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Veröffentlicht am 28.02.2019

Alices fantastische Reise durch Fegoria

Fegoria
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Bei einer Wanderung mit ihren Freundinnen fällt Alice etwas hinter ihnen zurück und entdeckt dabei einen Spalt im Felsen. Aus purer Neugier zwängt sie sich hindurch und findet sich plötzlich in einer völlig ...

Bei einer Wanderung mit ihren Freundinnen fällt Alice etwas hinter ihnen zurück und entdeckt dabei einen Spalt im Felsen. Aus purer Neugier zwängt sie sich hindurch und findet sich plötzlich in einer völlig fremden, absolut fantastischen Umgebung wider - Fegoria. Hier trifft sie auf Elben, Gnome, Orks, Zwerge und Zauberer und einen Elbenprinzen, den sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Mit ihrem frechen Mundwerk und ihrer Aufmüpfigkeit mutet sie im Nebelwald sehr exotisch an und stößt bei den Bewohnern nicht gerade auf Begeisterung. Sie wird vom Elbenkönig unter Hausarrest gestellt und findet in den zwei jungen Elbenmännern Cian und Noam Freunde. Crispin, der schöne und kühle Thronfolger, bringt ihr Herz aus dem Takt und auch seine Gefühlswelt scheint bald mächtig in Schieflage zu geraten. Als der Zauberer Kelalan Alice zum teuflischen Magier Asta bringt, wird es für Alice gefährlich und sie muss um ihr Leben bangen.
Mein Fazit:
Das Cover und der Klappentext wollen gar nicht zueinander passen. Trotzdem habe ich mich um ein Buch und eine Leserunde beworben, denn die kurze Zusammenfassung der Geschichte hat mich total neugierig gemacht. Das Cover ist schon ein Hingucker – vor allem die feuerroten Haare der Frau, doch es lässt sich mit Alice und der Geschichte nicht vereinbaren. Ich bin mir bewusst, dass Annika Kastner hierauf wenig Einfluss hatte. Schade finde ich die Diskrepanz trotzdem.
Nun aber zu dieser fantastischen Geschichte, die in einem geheimnisvollen, bunten Fantasieland voller fremder Wesen spielt: ich habe mit Alice dieses Land bestaunt, mich vor den bösartigen und hässlichen Trollen und Orks gefürchtet, Crispin angeschmachtet, mir Noam als Freund gewünscht und mich in den kleinen Drachen Topas verliebt. Die Autorin hat eine wunderschöne Geschichte geschrieben und mich für einige Stunden nach Fegoria entführt. Alice konnte ich mir sehr gut vorstellen und sie blieb sich immer treu, auch wenn sie bald schon dem schönen Crispin verfallen war. Crispin hat zwei ganz unterschiedliche Seiten, die ihn nicht nur sympathisch machen. Er ist ein Macho, stur, arrogant und dann wieder so liebestoll und besitzergreifend, dass ich ihn am liebsten kräftig geschüttelt hätte. Meine absoluten Lieblinge in diesen schönen Fantasyroman sind Cian, Noam und der kleine Drache Topas. Schön fand ich auch, dass die Geschichte aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird: Alice, ganz modern und aus der Gegenwart und Crispin, dessen Sprache recht altmodisch und deshalb so passend für Fegoria anmutet. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten, mich zu orientieren, wer von beiden gerade erzählt. Hier wären Überschriften mit den Namen der beiden hilfreich gewesen. Allerdings habe ich mich mit der Zeit immer besser zurechtgefunden. Die Autorin hat mich auf eine abenteuerliche, spannende und auch berührende Reise in eine fremde und auch kriegerische Welt mitgenommen. Hier verschwimmen manchmal die Grenzen zwischen Gut und Böse und Gegensätze ergänzen sich auf wunderbare Weise. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich habe ein paar wirklich schöne Lesestunden mit Alice und ihren neuen Freunden und Feinden verbracht. Auf die Fortsetzung bin ich auf jeden Fall gespannt und würde mich freuen, wenn ich wieder dabei sein könnte.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Dorfpolizistin wider Willen - gestrandet in Kato Koutrafas

Tod am Aphroditefelsen
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Nach ihrem Studium freut sich Sofia auf einen hohen Posten im Innenministerium auf Zypern. Doch kaum dort angekommen, muss sie feststellen, dass nach einem Regierungswechsel nun die Kommunisten an die ...

