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Veröffentlicht am 05.03.2019

Ein düsterer Thriller, der trotz seines streckenweise ruhigen Verlaufs zu fesseln versteht

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Die Blumenhändlerin Carolin Bauer liebt es, auf dem Wiener Zentralfriedhof spazieren zu gehen. Vor allem Ludwig van Beethovens Grab hat es ihr angetan, weil sie dort neben einer für sie notwendigen Ruhe ...

Die Blumenhändlerin Carolin Bauer liebt es, auf dem Wiener Zentralfriedhof spazieren zu gehen. Vor allem Ludwig van Beethovens Grab hat es ihr angetan, weil sie dort neben einer für sie notwendigen Ruhe auch die in ihrem Alltag vermisste Sicherheit spüren kann. Denn nur ein Jahr zuvor wurde sie bei einem Einsatz gegen das organisierte Verbrechens als Polizeispitzel enttarnt, weswegen sie nun, nach ihrem fingierten Tod, ein Dasein unter falschem Namen fristen muss. Doch die Angst, entdeckt zu werden, ist immer da, wie auch der Kontaktbeamte der Polizei, der sie völlig unverhofft für einen neuen Auftrag nach München schickt. Eine Routineangelegenheit, wie er meint, die sich aber viel zu schnell als gefährlich entpuppt und ihre lange Zeit gut funktionierende Tarnung viel zu sehr auf den Prüfstand stellt.

Die aussagekräftige Sprache der Blumen hat Ursula Poznanski für ihren ersten Fall mit einer untergetauchten Polizeiinformantin genutzt, die auf diese ungewöhnliche Weise mit ihrem Auftraggeber kommuniziert. Eine weiße Rose für das Schweigen, eine Distel für die Kraft oder eine Studentenblume, die den Tod symbolisiert. Doch trotz dieser nur für Eingeweihte funktionierenden Verständigung ist die in Wien untergetauchte Carolin Bauer während ihres neuen Auftrages in der bayerischen Landeshauptstadt ganz allein. Deshalb sieht sie sich regelmäßig auf der Straße um, verkleidet sich, damit sie niemand erkennt und lebt mit einem Gefühl von Misstrauen und Angst, das sie die Aussicht auf ein normales Leben vergessen lässt. Und genau dieser Zwiespalt, der sie einerseits ungemein tough erscheinen lässt und andererseits eindrucksvoll beweist, dass sie nervlich völlig am Ende ist, nimmt den Leser jederzeit für sie ein und sorgt dafür, dass er gemeinsam mit ihr hofft und bangt.

„Vanitas - Schwarz wie Erde“ ist ein Thriller, dessen Plot viele interessante Aspekte und handfeste Verbrechen enthält, der aber in Sachen Spannung zu seicht geraten ist. Angefangen mit einem Polizisten, der stets seine schützenden Hände über die ermittelnde Blumenhändlerin hält, über eine Nachbarin, die erst viel zu spät verrät, wer sie wirklich ist, bis hin zu einer erst am Ende auftauchenden Gefahr, schleppt sich die Handlung ohne den erwarteten nervenaufreibenden Kampf ums Überleben dahin, was angesichts der Vorgeschichte von Carolin Bauer enorm schade ist. Hier wurde Einiges an Potenzial verschenkt, obwohl die Autorin die auftretenden Flauten durch ihren ungemein fesselnden Schreibstil gut kompensieren kann. Auch sorgt ein, lange Zeit ungewisser Verlauf in Zusammenhang mit einer Reihe an Tötungsdelikten sowie einer pikanten Familiengeschichte dafür, dass die Neugier des Lesers nicht zum Erliegen kommt.

Fazit:
Ein düsterer Thriller, der trotz seines streckenweise ruhigen Verlaufs mit einer interessanten Ermittlerin, ungewöhnlichen Kommunikationsmethoden und einer verzwickten Mordserie zu fesseln versteht.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Ein vielschichtiger Regiokrimi mit passendem Humor

Ostfriesenmoor
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Der Journalist Holger Bloom ist im Uplengener Moor unterwegs, als er mitten in einem Gebüsch ein brütendes Graukranichpärchen entdeckt. Voller Begeisterung macht er sich daran, Fotos von ihnen zu schießen. ...

