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Veröffentlicht am 01.03.2019

Unfassbar, wie authenitisch dieser Einblick in das dunkelste Kapitel Deutschlands ist

Als die Tage ihr Licht verloren
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Linda und Gitte erleben den Krieg auf unterschiedliche Art und Weise. Während Linda von einer Karriere als Juristin träumt, hofft Gitte auf ein Lebenszeichen von ihrem Liebsten, der an der Front seinen ...

Linda und Gitte erleben den Krieg auf unterschiedliche Art und Weise. Während Linda von einer Karriere als Juristin träumt, hofft Gitte auf ein Lebenszeichen von ihrem Liebsten, der an der Front seinen Dienst fürs Vaterland verrichtet. Doch die erlösende Nachricht will einfach nicht kommen und so nimmt eine tiefe Traurigkeit von ihr Besitz.
Doch in Zeiten des braunen Sumpfes ist das sehr gefährlich, denn psychisch kranke Menschen sind den Nazis ein Dorn im Augen.
Ein "netter" Nachbar schwärzt Gitte an und so wird auch sie vom Wahnsinn der Euthanasie erfasst und deportiert....

Es gibt kaum Worte, die diesem Buch gerecht werden - ein Debüt vom Allerfeinsten, das Stepahnie von Hayek hier zu Papier gebracht hat. Selten habe ich ein Buch gelesen, dessen Geschichte so unfassbar authentisch geschrieben ist und somit die Angst und den Schrecken unserer dunkelsten Vergangenheit wieder hervorholt und mit all seinen grausamen Fratzen präsentiert.
Die Autorin erschafft Figuren, die sich sehr plastisch hervorheben , quasi aus den Seiten steigen und so vor meinen Augen die brutalen und kaltblütigen Szenen erschreckend lebendig werden lassen.
Das Säuberungsprogramm ist leider keine Fiktion, sondern wie wir alle wissen, bitter Ernst und von Hayek lässt hier die Beteiligten mit aller Brutalität , die den braunen Schergen zur Verfügung steht, zum Opfer fallen.
Verrat ist an der Tagesordnung, keiner weiß mehr, wem er vertrauen kann und genau diese Unsicherheit lässt die Autorin zwischen den Zeilen hervorspringen und jagt mir so kalte Schauer über den Rücken.
Ihre Geschichte lebt von akribischer Recherche, verwebt mit einer beeindruckenden Geschichte, die die Grenze zwischen Spekulation und Realität so sehr verschwimmen lässt, sodass ich meine, alles hautnah mitzuerleben und ein Zeitzeuge dieser barbarischen Epoche zu sein.
Ein Buch das aufzeigt, was daraus werden kann, wenn man sich auf politische Irrwege begibt - leider aktueller denn je und ich hoffe, das solche Zeiten nie, nie wieder anbrechen und Menschen als unwürdige Wesen betrachten.
Ein Buch gegen das Vergessen !

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Berührend, faszinierend, einzigartig

Und es wurde Licht
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Kevin hat jahrelang Raubbau an seinem Körper betrieben und muss feststellen, dass er sein Augenlicht verliert. Da er an einer seltenen Erbkrankheit leidet, scheint Heilung ausgeschlossen. Doch mit seiner ...

Kevin hat jahrelang Raubbau an seinem Körper betrieben und muss feststellen, dass er sein Augenlicht verliert. Da er an einer seltenen Erbkrankheit leidet, scheint Heilung ausgeschlossen. Doch mit seiner Erblindung geschieht etwas wundersames mit Kevin - er fängt plötzlich an, klarer zu sehen als vorher - nämlich sein innerstes Wesen und beschließt, dass es Zeit ist für eine Kehrtwende. Er ändert sein Leben und nach vielen Jahren geschieht das Wunder - er kann wieder sehen...

"Und es wurde Licht" ich ein Buch voller magischer Momente, vielen zermürbenden Szenen und dem tiefen Einblick in eine Seele, die zerrissen und zerschunden ist und doch zum Wesentlichen findet - zu sich selbst.
Kevin musste erst erblinden um festzustellen, dass man manche Dinge nicht mit den Augen am besten sieht, sondern mit dem Herzen.
Auf seinem Weg zu sich selbst muss er viele Hürden nehmen, bürokratische und auch physische, um schließlich da anzukommen, wo er eigentlich schon immer hinwollte - im tiefen Glauben zu Gott und zu sich selbst.
Die Geschichte ist weder rührselig geschildert, noch drückt sie auf die Tränendrüse, sondern sie ist schonungslos und absolut ehrlich, beschönigt nichts und wirkt so lange, lange nach. Eine Erzählung, die direkt ins Herz geht und mich mit Kevin fühlen, leiden, lachen und hoffen lässt.
Ab und an ist ein Tränchen geflossen, weil ich mich gefragt habe, wieviel ein Mensch ertragen kann, bevor er endlich anfängt umzudenken.
Kevins Geschichte ist ein Buch über die Kraft des Glaubens, über das Über-sich-hinauswachsen und den Mut, Dinge zu tun, die man für richtig hält - auch wenn sie auf den ersten Blick nicht den gewünschten Erfolg bringen.
Ein Buch, das anderen Mut macht, inspiriert und darauf aufmerksam macht, was wirklich wichtig ist im Leben.
Danke an Kevin und Traci für diesen emotionalen Einblick in sein Leben.

