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Veröffentlicht am 01.03.2019

Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Denn wir waren Krieger
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Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Nach ihrer Flucht vor den russischen Panzern in Kabul landen Layla und Jamal Paktiawal im Jahr 1980 mit ihrer kleinen Tochter Mina in München. Das Ehepaar ...

Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Nach ihrer Flucht vor den russischen Panzern in Kabul landen Layla und Jamal Paktiawal im Jahr 1980 mit ihrer kleinen Tochter Mina in München. Das Ehepaar aus Afghanistan hat alles hinter sich gelassen und muss sich nun in einer Welt zurechtfinden, in der sie weder die Sprache, noch die für sie fremd anmutende Lebensweise verstehen. Sie registrieren die Ablehnung in den Augen der Menschen, müssen Demütigungen hinnehmen. Die Sehnsucht nach der geliebten Heimat im Herzen versuchen Layla und Jamal, sich in ihrem neuen Leben in Deutschland zurechtzufinden.

Wajima Safi erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte von zwei intelligenten und gebildeten jungen Menschen, denen angesichts einer tödlichen Bedrohung kein anderer Ausweg bleibt, als ihre Heimat zu verlassen. In eindrucksvollen Worten beschreibt die Autorin die Ankunft der Paktiawals im sicheren Deutschland und verleiht ihren Eindrücken und Emotionen auf einfühlsame Art und Weise Ausdruck. Wajima Safis verfügt über einen wunderschönen und bildhaften Schreibstil, ihre poetische Ausdrucksweise hat mich an etlichen Passagen dieses Buches regelrecht verzaubert:

"Der Bahnhof schien langsam zusammen mit ihr und ihrer Familie zu erwachen. Laylas Blick glitt sachte über das bewegte Bild vor ihren Augen, das wie ein flüssiges Tableau voll bunter, unbekannter Farben an ihr, der Außenstehenden, vorbeizog. Die Schritte all der genauso verschlafenen Fahrgäste, deren Betrachtung ihre erste Lektion eines ewigen Lernprozesses werden würde, schienen gleichsam mit der Intensität der Morgensonne an Geschwindigkeit zuzunehmen. "

Die Autorin berichtet von Laylas und Jamals Ankunft, eingeholt von der nüchternen Realität, fern von Familie und Freunden, gestrandet in einer unsicheren Zukunft. Ich habe selten ein Buch mit derart hervorragend charakterisierten und authentischen Protagonisten gelesen, wie es im vorliegenden Roman der Fall war. Die Autorin hat mich durch die lebhaften Beschreibungen ihrer handelnden Figuren regelrecht gefangengenommen. In Layla und Jamal brodeln tiefe Gefühle, beide haben müssen einiges aus ihrer Vergangenheit aufarbeiten. Der in Djalalabad geborene Jamal war ein wildes Waisenkind aus den Bergen, der sich als Lehrer an einer Schule in seine wunderschöne Kollegin Layla verliebte. Laylas Umgang mit ihm gestaltete sich manchmal als schwierig, emotionale Verletzungen bleiben nicht aus. Der hoch intelligente Mann bezeichnet sich als Paschtune und Krieger und weigert sich, eine Arbeit anzunehmen, die unter seiner Würde ist. Seine Frau Layla besitzt ein friedfertiges und sanftmütiges Wesen. Ihre inneren Kämpfe, aber auch ihre Hoffnungen und liebevolle Erinnerungen an längst vergangene Tage werden eindrucksvoll beschrieben. Während Laylas und Jamals Tochter Mina nur eine kleine Rolle in dieser Geschichte innehat, wird auf ihren kleinen Bruder Omar ein weit größeres Augenmerk gelegt. In Deutschland geboren kann der Junge zu Gesprächen seiner afghanischen Familie und ihren Erinnerungen an die Heimat nichts beitragen. Omar, der sich auch optisch durch seine blauen Augen und die helle Haut von ihnen unterscheidet, wird von einer großen inneren Zerrissenheit gequält, er fühlt sich einsam und verloren. Als interessante Nebenfigur taucht eines Tages Laylas schwer traumatisierte Schwester Fausia auf. Durch ihre Berichte aus der Heimat vermittelt sie dem Leser schockierende Einblicke in das vom Krieg gebeutelte Kabul.