Der Journalist Holger Bloom ist im Uplengener Moor unterwegs, als er mitten in einem Gebüsch ein brütendes Graukranichpärchen entdeckt. Voller Begeisterung macht er sich daran, Fotos von ihnen zu schießen. Dabei wird er von einem Anblick überrascht, der ihn das Blut in den Adern gefrieren lässt. Denn gerade, als einer der Kraniche versucht, einen Ast aus dem Wasser zu ziehen, wird ein Gegenstand freigelegt, der sich bei näherer Betrachtung als ein menschlicher Arm entpuppt. Wenige Tage nach dem merkwürdigen Fund wird in Norddeich ein 4 Monate altes Baby aus einem Zwillingskinderwagen entführt, während dessen pubertierende Schwester mit einem Jungen beschäftigt ist. Ein Schock für die Familie und ein neuer Fall für Ann Kathrin Klaasen, die schon bald die Vermutung hegt, dass es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang gibt.

In "Ostfriesenmoor" ermittelt Ann Kathrin Klassen bereits zum siebenten Mal und erneut gibt es eine ganze Menge an privaten Problemen, die ihr neben ihrem nervenaufreibenden Fall ordentlich zu schaffen machen. Denn ausgerechnet zu der Zeit, als eine ungewöhnlich hergerichtete Kinderleiche im naheliegenden Moor gefunden wird, kämpft ihre Mutter mit den Folgen eines Schlaganfalls. Eine prekäre Situation, bei der ihr Klaus Weller tatkräftig zur Seite steht und ihre Beziehung damit auf eine völlig neue Stufe stellt. Dabei sie ist nicht die Einzige im Team, deren Privatleben im Fokus der Handlung steht. Auch Rupperts Liebesbeziehung zu einer Putzfrau, die in der Gerichtsmedizin ihren Job versieht, bleibt den Kollegen nicht verborgen und sorgt neben ausreichend Gesprächsstoff, auch für eine ungeahnte Wendung bei der Klärung des Falls.

Basierend auf einem ungewöhnlichen Fall, mit viel Lokalkolorit und einer wunderbar authentischen Atmosphäre versehen, versteht es Klaus-Peter Wolf gut zu unterhalten. Dabei sind es nicht die eingebauten Wendungen und kriminellen Details allein, die den Leser in den Sog der Ereignisse ziehen, sondern vor allem die in ihm agierenden Menschen, deren verschiedenartigen Probleme ungemein vielfältig sind. So lernt der Leser neben einem rachsüchtigen Vater eine nach Liebe suchende Jugendliche kennen oder stolpert neben einem machohaften Polizisten über eine vom Leben gebeutelte Mörderin. Figuren, die mit passenden Dialogen in Szene gesetzt wurden und deren Verhalten trotz einiger Merkwürdigkeiten jederzeit nachvollzogen werden kann.

Fazit:
"Ostfriesenmoor" ist ein Regionalkrimi, der von seinen gut gezeichneten Figuren, glaubwürdigen Dialogen und regionalen Bezügen lebt und der neben einem interessanten Fall, auch den ostfriesischen Humor nicht vermissen lässt.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Ein atmosphärischer Regionalkrimi mit wunderbar authentischen Figuren

Ostfriesenangst
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Die Schüler eines Bochumer Gymnasiums sind mit ihrem Lehrer zu einer Wattwanderung unterwegs, um neben der körperlichen Ertüchtigung auch etwas für ihre Teambildung zu tun. So jedenfalls hat es sich Oberstudienrat ...

Die Schüler eines Bochumer Gymnasiums sind mit ihrem Lehrer zu einer Wattwanderung unterwegs, um neben der körperlichen Ertüchtigung auch etwas für ihre Teambildung zu tun. So jedenfalls hat es sich Oberstudienrat Bollmann gedacht, der mit vierzehn Schülern und einer Lehrerin in die Untiefen des Wattenmeers aufbricht. Dabei hat er doch glatt die drohende Gefahr des heimtückischen Fahrwassers unterschätzt. Und so geschieht es, dass er von der aufkommenden Flut mitgerissen wird, während sich der Rest der Gruppe mit Mühe und Not retten kann. Doch nur kurze Zeit später wird sein Köper von Rettungskräften aus dem Meer gefischt und zwei in ihm steckende Pistolenkugeln zeugen davon, dass das zunächst vermutete Unglück gar keines war. Doch wer von den Anwesenden hat den Lehrer so sehr gehasst, dass er ihm das Leben nahm?