Nach ihrem Studium freut sich Sofia auf einen hohen Posten im Innenministerium auf Zypern. Doch kaum dort angekommen, muss sie feststellen, dass nach einem Regierungswechsel nun die Kommunisten an die Macht gekommen sind. Der neue Innenminister Petro Matriopoulos versetzt nicht nur ihren Vater, den Botschafter, nach Eriwan, sondern weist Sofia die Stelle einer einfachen Dorfpolizistin im gottverlassenen Dorf Kato Koutrafas zu. Als wäre das nicht schon schlimm genug, sieht sie sich ihrem neuen Chef Kostas gegenüber. Dieser hält nicht viel von Polizeiarbeit und verbringt seine Dienstzeit lieber mit den alten Herren bei Spiel, jeder Menge Zigaretten und noch mehr Alkohol. Doch dann geschieht ein mysteriöser Unfall am Aphroditefelsen und Sofias Neugier ist geweckt.
Dieser zypriotische Krimi glänzt mit seinem herrlichen, mal bissigen, mal ironischen Schreibstil, der anschaulichen Beschreibung der zypriotischen und türkischen Grenzverhältnisse und den Eigenheiten der Bewohner Kato Koutrafas, ob sie nun dort geboren wurden oder durch welche Umstände auch immer dort hingelangt sind. Zudem entwickelt sich Sofia von der verwöhnten, unsicheren, jungen Frau im Designerkleid und bankett-tauglichen Schuhen zu einer selbstbewussten, pfiffigen Polizistin, die sich in den Ermittlungen festbeißt und sich gegen ihren Chef und eine herrische Polizeipräsidentin durchsetzt. So erobert sie nicht nur die Herzen der Bevölkerung, sondern schleicht sich auch in das des Lesers.
Besonders gut haben mir die kurzen Infos zu den unterschiedlichen Orten gefallen. Sie hören sich ein bisschen wie ein Ausschnitt aus dem Reiseführer an und sind doch recht persönlich gehalten – immer mit Bezug zur Geschichte. Die Zeichnungen und griechischen Überschriften der Kapitel sowie ein paar griechische Wörter innerhalb des Romans runden den Krimi wunderbar ab und passen zum Flair der Insel Zypern.
Sofia Perikles erster Fall ist erst der Auftakt zu einer neuen Reihe und ich bin mir sicher, dass auch ihr nächster Fall für unterhaltsame und spannende Lesestunden sorgen wird. Denn bei allem Lokalkolorit und den Widrigkeiten, denen Sofia begegnet, kommt die Spannung keinesfalls zu kurz. Erst nach und nach kamen die Hintergründe zum Unfall am Aphroditefelsen zutage und es hat sich alles glaubhaft und nachvollziehbar aufgelöst. Yanis Kostas hat zudem mit seinem Humor genau meinen Geschmack getroffen. Ich bin der Meinung, dass ein guter, spannender Krimi durchaus ein paar humorvolle Stellen verträgt.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Vom Chaos zum Lebensgefühl Hygge

Das kleine Café in Kopenhagen
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Katie arbeitet in einer der fünf größten Londoner PR-Agenturen und freut sich bereits auf ihre verdiente Beförderung. Doch dann bekommt Josh, ihr Kollege und Freund, den Posten und das auch noch durch ...

