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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2019

Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral

Das Ambrosia-Experiment
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Zum Inhalt:
Jules Leben verläuft zwanghaft, da sie als Kind den Massen(selbst)mord einer Sekt beobachtet hat, bei dem sie ihre Eltern verlor. Deshalb scheut sie erst den Kontakt zur Polizei, als ihr eine ...

Zum Inhalt:
Jules Leben verläuft zwanghaft, da sie als Kind den Massen(selbst)mord einer Sekt beobachtet hat, bei dem sie ihre Eltern verlor. Deshalb scheut sie erst den Kontakt zur Polizei, als ihr eine Leiche vor den Füßen liegt und sie den Mörder beobachtet. Sie möchte sich verkriechen und alles vergessen, muss aber dann bemerken, dass es sich um ein Verbrechen viel größeren Ausmaßes handelt und dieses die Menschen in ihrer Nähe betrifft. Glücklicherweise gerät sie auf ihrer Flucht in den Dunstkreis von Lucas Prinz – als Nestbeschmutzer bei der Polizei geächtet und nur durch die schützende Hand eines aufmerksamen Staatsanwaltes noch im Dienst. Gemeinsam stellen sie sich der Gefahr und bannen dabei die Dämonen ihrer Vergangenheit.

Mein Eindruck:
Ewiges Leben, - der Menschheitstraum. Dass in dieser Hinsicht geforscht wird, ist nicht fernab jedweden Denkens. Und dass am ehesten Leute mit sehr viel Geld in den Genuss eines Mittels kommen, welches die Lebenszeit verlängert, leuchtet Jedermann ein. Dass Ethik unter Umständen das Hauptwort ist, mit dem die Wenigsten etwas anfangen können, wenn es um die eigene Haut geht, ist Fakt. Obwohl es schon einige Filme und Bücher gibt, die sich mit einer ähnlichen Thematik des Ausschlachtens anderer Individuen für das eigene Wohlergehen befassen, schafft der Autor hier eine neue Ausgangslage. Diese ist vor allen Dingen deshalb beängstigend, weil sie - ganz ohne in den Science Fiktion Bereich abzudriften - denkbar scheint. Koblenz als Schauplatz ist ideal, - hübsch klein und übersichtlich und trotzdem Ausgangspunkt für ein unvorstellbares Verbrechen. Seine beiden Ermittler sind zwar vom Leben gezeichnet, jedoch überaus liebenswert und trotz aller Macken echte Sympathieträger. Deshalb verzeiht man die etwas übertriebene Sicht auf das polizeiliche Umfeld von Prinz: Auch Polizisten können gut einschätzen, ob andere Beamte sich im großen Stil gesetzlos verhalten haben. Eine gewisse Treue zu „eigenen“ Leuten könnte man noch voraussetzen, aber dass ein Beamter ÜBERALL geächtet wird, weil er einen Stall ausgemistet hat, ist unglaubwürdig. Der Stil Dützers gefällt, saugt den Leser in die Geschichte ein und hält ihn bis kurz vor Schluss gefangen. Leider spuckt er ihn jedoch in ein nicht ganz rundes Ende aus und lässt ihn rätseln, wie es denn jetzt dazu gekommen ist. Das ist insbesondere deshalb schade, weil die Erklärungen bis dahin ausführlich und folgerichtig waren. Vielleicht könnte man das E-Book noch um fünf Seiten erweitern, es würde der Story nicht schaden.

Mein Fazit:
Bis kurz vor Schluss richtig gut, dann leider kleine Abzüge in der B-Note

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 05.03.2019

Pakt mit dem Teufel

Eisige Tage
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Zum Inhalt:
Die Leipziger Kommissare Novic und Seiler werden zum Fundort einer Leiche gerufen. Der erschossene Anwalt war früher einmal für den Paten schlechthin in Leipzig tätig gewesen, - Iwanov. Doch ...

Zum Inhalt:
Die Leipziger Kommissare Novic und Seiler werden zum Fundort einer Leiche gerufen. Der erschossene Anwalt war früher einmal für den Paten schlechthin in Leipzig tätig gewesen, - Iwanov. Doch Iwanov streitet jede Verbindung zu dem Mord vehement ab und verspricht sogar Unterstützung bei der Suche nach den Hintergründen. Und diese Übereinkunft ist ein Pakt mit dem Teufel.

