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Veröffentlicht am 05.03.2019

Eine geheimnisvolle Schneekugel

Die Fliedertochter
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Teresa Simon zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, wenn es um Romane auf zwei Zeitebenen geht. Ich habe "Die Frauen der Rosenvilla", "Die Holunderschwestern" und "Die Oleanderfrauen" gelesen und alle drei ...

Teresa Simon zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, wenn es um Romane auf zwei Zeitebenen geht. Ich habe "Die Frauen der Rosenvilla", "Die Holunderschwestern" und "Die Oleanderfrauen" gelesen und alle drei geliebt. Deshalb habe ich schon ungeduldig auf ihren neuen Roman gewartet, der sogar in meiner Heimat Österreich, nämlich in Wien spielt.

Wie gewohnt verfolgt man als Leser wieder zwei Frauen auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart reist die 30jährige Paulina von Berlin nach Wien, um für ihre mütterliche Freundin Toni, die erkrankt ist, ein Tagebuch abzuholen. Es soll sich um ein Vermächtnis eines Bekannten handeln. Paulina, gerade auf "Beziehungspause" von ihrem (Ex?)freund, will noch ein paar Tage anhängen, um auszuspannen und sich betreffend ihrer Gefühle klar zu werden. Im Gepäck hat sie ihren Talisman: eine Schneekugel mit dem Wiener Riesenrad aus dem Jahre 1936. In Wien wird sie liebevoll von der Familie Brunner aufgenommen, die ihr die Aufzeichnungen einer Luzie Kühn überreichen. Paulina vertieft sich in das Tagebuch aus dem Nachlass von Lena Brunners Vater und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit....
Es sind die Jahre 1936-1944 und wir lernen diese ominöse Luzie Kühn kennen, die ebenfalls von Berlin nach Wien reist. Die junge Soubrette ist Waise und wurde von ihren jüdischen Großeltern aufgezogen. Als Halbjüdin raten sie ihr Berlin zu verlassen und bei ihrer arischen Tante Marie unterzukommen. Diese gibt sie als ihre Tochter aus und nimmt sie liebevoll in die Familie auf. Doch auch in Österreich wendet sich die Bevölkerung immer mehr gegen die Juden und als Hitler einmarschiert wird Wien für Luzie ebenfalls zur Gefahr...
In einem weiteren Handlungsverlauf aus der Gegenwart treffen wir auf Simone, Paulinas Mutter, die sich mit ihrer Freundin in Italien auf dem Pilgerweg und den Spuren von Franz von Assisi befindet.

Während Paulina im Tagebuch liest, packt sie die Luzies Lebensgeschichte immer mehr. Sie ist erschüttert über den Judenhass und die grausame Verfolgung der Menschen, die sich gegen das Regime stellen. Die Einträge aus dem Tagebuch werden in der Ich-Form von Luzie erzählt und durch weitere Erzählungen aus der Vergangenheit ergänzt, die in der 3. Person aus Luzies Sicht dargestellt werden. Die Autorin hat hier wieder hervorragend recherchiert.

Der Schauplatz des Romans ist Wien. Teresa Simon hat den Charme und den Flair unserer Bundeshauptstadt wunderbar eingefangen. Ich wanderte mit Paulina durch den ersten Bezirk, besuchte die Konditorei Demel und sah mir das Mahnmal der österreichischen jüdischen Opfer der Schoah am Judenplatz an. Genauso schlemmte ich Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat, besuchte das Mozartgrab am Sankt Marxer Friedhof und fuhr im Prater Riesenrad. Teresa Simon hat neben den grauenhaften Erzählungen aus der Zeit während des zweiten Weltkrieges den Leser auch an einer Reise durch das Wien von heute teilhaben lassen. Sie hat so bildhaft und lebendig erzählt, dass sie in jedem Leser die Sehnsucht weckt den nächsten Flug oder die nächste Bahnfahrt in die österreichische Hauptstadt zu buchen.

