Wirkt trotz überarbeiteter Fassung angestaubt und in die Jahre gekommen
Der WundertäterStanislaus Bündner tritt in die Welt, um diese sich auf seine ganz eignen Art und Weise zu Eigen zu machen. Er ist anders, als sich seine Eltern ihn vorgestellt hatten, besitzt den bösen Blick und irgendwie ...
Stanislaus Bündner tritt in die Welt, um diese sich auf seine ganz eignen Art und Weise zu Eigen zu machen. Er ist anders, als sich seine Eltern ihn vorgestellt hatten, besitzt den bösen Blick und irgendwie muss er seine Wundertätigkeit ausüben.
Auch eine Lehre als Bäcker kann ihn nicht davon abbringen seinen Lebensweg zu gehen. Er zieht in den Krieg, kommt zurück und beschließt, Dichter zu werden.
Doch er eckt immer wieder bei den Dorfbewohnern an, weil er anders ist.
Schließlich beginnt er doch zu schreiben und fasst zusammen, was ihm das Leben als Schicksal ihm vor die Füße geworfen hat.
"Der Wundertäter" von Erwin Strittmatter ist wohl das meistdiskutierte Werk in der Literaturgeschichte und so bin ich ganz neugierig auf die überarbeitete Fassung geworden.,
Doch ganz ehrlich, dieses Buch ist nichts für mich. Die Sprache allein wirkt schon recht angestaubt und in die Jahre gekommen, auch wenn hier und da ein wenig die Politur zu spüren ist. Das lässt das Werk sehr langatmig und zäh erscheinen und die Seiten ziehen sich relativ in die Länge. Zwar finde ich hier und da Poesie, Humoriges blitzt auch mal durch und es zeugt von guter Menschenkenntnis, wie hier der Autor eine Charaktere formt, aber es fehlt der Pfiff, das Salz in der Suppe, um das Buch für mich zu einem Pageturner werden zu lassen.
Die Figuren sind sehr schön angelegt, wirken lebendig und geben der Romantrilogie ein Gesicht. Sie beleben die Handlung, lassen tief in ihre Seele blicken und verblüffen mich manchmal mit ihren Aussagen und Beiträgen zum Ablauf.
Die Handlung erstreckt sich über stolze 1638 Seiten und macht es mir manchmal schwer, an einem Stück zu lesen und dran zu bleiben. Durch die Vielfalt der Themen, Schauplätze und Ereignisse erschlägt es mich manchmal und ich muss höllisch aufpassen, dass ich nicht den Faden verliere. Immer wieder muss ich Szenen von vorne beginnen, weil ich mich vom anstrengenden Lesen der Zeilen habe ablenken lassen. Die Geschichte ist gut durchdacht, die Ausführung zu der damaligen Zeit sicherlich genial, aber mir fehlt irgendwie das gewisse Etwas, um mich gänzlich vom Hocker zu hauen und vom Buch genauso begeistert zu sein, wie viele seiner Anhänger.
Ja, das Werk ist über eine Zeitraum von über 30 Jahren entstanden, und ich finde, das merkt man ihm auch an. Ich jedenfalls habe mich durchgekämpft und finde mich von diesem Buch regelrecht erschlagen.
Ich kann den Hype nicht wirklich verstehen, aber das ist mein ganz persönliches Empfinden. Das Werk hat bestimmt zu Recht viele Liebhaber - zu meinen persönlichen Highlights gehört es jedenfalls nicht.
Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.