftrolle, gemacht aus seiner eigenen Haut, beschrieben mit Runen aus seinem eigenen Blut, gehalten durch ein Siegel aus seinem eigenen Namen. Es war ein harter Sieg und ein verlustreicher, und von den Gefährten war niemand mehr am Leben außer Damar und der Zauberin Ililiané. Neun schlanke steinerne Säulen standen dort, eine auf jedem Zacken des Sternes, der für immer in den Boden eingelassen war. Ililiané berührte sie eine nach der anderen und sprach dabei mächtige Worte: Es waren Namen, die dem Gestein Leben einhauchten und ihm Menschengestalt gaben, und bald begannen die so erschaffenen Krieger sich zu regen, ganz als wären sie echte Männer.

"Hört mir zu, ihr Steinernen Wächter", sprach die Zauberin. "Ihr werdet von nun an über die diese Schriftrolle wachen, die so mächtig ist und so gefährlich, dass sie niemals einem Sterblichen in die Hände gelangen darf. Ihr werdet sie bewachen mit dem Leben, das ich euch gegeben habe, und wie das Gestein, aus dem ihr gemacht seid, sollt ihr unempfänglich sein für alle Verlockungen und Versuchungen, ob sie nun aus dem Munde eines Menschen kommen oder eines Dämons. Mit euren Klingen aus Stahl und euren Herzen aus Stein sollt ihr über diesen Ort wachen und über die Schriftrolle bis an das Ende aller Tage."
(Seite 38/39/40)


Autorin:
Maja Ilisch, geboren 1975 in Dortmund, studierte Öffentliches Bibliothekswesen an der FH Köln und absolvierte eine Ausbildung zur Fachbuchhändlerin. Sie schrieb unter anderem für TV-Serien auf SAT1 und RTL sowie für ein Hörspiellabel, für das sie auch eine Phantastikreihe konzipierte. Außerdem betreibt sie die Website des von ihr gegründete Fantasy-Autorenforums TINTENZIRKEL. Heute lebt sie als Bibliothekarin und freie Autorin mit ihrem Mann in der Nähe von Aachen, wo sie sich mit Büchern umgibt und ausgewählte Gäste mit ihrer Puppensammlung erschreckt, die fast nur aus Köpfen besteht.


Bewertung:
Ich habe die Bewertung auf einige Tage aufgeteilt, weil ich Schwierigkeiten hatte, eine zu erstellen. Nicht, dass das Buch grottenhaft schlecht ist, nur ist es für mich in meiner Zerrissenheit wie bei der Bewertung zu "Die Verlobten des Winters"; alles richtig zu erfassen und in der Rezension einfließen zu lassen, erfordert höchste Konzentration und Anstrengung. Ich hoffe, nichts zu vergessen ...

Tausend Jahre, und niemand hatte die Schriftrolle auch nur angerührt. Sie lag auf ihrem steinernen Podest wie am ersten Tag, als wäre alle Zeit nur Einbildung, und nicht einmal Staub wollte sich auf ihr niederlassen. Sie beherrschte den Raum, und nichts beherrschte sie. Vielleicht wusste sie, wie bedeutsam sie war. Und vielleicht wusste es auch der, der in ihr saß, für alle Zeit gezwungen, gebannt, gesiegelt. Es gab genug Gründe, die Schriftrolle zu fürchten. Und selbst Staub, Zeit und Zerfall hielten sich daran. (Seite 9)

Das Cover scheint düster und etwas mystisch, was zur Geschichte passt. Die vier Personen darauf geben die Personen auf der langen Reise in der Geschichte wieder. Das große Zeichen, das wie ein Siegel aussieht und wohl auch eines darstellen soll, ist natürlich hervorragend zum Titel und zur Geschichte gewählt; alles insgesamt sehr stimmig! Der Schreibstil ist etwas poetisch und märchenhaft, ebenso die Art der Geschichte. Sie ist leicht geschrieben und nicht schwer, so wie manche poetische Geschichten. Sie lässt einen ab und an - trotz der Fantasiegeschichte - sinnvoll über Lebensthemen nachdenken. Es lässt sich zudem ein leichter Humor rauslesen - nicht offensichtlich, eher zwischen den Zeilen; wie ein Buch, dass nicht humorvoll rüberkommen möchte, es aber doch irgendwie tut.