Den Vergangenheitsstrang fand ich wie meistens bei Büchern auf zwei Zeitebenen gelungen. Trotzdem fand ich Luzie anfangs etwas flatterhaft, überschwänglich und naiv. Luzies Verhalten änderte sich mit dem Einmarsch von Hitler in Österreich. Die Liebesgeschichte, die fast in einer Dreiecksgeschichte endet, konnte mich nicht zu 100% überzeugen. Auch Paulina wuchs mir nicht richtig ans Herz. Es gab viele Parallelen zu Luzie und auch hier überzeugte mich die Liebesgeschichte nicht wirklich. Einige Entwicklungen fand ich etwas vorhersehbar und verblüffen konnte mich die Autorin diesmal nur mit einer überraschenden Wendung.
Für mich als Teresa Simon Fan war das neu...vorallem, wo der Roman auch noch in meiner Heimat spielt. Das hört sich jetzt alles viel negativer an, als es wirklich ist, denn ich habe an die Romane der Autorin immer sehr, sehr große Erwartungen....
Die restlichen Leser der Leserunde waren begeistert und ich kann ehrlich nicht sagen, warum mich "Die Fliedertochter" diesmal nicht 100ig überzeugen konnte...

Fazit:
Wieder ein gelungener Familienroman auf zwei Zeitebenen, allerdings konnte er mich diesmal nicht hundertprozentig überzeugen. Ich wurde mit beiden Protagonisten nicht ganz glücklich und fand auch einiges an der Geschichte vorhersehbar. Die bildhaften Beschreibungen von Wien und seinen schönsten Plätzen, sowie all den Köstlichkeiten, die man bei uns schlemmen kann, waren allerdings ausgezeichnet geschildert. Für mich leider das schwächste Buch der Autorin, aber trotzdem ein toller Roman.

Veröffentlicht am 18.02.2019

Der Zauber der Musik

Der Klang deiner Liebe
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Alexandra steht kurz vor der Hochzeit mit dem Orchestermusiker Johann, als ein tödlicher Autounfall ihn frühzeitig aus dem Leben reißt. Die junge Frau versinkt in tiefe Trauer. Die gemeinsame Liebe zur ...

Alexandra steht kurz vor der Hochzeit mit dem Orchestermusiker Johann, als ein tödlicher Autounfall ihn frühzeitig aus dem Leben reißt. Die junge Frau versinkt in tiefe Trauer. Die gemeinsame Liebe zur Musik hat die beiden Liebenden verbunden, doch nun ist jede Melodie in Alexandra verstummt. Sie versucht ihre Trauer durch Reisen in fremde Länder zu kompensieren und landet schlussendlich auf der Nordseeinsel Norderney. Mit dem Geld von Johanns Lebensversicherung richtet sie das Häuschen von Johanns Mutter Marianne her. Es wird zu einer kleinen Pension, die vorallem Menschen willkommen heißt, die ebenfalls schmerzliche Erfahrungen machen mussten. Mit ihrem Verständnis und ihrer einfühlsamen Art findet Alexandra zu sich selbst und hilft gleichzeitig auch ihren Gästen. Als jedoch ein sehr in sich verschlossener junger Mann mit seinem gehbehinderten Freund auftaucht, spürt Alex erstmals wieder so etwas wie Anziehung und hört wieder eine leise Melodie in ihrem Herzen...

In "Der Klang deiner Liebe" geht es vorallem um Trauerbewältigung und um Vergebung. Ich kenne die Autorin bereits aus anderen Romanen, die sie unter ihren Namen Elisabeth Büchle schreibt. Ihren Schreibstil finde ich unter ihrem Pseudonym Noa C. Walker noch poetischer und detailverliebter. Die Landschaftsbeschreibungen der Nordseeinsel Norderney, die Wetterbedingunen und das ganz spezielle Inselflair hat die Autorin wunderbar eingefangen. Als Österreicherin habe ich kaum Zugang zum typischen Leben am Meer, zu Flut und Ebbe, Meerestierchen und der Schifffahrt. Durch so wunderbar beschriebene Einzelheiten und bildhaften Beschreibungen bekomme auch ich ein sehr gutes Bild von den Gegebenheiten auf einer Insel.
Sehr gut gefallen hat mir auch der musiklische Anteil. Noa C. Walker verbindet viele Gefühle mit Musik. Dadurch fühlte ich mich sofort heimisch im Roman.
Auch die einzelnen Figuren glänzen mit liebevoller und lebendiger Charakterdarstellung. Alle Gedanken und Gefühlsregungen von Alexandra werden durch kursive Schrift vom restlichen Text abgehoben und dem Leser mitgeteilt. Sie ist eine junge Frau voller Herzlichkeit und Anteilnahme. Sie geht auf andere Menschen zu und ist für sie da.
Besonders gefallen hat mir Lotti, die flippige Nachbarin von Alex, die ihr immer zur Seite steht. Max und Marianne sind Johanns Eltern, die nie mit dem Verlust ihres Sohnes fertig geworden sind. Sie verdrängen ihre Trauer durch Wut und Hass. Einzig Alex versucht nach vorne zu blicken und zu vergeben. Denn letztlich geht es darum, was ein "nicht vergeben können" alles anrichten kann.... (O-Ton Noa C. Walker)
Auch die Nebenfiguren, wie einige Pensionsgäste, sind sehr liebevoll gezeichnet und ich hatte von ihnen immer ein klares Bild im Kopf-

