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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2019

Nur noch kurz die Welt retten...

Das Imperium aus Asche
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Der Abschlussband der zweiten hervorragend ausgearbeiteten Trilogie von Anthony Ryan.

Manchmal fand ich es schon nervig, wenn ein Kapitel sehr spannend endete, und ich dann zu einem anderen Protagonisten ...

Der Abschlussband der zweiten hervorragend ausgearbeiteten Trilogie von Anthony Ryan.

Manchmal fand ich es schon nervig, wenn ein Kapitel sehr spannend endete, und ich dann zu einem anderen Protagonisten springen musste. Das Wechseln zwischen den Hauptfiguren erhöht natürlich die Spannung, und die bleibt auch in Band 3 dieser Reihe bis zum Schluß erhalten.

Clay, Lizanne, Hilemore und Sirus erleben jeweils aus ihrer Sicht die Geschehnisse. Und die sind weiterhin sehr bedrohlich. Der weiße Drache hat sich erhoben und fällt mit brutaler Gewalt über die Menschen her. Er ist sehr mächtig, und sein Einfluss auf Menschen und andere Drachen ist stark. Doch Clay hat bei seiner Reise in die Welt unter dem Eis viel erfahren. Sein Mut und seine Erfahrung helfen ihm dabei, langsam die Zusammenhänge zu erkennen. Sein Wissen teilt er mit Lizanne, die auch davon profitiert. Ereignisse, die längst vergessen sind, kommen wieder ans Licht. Und das ist notwendig, um im Kampf gegen den Weißen noch eine Chance zu haben. Gewinnt der Weiße, ist die Welt verloren. Doch unsere Protagonisten sind nicht gewillt, das hinzunehmen.

Sehr spannend geschrieben ist auch dieser letzte Band. Technische Feinheiten werden genauso detaillert dargestellt wie militärische Strategien. Aber es sind nie zu viele Details, sondern genau die richtige Dosis, wie ich finde.
Die Karten im Buch (und das gilt auch für die Karten in den ersten beiden Bänden) hätten meiner Ansicht nach etwas detaillierter sein können. Manche Orte und Gegenden, die in der Geschichte eine Rolle spielen, sind dort nicht eingezeichnet. Z. B. Feros – wo ist das? Da wären etwas informativere Karten sinnvoller gewesen. Aber das ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich nennen kann. Ansonsten ist es spannende Unterhaltung vom Feinsten. Sehr zu empfehlen für Freunde von phantasievollen Geschichten!

Veröffentlicht am 14.03.2019

Fiktion und Mahnung

Die Reinsten
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Eine gut durchdachte Vision von unserer Zukunft. Es geht um nichts weniger als um das Überleben der Menschheit. Auf den ersten hundert Seiten erfahren wir, wie das Leben im 22. Jahrhundert funktioniert. ...

Eine gut durchdachte Vision von unserer Zukunft. Es geht um nichts weniger als um das Überleben der Menschheit. Auf den ersten hundert Seiten erfahren wir, wie das Leben im 22. Jahrhundert funktioniert. Die Klimaerwärmung hat große Teile der Erde unbewohnbar gemacht. In geschützten Gebieten leben ausgewählte Menschen unter Kuppeln, die das Leben erträglich machen. Die Reinsten sind eine geistige Elite, sie haben viele Privilegien und arbeiten überwiegend als Wissenschaftler. Die Angepassten fügen sich problemlos in die bestehende Ordnung ein. Die Degradierten sind meist Angepasste, die sich nicht mehr einfügen wollen, sie werden aus den privilegierten Zonen ausgestossen. Und die Kolonisten leben ausserhalb der geschützten Zonen und müssen sehen, wie sie zurecht kommen. Aber alles spielt sich unter der Kontrolle einer KI ab, die man Askit nennt. Über Gehirnimplantate steuert Askit die Ausbildung, die Kommunikation und sogar die Befindlichkeit der Menschen. Die Reinsten können direkt mit der KI kommunizieren, sie werden aber auch regelmäßigen Prüfungen unterzogen. Eve Legrand hat den höchsten Score der Reinsten, sie ist schon als Kind mit Askit verbunden gewesen. Nur sehr wenige Menschen stellen die Funktionsweise dieses Systems in Frage. Eve tut das ganz bestimmt nicht. Um so mehr überraschte es sie, dass sie eines Tages aus unerfindlichen Gründen aus der geschützten Zone fliehen muss.
Der Autor erklärt im ersten Viertel des Buches das System. Ganz bestimmt mit viel Sachverstand, doch für den Leser nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen. Richtig spannend wird die Geschichte erst, als Eve aus Paradise flüchten muss. Da nimmt die Handlung Fahrt auf und bleibt spannend bis zur letzten Seite. Das Thema Klimawandel und Erderwärmung ist natürlich hochaktuell. Der Autor beschreibt hier sehr drastisch, was passieren könnte, wenn die Menschen nicht schnell wirksame Maßnahmen ergreifen. Und er beschreibt - nicht unrealistisch - die Unfähigkeit der verantwortlichen Politiker, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.
Diese Geschichte ist nicht nur ein Roman, sie ist auch eine Warnung vor den Folgen der Untätigkeit. Das finde ich sehr wichtig.
Leichte Abstriche muss ich machen bei einigen Dialogen. Da war für mich nicht sofort erkennbar, wer was gesagt hat. Vielleicht hätte man, wenn Eve mit Askit spricht, nur die Antworten von Askit kursiv setzen sollen und nicht den ganzen Dialog. Das wäre aus meiner Sicht klarer gewesen.
Auch eine ganze Reihe von Druckfehlern sind mir aufgefallen, das sollte eigentlich nicht so vorkommen.
Die Story an sich ist schlüssig, gut durchdacht und zu drei Vierteln ziemlich spannend. Vor allem aber ist sie nicht nur Fiktion, sondern auch Mahnung an uns Leser, dass wir alle etwas tun können, und dass wir jetzt etwas tun müssen. Denn wir alle sind verantwortlich für die Zukunft dieses Planeten. Das können wir nicht abschieben auf Algorithmen und künstliche Intelligenzen. Die können sehr hilfreich sein, aber wir dürfen uns niemals von ihnen beherrschen lassen.