"Magie ist nicht zum Vorführen gedacht, nicht zur Belustigung - sie ist eine Kunst, ein kostbares Gut, und wo sie nicht sich selbst dient, der Weisheit oder der Schönheit, darf sie nicht mutwillig abgenutzt werden." (Enidin, Seite 98)

Die Charaktere sind individuell gestaltet, genau wie ihre Namen;

Tymur, der jüngste Königssohn, ist von Kindesbeinen an fasziniert von der geheimnisvollen Schriftrolle. Er freundet sich mit dem Steinernen Wächter Lorcan an, der mit seinen acht Steinernen Brüdern, die Schriftrolle bewacht. Tymur ist sehr launenhaft, neckisch und wissbegierig. Sein Gemütszustand wankt von einer zur nächsten Sekunde von Frohnatur zu Überheblichkeit.

Lorcan, einer der acht Steinernen Wächter, widmet sein Leben dem Schutz der Schriftrolle. Den jüngsten Königssohn Tymur kennt er seit dieser ein kleiner Junge war. Lorcan ist überlegt, pflichtbewusst und versucht stets das Richtige zu tun. Jedoch bringt Tymur ihn in Gewissenskonflikte, zwischen ihm und seiner Aufgabe zu wählen. Denn für Lorcan ist Tymur mehr als bloß der Thronerbe.

Kevron, der beste Fälscher im Lande, ist seit dem Tod seines Bruders dem Suff verfallen. Er hat vier Jahre lang seine Wohnung kaum verlassen, aus Angst vor dem Meuchelmördern seines Bruders. Er ist klug, besonnen (wenn er klar bei Verstand ist und sich nicht von seinen Ängsten übermannen lässt) und Tymur ein Vertrauter.

Enidin, eine angehende Magierin, ist hochnäsig zu ihren Kameraden und Oberin Mutter, sehr ehrgeizig und voreilig in ihrem Tun. Sie hat den Drang, allen beweisen zu wollen, die beste Magierin zu sein. Ihr Hauptmerk liegt auf der Zeitraum-Theorie und der Erstellung von Portalen. Sie ist oftmals recht ungestüm und unerfahren, was sie in Konfliktsituationen manövriert.

Er hatte sein Schwert zurückgelassen und seine Rüstung, seinen Titel und seine Ehre und was auch immer er jemals besessen hatte - doch zwei Dinge konnte ihm niemand nehmen: die Liebe, die er in seinem Herzen mit sich trug, und die Weisheit des Steines. (Lorcan, Seite 61)

Die Geschichte gibt die Erzählweise allen vier Charakteren wider, sodass wir als Leser einen Eindruck von den jeweiligen Gedanken und Gefühlen bekommen. Zu Anfangs gab besonders Lorcan mir großen Rätsel auf, da seine schwerwiegende Entscheidung, seine Steinernen Kameraden aufgrund einer Lüge zu verlassen, alles in mir tobte. Und dann verschwindet er für eine lange Zeit aus der Geschichte, und ich fragte mich die ganze Zeit, wann ich wieder von ihm zu lesen bekomme. Das ließ zunächst eine große Lücke zurück, bis er wieder auftauchte. Ich hielt seinen Entschluss für einen großen Fehler, da er damit erst das ganze Unglück in Gang gesetzt hatte. Viele Kapitel später war ich in der Lage, die andere Seite davon zu erblicken - nämlich, dass ohne seine Entscheidung die Schriftrolle und ihr Siegel gar nicht hinterfragt worden wäre, was schließlich alle vier zusammen (Lorcan, Tymur, Kevron und Enidin) auf die lange Reise zum Lüften der Wahrheit geführt hatte.