Obwohl einige Gegebenheiten etwas vorhersehbar sind, gibt es durchaus überraschende Wendungen, die Spannung in die Geschichte bringen. Vorallem das letzte Drittel konnte mich an die Seiten fesseln.

Fazit:
Ein sehr emotionaler Roman, dessen Hauptthema Vergebung und Trauerbewältigung ist. Durch die bildhafte Landschaftsbeschreibung, den lebendigen Figuren und dem musikalischen Anteil, fühlte ich mich in dieser Geschichte sehr wohl. Wer jedoch selbst erst einen Verlust erlitten hat, dem würde ich eher von der Lektüre abraten, da er einem zu Beginn beim Lesen doch sehr mitnimmt. Für alle anderen Leser, die gefühlvolle (und auch ein bisschen kitschige) Romane lieben und mit dem Thema Verlust und Trauer umgehen können, kann ich "Der Klang deiner Liebe" gerne weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Eine sehr spannende Thrillerreihe

Der Kratzer
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Mit dem dritten Band rund um die Journalistin Christine Lenève hat Oliver Ménard nun den Abschlussband seiner Thriller Reihe veröffentlicht.

"Der Kratzer" - so wird der Serienmörder von den Journalisten ...

Mit dem dritten Band rund um die Journalistin Christine Lenève hat Oliver Ménard nun den Abschlussband seiner Thriller Reihe veröffentlicht.

"Der Kratzer" - so wird der Serienmörder von den Journalisten genannt und Tobias Dom verbindet mit ihm sein unverzeihliches Versagen in der Vergangenheit. Fast überführt und verhaftet, entkommt dieser vor sieben Jahren durch seine Schuld und scheint nun Rache zu üben. Dom's Exfrau ist eine der ersten Opfer. Der Name der gemeinsamen Tochter Emma ist in ihren Oberschenke geritzt. Tobias Dom versucht über die damals hinzugezogenen Psychiater und Profiler nochmals in die Gedankenwelt des Täters durchzudringen, doch drei von zwei leben nicht mehr und der einzige Überlebende, Dr. Lindfeld, sitzt selbst in der psychatrischen Anstalt. Dieser möchte allerdings nur mit Christine Lenève sprechen, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen....

Oliver Ménard hat seinen Thriller psychologisch raffiniert aufgebaut. In wechselnden Perspektiven erleben wir die Gedankengänge von Tobias und Christine, erhalten aber auch Einblicke in die des Mörders. Gewohnt temporeich, mit knappen Dialogen und mit viel Liebe zum Detail, entführt der Autor seine Leser in die irre Gedankenweltwelt seines Täters. Christine und Tobias, die nur gezwungener Maßen zusammenarbeiten, bleibt der Kratzer lange ein Rätsel. Während Tobias Dom um seine Tochter bangt, etwas planlos ist und nur schwer einen klaren Gedanken fassen kann, kommt Christine dem Serienmörder langsam auf die Spur. Wie schon in den Vorgängerbänden ist Christine die treibende Kraft und die eigentliche Hauptprotagonistin. Tobias Dom nimmt weiterhin eine untergeordnete Rolle ein, obwohl es seinem Umfeld an den Kragen geht.
Der hohe Spannungslevel gleich zu Beginn wird fast immer gehalten und endet in einem grandiosen Finale.