Mein Eindruck:
Der Autor beweist in dem ganzen Buch ein großes Einfühlungsvermögen. Er schenkt seinen Figuren eine Vorgeschichte, die ihr Handeln erklärt – sei es der Krieg oder schwierige Familienverhältnisse. Und seiner Leserschaft schenkt er ein Ende, das wahrhaftig wirkt, weil es nicht zu gut und nicht zu schlecht ist – wie im richtigen Leben eben. Und wie im richtigen Leben verschwimmen in diesem Buch öfter einmal die Grenzen zwischen Gut und Böse und genau diese Grautöne machen die Geschichte lebendig.
Die Story selbst ist sehr hartes Brot: Kinderpornographie, Kindesmissbrauch und das, was aus Kindern werden kann, wenn sie zu schnell erwachsen werden müssen. Der Schreibstil ist dabei immer sehr eindringlich, so dass man sich selbst oft bei einer Reaktion ertappen kann – sei es ein Kopfnicken oder auch – an einigen, wenigen Stellen – manchmal sogar ein kleiner Lacher. Pohl packt zu und das sehr fest. Das führt dazu, dass man durch diesen Pageturner fliegt und sich wundert, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Der Klappentext weist auf weitere Bücher in Leipzig hin, - ob das Ermittlerpaar erhalten bleibt, muss sich noch zeigen. Falls dem so ist, bleibt wohl auch das Umfeld – und das kann noch sehr spannend werden. Denn ob man einen Pakt mit dem Teufel aufkündigen und wie sich das gestalten kann, ist fraglich bis unmöglich. Es bleibt eisige Kälte mit einer leichten Ahnung von Frühling.

Mein Fazit:
Ein guter Start

Veröffentlicht am 17.02.2019

Frankenstein 2.0

I can see U
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Zum Inhalt:
Marie ist vom neuen Mitschüler Ben nicht nur äußerst angetan, sondern regelrecht verzaubert. Und obwohl ihre Mitschüler Elli und Josh Bedenken äußern, lässt sich Marie in ihrer Einstellung ...

Zum Inhalt:
Marie ist vom neuen Mitschüler Ben nicht nur äußerst angetan, sondern regelrecht verzaubert. Und obwohl ihre Mitschüler Elli und Josh Bedenken äußern, lässt sich Marie in ihrer Einstellung zu Ben nicht erschüttern. Doch nach einer Weile fällt auch ihr auf, dass er sich nicht nur seltsam kleidet und redet, sondern auch verhält. Parallel dazu wird die Stimmung in der Klasse immer schlechter, da Fake News im Internet kursieren, die nur ein Insider gebastelt haben kann. Und langsam wird selbst Marie klar, dass der freundliche, höfliche, charmante und gut aussehende Ben die Ursache dafür sein könnte.

Mein Eindruck:
Die Bewertung des Buches möchte ich in zwei Teile gliedern: Der Sprachstil ist zwar einfach, jedoch nicht trivial und somit der Zielgruppe angemessen gewählt. Und genau bei dieser Zielgruppe setzt auch der moralische Aspekt der Geschichte an: Sei nicht zu unbedarft, was den Umgang mit den neuen Medien und den Möglichkeiten der Vernetzung durch smarte Helferlein angeht. Denn beides – so nützlich es auch scheinen mag – hat die Kraft, seine Information im besten Falle nur für sich selbst, im schlimmsten sogar gegen dich zu verwenden. Marie, ihre Klasse und die Lehrerschaft der Schule lernen auf die harte Tour, was bei zu großer Vertrauensseligkeit in System und Forschung aus einer vorher freundlich zueinander gesinnten Gruppe werden kann. Diesen Teil für sich möchte ich mit „großartig“ bewerten, da der Autor mit seiner Ausgangslage, dem Aufbau der Story und dem angepassten Stil punktet.
Weniger gut haben mir die Charaktere gefallen, da insbesondere die Entwicklung der Protagonistin zu wünschen übrig lässt. Dass sie viel zu lange ihrem Traum vom perfekten Freund hinterher hängt, sei noch verziehen. Vorsicht Spoiler!!!! Dass sie aber bis zum Ende ausblendet, dass Ben nur eine Maschine ist, die ihr dank künstlicher Intelligenz übel mitgespielt hat, ist einfach nur eins, - unglaublich. Deshalb bleibt für die Charaktere nur eine mittlere Bewertung.

Mein Fazit:
Ein notwendiges Buch für die Generation Smartphone, - leider mit Schwächen in der Charakterentwicklung

Veröffentlicht am 25.12.2018

Liebgewonnene Umgebung

Hamish Macbeth und das tote Flittchen
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Zum Inhalt:
Maggie hat sich nach einem bewegten Leben als bezahlte Freundin reicher Gönner in Lochdhub niedergelassen. Doch irgendwie plagt sie die Einsamkeit, weshalb sie vier Ex-Freunde und ihre Nichte ...