Katie arbeitet in einer der fünf größten Londoner PR-Agenturen und freut sich bereits auf ihre verdiente Beförderung. Doch dann bekommt Josh, ihr Kollege und Freund, den Posten und das auch noch durch eine Idee, die ursprünglich von Katie stammt. Damit degradiert er sich zum Ex-Freund und offenbart seinen wahren, miesen Charakter. Als Katies Chefin Megan ihr einen vermeintlich unmöglich zu bewerkstelligenden Auftrag überträgt, greift Katie nach diesem Strohhalm, ohne zu ahnen, was alles auf sie zukommt. Für den dänischen Geschäftsmann Lars Wilder, der in London ein Kaufhaus eröffnen will, soll sie eine PR-Strategie entwerfen. Getreu dem Motto „Hygge“, mit dem sie gar nichts anzufangen weiß, soll Katie Wilder helfen, ein Wohlfühl-Kaufhaus mit dänischem Lifestyle in London zu etablieren. Mit 6 Journalisten im Gepäck reist Katie nach Kopenhagen, um dem glücklichsten Land der Welt auf die Schliche zu kommen. Bald schon fühlt sich Katie wie eine Kindergärtnerin, die einen Haufen eigenwilliger und zickiger Journalisten zu betreuen hat. Eine Mammutaufgabe, denn die 3 Frauen und 3 Männer denken gar nicht daran, sich in einer Gruppe zusammen zu finden und einer der Männer sorgt bei Katie ungewollt für Herzklopfen. Doch in Eva, Lars Wilders Mutter und Besitzerin des bezaubernden kleinen Cafés Varme, hat sie eine zuverlässige Freundin und in deren Café ein zweites, heimeliges Zuhause gefunden.
Dieser schöne Roman rund um eine ungewöhnliche Reisegruppe zum Hygge-Gefühl in Kopenhagen macht gute Laune und Lust auf den Besuch der dänischen Hauptstadt. Die Autorin Julie Caplin vermittelt dieses heimelige Gefühl der Dänen nicht nur gekonnt, sondern sie entführt den Leser sehr schnell in den Norden in die Heimat der Kleinen Meerjungfrau.
Mitunter liest sich der Roman wie ein kleiner Insider-Reisebericht, was nicht verwundert, da Julie Caplin bereits in verschiedenen europäischen Großstädten gelebt und gearbeitet hat. Ihre Lust am Reisen ist ganz deutlich auf jeder Seite der Geschichte zu spüren. Es kam mir oft so vor, als stünde ich mitten in Kopenhagen und würde das Rathaus oder die Frelsers Kirke bestaunen. Die pure Neugier hat mich immer wieder über die eingeflochtenen Stationen der Reisegruppe nachlesen lassen. So habe ich nebenbei etwas über Kopenhagen gelernt und verspüre nun den großen Wunsch, dorthin zu reisen. Julie Caplin fügt mühelos und mit einem Augenzwinkern herrliche Kabbeleien zwischen Katie und dem störrischen Ben, die Sehenswürdigkeiten von Kopenhagen und die Lebensart der Dänen zu einer wunderschönen Geschichte zusammen. Alle Charaktere der illustren Reisegesellschaft sind mit ihren Eigenheiten, Stärken und Schwächen so unverwechselbar und bildhaft herausgearbeitet, dass sie einem das Gefühl vermitteln, mitten unter ihnen das Lebensgefühl der Kopenhagener zu erfahren. Da sitze ich als Leserin ein ums andere Mal bei Eva im Café Varme, streite mich mit Ben und schmunzle über den unverbesserlichen Conrad. Um die Mischung perfekt zu machen, entwickelt sich zwischen Katie und Ben eine Liebesgeschichte, die sich ganz allmählich einschleicht, ohne dass sie zu sehr in den Vordergrund tritt. Der Schreibstil ist stets leicht und lässt die Zeilen nur so dahin fliegen. Ein absoluter Wohlfühlroman!
Eine Diskrepanz zwischen dem Klappentext und dem Roman ist mir aufgefallen. Im Klappentext wird angekündigt, dass die Reisegruppe das Institut für Glücksforschung besucht und im Roman wird dieser Besuch weder beschrieben noch irgendwie erwähnt.
"... Es sind fünf Tage zu verschiedenen Zielen, darunter ein Besuch des Dänischen Instituts für Glücksforschung. ..." Auszug aus dem Klappentext
Schade, dass die beiden nächsten Romane noch nicht auf Deutsch veröffentlicht wurden. Vielleicht hole ich sie mir aber auch auf Englisch – mal sehen!

Veröffentlicht am 29.01.2019

Tödliche Eisskulpturen

Winterkalt: Thriller
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In einer kalten Winternacht wird die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: in einer überlebensgroßen Eisskulptur verbirgt sich die Leiche einer jungen Frau mit einem Spiegel ...