Die Ankunft des Ehepaares Paktiawal auf dem Bahnhof in München bildet den Einstieg in dieses Buch. Doch die Geschichte von Layla und Jamal beginnt bereits Jahre zuvor. Wajima Safi rollt durch viele Rückblenden die Vergangenheit nach und nach auf und zeichnet auf diese Weise ein detailliertes Bild des Lebens ihrer Protagonisten in der Heimat. Afghanische Traditionen, konservative Ansichten, der muslimische Glaube und der manchmal steinzeitliche anmutende Ehrenkodex werden mit großer Liebe zum Detail beschrieben. So findet Layla beispielsweise nach der Ankunft in der Flüchtlingsunterkunft den Umgang mit alten Menschen in Deutschland völlig unverständlich:

"Es war ihr fremd, dass ein alter Mensch alleine lebte, dass er den ganzen Tag nichts tat, außer aus dem Fenster zu sehen, dass dieser Mensch scheinbar vergessen worden war wie eine aussortierte Requisite. Layla erinnerte sich, dass den Großeltern in ihrer Heimat große Ehrerbietung entgegengebracht wurde, sie waren stets im Zentrum der Familie, niemals alleine. Der Anblick eines alten Menschen, der alleine lebte, war für sie ungewöhnlich.“

Ich empfand dieses Buch als richtige kleine Perle und versank innerhalb kürzester Zeit tief in der Geschichte von Layla und Jamal. „Denn wir waren Krieger“ lebt von der ungewöhnlich hohen Authentizität seiner handelnden Figuren und vermittelt tiefe Einsichten, die mich als Leser an einigen Stellen sprachlos zurückließen. Dieses großartige Debüt von Wajima Safi hat mir ausgezeichnet gefallen, mich nachdenklich gemacht und meine Sicht auf einige Dinge intensiviert und verändert. Uneingeschränkte Leseempfehlung für diese tief zu Herzen gehende Lektüre!

"Afghanistan wird nie wieder so schön sein, wie es in unseren Erinnerungen ist."

"Sie konnten nicht mehr zurück, weil Afghanistan vom Winde verweht, von den Flüssen mitgetragen und dem Regen verschluckt worden war. Afghanistan gab es nicht mehr. Afghanistan war gegangen, eine eitrige schmerzende Wunde war geblieben. Es wartete nicht mehr. Afghanistan wartete nicht mehr."


„Denn wir waren Krieger“ ist ein gewaltiges Buch einer Autorin, deren Namen man sich unbedingt merken sollte!

Veröffentlicht am 28.02.2019

Verlorene Jahre. Das Mädchen mit der Engelsstimme.

Annas Rückkehr
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Verlorene Jahre. Das Mädchen mit der Engelsstimme.

Die bildschöne und elegante amerikanische Opernsängerin Anna Miller besitzt das absolute Gehör und die Stimme eines Engels. In Begleitung ihres Managers ...

Verlorene Jahre. Das Mädchen mit der Engelsstimme.

Die bildschöne und elegante amerikanische Opernsängerin Anna Miller besitzt das absolute Gehör und die Stimme eines Engels. In Begleitung ihres Managers reist sie im Herbst des Jahres 1955 für einen Auftritt von New York nach Berlin und möchte diese Reise mit der Suche nach ihren Verwandten verbinden. Anna wurde im Alter von fünfzehn Jahren von ihrer Familie ohne jegliche Erklärung weggeschickt, Zorn und tiefe Verletzung bestimmten seitdem ihr Leben. In Berlin angekommen holen Anna die Erinnerungen wieder ein. Sie beschließt, dass es nun endlich an der Zeit ist, die Wahrheit über die damaligen Ereignisse herauszufinden. Das Wiedersehen mit ihrer Mutter Margarete „Grete“ Künke und ihrem Bruder Anton gestaltet sich emotional, der endlich wiedervereinigten Familie ist jedoch keine gemeinsame Zeit vergönnt. Die schwerkranke Grete stirbt kurz nach der Aussprache mit ihrer Tochter in der Gewissheit, dass diese ihr vergeben hat. Anna erfährt die Wahrheit über ihre Kindheit schließlich durch ihren Bruder Anton sowie die Tagebucheinträge von Ellie, der Ehefrau des Reichsleiters Ferdinand Probst. In laufendem Perspektivenwechsel wird dem Leser eröffnet, was zwischen 1933 und 1944 in Berlin vorgefallen war; die vielen Erinnerungsfragmente formen sich letztendlich zu einem Gesamtbild.