Was war zuerst, der Gedanke oder die Tat? Zeit war eine Illusion. Alles geschah gleichzeitig, nur die Wahrnehmung entschied darüber, was wann war, ein neuer Blickwinkel, und alles konnte anders sein ...
(Seite 104)


Es tauchen einige unrealistische Szenen auf, z.B. fragt Enidin nicht einmal nach, wer der fremde Mann ist, der in ihre Zelle tritt ... Da sieht man als Leser ganz andere Handlungen und Dialoge vor Augen, als es tatsächlich zu lesen gibt. Enidin ist ständig mit ihrem Aussehen beschäftigt, was mich oft nervend aufstöhnen ließ. Sie wird immer wieder als eine der größten Magierinnen - manchmal sogar als die größte von ihnen - beschrieben, auch von sich selbst, und bringt irgendwie nichts richtig zustande. Das war schon echt enttäuschend für mich und unstimmig. Die Erschaffung der Portale sind dagegen sehr plastisch beschrieben, sodass ich das Bild dazu vor Augen hatte. Tymur hat solch heftige Stimmungsschwankungen, dass sie etwas unrealistisch rüberkommen. Auch die Nähe der Schriftrolle kann das nicht vollends erklären. Hier und da kommen auch mal lustige Szenen zustande, die mich schmunzeln ließen.

"Hast du keinen Funken Anstand?" "Ich habe etwas Besseres", erwiderte Tymur spitz. "Ich habe es eilig." (Seite 152)

Die ersten Kapitel sind sehr fesselnd, dann flaut es etwas ab und wird zäh. Im anderen Moment liest es sich wieder spannend ... das geht hin und her durch das ganze Buch. Es erinnert mich wirklich sehr an "Die Verlobten des Winters", bei dem es sich genauso verhält. Auch ist es hier etwas schwierig, alle Aspekte der Geschichte zu bewerten, trotz Notizen. Die Charaktere sind insgesamt gut erstellt, nur Tymur ist für mich etwas flach beschrieben. Vielleicht liegt das an seinem stetigen Gefühlswandel, trotz dessen erfährt der Leser kaum etwas über seine wahren Gedanken und Empfindungen. Hier hätte ich mir mehr Einblicke gewünscht, das hätte ihn für mich sympathischer gemacht. Bei ihm weiß niemand, woran er ist, auch nicht der Leser. Was anfänglich fesselnd ist, nervt mit Fortschreiten des Buches nur noch.

"Denk dir einfach, dass ich dich mag", sagte er sanft. "Denk dir, dass ich dich sogar sehr mag. Mehr, als ich zeigen darf, mehr, als ich mir erlauben könnte." (Tymur, Seite 177)


Fazit:
Hier habe ich wieder das Gefühl so viel geschrieben und doch nichts wirklich ausgedrückt zu haben ... ich tue mich schwer, die Geschichte zu bewerten. Ich wusste schon bei der Hälfte des Buches, wie meine Sternen-Bewertung ausfallen würde, sollte sich nichts ändern.

Die Geschichte ist eine tolle Erfindung, jedoch manchmal hölzern erzählt. Tymur und Enidin sind etwas schwache Charakter im Gegensatz zu Lorcan und Kevron, die gut erdacht wurden. Das Thema Sexualität - auch in verschiedenen Richtungen - kommt ganz unerwartet zum Vorschein, und ich erhoffte mir eine Hauptrolle im gesamten Verlauf. Satt dessen trieb es nur nebenbei mit, was mir dennoch gefiel. Das letzte Drittel wurde richtig spannend und ging förmlich zu einer Explosion über: Das Ende hinterlässt einen offen Mund und Erstaunen! Es lässt uns Leser gebannt, aber auch verärgert zurück. Ein richtig quälender Cliffhanger, der viele Fragen aufwirft. Auch einige Fragen während des Verlaufs blieben zum großen Teil unbeantwortet. Diese werden vielleicht im nächsten Band beantwortet.

Das Buch ist keine Fantasiegeschichte für Erwachsene, sondern eher als Jugendbuch im Genre Fantasy unterzuordnen. Die Magieerzeugung hält sich sehr bedeckt und die Charaktere wirken allesamt jünger als sie wohl sind. Für die gesamten Einwände und Höhepunkte vergebe ich 3,5 Sterne. Das Buch kann ich Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit wenig Erfahrung im Bereich Fantasy empfehlen, da es leicht verständlich und die Fantasieausdehnung nicht im Großen Maße vorhanden ist.