In einer kalten Winternacht wird die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: in einer überlebensgroßen Eisskulptur verbirgt sich die Leiche einer jungen Frau mit einem Spiegel in der Hand. Die Tote kann zunächst nicht untersucht werden, da das Eis sie völlig umhüllt. Nicht nur Julia fragt sich, wie die tote Frau in die Eisskulptur hineingekommen ist und wie es möglich war, diese ungesehen in einem Park mitten in Köln aufzustellen. Ihr Freund, Kriminalkommissar Florian Kessler, und Julias neue Assistentin Lenja machen sich sofort an die Arbeit und auf eine aufwändige Spurensuche, um den Mord aufzuklären. Währenddessen kämpft die junge, ehrgeizige Ballerina Annabelle um die begehrte Stelle der Primaballerina bei einer bevorstehenden Ballettaufführung. Steht sie im Visier des eiskalten Mörders? Oder spielt sie eine ganz andere Rolle?
Wie bereits im Buch „Der Flüstermann“ zeichnet sich der Thriller durch sehr geschickte Perspektivenwechsel und einen fesselnden Schreibstil aus. Catherine Shepard hat mich bereits mit den ersten Seiten gepackt und nicht mehr los gelassen. Neben den kleinen Einsichten in das Leben des Mörders kommt auch das Privatleben von Julia Schwarz und Florian Kessler zur Sprache. Das finde ich generell ganz interessant, denn Rechtsmediziner, Polizisten etc. sind ja auch nur Menschen und ihr Leben besteht nun mal nicht nur aus Arbeit. Nur habe ich mich immer gefragt, warum Julia Schwarz sich so stark in die Ermittlungen einbringen darf und ihr Vorgesetzter ihr nicht Einhalt gebietet. Der Spannung der Geschichte tat es jedoch keinen Abbruch, so dass ich diesen Gedanken mit der Zeit vernachlässigt habe. Im Laufe der Geschichte gab es für mich eine ganze Handvoll Verdächtige. Wie die unterschiedlichen Spuren sich dann aber immer wieder verloren, fand ich sehr gekonnt und spannend geschrieben. Ich konnte mir nie wirklich sicher sein, den richtigen Verdächtigen zu haben. Der stetige Perspektivwechsel steigert die Spannung und gibt einen guten Einblick in das Wesen und Leben der verschiedenen Akteure. Die kurzen Kapitel halten den Spannungsbogen zudem stets auf einem hohen Niveau. Die Aufklärung der Morde mündet in einer Überraschung und bringt erschreckende Einsichten in das Gefühlsleben des Eismörders.
Die angenehme Stimme von Svenja Pages haucht den Charakteren gekonnt Leben ein. Der Einsatz von Akzenten und unterschiedlichen Stimmfärbungen (gerade bei den Männern) half mir als Hörerin, die Personen auseinanderzuhalten. Ein bisschen weniger stark hätte ich mir die Stimme der französischen Ballettlehrerin gewünscht. Das war mir dann doch fast zu viel.
Neben einer packenden Handlung finden sich tolle, stimmige Charaktere im Thriller und sowohl Titel als auch Cover passen hervorragend zusammen! Eine tolle Unterhaltung - gerade im Winter!

Veröffentlicht am 27.01.2019

Spannender Thriller ohne Schnick-Schnack

Die Macht der Rache
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Eine blutüberströmte Frau versteckt sich bei strömendem Regen hinter einem Baum. Da flüstert ihr eine Stimme zu, dass niemand sie so begehren würde wie sie. Ihr Gedanke gilt der kleinen Leonie und dass ...

Eine blutüberströmte Frau versteckt sich bei strömendem Regen hinter einem Baum. Da flüstert ihr eine Stimme zu, dass niemand sie so begehren würde wie sie. Ihr Gedanke gilt der kleinen Leonie und dass sie sie braucht.