Rose Philipps erzählt die dramatische Geschichte der Familie Künke und verschont den Leser nicht mit Hinweisen auf die fürchterlichen Gräueltaten des Naziregimes. In sehr eindringlichen Worten und mit schonungsloser Offenheit zeichnet die Autorin ein Bild der damaligen Zeit und thematisiert das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich die unvorstellbare Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten unter der Führerdiktatur Adolf Hitlers. Obgleich Rose Philipps die historisch belegten Fakten mit einer fiktiven Familiengeschichte verband und in Romanform präsentiert, schmälert dies nicht die Intensität und Wirkung.

Der Schreibstil dieses Buches hat mir sehr gut gefallen, die handelnden Figuren waren überzeugend dargestellt. Anna Miller gilt zwar als Protagonistin in dieser Geschichte, das größte Augenmerk lag jedoch auf Margarete Künke und Elisabeth Probst. Speziell die stille, unscheinbare Grete weist große Tiefe auf, sie musste in ihrem bewegten Leben viele Schicksalsschläge ertragen. Grete war es auch, deren Entwicklung mich am meisten beeindruckte. Gretes Ehemann Gustav darf ich als meinen ganz persönlichen Antagonisten bezeichnen. Ich verabscheute diesen grausamen und herzlosen Mann mit jeder Buchseite ein wenig mehr.

Die zahlreichen Nebenfiguren sowie die Einblicke in deren Denken und Handeln fand ich ebenfalls sehr gut ausgearbeitet. Rose Philipps verstand es zudem, zwischen den grauenhaften Ereignissen immer wieder menschliche Aspekte einzubringen. Personen wie beispielsweise Oma Luise, eine alte Witwe in der Nachbarschaft, die für die Klünkes wie eine leibliche Verwandte sorgt oder die Ehefrau eines einflussreichen Nazifunktionärs, die sich für andere einsetzt und gegen menschenunwürdige Behandlungen auflehnt. Gretes freundliche und hilfsbereite Arbeitgeberin Frau Rubinstein steht beispielhaft für jene Mitglieder jüdischer Familien, denen die Flucht aus Deutschland noch rechtzeitig gelungen ist. Im Roman gibt es jedoch auch Hinweise auf die unzähligen Menschen, denen dies nicht vergönnt war. Den Konzentrations- und Vernichtungslagern wird durch die Verschleppung jüdischer Bürger und der Verhütung erbkranken Nachwuchses in diesem Buch gleich in zweifacher Hinsicht eine schreckliche Rolle zuteil.

Fazit: „Annas Rückkehr“ ist ein sehr intensives Buch, eine überwältigende Lektüre, die mich erschüttert und emotional aufgewühlt hat. Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung dafür!


Veröffentlicht am 27.02.2019

Es gibt Momente im Leben, in denen Zögern keine Option ist

Blind
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Es gibt Momente im Leben, in denen Zögern keine Option ist

Nathaniel Brenner ist seit seinem elften Lebensjahr blind. Der attraktive Mann arbeitet in der Erlebnisgastronomie, seinen Alltag erleichtern ...

Es gibt Momente im Leben, in denen Zögern keine Option ist

Nathaniel Brenner ist seit seinem elften Lebensjahr blind. Der attraktive Mann arbeitet in der Erlebnisgastronomie, seinen Alltag erleichtern ihm seine Blindenhündin Alisha und eine App namens „Be my eyes“. Als er eines Tages über diese App Unterstützung durch eine sehende Person anfordert, wird er mit einer jungen Frau namens Carole verbunden. Das Gespräch nimmt ein böses Ende – der blinde Mann wird Zeuge eines Verbrechens. Doch seine akustischen Wahrnehmungen während dieses Telefongespräches werden weder von seiner Familie, noch von der Polizei ernst genommen, niemand schenkt seinen Worten Glauben. Nathaniel stellt auf eigene Faust Recherchen an und kontaktiert seine Bekannte Milla Nova, die als TV-Reporterin tätig ist. Zugleich sickern Informationen zu einem äußerst spektakulären Verbrechen durch, und Milla kommt ihrem Lebensgefährten empfindlich in die Quere. Sandro Bandini ist nämlich Leiter des Dezernats Leib und Leben bei der Kantonspolizei Bern und schätzt die Einmischungen seiner Reporterfreundin in keiner Weise. Doch manchmal gibt es Momente im Leben, in denen Zögern keine Option ist…