Herzlichen Dank auch an Corinna Schindler und dem Trinity-Verlag für die kostenfreie Bereitstellung dieses Leseexemplares. diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Toller Start - ein Buch über Familienbande, Verbundenheit und tiefe Gefühle

Der weiße Ahorn
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Berlin, Ende des 19. Jahrhundert - Breitenbachs haben leider kein Glück mehr, was den Umsatz in ihrer Schuhfabrik betrifft uns o muss eine rettende Idee her. Die Kommt in form einer Tochterfabrik in der ...

Berlin, Ende des 19. Jahrhundert - Breitenbachs haben leider kein Glück mehr, was den Umsatz in ihrer Schuhfabrik betrifft uns o muss eine rettende Idee her. Die Kommt in form einer Tochterfabrik in der Neuen Welt daher und soll fortan Geld in die Kasse spülen.
Die Geschwister Breidenbach wagen die Reise ins Ungewisse und merken schon bald, dass sich die Idee nicht ganz so einfach in die Tat umsetzen lässt, wie zu Anfang auf dem Papier gedacht.
Auch Zuhause im heimischen Berlin muss das Ruder herumgerissen werden und Vater Breidenbach muss sich gegen einen Kontrahenten behaupten.
Es heißt Ärmel hochkrempeln und hoffen, dass die Familientradition weiterhin bahrt werden kann..

Mina Baites habe ich bereits als Autorin der Bücher um die silberne Spieldose kennen und lieben gelernt
"Der weiße Ahorn" ist der Beginn einer neue Familiensaga und ich bin von der ersten Seite an wieder hin und weg, was die Geschichte betrifft.
Die Einblicke in die Familiengeschichte der Breitenbachs ist ihr mit scheinbar müheloser Leichtigkeit gelungen und ich bin fasziniert, wie sie die Zeit zurückdreht und die Figuren lebendig werden lässt.
Ich habe Berlin im Jahre 1881 direkt vor Augen, bewege mich mit den Akteuren in den einzelnen Szenen und lerne alle Personen kennen, die im Verlauf des Romans von Wichtigkeit sind.
Der titelgebende weiße Ahorn spielt im Leben der Breitenbaches eine große Rolle - er ist Symbol für starke Familienbande, tiefe Verbundenheit und starke Gefühle. Ein Zeichen von Kraft und Stärke, das hier wunderbar mit in die Erzählung einfließt.
Die Darsteller in diesem Roman sind sehr schön ausgearbeitet, haben alle ihren eigenen Kopf und überzeugen mit ihren Handlungen. Klar, dass da auch mal die eine oder andere Szene dabei ist, die zum Nachdenken anregt.
Die Geschichte lebt von dem steten Wechsel zwischen den Ereignissen in Deutschland und dem aktuellen Geschehen in Amerika, bringt damalige aktuelle Themen zur Sprache (Sklaverei, Stellung der Frau in der Gesellschaft etc) und bietet so ein abwechslungsreiches Repertoire an guten Szenen, tollen Dialogen und sehr anschaulich gezeichneten Bildern.
Mina Baites schafft er erneut, aus ihrem Roman herrlich bunte Bilder zu zaubern und vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen, sodass ich Teil der Geschichte werde, die Besiedelung des Wilden Westens miterlebe und nur ungern wieder in die Wirklichkeit auftauche.
Ein Roman, der Lust auf mehr macht und ich bin schon jetzt gespannt auf die Fortsetzung im Herbst

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

DerWeißeAhorn

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 23.02.2019

Geschichte zum Anfassen

Rheinblick
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Hilde Kessel blickt als Wirtin des "Rheinblicks" hinter die Gesichter, die in Politik und Wissenschaft ein große Rollen spielen. Bei ihr geben sich alle die Klinke in die Hand und lassen so die Hüllen ...

Hilde Kessel blickt als Wirtin des "Rheinblicks" hinter die Gesichter, die in Politik und Wissenschaft ein große Rollen spielen. Bei ihr geben sich alle die Klinke in die Hand und lassen so die Hüllen fallen. Doch genau dieser Blick hinter die Kulissen ist es, der Hilde für andere zum Werkzeug macht und sie erpressbar werden lässt.
Das gleiche Schicksal teilt Sonja, denn als Logopädin in der Klink am Venusberg behandelt sie Willy Brandt, dessen Stimme kläglich in der Wahlnacht versagte.
Doch wie kommen bei aus dem Strudel der dunklen Machenschaften wieder heraus ? Müssen sie ihre Prinzipien verraten, um endlich wieder in Ruhe und Frieden leben zu können ?