Normalerweise würde ich für dieses Buch aufgrund der erwähnten Abstriche und einiger Längen im ersten Teil "nur" vier Sterne vergeben. Da ich das Thema aber für sehr wichtig halte und Thore Hansen die Problematik sehr gut dargestellt hat, vergebe ich fünf Sterne. Diese Geschichte sollte man wirklich lesen!

Veröffentlicht am 01.03.2019

Spannend bis zur letzten Seite

1793
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Ein historischer Krimi der besonderen Art. Wir schreiben das Jahr 1793. Die grausam zugerichtete und verstümmelte Leiche eines jungen Mannes wird im Abwassertümpel vom Stockholm gefunden. Geborgen wird ...

Ein historischer Krimi der besonderen Art. Wir schreiben das Jahr 1793. Die grausam zugerichtete und verstümmelte Leiche eines jungen Mannes wird im Abwassertümpel vom Stockholm gefunden. Geborgen wird sie von Mickel Cardell, dem vom Krieg noch traumatisierten Stadthäscher. Cardell hat im Kriegsgeschehen seinen Arm verloren und muss seitdem mit einem Holzarm zurechtkommen.
Der Leiter der Polizeikammer beauftragt den Spezialermittler Cecil Winge mit der Untersuchung des Falles. Auch Cardell möchte wissen, was mit dem Toten geschehen ist, und so machen sich beide Männer an die Ermittlungsarbeit. Winge hat Tuberkulose im fortgeschrittenen Stadium, seine Tage sind gezählt. Doch er besitzt einen scharfen Verstand, was ihm bei den Nachforschungen zu diesem grausamen Verbrechen von Nutzen ist. Wer ist das junge Opfer? Und wird es einem Schwerkranken und einem oft betrunkenen Kriegsversehrten gelingen, diesen komplizierten Fall zu lösen? Diese Fragen stellen sich dem Leser zu Beginn eines ungewöhnlichen Romans. Der ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich, denn im Vordergrund stehen keinesfalls nur die beiden Ermittler. Man lernt mehrere Personen kennen, aus deren Sicht die Ereignisse zu unterschiedlichen Zeiten geschildert werden. Das ist faszinierend, denn nach und nach fügen sich die Handlungsstränge zu einem Gesamtbild zusammen. Die Schilderungen der Stadt zur damaligen Zeit sind sehr eingängig, man hat die Bilder vor Augen und die Gerüche in der Nase. Wie ich fand, eine großartige und sprachlich ausgefeilte Darstellung der Zustände im Jahr 1793. Auch die Charaktere sind sehr detailreich beschrieben, Der Spannungsbogen erreicht schnell eine große Höhe und bleibt bis zum Schuss erhalten. Ein gelungener Krimi, der mich bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Spannend, schockierend, realistisch!

Der Patriot
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Der Leser folgt in diesem Buch verschiedenen Handlungssträngen, die durch mehr oder weniger kurze Kapitel beschrieben werden. Darunter ist der Täter, dann eines der Opfer, sowie eine aufstrebende, karriereorientierte ...

Der Leser folgt in diesem Buch verschiedenen Handlungssträngen, die durch mehr oder weniger kurze Kapitel beschrieben werden. Darunter ist der Täter, dann eines der Opfer, sowie eine aufstrebende, karriereorientierte Journalistin und schließlich August, ein in Chile lebender Schwede, der für einen russischen Gangsterboss als Leibwächter arbeitet. Die Zusammenhänge werden im Verlauf der Geschichte schnell klar, durch die kurzen Kapitel wird eine starke Spannung aufgebaut, die bis zum Schluss anhält. Es fiel mir schwer, das Buch für eine Pause aus der Hand zu legen.

