Die Menschheit wurde vor langer Zeit mit einem göttlichen Fluch belegt – sie alle sind grau, mit roten Augen, stumpfen Haar, identisch, „hässlich“. Außerdem ist der Wahnsinn nicht fern.Nur die Belles können die Menschen vor diesem Untergang retten. Sie können die Körper verändern, gestalten, neue Haar-, Haut- und Augenfarben vergeben und das Grau – und damit den Wahnsinn - in Schacht halten. Camelia ist eine der Belles und sie will die Beste sein. Ihr Traum ist es, als Favoritin direkt am Königshof zu arbeiten und den Menschen zu helfen. Doch der Palast ist ein gefährlicher und grausamer Ort, in dem Intrigen, Angst und Druck auf sie warten. Nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht, die ihre gesamte Welt erschüttern. Camelia muss sich entscheiden – bleibt sie die perfekte und gehorsame Belle oder riskiert sie etwas, um das Königreich zu retten?
Das Buch „The Belles“ beschäftigt sich mit einem sehr ernsten und auch sehr präsenten Thema. Schönheit ist auch in unserer heutigen Gesellschaft ein gängiges Thema, unter dessen Druck vor allem auch viele jüngere Menschen leiden. Die Angst, nicht gut genug zu sein, nicht schön genug zu sein und nicht anerkannt zu werden, bestimmen zum Teil unser Leben und für Akzeptanz muss man hart arbeiten – vor allem an sich selbst. Schließlich ist Selbstakzeptanz der Schlüssel und das wichtigste überhaupt – nicht was andere denken. Trotzdem ist das immer leichter gesagt als getan und auch in The Belles drängen die Menschen nach Schönheit, Veränderung, Ansehen und Macht. Die Welt in diesem Buch ist erschreckend – wie eine wunderschöne und glänzende Frucht, die im Inneren verdorben und widerlich ist. Denn diese scheinbar perfekte Welt, dieses perfekte Leben, das Camelia führen sollte – das gibt es nicht. Immer mehr muss sie sich eingestehen, dass etwas falsch läuft, bis ihre rosarote Seifenblase immer mehr zu platzen droht.
Mir hat die Umsetzung des Themas richtig gut gefallen und die Autorin hat es geschafft, all die „Schönheit“ und all die Grausamkeit und Angst in ihrer vollen Pracht darzustellen. Vor allem hat auch der wundervolle Schreibstil von Dhonielle Clayton dazu geführt, dies noch deutlicher darzustellen. Indem sie fast schon malerisch die Umgebung, die Menschen, das Essen oder die ganzen Farben und Veränderungen beschreibt und im nächsten Moment diese „Schönheit“ in Angst oder Schmerz umschlägt – das war sehr gut gemacht.
Auch die Idee hinter den Belles und ihren „Kräften“ gefällt mir unglaublich gut. Schönheit hat einen Preis und kann nicht mit einem Fingerschnippen erzeugt werden – man muss Schmerzen erleiden und viel Geld bezahlen, damit dem grauen Wahnsinn Einhalt geboten wird. Und gleichzeitig geht es im Palast nicht nur darum – Abwechslung, die neusten Trends, Wandelbarkeit und immer neue kreativere und ausgefallenere Ideen erzeugen fast schon eine neue Stufe des Schönheitswahns. Perfektion wird verlangt – ansonsten ist man draußen.
Camelia ist eine starke und ehrgeizige, aber auch eine liebevolle Person, die immer versucht das Richtige zu tun. Trotzdem kommt ihr auch manchmal ihr Temperament und ihre Sturheit in die quere, was sie mir aber nur noch sympathischer und authentischer gemacht hat. Ich mochte sie sehr und konnte mich in einigen Punkten auch mit ihr identifizieren – der Druck zur Perfektion, die Angst vor dem Versagen. Sie muss gehorchen, ansonsten muss sie einen ungeheuren Preis zahlen. Ihre Schwester Ambda mochte ich leider nicht so sehr. Ich finde es unmöglich, wie sie sich manchmal gegenüber Camelia aufgeführt hat. Natürlich steht auch sie unter enormen Druck, aber trotzdem war das für mich keine Entschuldigung für ihr Verhalten.
Edel habe ich dagegen direkt in mein Herz geschlossen und hoffe so sehr, dass wir noch mehr über sie erfahren. Die anderen Belles konnte man leider nicht wirklich näher kennenlernen, aber insgesamt mag ich die Verbindung, die Liebe und das Vertrauen zwischen den Schwestern sehr.
Es gab natürlich noch einige Charaktere, die man einfach hassen und verabscheuen musste. Aus Spoilergründen werde ich da nicht näher drauf eingehen. Aber nur soweit – auch das hat Dhonielle Clayton wunderbar geschafft.
Außerdem mochte ich Rémy und Bree aus der Dienerschaft sehr.
Ein Kritikpunkt des Buches war für mich, dass sich vor allem in der Mitte des Buches die Geschichte leider etwas gezogen hat. Langatmige und auch etwas unnötige Passagen hätten meiner Meinung nach weggelassen oder zumindest gekürzt werden können. Natürlich konnte man so die Charaktere und die Vorgänge im Palast besser kennenlernen, allerdings hat man dadurch ab und zu ziemlich viel Spannung verloren beziehungsweise verschenkt.
Zum Ende hin wurde nochmal ordentlich angezogen und es war endlich wieder sehr spannend, auch wenn ich mir einige Dinge, die passiert sind, so bereits im Vorfeld gedacht hatte.
Ansonsten hat mir das Buch aber insgesamt ziemlich gut gefallen und erhält von mir 4/5 Sterne. Es bleibt also noch ein bisschen Luft nach oben, aber vielleicht kann Band 2 in dieser Hinsicht dann komplett überzeugen. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie die Geschichte weiter geht – vor allem nach diesem Ende. Ich hoffe sehr, dass wir nicht allzu lange auf eine Fortsetzung warten müssen.