"Ostfriesenangst" ist der sechste Fall mit Kriminalkommissarin Ann Kathrin Klaasen, die während der turbulent verlaufenden Ermittlungen ihre Familie völlig vergisst. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sie durch ihre Gedankenlosigkeit das Missfallen ihres Sohnes erregt, da sie trotz Vorwarnung in seine Party platzt oder den verletzten Lebensgefährten erst nach Stunden im Krankenhaus besucht, weil er etwas zum Lesen braucht. Eine Polizistin, die weiß, was sie will, dafür aber ohne nachzudenken ihr Privatleben riskiert. Doch nicht nur die Figur der engagierten Kommissarin wurde mit vielen menschlichen Schwächen und einem eigensinnigen Charakter angelegt. Auch ihr Marzipan vernichtender Chef Ubbo Heide oder ihr machohafter Kollege Rupert erscheinen sehr lebensecht und sorgen dafür, dass der Leser ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen kann.

Der Fall ist spannend konstruiert und versteht es, den Leser lange Zeit an das Buch zu fesseln. Dabei entwickelt sich das, was zunächst wie ein Racheakt mehrerer Schüler aussieht, schon bald zu einer handfesten Verbrechensserie, die mit überraschenden Wendungen, zwielichtige Gestalten und viel krimineller Energie in Erscheinung tritt. Hinzu kommen ein flüssiger Schreibstil, der mit einigen humorvollen Dialogen versehen, Spannungsschwächen zu überbrücken versteht sowie jede Menge bildhafte Beschreibung von Orten und Figuren, die dafür Sorge tragen, dass der Leser mitten im Geschehen ist und neben den nervenaufreibenden Ereignissen auch die überkochenden Gefühle regelrecht spüren kann.

Fazit:
Ein atmosphärischer Regionalkrimi, der zwar in Sachen Glaubwürdigkeit nicht immer überzeugt, dafür aber mit wunderbar authentischen Figuren und einer akribischen Ermittlungsarbeit punkten kann.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Ein bewegender Roman, der sehr düster in Erscheinung tritt

Die Wege, die wir kreuzen
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Die junge Studentin Stella hat in ihrem Leben noch viel vor, als sie in einem Pub auf den Naturwissenschaftler John trifft und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Ohne es zu wollen, wird sie schwanger ...

Die junge Studentin Stella hat in ihrem Leben noch viel vor, als sie in einem Pub auf den Naturwissenschaftler John trifft und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Ohne es zu wollen, wird sie schwanger und mit dem Ziel eine Familie zu gründen, heiraten sie. Nur, dass John weiterhin seinen Forschungen auf dem Gebiet der Quantenphysik nachgehen kann und Stella, anstatt ihre Doktorarbeit zu schreiben, die Rolle der Haufrau und Mutter übernimmt. Eine Entwicklung, die sie zunehmend unzufrieden werden lässt und erst als John schwer erkrankt und nicht mehr arbeiten kann, raufen sich beide erneut zusammen.

Demgegenüber sieht es bei der Lehrerin Beth und dem Literaturagenten Charlie ganz anders aus. Schon seit längerer Zeit wünscht sich Beth ein Kind und ist regelmäßig enttäuscht, weil es nach einer erlittenen Fehlgeburt mit dem Familienzuwachs einfach klappt. Eine enorme Belastung für die junge Frau, die neben Charlies zunehmenden Alkoholkonsum auch noch seine plötzlich zutage tretenden Untreue ertragen muss. Und erst als Beth einer kleinen Tochter das Leben schenken kann, entsagt Charlie dem Alkohol. Doch nun ist es für die Rettung ihrer zerbrochenen Ehe längst zu spät.

Katy Mahood hat in ihrem einfühlsamen Roman zwei völlig unterschiedliche Paare in den Mittelpunkt der Handlung gestellt, die sich immer wieder in London begegnen, ohne zu wissen, wer der jeweils andere ist. Erst ein später Schicksalschlag führt sie zusammen und sorgt dafür, dass sich das nach Jahrzehnten voller Liebe, enttäuschter Hoffnungen und zerplatzter Träume plötzlich ändern wird. Bis dahin aber begleitet der Leser abwechselnd das eine oder andere Paar, ist dabei, als sie beschließen ihren Weg gemeinsam zu gehen, nimmt an ihrem Leben und ihren Entscheidungen teil und muss mit ansehen, dass trotz einer anfänglichen Einigkeit die Beziehungen zwischen ihnen ins Wanken geraten.