Die Geschichte spielt hauptsächlich in Schweden, und ich fand sie sehr realitätsbezogen. Die rechtsorientierte Partei der Schwedendemokraten hat einen großen Zulauf und sogar schon Regierungsambitionen. Sie wettert hauptsächlich gegen Zuwanderung und die Islamisierung der Gesellschaft. Dies fällt bei so manchen Leuten in der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden. Hier haben es einige rechte Fanatiker auf Journalisten abgesehen, ihrer Meinung nach von der „Lügenpresse“, die angeblich falsche Nachrichten verbreiten. Brutale Morde werden geplant und ausgeführt. In den sozialen Medien werden sie und ihre Taten von Gleichgesinnten gefeiert und verherrlicht. Das spornt sie zusätzlich an, sie fühlen sich als Führer einer gerechten und notwendigen Bewegung. Wenn Hass auf Fanatismus trifft, dann kann so etwas entstehen, wie es hier eindrucksvoll beschrieben wird.
Ein besonders perfider Plan führt dazu, dass ein unschuldiger Schwede mit syrischen Wurzeln, der sehr gut integriert ist, zum Terroristen wird. Was den Fremdenhass weiter schürt und die Täter noch gefährlicher macht. Da es sich keineswegs und dumme Personen handelt, sind sie sehr schwer zu fassen.
Ein harter Thriller, der durchaus so passiert sein könnte. Und das nicht nur in Schweden. Leider.
Und die Tatsache, dass der Autor selbst als Journalist massive rechtspopulistische Drohungen erhalten hat, macht es nicht besser. Aber glaubwürdiger. Eine wichtige Geschichte in einer gefährlichen Zeit. Eine Mahnung an Politiker, die noch nicht wissen wie sie dem Druck von rechts wirkungsvoll begegnen sollen. Aber auch eine Mahnung an die Gesellschaft, besser aufzupassen und sich nicht von unglaubwürdigen und falschen populistischen Parolen beeinflussen zu lassen.

Veröffentlicht am 21.01.2019

Historisch, spannend, stilvoll – gewürzt mit einer guten Prise Humor. Großartig!

Die Farben des Feuers
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Marcel Péricourt ist tot. Der Leiter des großen Bankimperiums war reich und mächtig. Madeleine, seine Tochter, erbt nahezu sein gesamtes Vermögen. Das ruft Neider auf den Plan, die sich ebenfalls Hoffnungen ...

Marcel Péricourt ist tot. Der Leiter des großen Bankimperiums war reich und mächtig. Madeleine, seine Tochter, erbt nahezu sein gesamtes Vermögen. Das ruft Neider auf den Plan, die sich ebenfalls Hoffnungen auf ein stattliches Sümmchen aus der Erbschaft gemacht hatten. Das sind in erster Linie Charles, der Onkel von Madeleine, und Gustave, der zweite Mann und leitender Prokurist der Bank. Madeleine kann sich an ihrem Erbe allerdings nicht erfreuen, denn ihr Sohn Paul stürzt am Tage des Begräbnisses von Vater Marcel aus einem Fenster im zweiten Stock. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus. Er überlebt, aber er ist gelähmt und für den Rest seines Lebens auf den Rollstuhl angewiesen. Madeleine ist schwer getroffen, sie opfert sich für das Wohlbefinden von Paul auf. Sie bekommt nur am Rande mit, was in der Bank vor sich geht. Sie vertraut Gustave, der nun die Geschäfte leitet, und sie unterschreibt alles, was er ihr vorlegt.
Da Charles und Gustave sich um ihren Anteil am Erbe betrogen fühlen, geben sie sich mit der Situation nicht zufrieden. Ihrer Ansicht nach haben sie mehr verdient, und eine Frau ist mit geschäftlichen Dingen doch sowieso überfordert. Ihr heimtückischer Plan bringt die völlig ahnungslose Madeleine in große Schwierigkeiten. Sie verliert die Bank und fast ihr ganzes Vermögen. Nun ist es an ihr, sorgfältig zu planen. Zunächst, um über die Runden zu kommen und die Existenz für sich und ihren Sohn zu sichern. Und dann natürlich, um die Übeltäter zu bestrafen.
Ihr Rachefeldzug hat es in sich.

Ein wunderbares Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Der Schreibstil ist erstklassig, stark im Ausdruck und doch auch humorvoll. Einprägsam und sehr gut zu lesen. Die Charaktere sind sehr gut dargestellt. Man fühlt mit der Protagonistin Madeleine und behält doch immer eine gewisse Distanz zu ihr. So wie sie selbst ihre Distanz nie ganz aufgibt, selbst nicht zu ihrem Geliebten. Paul wird zu einem starken Jungen, der mit den Ereignissen wächst, trotz seiner schlimmen Erlebnisse (oder gerade deswegen). Mein Lieblingscharakter war Vladi. Eigentlich nur eine Nebenfigur, doch mit durchweg positiver Ausstrahlung. Sie hat das Herz am rechten Fleck, wie man so sagt. Sie sprach nie ein Wort Französisch, und dennoch hat sie offenbar jeder verstanden. Tolle Figur!
Insgesamt eine spannende Geschichte vor dem historischen Hintergrund der Zwischenkriegszeit, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Diesen Autor muss man im Auge behalten, ich werde sicher auch seine anderen Bücher lesen.