Christine ist weiterhin nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, auch wenn wir ihr am Ende des Thrillers etwas näher kommen. Sie polarisiert und arbeitet immer am Limit. Sie sucht förmlich die Gefahr und bringt sich bewusst in kritische Situationen. Einzig Albert ist ihr ruhender Pol. Dieser letzte Teil ist wohl Christines persönlichster und bringt sie zurück an die Schauplätze ihrer Vergangenheit.

Etwa hundert Seiten vor dem Ende wird der Täter gefasst. Und ich habe mich gefragt, was jetzt wohl noch kommen mag.... Mit einer absolut unvorhersehbaren Wendung hat mich der Autor danach richtig überrascht und ich habe am Ende den Thriller fassungslos zugeschlagen. Obwohl diese Wendung absolut gelungen ist, fand ich den Lauf der Dinge nicht ganz glaubwürdig. Das ist auch der Punkt, warum ich diesmal keine fünf Sterne für den Thriller aus der Feder von Oliver Ménard vergebe. Für mich waren die beiden Vorgängerbände schlüssiger. Trotzdem kann ich die Reihe allen Thrillerliebhabern, die es temporeich, blutig und fesselnd mögen, ans Herz legen.

Fazit:
Der Abschluss der Reihe steht den Vorgängerbänden in nichts nach, ist gewohnt fesselnd und mitreißend. Der überraschende und dramatische Wendepunkt hundert Seiten vor Schluss ist zwar genial ausgedacht, für mich war dieser jedoch nicht ganz schlüssig und etwas unglaubwürdig. Zugegeben....das ist meckern auf hohem Niveau. Auf jeden Fall kann ich aber die gesamte Reihe jedem Thrillerfan ans Herz legen.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Interessante Familiensaga einer Hamburger Reedersfamilie

Die Villa am Elbstrand
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Sofie kommt aus einfachen Verhältnissen. Sie ist die Tochter eines Melkers und hat gerade ihre Lieferung im Glücksburger Strandhotel abgegeben, als im Obergeschoß des Hotels ein Feuer ausbricht. Anna, ...

Sofie kommt aus einfachen Verhältnissen. Sie ist die Tochter eines Melkers und hat gerade ihre Lieferung im Glücksburger Strandhotel abgegeben, als im Obergeschoß des Hotels ein Feuer ausbricht. Anna, die Tochter eines Hamburger Reeders, ist im Feuer eingeschlossen und Sofie rettet ihr durch einen furchtlosen Einsatz ihr Leben. Als Dank wird ihr ein Job als Annas Gesellschafterin in der Villa der Reederfamilie Nieland angeboten, den Sofie annimmt. Anfangs ist es für das Mädchen vom Land nicht leicht sich in der angesehenen Familie der Nielands, als auch in der Großstadt zu behaupten, jedoch sind bald alle von ihrer freundlichen und hilfsbereiten Art eingenommen. Zwischen Anna und Sofie entwickelt sich schnell eine enge Freundschaft, die in den kommenden Jahren vom Kriegsausbruch überschattet wird...

Unter dem Pseudonym Charlotte Lucas schreiben die Autorin Eva-Maria Bast und Drehbuchautor Jørn Precht. Mit "Die Villa am Elbstrand" haben die Beiden eine sehr interessante Familiensaga rund um die Reedersfamilie Nieland erschaffen.
Der Roman startet 1912 und endet mit der deutschen Revolution. Wir verfolgen jedoch nicht nur die reiche Oberschicht, sondern auch die ihrer Bediensteten und den Menschen auf der Straße.
Vorallem auf den Kriegsschiffen, wo wir Sofies Bruder Willy begleiten, der gleich bei seinem ersten Einsatz als Heizer die Schrecken des Krieges kennen lernt, ist man mitten im Geschehen. Edith, die älteste Tochter der Nielands, lässt sich als Krankenschwester auf einem Lazarettschiff ausbilden. Anna hingegen hilft Cousin Hinnerk im Kontor und darf endlich selbst mitarbeiten seit ihr Vater, ihr Verlobter Gideon und Bruder Burkhard in den Krieg gezogen sind. Die Reederei hat sie schon immer fasziniert, doch "eine Nieland arbeitet nicht", war immer schon die Ansicht ihres Vaters. Als der Krieg immer länger dauert, heuert auch Sofie auf einem Lazarettschiff an.
Die Euphorie, die die Menschen noch zu Beginn des Krieges hatten, lässt bald nach. Die Unzufriedenheit mit dem Kaiser und seiner Politik verstärkt sich mit der Länge des Kriegseinsatzes. Hunger und Not trifft nun nicht mehr nur das gemeine Volk, sondern auch die Oberschicht. Hinnerk und Anna versuchen alles um das Familienunternehmen zu retten....