Er besaß nicht viel, was sich mitzunehmen gelohnt hätte, aber wichtiger als sein Rucksack war ihm, seinen Kopf zu packen, mit Bildern und Geschichten und Menschen. (Lorcan, Seite 139)


Erstellt am 16. März 2019

Veröffentlicht am 01.03.2019

Imposante Geschichte mit spannenden Charakteren, aber auch Logikfehler, wenig Magie ...

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Klappentext:
Vor langer Zeit wurde die Erde in 21 Archen zerschlagen, die seither wie Inseln am Himmel schweben. Auf der Arche Anima lebt Ophelia inmitten ihrer Familie. Die junge Frau hat ganz besondere ...

Klappentext:
Vor langer Zeit wurde die Erde in 21 Archen zerschlagen, die seither wie Inseln am Himmel schweben. Auf der Arche Anima lebt Ophelia inmitten ihrer Familie. Die junge Frau hat ganz besondere Fähigkeiten: Sie kann durch Spiegel reisen und Gegenstände lesen. Dazu muss sie nur ihre Handschuhe abstreifen und ein Objekt in die Hand nehmen - schon kann sie dessen Vergangenheit sehen. Eines Tages beschließen die Matriarchinnen von Anima, dass Ophelia ihre Familie verlassen muss, um auf die eisige Arche Pol zu ziehen und den Adligen Thorn zu heiraten. Sie darf die Familienehre nicht beschmutzen, und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich auf eine abenteuerliche Reise zum Pol zu begeben. Dort erwartet sie ihre furchteinflößende Schwiegerfamilie, der Drachenklan, sowie die Trugbilder der Miragen. Von nun an kann sie niemanden mehr trauen, nicht einmal ihrem zukünftigen Ehemann Thorn. Wer ist der Mann, mit dem sie von nun an leben soll? Und warum wurde ausgerechnet sie auserkoren? Ophelia muss auf der Hut sein, um den zahlreichen Fallstricken ihres neuen Lebens zu entgehen ...

Autorin:
Christelle Dabos wurde 1980 an der Côte d’Azur geboren. Nach ihrem Studium zog sie nach Belgien und arbeitete als Bibliothekarin. Als sie 2007 an Krebs erkrankte, begann sie zu schreiben. Zunächst veröffentlichte sie Auszüge aus Die Spiegelreisende im Internet. Nachdem sie den Jugendbuchwettbewerb von Gallimard Jeunesse gewonnen hatte, wurde der erste Band der Serie, Die Verlobten des Winters, publiziert und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller. Mittlerweile sind zwei weitere Bände erschienen, und Christelle Dabos schreibt am Abschluss der Tetralogie.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, als ich zwölf Jahre alt war, kam ich in die Mittelschule. Ich war gut in Französisch, passabel in Englisch, und der Lehrplan sah eine weitere lebende Sprache vor. Ich wählte Deutsch, weil meine Großmutter es in ihrer Jugend gelernt hatte und die Art, wie sie mir davon erzählte, mir Lust machte, es auch zu versuchen. Das war meine erste katastrophale Note. Heute würde ich gerne durch einen Spiegel reisen und diesem jungen Mädchen ins Gesicht sehen können, um ihr zu sagen:

»Hör mal, wenn du groß bist, wirst du Bücher schreiben. Diese Bücher werden ins Deutsche übersetzt werden, und irgendwo in Deutschland wird eine Buchhändlerin oder ein Buchhändler eins davon in Händen halten, es lesen und sich seinerseits bemühen, es anderen zu vermitteln. Und dann wirst du dich schön blöd fühlen, dass du nicht mal versucht hast, diese Sprache zu verstehen, die von nun an Teil deiner Geschichte sein wird.«

Leider habe ich diese Gabe nicht. Ich kann Ihnen nur die beiden deutschen Sätze schreiben, die meine Großmutter mir beigebracht hat und die mir in Erinnerung geblieben sind. Ich finde, sie bringen es gut auf den Punkt: Ich weiß nichts und Danke schön.


