Eine unfassbar wichtige Geschichte!
Was geschah mit Femke Star„Was geschah mit Femke Star“ ist eines dieser Bücher, die mir das Schreiben einer Rezension unheimlich schwer machen, weil ich für das, was ich sagen möchte kaum Worte finde.
Über den Inhalt nur so viel:
Es ...
„Was geschah mit Femke Star“ ist eines dieser Bücher, die mir das Schreiben einer Rezension unheimlich schwer machen, weil ich für das, was ich sagen möchte kaum Worte finde.
Über den Inhalt nur so viel:
Es geht um eine zerbrochene Freundschaft und viele schmutzige Geheimnisse.
Weiter ins Detail gehe ich an dieser Stelle nicht, denn ich möchte Spoiler um jeden Preis vermeiden.
Kerstin Ruhkieck ist eine Autorin, deren Schreibstil Wiedererkennungswert hat. Sie hat eine besondere Art Geschichten zu erzählen und scheut nicht davor zurück, unangenehme Dinge anzusprechen.
Sie beweist bei ihrem neuen Buch ungeheuren Mut, etwas anzusprechen, was in unserer Gesellschaft lieber totgeschwiegen wird.
Es gelingt ihr, von Seite eins an eine bedrückende Stimmung aufzubauen, die sich zunehmend mit Spannung auflädt, die bis zum Ende hin erhalten bleibt.
Sie erzeugt eine Dynamik, die es unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen.
Durch den flüssigen Schreibstil fliegen die Seiten beim Lesen nur so dahin.
Zudem ist es ab einem gewissen Punkt fast unmöglich zwischen Wahnsinn und Realität zu unterscheiden. Ich persönlich habe zwischendurch an meinem eigenen Verstand gezweifelt und wusste nicht mehr, wem noch zu trauen ist und, wem nicht.
Aufgrund der schrecklichen Thematik ist man in gewisser Weise als Leser darauf vorbereitet, dass schlimme Dinge passieren werden. Treten sie schließlich ein, ist der Schock trotzdem unermesslich.
„Was geschah mit Femke Star“ zu Lesen hat unglaublich wehgetan. Aber genau so muss ein Buch mit so einer Geschichte wirken. Meine Emotionen haben ständig gewechselt von Angst über Trauer bis hin zu Wut. Das Buch hat psychosomatische Symptome ausgelöst, sodass ich zwischendurch regelrecht Bachschmerzen hatte, oder auf gut deutsch gesagt an manchen Stellen vor Wut hätte kotzen können.
Ich war beim Lesen extrem gefordert, habe Theorien aufgestellt und wieder verworfen. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, den Antworten auf die Tausend Fragen in meinem Kopf zu finden, bildeten sich neue Fragezeichen.
Besonders die Frage nach dem „WARUM?“ hat mich beschäftigt, weil ich darauf einfach keine Antwort fand.
Durch die ungefilterte Art des Erzählstils kann man als Leser alle Emotionen und Gedanken der Protagonistin nachvollziehen und vor allem nachFÜHLEN.
„Was geschah mit Femke Star“ ist ein Buch, welches auch über das Ende hinaus in Erinnerung bleibt.
Auch jetzt noch erwische ich mich noch oft, wie meine Gedanken zu Femke und Anouk abschweifen.
Wie oft verurteilen wir Menschen aufgrund von Dingen, die wir über sie gehört haben oder die wir glauben zu sehen?
Woher nehmen wir uns das Recht, vorschnell zu urteilen und auch noch zu behaupten, wir lägen richtig? Im Endeffekt hat jede Geschichte zwei Seiten. Wir müssen beide betrachten, auch, wenn wir es nicht sehen wollen, weil es weh tut.
Auch die Frage, was Menschen dazu bringt, grausame Dinge zu tun beschäftigt mich seit ich dieses Buch gelesen habe… Eine Antwort werde ich darauf auch wahrscheinlich niemals finden.
Femke hat mich dazu gebracht, meine Komfortzone weit hinter mir zu lassen. Ich musste über mich selbst und meine Angst hinauswachsen, um weiterlesen zu können.
Außerdem hat sie mich dazu gebracht, mich selbst und meine Einstellung gewissen Dingen gegenüber zu reflektieren, sodass ich die für mich geeigneten Schlüsse daraus ziehen konnte.
Eine Geschichte, die sich mit einer brandaktuellen Thematik auseinander setzt. Und so lange dies der Fall ist, muss Femkes Geschichte gelesen und weitererzählt werden.
Dieses Buch rüttelt in jeder Hinsicht wach!
Die Schwere der Thematik ist gut aufgearbeitet worden und das Nachwort empfand ich zusätzlich ebenfalls als hilfreich.
Ich kann dieses Buch nicht mit gutem Gewissen als Lieblingsbuch betiteln, dennoch muss ich sagen, dass es mir unglaublich gut gefallen hat und auf literarischer Ebene zu den Besten zählt, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Zudem habe ich in den vergangenen Monaten mehrere „schwer verdauliche“ Bücher beendet und „Was geschah mit Femke Star“ hat mich dabei am meisten überzeugt, denn man spürt die intensive Auseinandersetzung der Autorin mit der Thematik.
„Femke Star“ bekommt 5 Sterne und die Auszeichnung Lesehighlight!