Die Schifffahrt nimmt im Roman eine große Rolle ein und zieht sich als roter Faden durch alle Jahre. Dabei kommt aber auch die Liebe und der Krieg nicht zu kurz. Alles, was eine starke Familiensaga benötigt, finden wir in "Die Villa am Elbstand", wie auch starke Frauenfiguren. Neben Edith, Anna und Sofie ist es vorallem Gudrun Nieland, der Familienvorstand und Großmutter von Anna, Edith und Burkhard, die alles zusammenhält. Nach Außen hin streng und gefühlskalt, verbirgt sich ein weicher Kern hinter der rauhen Schale. Alle Charaktere sind, bis hin zu den einzelnen Nebenfiguren, sehr lebendig gezeichnet, haben Ecken und Kanten und sind authentisch. Es gibt keine schwarz-weiß Malerei, sondern jeder hat gute, wie auch schlechte Eigenschaften.

Charlotte Lucas nimmt den Leser mit auf eine emotionale Reise in die ersten zwanzig Jahre des letzten Jahrhunderts. Von Beginn an konnte mich die Geschichte fesseln und bin darin versunken. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten....nur das letzte Viertel im Roman gefiel mir dann leider etwas weniger. Die Überfahrt nach Chile und die Ereignisse in diesem interessanten südamerikanischen Land fand ich etwas unglaubwürdig und vieles ging mir einfach zu schnell. Deswegen habe ich meine Bewertung auf 4 Sterne herabgesetzt. Trotzdem mochte ich diese Familiensaga sehr gerne und ich freue mich, dass es anscheinend einen Folgeband geben wird (oder mehrere?), die ich sicherlich lesen werde.

Schreibstil:
Das Autorenduo schreibt sehr lebendig, flüssig und bildhaft. Man erlebt die Schlachten auf den Kriegsschiffen hautnah mit, verarztet verletzte Soldaten oder plaudert mit der Dienerschaft in der Küche. Auch die Umgebung und die Landschaft rund um Hamburg, Norwegen und später in Chile wird sehr lebendig dargestellt.
Die Charaktere sind allesamt bis hin zu den kleinsten Nebenfiguren sehr lebendig und authentisch beschrieben.
Der Roman ist in vier Teile geteilt: 1912-1914, 1916, 1918 und 1920. Zu Beginn gibt es ein Personenregister.

Fazit:
Eine interessante Familiensaga über eine Hamburger Reedersfamilie, die mich fesseln konnte und mich in eine längst vergangene Zeit eintauchen ließ. Nur der letzte Abschnitt war nicht so meins. Trotzdem freue ich mich auf den Folgeband, der hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Keine Ermüdungserscheinungen beim Gasperlmaier

Letzter Stollen
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Im neuen Ausseer Krimi rund um unseren etwas kauzigen Postenkommandanten Franz Gasperlmaier starten wir mit seiner eigenen Geburtstagsfeier: seinem Fünfzigsten. Sohn Christoph ist mit seiner kanadischen ...

Im neuen Ausseer Krimi rund um unseren etwas kauzigen Postenkommandanten Franz Gasperlmaier starten wir mit seiner eigenen Geburtstagsfeier: seinem Fünfzigsten. Sohn Christoph ist mit seiner kanadischen Freundin Richelle gekommen und Tochter Katharina hat für einige Tage ihr Auslandssemester in Straßburg unterbrochen. So richtig wohl fühlt sich der Franz jedoch nicht, denn im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht er nicht wirklich gerne. Da kommt ihm ein Anruf aus dem Schaubergwerk Salzwelten gar nicht so ungelegen. Nach der letzten Führung fehlt einer der Schutzanzüge, die bei der Führung durch das Bergwerk angezogen werden müssen. Doch noch wird keine Person vermisst. Als Gaspermaier mit der Unterstützung von Frau Doktor Kohlross am nächsten Tag wieder ins Bergwerk kommt, findet er allerdings den blutverschmierten Anzug im eigenen Polizeiauto! Bald darauf wird ein deutscher Pensionsgast vermisst....