Christine Brand erzählt im vorliegenden Krimi die Geschichte eines Blinden, der über sein Smartphone Zeuge eines Verbrechens wird. In eindrucksvollen Worten und durch einen hervorragend charakterisierten Hauptdarsteller lässt sie ihre Leser in den Alltag eines Blinden eintauchen. Nathaniel trägt schwer an einem furchtbaren Ereignis aus seiner Vergangenheit, welches auch die Ursache für seine Erblindung war. Die Autorin erlaubt dem Leser Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt und nach und nach wird dabei auch die Vergangenheit aufgerollt. In diesem Buch spielt zudem eine eigenwillige langhaarige Schäferhündin namens Alisha eine wichtige Rolle, die als Nathaniels Blindenhündin stets an seiner Seite ist. Die Protagonisten dieses Buches sind authentisch dargestellt. Milla bringt sich mit ihrer chaotischen Art und ihrem Eigensinn manchmal in Misskredit, macht dies aber durch ihre Arbeitsergebnisse, aber auch durch ihre Liebenswürdigkeit und ihren Charme wett. Sandro hingegen punktet durch sein ruhiges und beherrschtes Verhalten und seine Bemühungen, das Privatleben von seinen Ermittlungen zu trennen. Das Rätsel um den Verbleib von Carole Stein stellt den eigentlichen Kriminalfall dar. Zugleich aber werden der „rasenden Reporterin Milla“ brisante Informationen in die Hände gespielt, die auf ein unfassbares Verbrechen hinweisen.

Der Spannungsbogen wurde in diesem geschickt konstruierten Kriminalfall einerseits durch die Fragen nach dem Verbleib der jungen Grafikerin, andererseits durch meine Neugier hinsichtlich einer angedeuteten Familientragödie hochgehalten. Ich muss zugeben, dass es der Autorin auch gelungen ist, mich im Zuge der Ermittlungen kurzzeitig auf eine falsche Fährte zu locken. Dieser Kriminalroman hat mich sehr gut unterhalten und mir spannende Lesestunden bereitet. Besonders hervorheben möchte ich die lesefreundliche Schriftgröße, die angenehm kurzen Kapitel und den stets wechselnden Fokus auf die verschiedenen handelnden Figuren.

Das Buch ist mit einer hochwertigen Broschur ausgestattet und stellt auch optisch eine Augenweide dar. Die Abbildung eines nachdenklich wirkenden Mannes vor einer offenen Türe hat mir in der Vergrößerung auf der ersten Innenseite sogar noch besser gefallen als auf dem Coverfoto. Der an den Rändern leicht aufgeraut wirkende Buchumschlag sorgte für eine überraschende Haptik, die dunkle Hintergrundfarbe des Umschlags vermittelt einen düsteren und bedrohlichen Eindruck.

Fazit: Die Lektüre dieses Buches bescherte mir großes Lesevergnügen und hat alle meine Erwartungen an einen Krimi erfüllt: ein gut konstruierter Fall, interessante Ermittlungsarbeiten, überzeugende Charaktere und nicht zu vergessen ein hoher Spannungsfaktor.

„Blind“ von Christine Brand hat mir ausgezeichnet gefallen – es war mein erstes, aber mit Sicherheit nicht mein letztes Buch dieser Autorin.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Der weiße Ahorn – ein Familiensymbol für Zusammenhalt und Liebe

Der weiße Ahorn
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Der weiße Ahorn – ein Familiensymbol für Zusammenhalt und Liebe

Der weiße Ahorn symbolisiert für die Familie Breitenbach ein Gelöbnis, er ist das markante Firmenzeichen der Schuherzeugung Breitenbach ...