Zum Inhalt:
Maggie hat sich nach einem bewegten Leben als bezahlte Freundin reicher Gönner in Lochdhub niedergelassen. Doch irgendwie plagt sie die Einsamkeit, weshalb sie vier Ex-Freunde und ihre Nichte bei sich einquartiert. Aber das Schicksal ist Maggie nicht länger hold und sie stirbt an ihrem schwachen Herzen. Oder hat doch jemand nachgeholfen?

Mein Eindruck:
Auch im fünften Band um den Dorfpolizisten Hamish Macbeth bleibt M.C. Beaton ihrem Schema treu: Schottische Landschaft, knorrige Figuren, gefangen in Vorurteilen, Anspruchsdenken und Dünkel. Trotzdem wird es nicht langweilig, denn – wie immer – bietet sie den Lesern einen Fall zum Mitdenken, ein Wiedersehen mit alten (und liebgewonnenen) Bekannten und britischen Humor. Dazu verabreicht sie Blut, Sex und Probleme nur in homöopathischen Dosen und schafft damit eine gelungene Abwechslung zum normalen Krimi-Einerlei. Möglicherweise zwar dem frühen Entstehungsdatum der Romane geschuldet, ist es dennoch dem Lesegenuss höchst zuträglich. Auch Beatons Stil erinnert an den von Agatha Christies Whodunnits: Einfach gehalten und geradeaus – so, wie ein „normaler“ Mensch spricht und denkt. So stolpert man nicht über Satzbau und Fremdwörter, sondern kann sich ganz einer dennoch nicht schmucklosen Geschichte hingeben und über Motiv und Täter sinnieren. Dass sich der Täter einem geübten Krimileser erschließt ist ein absolutes Goodie der meisten von Beatons Krimis und krönt als Kirsche die Torte. Der Mini-Cliffhanger zum Schluss lässt auf ein baldiges Erscheinen des nächsten Bandes um den Dorfpolizisten hoffen.
Dieser Band lässt sich ohne Kenntnisse seiner Vorgänger lesen. Möchte man jedoch die Entwicklung der Charaktere – allen voran Hamish Macbeths und die der (früheren?) Dame seines Herzens Priscilla – in vollen Zügen würdigen, ist es besser, Band 1 bis 4 gelesen zu haben.

Mein Fazit:
Trotz Aussicht auf Mücken und/oder Regen wünscht man sich in die schottischen Highlands.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Aus der Traum

Agatha Raisin und die tote Geliebte
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Zum Inhalt:
Agatha hat es geschafft und James geheiratet. Doch die Freude währt nicht lang. Erst fliegen die Fetzen in der jungen Ehe, dann ist James verschwunden und seine Geliebte tot. Doch Agatha wäre ...

Zum Inhalt:
Agatha hat es geschafft und James geheiratet. Doch die Freude währt nicht lang. Erst fliegen die Fetzen in der jungen Ehe, dann ist James verschwunden und seine Geliebte tot. Doch Agatha wäre nicht Agatha wenn sie ihre Hände in den Schoß legen täte. Gemeinsam mit ihrem Freund Sir Charles Fraith beschließt sie, das Rätsel um James Verschwinden zu lösen und den Mord aufzuklären.

Mein Eindruck:
Zwar ist es irgendwie schade, dass das Kapitel James Lacey mit diesem Buch ein Ende findet, denn eigentlich waren er und Agatha ein kongeniales Paar gegen die Mörder, den Dorfklatsch und die Polizei. Hat man sich als Leser mit diesem Umstand jedoch arrangiert, bekommt man eine launige Geschichte geliefert, die zum Mitraten einlädt, ohne viel Brutalität auskommt und typisch britischen Humor beinhaltet. Nach dem (für mein Dafürhalten) misslungenen letzten Band läuft Beaton hier zu gewohnter Stärke auf. Glücklicherweise reaktiviert sie die beliebten Figuren und vergisst nicht, mehrere Verdächtige ins Rennen zu schicken. Trotzdem – und das ist wirklich ein Gütesiegel für einen gelungen Whodunnit – ist es möglich, die mordende Person zu erraten, wenn man sich in die Geschichte vertieft. Und so schnüffelt man gemeinsam mit Agatha und Charles im Carsley-Kosmos und findet irgendwann die Lösung… und James…
Eins sei noch gesagt: Der elfte Band der Reihe um die Hobby-Detektivin lässt sich zwar alleinstehend lesen, schöner ist es jedoch, wenn man die Zusammenhänge kennt und dadurch einige Spitzen besser versteht.



Mein Fazit:
Der Mann an der Seite ändert sich, aber Agatha bleibt Raisin