Nach "Bühlerhöhe" ist "Rheinblick" das zweite Buch von Brigitte Glaser, das ich lesen darf und ich muss sagen, nach der Bauchlandung des ersten Buches bin ich hier voll und ganz überzeugt und Feuer und Flamme für dieses Buch.
Glaser nimmt mich mit auf eine Zeitreise der besonderen Art, denn die in ihrem Roman geschilderten Persönlichkeiten sind alles Figuren und politischen Größen meiner Kindheit und mir somit bestens vertraut. Auch wenn inzwischen viele verstorben sind, sind sie mit ihren Idealen und ihren politischen Ideen immer noch für mich präsent.
Mit dem Gang ins "Rheinblick" bekomme ich einen Einblick in die Ränkeschmiede, die sich damals dort gebildet hat und ich werde mit in den Gewissenkonflikt hineingezogen, in dem sich Hilde und Sonja befinden.
Mehr als einmal habe ich mir die Frage gestellt, wie ich mit diesem Wissen umgehen würde, wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre.
Eine befriedigende Antwort habe ich für mich nicht finden können - es ist schwer, loyal zu bleiben, wenn mal solche schwerwiegenden Informationen mit sich herumträgt.
Die Autorin arbeitet gewissenhaft und man merkt ihrem neuen Roman die akribische Recherche sehr deutlich an, denn ihre fiktive Geschichte lässt die Grenze zwischen Wahrheit und Spekulation so sehr verschwimmen, dass ich fast geneigt bin, dies alles zu glauben und mir bildlich vorzustellen, was ich lese.
Es gibt viele Informationen zu den Politikern von damals, bringt mir so die Zeitgeschichte näher und lässt mich sehr tief in den Roman eintauchen.
Die Handlung bekommt noch zusätzlichen Schliff, in dem Brigitte Glaser einen ungeklärten Mordfall in das Geschehen einstreut, der auch noch seine Kreise im Politzirkus zu ziehen scheint - ein wirklich gelungener Kniff, denn ich habe bis zum Schluss keinen blassen Schimmer, wer dahinter steckt.
Glaser bietet hier Geschichte zum Anfassen - und ich bin gerne ihrer Aufforderung gefolgt, diese Zeitreise zu unternehmen.
Absolute Leseempfehlung !

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

Rheinblick

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 22.02.2019

Hut ab vor diesem Debüt !

Was man unter Wasser sehen kann
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Luca hatte es nie leicht - aufgewachsen in einer Familie, in der sich Mutter und Großmutter gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen und in einem Dorf, das eigentlich idyllisch eingebettet zwischen Wäldern ...

Luca hatte es nie leicht - aufgewachsen in einer Familie, in der sich Mutter und Großmutter gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen und in einem Dorf, das eigentlich idyllisch eingebettet zwischen Wäldern und Hügeln liegt. Doch genau dieses Eingebettet sein ist es, das die junge Luca zum Grübeln verleitet.
Denn sie kehrt in ihren Heimatort zurück, weil ihre Mutter verschwunden ist und sich die Fragen nach dem "Warum" stellen. Auf der Suche nach ihrer Mutter stößt sie auch auf die Geschichte des Ortes, der einst gegen den Willen der Bewohner geflutet werden sollte. Das Puzzle wird langsam immer vollständiger und Luca erhält die Antworten auf ihre Fragen...

"Was man unter Wasser sehen kann" ist ein wahnsinnig gelungenes Debüt von Henriette Dykerhoff, das von der ersten Seite an mich wie ein Strudel in die Geschichte hineinzeiht und auch erst wieder nach dem letzten Buchstaben freigibt.
Die Autorin verpackt anschauliche Bilder von damals mit lebhaften Sequenzen von heute und lässt so den Aufruhr und den Widerstand der Bewohner des Ronnetals lebendig werden.
Durch den steten Wechsel der Zeitebenen wird es nie langweilig, im Gegenteil - der Spannungsbogen bleibt konstant erhalten, wirkt manchmal fast zum Zerreißen gespannt und lässt mich an Lucas Stelle die Suche nach dem Sinn erleben.
Es ist nicht nur die Suche nach den Antworten auf die Fragen, die Luca unter den Nägeln brennen, es ist auch ein Weg zu sich selbst, den Luca hier beschreitet und mir mit vielen Weggefährten schmackhaft macht.
Hier wird mit vielschichtigen Charakteren gearbeitet, die alle die Geschichte beleben. Die Autorin hat alle Personen sehr differenziert gestaltet, manchmal meine ich sogar, die alten Menschen mit ihren von Leben gezeichneten Gesichtern vor mir sehen zu können, wenn sie von damals erzählen.
Die historische Komponente erhält noch zusätzlichen Schliff, in dem Dykerhoff ein bisschen Krimi mit einfließen lässt. So entsteht noch mehr Spannung, noch mehr Suchtpotential und ich kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ein wenig erinnert mich dieses Buch an die Bewohner vom Edersee, die ja auch durch den Bau der Talsperre ihr Heim verloren haben.
Für mich ist dieses Buch Geschichte zum Anfassen - Hut ab vor diesem Debüt !

Herzliche Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über Netalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

WasManUnterWasserSehenKann

NetGalleyDE