Der weiße Ahorn – ein Familiensymbol für Zusammenhalt und Liebe

Der weiße Ahorn symbolisiert für die Familie Breitenbach ein Gelöbnis, er ist das markante Firmenzeichen der Schuherzeugung Breitenbach in der Nähe von Berlin, ein in reinem Weiß gehaltener Ahornbaum ohne Blätter.

Mina Baites erzählt von einer Unternehmerfamilie in Deutschland, für die 1881 zu einem schicksalsträchtigen Jahr werden sollte. Obgleich der verwitwete Gründer Hermann Breitenbach die Geschicke der Firma fest in seinen fähigen Händen hält, überträgt er seinem ältesten Sohn Theodor bereits immer mehr Verantwortung. Theodor ist der geborene Geschäftsmann, in seinem Privatleben liegt jedoch einiges im Argen. Hermanns jüngerer Sohn Georg arbeitet als Buchhalter in der Schuhfabrik, seine Leidenschaft gilt jedoch der Musik, insbesondere dem Klavierspiel. Rosa ist die einzige Tochter und zugleich das Nesthäkchen der Familie. In ihrer rebellischen Art ähnelt sie ihrer Tante Funny, die vor Jahren nach Amerika auswanderte und nun in Colorado ihr Leben als unabhängige und gewitzte Geschäftsfrau meistert. Als die Firma in Schwierigkeiten zu geraten droht, beschließen die Breitenbachs, eine Tochterfabrik in Colorado zu eröffnen, um die Existenz der Familie zu sichern. Dass damit ausgerechnet der jüngere Sohn Georg beauftragt wird, freut den empfindsamen und tiefgründigen Mann zutiefst. Georg stand bislang im Schatten des erfolgreichen älteren Bruders und diese neue verantwortungsvolle Aufgabe im Land der unbegrenzten Möglichkeiten stellte eine Herausforderung für ihn dar. Doch weder Hermann Breitenbach, noch seine beiden Söhne hatten mit Rosas Hartnäckigkeit gerechnet. Sie möchte Georg um jeden Preis zu ihrer geliebten Tante Funny begleiten. Es beginnt ein aufregendes Abenteuer, das mit einer langen und mitunter turbulenten Reise durch unwirtliche und gefährliche Gegenden einhergeht. In dieser schwierigen Zeit müssen die Mitglieder der Familie Breitenbach nun beweisen, dass sie ihr Gelöbnis um den weißen Ahorn tatsächlich ernst nehmen.

Mina Baites wartet in ihrem ersten Band dieses Familienepos mit hervorragend charakterisierten Protagonisten und interessanten Nebenfiguren auf. Ihre liebevolle Beschreibung verleiht den Personen dieser Handlung Glaubwürdigkeit und bezieht den Leser in deren Gefühls- und Gedankenwelt ein. Der Autorin ist ein einnehmender Schreibstil zu eigen und sie versteht es, dem Leser die raue Landschaft Amerikas bildhaft vor Augen zu führen. Das zentrale Thema dieses Buches ist die Besiedelung des Wilden Westens durch unerschrockene Pionierinnen, dargestellt durch Funny und Rosa Breitenbach. Darüber hinaus bringt sie die Gleichberechtigung der Frauen, die Sklaverei, Konflikte mit den indianischen Ureinwohnern sowie die Zuwanderung von Amischen in Amerika dezent in die Handlung ein.

Diese Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die Autorin wechselt in ihren Ausführungen stets zwischen den Ereignissen in Deutschland mit Hermann und Theodor Breitenbach, sowie jenen in Amerika mit Georg und Rosa Breitenbach. Mina Baites berichtet im Anhang über die historisch belegten Personen dieses Buches. Zu meiner großen Freude gibt es auch ein kleines Personenregister, das zur schnellen Orientierung beiträgt.

Fazit: „Der weiße Ahorn“ ist ein beeindruckender Auftakt zur Saga um die Familie Breitenbach, hervorragend umgesetzt und mit einer Handlung, die mich vollends überzeugt hat. Ich lese mit großer Vorliebe Geschichten über die Besiedelung des Wilden Westens, der „Pionierzeit“ im 19. Jahrhundert. Mina Baites hat mir aus diesem Grund mit ihrem Roman ein richtiges Highlight beschert und ich freue mich bereits jetzt auf die Fortsetzung.