Dirk Rasper wird trotz schlampiger Ermittlungsarbeit zu lebenslanger Haft verurteilt. Er soll 3 Frauen ermordet haben, doch er beteuert immer wieder seine Unschuld. Sogar als er bereits Jahre in der Justizvollzugsanstalt einsitzt, rückt er nicht davon ab. Inzwischen hegt jedoch seine Frau Beate Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit, da Spuren in einem Keller eindeutig auf Dirk hinweisen. Es vergehen viele Jahre, in denen Dirk als ruhiger Gefangener sein Leben im Gefängnis verbringt und nichts auf eine Änderung seiner Situation hinweist. Da bekommt er einen Zellengenossen namens Liam, der kurz darauf vom brutalen Häftling Hartmann schwer misshandelt wird. Bei einem Fußballspiel wird genau dieser Häftling getötet und Dirk nimmt diesen Mord auf sich. Bei der Überstellung in eine andere Haftanstalt gelingt ihm nach einem Autounfall die Flucht. Von nun an lebt er in einem heruntergekommenen Fabrikgebäude und hat nur einen Wunsch: er will seine Freiheit und seine Familie wieder haben. In der Zwischenzeit ist er Vater der kleinen Leonie geworden, die er noch nie zu Gesicht bekommen hat. Da kommt Hauptkommissar Klare ins Spiel. Er hat sich in Raspers Fall verbissen und will die Ungereimtheiten und schlampigen Ermittlungen im Fall der 3 ermordeten Frauen aufklären. Doch kann er Raspers Beteuerungen glauben? Kann Klare dem vermeintlich unschuldigen Familienvater helfen?

Der Schreibstil ist knapp und nüchtern gehalten, ohne dass Nebensächlichkeiten den Blick auf das Wesentliche, die Handlung an sich, verstellen. Das erzeugte schnell Spannung und ließ mich durch die Seiten rasen, was hervorragend zum Genre Thriller passt. Manchmal blieben kleine Fragen offen und die brachten mich etwas aus dem Konzept. Dem Verständnis für die Handlung hat es jedoch keinen Abbruch getan. Zudem hat H.C. Scherf in der Leserunde geduldig und ausführlich die Fragen beantwortet.
Der Perspektivenwechsel und das schnelle Voranschreiten der Handlung hielten mich in Atem und es fiel mir schwer, innerhalb der Leseabschnitte innezuhalten, um meine Eindrücke zusammenzufassen. Ganz besonders gut gefielen mir die Beschreibungen des Gefängnisalltags und die unterschiedlichen Hierarchien bei den Gefangenen. Manchmal kam es mir so vor, als würde ich selber in der JVA sitzen und die Häftlinge sehen und hören.
Der Autor hat den Charakter von Dirk Raspers ambivalent angelegt. Sehr geschickt spielt er mit den ganz unterschiedlichen Wesenszügen: beherrscht, unscheinbar, berechnend, lauernd, anpassungsfähig, sportlich und gutaussehend, planvoll und ruhig, gewaltbereit und gefährlich, liebevoll und beständig in seiner Liebe zu Beate. So nimmt der Hauptakteuer im Laufe des Thrillers immer mehr Gestalt an, ohne dass er wirklich greifbar und als Frauenmörder zu identifizieren wäre. Ständig gerieten meine Sympathien für Dirk ins Schwanken und das Misstrauen wuchs. Zu keinem Zeitpunkt konnte ich mir sicher sein, dass er unschuldig ist. Vielmehr hoffte ich, dass ihm die Frauenmorde untergeschoben wurden. Beate bekommt innerhalb des Thrillers ebenfalls immer mehr Konturen und meine anfängliche Sympathie für sie geriet im Laufe des Buches immer mehr ins Wanken. Der Autor schafft es tatsächlich, mich in die Geschichte hineinzuziehen. So hoffe, bange und leide ich mit und versuche immer wieder, die Verdächtigen einzugrenzen, was mir jedoch schwerfiel. Es blieb bei einer Vermutung. Absolut gelungen fand ich den Showdown zum Ende. Meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt und ich konnte förmlich die Schlussszenen sehen und die Stimme des Frauenmörders hören. H.C. Scherf hat mich die Spannung fühlen lassen und wird damit seinem Anspruch an die Geschichte mehr als gerecht. Ich kann den Thriller all jenen Lesern empfehlen, die sich gerne durch ein spannendes, klug konstruiertes und erzähltes Buch treiben lassen – ohne sich durch Kleinigkeiten von der Handlung ablenken zu lassen.