Liebeserklärung an den Winter
Winter„...Frühling, Sommer und Herbst ähneln einander. Nur der Winter steht für sich. Die Welt gerät in einen anderen Aggregatzustand: Wasser gefriert. Die Landschaft wird erst kahl, dann weiß. Was macht das ...
„...Frühling, Sommer und Herbst ähneln einander. Nur der Winter steht für sich. Die Welt gerät in einen anderen Aggregatzustand: Wasser gefriert. Die Landschaft wird erst kahl, dann weiß. Was macht das mit den Menschen? Und warum lieben manche gerade dies?...“
Das Buch ist eine Liebeserklärung der Autorin an den Winter. In fünf Kapiteln hat sie die verschiedenen Aspekte dieser Jahreszeit beleuchtet.
Zu Beginn tastet sie sich an die Fragen heran, was Eis und Schnee eigentlich ist und wie Schnee entsteht. Sie greift dabei auf die Erkenntnisse von Kepler und Faraday zurück und verfolgt die Forschungen bis in die Gegenart.
Ein Besuch im Eispalast auf dem Jochfrauenjoch und Informationen zum Eisklettern runden das Kapitel ab.
Im zweiten Abschnitt darf ich die Autorin auf ihren Winterreisen begleiten. Es geht von Oslo aus nordwärts bis Tromso. Dabei lerne ich viel über Land und Leute, aber auch historische Persönlichkeiten, seien es der Maler Munch oder der Polarforscher Nansen.
„...Es war klirrend kalt und somit klar. Dann ging es los. Zarte grüne Lichter stiegen am Horizont auf, wurden kräftiger, sie wehten, als würde jemand pusten. Das Licht wurde immer intensiver, schließlich mischten sich violette Töne hinein...“
Die Beschreibung der Polarlichter zeigt den anschaulichen Schriftstil und die Verwendung treffender Metapher.
Mit der Transsibirischen Eisenbahn geht es dann gen Irkutsk. Eine Fahrt über den Baikalsee ist dabei eingeschlossen. Anschaulich wird mir die Vielfalt der weißen Landschaft nahegebracht.
Die dritte Reise führt zum Nordkap und auf Grönland. Eingebettet im die Reisebeschreibung ist die Geschichte der Gegend.
Im nächsten Kapitel wendet sich die Autorin der Literatur und Malerei über den Winter zu. Winterlieder und Wintergedichte, Wintererzählungen von Adalbert Stifter bis in die Neuzeit werden zitiert, analysiert und kurz zusammengefasst.
Über die Bilder des 17. Jahrhunderts schreibt sie:
„...Die Menschen waren gewöhnt an kalte Winter, sie bewegten sich mit großer Selbstverständlichkeit auf zugefrorenen Flächen. Und: Sie schienen Spaß dabei zu haben...“
Winter in den Bergen kommt selbstverständlich am Thema Skisport nicht vorbei. Die Entstehung der ersten Skier und die Veränderungen im Sport im Laufe der Zeit werden anschaulich und nachvollziehbar beschrieben. Gesellschaftliche Entwicklungen werden deutlich.
„...Als die Frauen doch begannen, Hosen zu tragen, beschwerten sich die Männer, diese entblößten ihre Körperformen. Lange Röcke, Kopftücher, lange Ärmel – das war die europäische Burka des vorigen Jahrhunderts...“
Sehr interessant fand ich die biologischen Ausführungen, wie sich die Tiere an den Winter anpassen. Hier habe ich einiges Neues gelernt.
Natürlich darf das Thema Lawinengefahr nicht fehlen.
Wenige Seiten nur widmet die Autorin dem Ende des Winters. Humorvoll endet das Buch:
„...Der Winter, der alte Schlaumeier, hat für jeden etwas im Sack: Die einen rücken drinnen näher zusammen, die anderen zieht es nach draußen...“
Jedes Kapitel beginnt mit einer Winterzeichnung. Eine umfangreiche Bibliografie ergänzt die Ausführungen. In beiden Umschlagseiten befinden sich Karten.
Die das schlichte Cover auf Leineneinband und das Lesebändchen wirken edel.
Das Buch hat mir wegen seiner Vielseitigkeit und dem ausgefeilten Schriftstil ausgezeichnet gefallen.