Veröffentlicht am 24.02.2019

Ein Mord auf St. Michael’s Mount

Je dunkler das Grab
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Ein Mord auf St. Michael’s Mount

Im zweiten Band der Reihe verschlägt es die sympathische Gärtnerin Mags Blake auf die Klosterinsel St. Michael’s Mount im wunderschönen Cornwall, wo nicht nur Mags guter ...

Ein Mord auf St. Michael’s Mount

Im zweiten Band der Reihe verschlägt es die sympathische Gärtnerin Mags Blake auf die Klosterinsel St. Michael’s Mount im wunderschönen Cornwall, wo nicht nur Mags guter Freund Dr. Sam Hawthorne, sondern zugleich auch ein neuer Fall auf sie wartet. Die Inhaberin des Unternehmens „Evergreen Garden Service“ wurde aufgrund ihres Fachwissens und ihrer großen Leidenschaft für die Natur gebeten, über den bezaubernden Garten auf der Insel zu schreiben. Doch Sam und Mags stoßen auf eine Leiche, und über kurz oder lang wird das Duo wieder in die Ermittlungen involviert. Nichts ist so, wie es den Anschein hat, und die beiden Amateurermittler glauben nicht so recht an Beweise, die fingiert scheinen und viel zu konkret auf einen ganz bestimmten Täter hinweisen.

Dieser gemütliche Krimi versetzt den Leser erneut ins wunderschöne Cornwall, wobei der einnehmende Schreibstil und die bildhafte Sprache der Autorin wesentlich dazu beitrugen, mir den Zauber dieser Landschaft und die prachtvolle Gartenanlage auf der Klosterinsel St. Michael’s Mount vor Augen zu führen. Mary Ann Fox ersann einen interessanten Kriminalfall, legt jedoch das Hauptaugenmerk definitiv auf die liebevoll charakterisierten Figuren ihres Buches. Ihre Interaktionen und die gemütlichen Ermittlungsarbeiten haben mich bestens unterhalten und mir sehr gut gefallen.

Der charmante Historiker Dr. Sam Hawthorn und die Hauptfigur Mags fungieren als Hobby-Ermittler und tragen zur Klärung des Falles bei, wobei sie jedoch auch eine gewisse gegenseitige Anziehungskraft nicht leugnen können. Es hat mich darüber hinaus gefreut, Miss Clara, Mags Vermieterin und wohlmeinende Freundin aus dem Vorgängerband sowie dem Ermittlerduo Sergeant Mary Shifter und Inspector Johnson wieder zu begegnen. Zudem wird behutsam ein kleines Stück von Mags Vergangenheit gelüftet, als sie zum ersten Mal seit dem Tod ihres Vaters versucht, etwas über ihre verschwundene Mutter in Erfahrung zu bringen. Mary Ann Fox stellt ihrer Protagonistin Nebenfiguren zur Seite, die ich als überzeugend und interessant gezeichnet empfand. Meine besondere Sympathie galt Elsa Sand, die in ihrem Pub Mags Bekanntschaft macht und nichts über ihre Vergangenheit preisgibt. Die eigenwillige Hauptgärtnerin Irene Jacobs und der nach Pfeifentabak und Patschuli riechende Surfer und Weltenbummler „Onkel Jim“ erhielten eine für meinen Geschmack viel zu kleine Rolle in diesem Buch, ich hätte sehr gerne mehr über sie erfahren.

Da es sich bei diesem Buch um einen richtigen Wohlfühlkrimi handelt, erwartete ich auch keinen rasanten Handlungsverlauf. Der kleine Spannungsbogen vom Auffinden der Leiche bis zur Enthüllung der Identität des Täters wurde jedoch bis zuletzt konstant aufrechterhalten, der Autorin ist es sogar gelungen, mich durch einige falsche Fährten kurzzeitig in die Irre zu führen.

Fazit: Als absoluter Fan von „cosy crimes“ hat mir „Je dunkler das Grab“ ebenso wie auch der erste Band der Reihe um Mags Blake ausgezeichnet gefallen.
Ich freue mich bereits auf weitere Abenteuer!