Bewertung:
Für mich war das eine besondere Gewinnauslosung bei vorablesen, da ich zunächst aus der Gewinnsparte rausfiel. Doch gleich am nächsten Vormittag wurde mir vom Team mitgeteilt, dass als Ersatzleserin für jemand anderes aus dem Lostopf gezogen wurde. Ich habe mich riesig gefreut! Hier noch mal ganz offiziell meinen herzlichsten Dank an das Vorablese-Team und auch an den Insel Verlag für das gestellte Leseexemplar!

Das Buch ist sehr klobig, gut gebunden und hat als Hardcover keinen losen Umschlag, was mich sehr freut. Zum Lesen nehme ich den sowieso runter, da er sonst leicht Schäden nimmt. So war das Thema erstmal gelöst. Der Buchumschlag erinnert mich sehr an die Hardcover aus den 90er und 20er Jahre; auch mein Erstlingswerk von Tausendundeinenacht, den ich mit 10 Jahren von meiner Mutter geschenkt bekommen habe, hat dieselbe Aufmachungsart und Bindung. Ich muss immerzu daran denken, wenn ich das Buch anschaue. Gefällt mir sehr gut! Der Titel passt wunderbar zum illustrierten Cover wie auch zur Geschichte. das Cover wirkt sehr imposant, auch wenn es hauptsächlich in blau und schwarz getaucht ist. Das Gesamtkonzept des Buches ist farblich einstimmig - von Innenseite bis Leseband. Zusätzlich kam im Buch selber ein paar kleine Überraschungen zum Vorschein. Zwei Postkarten, von denen eine das Cover von Band 2 zeigt, ein tolles Lesezeichen und eine Legendenkarte über die wichtigsten Figuren der Serie. Das kommt gerade bei komplexeren Fantasiegeschichten selten vor, daher war das die schönste Überraschung von allen. Das Buch enthält außerdem noch ein Inhaltsverzeichnis der beiden Geschichtsteile: Die Verlobten und Im Mondscheinpalast. So viel dazu.

"Du hast von allen in der Familie den stärksten Charakter, meine Kleine. Vergiss, was ich dir neulich gesagt habe. Denn ich prophezeie dir, dass der Wille dieses Mannes an deinem zerbrechen wird." (Großonkel, Seite 88)

Fesselnd ging es mit dem ersten Kapitel los, in dem Orphelia mit ihrem Großonkel ein Gespräch über die bevorstehende Heirat führt. Hier wird nicht lange gefackelt und der Leser bekommt nicht erst eine lange Vorgeschichte der Charaktere oder Gegebenheiten zu lesen. Der kleine Beitrag dazu finde ich gut ermessen. Der Schreibstil ist locker, sodass sich die Geschichte fließend lesen lässt.

Die beiden Hauptcharaktere Ophelia und Thorn (tolle Namen) sind gut erdacht und wirken die meiste Zeit auch glaubhaft. Ophelia ist mir etwas sympathischer, da die Autorin Thorn sehr unausstehlich konstruiert hat und ich die Vermutung habe, dass die Antisympathie genau ihr Bestreben war. Er wirkt doch etwas zu grob und verdrießlich, dass ich manchmal über seine Person genervt war. Die Beziehung zwischen Orphelia und Thorn schleicht während des gesamten Buches langsam dahin ... es passiert kaum etwas zwischen ihnen, es scheint mehr Schein als Sein zu sein, was ihre Verlobung angeht. Es wird viel darüber geschrieben, oberflächlich und was die Gesellschaft dazu meint, aber das war's es auch schon. Ich hatte mir viel mehr Interaktion zwischen den beiden vorgestellt. Wenn sich eine Szene mit beiden zusammen oder ein Dialog zwischen ihnen ereignet, dann ist diese/r sehr kurz.

