Hawelka & Schierhuber in geheimer Mission
Das letzte AchtelHofrat Zauner, von seinen Mitarbeitern hinter vorgehaltener Hand immer „Erzherzog“ genannt, schickt Hawelka & Schierhuber nach Retz um inkognito in einem seltsamen Mordfall zu ermitteln. Wieso? Warum? ...
Hofrat Zauner, von seinen Mitarbeitern hinter vorgehaltener Hand immer „Erzherzog“ genannt, schickt Hawelka & Schierhuber nach Retz um inkognito in einem seltsamen Mordfall zu ermitteln. Wieso? Warum? Was hat er für ein Interesse in und an der Weinstadt Retz?
Anfangs wissen die beiden Ermittler nur, dass man einen gewissen Erich Kramer erschossen auf einem Acker gefunden hat. Um ihn herum sind 37 Rohrweihen in einem Kreis drapiert. Die Zahl 37 wird in der Folge noch eine wichtige Rolle spielen. Über das Motiv kann man nur spekulieren. Waren es die ominösen „Jagdfreunde“ oder vielleicht eine späte Rache wegen der Marillengeschichte?
Hawelka & Schierhuber verkleiden sich als Reporter und erhalten nur spärliche Auskünfte. Dafür lernen sie die Erlebniskellerwelt von Retz, jede Menge Wein und Schnaps kennen. Sie machen die Bekanntschaft mit der Witwe Kramer und einer „Gutsherrin“, die es mit jedem Feldwebel aufnehmen könnte.
Die Ermittlungen kommen erst so richtig vorwärts, als sich Herta Berlakovic des Duos annimmt. Die gute Herta glaubt ihren Augen nicht trauen zu können, als sie beim alljährlichen Weinfest den Erzherzog entdeckt.
Was hat der hier zu suchen?
Meine Meinung:
Günther Pfeifer hat mit diesem 5. Fall für die beiden Waldviertler in Wien wieder einen kolossalen Krimi geschrieben, der mit Wortwitz und herrlichen Dialektpassagen punktet. Keine Angst, es gibt Fußnoten, die hier für Übersetzung sorgen.
Die Beschreibung des Weinstadt Retz mit ihrem Erlebnsikeller, dessen Ausmaße die Länge der asphaltierten Straßen der Stadt übertreffen (copyright Fremdenverkehrsverband „Retzer Land“) ist äußerst gut gelungen. Wir machen gemeinsam mit den beiden Ermittlern einen Spaziergang über den historischen Hauptplatz und staunen über das kunsthistorische (Un)Wissen von Schierhuber, der den Stadtbrunnen als „westgotisch“ (S. 39) bezeichnet.
Günther Pfeifers Schreibstil ist herrlich locker und nimmt so manche liebgewonnene Eigenschaft der Österreicher aufs Korn. So lassen sich die Damen in der Kanzlei von Hofrat Zauner „nicht von der Arbeit erwischen“ und so mancher Gast trinkt noch schnell ein „letztes Achterl“, in manchen Regionen Niederösterreichs auch „Fluchterl“ oder „Fluchtachterl“ genannt.
Der Spannungsbogen ist gleich recht hoch gehalten und steigert sich bis zu einem überraschenden Showdown. Hawelka & Schierhuber, die beiden Waldviertler Mordbuben (copyright Herta Berlakovic) lassen auch bei diesen Mordermittlungen wenige Fettnäpfchen aus. Gut, dass die Herta ihren Lieblingsermittlern zu Hilfe kommt. Gemeinsam lösen sie diesen Fall souverän. Dass dann auch der Erzherzog ganz gut (s)eine menschliche Regung zeigt, lässt den Unnahbaren doch ein bisserl netter aussehen.
Fazit:
Ich habe mich wieder außerordentlich gut unterhalten, daher gebe ich diesem Weinviertel-Krimi die Höchstnote 5 Sterne.
Wie heißt es doch so schön:
„..aber mäßig genossen, schadet er selbst in größeren Mengen nicht!“ In diesem Sinne warte ich gespannt auf Fall Nr. 6.