Auch im siebenten Fall hat sich in Aussee nicht viel geändert. Hunger darf man keinen verspüren, wenn man sich einem der Bücher der Krimireihe widmet. Während seiner Ermittlungen kehren Franz Gedanken immer wieder zu seinem knurrenden Magen und der nächsten Pause...am besten in einem Gasthof oder einer Almhütte mit zünftigen Essen und einem Schnapserl als Abschluss. Prost! Der Appetit vergeht ihm aber auch bald wieder, als der erste Tote auftaucht. Gasperlmaier und Manuela haben bald eine Fährte aufgenommen, die zum Kunsthandel führt. Was ist dran an den Erzählungen seiner Mutter, dass die Nazis im Stollen Kunstwerke versteckt hatten? Doch kaum schaut es nach einer Auflösung des Falles auf, wird ein weiterer Toter gefunden, der so gar nicht ins Schema passt....
Ein Held ist der Franz eher nicht, aber diesmal steht er nicht nur zu seinem Fünfziger im Mittelpunkt, sondern bald auch in der Presse. Wie es dazu kommt, müsst ihr selber lesen...

Herbert Dutzler führt den Leser diesmal ganz schön an der Nase herum. Etwa zur Hälfte des Krimis wähnt man sich schon der Lösung nahe, doch dann gibt es eine plötzliche Wendung, die alles zuvor Geschehene ad absurdum führt. Herbert Dutzler hat sich dabei einem mir noch total unbekannten Thema gewidmet, was dem Krimi eine komplett andere Richtung gibt. Allerdings muss ich sagen, dass mir die andere Lösung besser gefallen hätte bzw. für mich realistischer wirkt. Die Spannung kam dadurch nicht zu kurz, jedoch fand ich die Auflösung ein bisschen konstruiert....aber schlüssig.

Die Charaktere sind wieder äußerst authentisch und alle bereits bekannten Figuren entwicklen sich mehr oder weniger weiter. Vorallem über das Privatleben von Frau Doktor Kohlross gibt es neue Erkenntnisse und auch der pensionierte Postenkommandant Friedrich Kahlß hat wieder seine Finger im Spiel. Gerne hätte ich noch mehr über Richelle gelesen, die etwas frischen Wind in die Familie der Gaspermaiers bringt. Auch den Schauplatz des Regionalkrimis, das Schaubergwerk Salzwelten, fand ich wirklich interessant beschrieben und absolut gelungen.
Der Autor spart diesmal auch nicht mit Kritik an der Presse. Sensationsgier und das Ausschlachten von Fremdenfeindlichkeit sind ebenso Themen, wie Verschwörungstheorien oder von den Nazis während des Zweiten Weltkrieges geraubte Kunstwerke.

Schreibstil:
Auch im siebenten Teil der Reihe gibt es keine Ermüdungserscheinungen beim Autor - im Gegenteil! Herbert Dutzler schreibt gewohnt humorvoll und mit viel Lokalkolorit. Man muss sich einfach beim Franz und seinem Team wohlfühlen. Der gewohnte Schmäh, köstliche Dialoge und die bildhafte Beschreibung der Region sind auch diesmal wieder gelungen. Man muss den Gasperlmaier einfach mögen, auch wenn er manchmal doch etwas langsam ist...in allen Bereichen ;)

Fazit:
Ein weiterer abwechslungsreicher Regionalkrimi aus der Feder von Herbert Dutzler, der mit viel Lokalkolorit und interessanten Themen punkten kann. Wer bereits Gasperlmaier Fan ist, wird auch diesen Teil lieben. Ermüdungserscheinungen gibt es auf jeden Fall keine - im Gegenteil! Mit überraschenden Wendungen und einem interessanten Schauplatz unterhält auch der siebente Teil der Reihe wieder großartig!