Beide, Orphelia und Thorn, haben Momente, in denen sie sehr unglaubwürdig rüberkommen. Es gibt so einige Szenen, die mich von einem zum nächsten Moment enttäuscht haben (nein, ich halte das für keinen Spoiler, etwas im Geschehen darf man zu lesen haben):

~ Gwenael weckt Orphelias Tante Roseline aus einen tiefen Zauber mit ihrer eigenen Magie ? , und das in innerhalb einer Minute???
~ Orphelia schüttet ihrer Schwiegertante Berenilde Wasser ins Gesicht und diese erwidert gar nichts? Und das, obwohl sie stetig Spitzen und anderes gegen Orphelia verteilt???
~ Der unnachgiebige Thorn verliebt sich plötzlich irgendwann in Orphelia, ohne dass für uns als Leser eine Entwicklung dies bezüglich herauszulesen ist???
~ Orphelia vergibt Berenhilde nach nur drei Gedankengänge eine große Intrige, die für sie von wichtiger Bedeutung ist???

Alles doch sehr unrealistisch und konstruiert!!! Das hat den Leseverlauf sehr gestört und die Charaktere und die jeweiligen Situationen abgeschwächt. Das sind folglich ziemliche Logikfehler in meinen Leseraugen. Es gibt eine Dialogszene die mir sehr gefällt und die mich zum Lachen bringt:

"Also bitte, ihr beide werdet einander doch wohl nicht immer noch gram sein! Wo wir drei uns seit fünf Jahren nicht gesehen haben!" "Fünfzehn", sagte Freyja eisig. "Sechzehn", korrigierte Thorn hölzern. "Kinder, wie die Zeit vergeht!", seufzte Gottfried, der weiterhin lächelte. (Seite 445)

Die Nebencharaktere finde ich genauso gut erdacht und spannend in ihren Sein. Jeder von ihnen hat seine eigene Wirklichkeit und Ziele, die sich auch schon mal ineinander verflechten und zu einem komplexen Eindruck führen. Erst im Nachgang mit Abschluss des Buches, merke ich, dass so einiges gar nicht so komplex zu verstehen ist und vieles erklärt. Er werden dann erst so einige Verhaltensweisen der Charaktere erklärlich gemacht und ich habe schon einen kleinen Aha-Effekt gehabt. Die Charakter-Legende zum Buch habe ich gar nicht gebraucht, da die Charaktere wirklich einfach gehalten werden und nicht schwer zu merken waren. Trotzdem habe ich aus Lust immer wieder nachgeschaut, ich wollte nicht, dass sie sich einsam fühlt.

Beim Lesen habe ich gemerkt, wie bemüht die Autorin war, diese Welt liebevoll zu gestalten. Allerdings konnte ich mir nicht alles so bildlich vorstellen, weil einige Passagen und nicht ausreichend beschrieben sind. Sie sind manchmal für meinen Geschmack zu kurz gehalten, sodass ich nicht immer mit meiner Vorstellungskraft mitkam. Das hat sich natürlich auf das Verständnis der Geschichte ausgewirkt, sowie auf die Lesefreude. In anderen Szenen sind die Passagen wiederum viel zu langgezogen. Da dachte ich "wann endet das hier mal?" und war kurz davor, mich zu langweilen. Wenn dann noch meine mangelnde Vorstellungskraft dazukam, war das nicht mehr so erfreulich.

Sich ergeben? Um sich zu ergeben, musste man eine Situation akzeptieren, und um eine Situation zu akzeptieren, musste man sie verstehen. Doch Ophelia verstand rein gar nichts. (Seite 18)

Der ganze Hype zum Buch ist für mich sowieso uninteressant, eher noch nervig! da spielt es keine Rolle, ob er gerechtfertigt ist oder- wie in diesem Fall- nicht sonderlich gerechtfertigt. Besonders der Vergleich zu Harry Potter stößt bei mir sehr sauer auf. Das Buch und seine Geschichte sind nicht annähernd mit Harry Potter zu vergleichen! Das ist wieder nur eine Aufpuscherei zur Geldeinnahme.

Die Charaktere besitzen, jeder für sich, Fähigkeiten und die Welt ist mit Magie geschaffen, aber von großem Zauber kann ich hier nicht erzählen. Durch diesen unsinnigen Vergleich habe ich sehr viel mehr Magie erwartet, als ich zu lesen bekam. Sowas ist immer ärgerlich und auch förderlos für den Verlag und den Autoren; wenn der Leser seine darauf geschürten hohen Erwartungen nicht befriedigt bekommt, fällt dem entsprechend auch die Bewertung der Bücher schlechter aus. Das ist der Fuchs, der sich selbst in den Schwanz beißt. Anders kann ich es nicht von mir geben.