Der Schreibstil von Katy Mahood ist wunderbar plastisch, sodass man als Leser die einzelnen Orte, Figuren und Szenen jederzeit vor sich sieht. Deshalb stört es wenig, dass gerade zu Beginn wenig geschieht und es lange Zeit nur Andeutungen und schwer einzuordnende Handlungssplitter gibt. Denn erst viel später kristallisieren sich aus den erzählten Bruchstücken die Lebensgeschichten beider Paare heraus, die geprägt durch unverstandene Gefühle und der daraus resultierenden Einsamkeit eher düster und nur schwer zu ertragen sind. Und obwohl in diesem Buch eine negative Grundstimmung überwiegt und der Leser eher die Schattenseiten des Daseins ertragen muss, lässt ihn das Schicksal der Figuren nicht mehr los.

Fazit:
Ein bewegender, atmosphärischer und tiefgründiger Roman, der nur langsam verinnerlicht werden kann und durch seine enorme Gefühlsvielfalt viel Stoff zum Nachdenken hinterlässt.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein nervenaufreibendes Psychospiel mit kleinen Schwächen

Alles, was du fürchtest
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Nach einem traumatischen Erlebnis wird Kate Price regelmäßig von Panikattacken und Albträumen heimgesucht. Deshalb wundert es ihre Familie sehr, dass sie die Londoner Wohnung mit dem Bostoner Appartement ...

Nach einem traumatischen Erlebnis wird Kate Price regelmäßig von Panikattacken und Albträumen heimgesucht. Deshalb wundert es ihre Familie sehr, dass sie die Londoner Wohnung mit dem Bostoner Appartement ihres Cousin Corbin tauschen will. Doch Kate sieht in der Veränderung ihrer Lebenssituation eine reale Chance, den seelischen Problemen beizukommen. Deshalb macht sich voller Zuversicht auf Weg. Aber kaum ist sie dort angekommen, muss sie erfahren, dass Corbins Nachbarin Audrey ermordet worden ist und niemand weiß, wer der Täter war. Von nun an wird Kate mit merkwürdigen Dingen konfrontiert und ist sich bald nicht mehr sicher, ob sie Corbins Beteuerung unschuldig zu sein glauben kann und welche Rolle der gegenüber wohnende Nachbar Alan in dem immer gefährlicher werdenden Drama spielt.

"Alles, was du fürchtest" ist ein Thriller des US-amerikanischen Autors Peter Swansson, der bereits mit "Die Unbekannte" und "Die Gerechte" bewiesen hat, dass er die Spielarten perfider Geschichten bestens beherrscht. So gaukelt er seinen Lesern und Figuren gleichermaßen eine bestimmte Entwicklung der Ereignisse vor, bis er sie plötzlich widerruft und mit Andeutungen und Beobachtungen untersetzt, in eine ganz andere Richtung laufen lässt. Und während er mit den Wahrnehmungen und Gefühlen spielt, kristallisiert sich ganz allmählich die Wahrheit heraus, die noch ungeheuerlicher ist, als gedacht. Ein wunderbar wendungsreiches Geschehen, das diesmal allerdings einen Haken besitzt. Denn Corbins Vergangenheit wird in der Mitte des Buches so detailliert offenbart, dass das Ende der dramatischen Mörderjagd viel zu schnell vorhersehbar ist.

Kurze Kapitel, ein flüssiger Schreibstil und der zunächst wunderbar undurchsichtige Plot sorgen dafür, dass das Buch nur schwer aus der Hand gelegt werden kann. Dabei werden die in Boston zum Tragen kommenden Ereignisse aus den Perspektiven von Kate und Alan erzählt, während sich Corbins Schilderungen nach seiner Ankunft in London eher auf die Vergangenheit beziehen. Darüber hinaus spielen auch noch weitere Figuren eine Rolle, wie ein vor dem Haus auftauchender Mann, der sich als guter Freund von Corbin entpuppt oder die mit den Ermittlungen betrauten Detectives, die akribisch jeder noch so kleinen Spur nachgehen. Und mit der Zeit wird aus der Fülle der Ereignisse und Erinnerungen ein erschreckend grausames Komplott zusammengesetzt, dessen Drahtzieher noch lange nicht am Ende mit seinen perfiden Spielchen ist.

Fazit:
Ein perfider Thriller, der durch das nervenaufreibende Zusammenspiel seiner Figuren Spannung erzeugt und lange Zeit mit einem undurchsichtigen Plot punkten kann. Doch leider werden die Hintergründe der verabscheuungswürdigen Tat viel zu schnell aufgedeckt und damit das in der Geschichte wohnende Potenzial teilweise verschenkt.