Ihre Brust schmerzte. Mehr als ihre aufgeschlitzte Wange. Mehr als die geprellte Rippe. Es war ein tiefer, stechender Schmerz, gegen den es kein Heilmittel gab. (Seite 477)

Die Geschichte ist gewaltig und mit vielen Intrigen und kleinen Nebenszenen gebaut. Es fällt schwer, alles mit der selben Auffassungsmöglichkeit aufzufangen und zu sortieren. Das soll keinesfalls ein Nachteil sein, nur eine Anmerkung meinerseits. Trotz der Themenwucherung finde ich es als Fanatsiegeschichte recht einfach beschrieben, anders als manch andere Geschichte, die sehr komplex ist und schwer verständlich, wenn man kein Hardcore-Fantasy-Leser ist. Das Ende enthält einen Cliffhänger, der aber nicht so heftig bzw. ärgerlich für den Leser ist, der nun auf den nächsten Band warten muss. Das sollte auch fairer Weise positiv erwähnt werden. Besonders gefällt mir in diesem Zusammenhang, dass die folgenden Bände nicht länger als sechs Monate auf sich warten lassen. Das kommt der Geschichte sehr zugute, da ich als Leser diese noch im Kopf halten und recht schnell weiterspinnen kann. Ich finde es immer sehr bedenklich, auf Bänder einer Serie länger als sechs Monate zu warten, teilweise ziehen die Wartezeiten bis zu 1 1/2 Jahre hin. Das ist nicht nur Folter, sondern auch kontraproduktiv für die Geschichten und deren Bewertungen im Nachhinein.

Bei Thorn war sie auf alles vorbereitet gewesen. Gewalt. Verachtung. Gleichgültigkeit. Aber er hatte nicht das Recht, sich in sie zu verlieben. (Seite 355)


Fazit:
Das Buch zu bewerten finde ich äußerst schwer, ich überlege seit Tagen schon, wie ich dem gerecht werde ... am liebsten würde ich die Sternebewertung auf 3,5 - 4 stehen haben, aber die gibt es ja nicht. Für eine 3,5 ist die Geschichte doch etwas zu gut, aber für eine volle 4 mangelt es einfach an zu vielem ... Als Endbewertung gebe ich nun wirklich sehr gute 3,5 Sterne! Die Geschichte ist imposant und nahezu unkompliziert geschrieben, die Charaktere fesseln durchweg, jedoch ernüchtern einige Logikfehler, mal langgezogene und mal kurgefasste Passagen. Die große Erwartung an Magie durch die Lobungstäuschung der Medienkultur wird enttäuscht. Dennoch werde ich definitiv Band 2 lesen, da großes Potenzial vorhanden ist und ich hoffe, dass dieses in Band 2 zur Geltung kommt. Sollte dieser Band nicht noch mehr rausholen können, wäre das für mich das Signal, die Reihe damit zu beenden. Das fände ich sehr schade!

Band 2: Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast erscheint am 14. Juli 2019
Band 3: Das Gedächtnis von Babel erscheint am 11. November 2019
Band 4: Der Titel ist noch nicht bekannt, erscheint aber im Frühjahr 2020

Interessierte können sich auch ein Interview mit der Autorin durchlesen:
https://www.diespiegelreisende.de/news/

Cover ⭐⭐⭐⭐⭐
Titel ⭐⭐⭐⭐⭐
Schreibstil ⭐⭐⭐⭐
Charaktere ⭐⭐⭐⭐
Thema ⭐⭐⭐⭐
Atmosphäre ⭐⭐⭐
Anspruchsvoll ⭐
Handlungen ⭐⭐⭐
Spannung ⭐⭐⭐
Aktion ⭐⭐⭐
Erotik
Fantasie ⭐⭐⭐
Humor ⭐
Liebe ⭐

P.S.: Ich hoffe, ich habe keinen meiner wichtigen Aspekte vergessen, aufzuführen, es ist schwer, hier alles beisammenzuhalten, trotz Notizen.

Erstellt am 28. Februar 2019