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Veröffentlicht am 11.03.2019

Schöne Freundschaftsgeschichte - Leseempfehlung

Friends & Horses
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„...Er geht in seinen Büchern, Filmen und Fotos verloren und dann sieht und hört er nichts, nicht mal unsere süße Ollie...“

Nach dem Besuch bei der Großmutter sind Rosa und ihre Mutter wieder zurück im ...

„...Er geht in seinen Büchern, Filmen und Fotos verloren und dann sieht und hört er nichts, nicht mal unsere süße Ollie...“

Nach dem Besuch bei der Großmutter sind Rosa und ihre Mutter wieder zurück im Grillental. Ihre Freundin Daisy ist bei ihr eingezogen. Tante Anita wohnt momentan ebenfalls in ihrem Häuschen.
Im ersten Abschnitt werden von Rosa bzw. zwischen Daisy und Rosa die bisherigen Ereignisse reflektiert. Als noch Ollie dazu kommt, werden die aktuellen Beziehungsprobleme angesprochen.
Die obige Beschreibung betrifft Daniel aus Sicht der Mädchen.
Doch plötzlich kommt es für Rosa heftig. Das Hotel, in dem ihre Mutter arbeitet, erhält einen neuen Besitzer. Nun steht der Job ihrer Mutter auf der Kippe. Außerdem fährt der Neue ein anderes Konzept. Als eine der ersten Amtshandlungen will er die Pferde verkaufen. Was wird dann aus Sokrates, den Rosa praktisch großgezogen hat?
Die Autorin hat erneut ein spannendes Jugendbuch geschrieben. Es schließt zeitnah an den Vorgängerband an. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das liegt daran, dass sie sehr realitätsnah ist und die Befindlichkeiten der jungen Protagonisten gekonnt auf den Punkt bringt.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt sich zum Beispiel bei der anschaulichen und mit passenden Metaphern durchsetzten Beschreibung des Grillentals.

„...Die Tropfen auf den Blättern und Grashalmen lassen das Grün noch saftiger erscheinen, und der Duft der nassen Erde, die schon wieder warm von der Sonne ist, der ist einfach unbeschreiblich lebendig und völlig unverwechselbar. Das Grillental im Sommer, nach einem Gewitter, sollte man in Flaschen abfüllen können...“

Auch die Emotionen der Protagonisten werden schön wiedergegeben. So hat Daniel mit Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen. Er ist sich nicht sicher, ob er für die selbstbewusste Ollie gut genug ist. Rosas Verzweiflung, dass die Pferde in falsche Hände kommen könnten, ist ebenfalls nachvollziehbar. Sie nutzt jede Möglichkeit, um das zu ändern. Die Aufzählung könnte ich noch weiter fortsetzen, möchte es aber bei den wenigen Beispielen belassen.
Und dann gibt es Sätze, die wegen ihrer Klarheit in Erinnerung bleiben. Einer davon ist:

„...Weinen ist Loslassen, hat Uma immer gesagt. Lachen ist loslassen. Beides hat seine Zeit...“

Als dann auch noch das Wetter verrückt spielt und der Fluss über die Ufer zu treten droht, wird das Zusammengehörigkeitsgefühl der Protagonisten besonders deutlich.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die Gespräche der nahen und fernen Freundinnen per Skype. Humorvolle Anspielungen und ernste Diskussionen bestimmen das Zusammensein des Blumen-Konzils, wie sie sich selbst nennen.
Auch in den Beziehungen der Erwachsenen scheint es Spannungen zu geben. Doch dabei müssen die Mädchen erkennen, dass der erste Schein trügen kann.
Ein Protagonist darf natürlich in meiner Rezension nicht fehlen. Von ihm sagt Daisy.

„...Du bist ein großer Hund in einem sehr kleinen Körper...“

Gemeint damit ist Ollies Chihuahua, der sich mit lauter Stimme meldet, wenn etwas nicht ganz stimmt.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie belegt, was wirkliche Freundschaft wert ist. Vor allem am Beispiel von Ollie und Daniel wird deutlich, dass es manchmal notwendig ist, über den eigenen Horizont hinaus zu blicken und auf andere zuzugehen. Rosas einfühlsame Gesprächsführung mit Daniel hat Wunder bewirkt.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Schöne Reisebeschreibung

Zu Gast
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„...Stundenlang sah ich keine Menschenseele, aber der Weg war gut markiert, so dass ich mich nicht verlaufen konnte. An einer Wegkreuzung sollte laut Touristen- Info eine Boa Constrictor leben. Diese Würgeschlange ...

„...Stundenlang sah ich keine Menschenseele, aber der Weg war gut markiert, so dass ich mich nicht verlaufen konnte. An einer Wegkreuzung sollte laut Touristen- Info eine Boa Constrictor leben. Diese Würgeschlange hatte aber heute anscheinend ihren freien Tag, so dass ich mich mit einigen gereizten Krabben, die mich ständig angriffen, zufrieden geben musste...“

In elf Kapiteln nimmt mich der Autor mit auf seine Reisen in die Welt. Das Buch ließ sich angenehm lesen.
Jedem Kapitel vorangestellt ist eine Karte, die nicht nur das Ziel enthält, sondern, wenn wichtig, auch auf die benutzten Verkehrsmittel hinweist.
Im ersten Kapitel besucht er verschiedene Inseln der Karibik. Schon hier gefällt mir der humorvolle Schriftstil, der auch im Eingangszitat zum Ausdruck kommt. Die Wanderungen werden detailliert und eindrucksvoll beschrieben. Dabei erfahre ich nicht nur das Schöne, sondern werde auch über Schwierigkeiten und Probleme informiert.
Dann geht es per Rad durch Finnland und Norwegen zum Nordkap. Gekonnt sind Informationen über die Geschichte der Länder ins Geschehen mit eingeflossen. Auch Unterschiede zu Deutschland wurden deutlich. Das dünn besiedelte Finnland hat es geschafft, alle 30 km einen Funkmast zu installieren.
Auch in Vietnam war der Autor mit dem Rad unterwegs. Das klingt für die Hauptstadt so:

„...Als Erstes lernte ich die einzige Regel, die auf Vietnams Straßen gilt: Es gibt KEINE Regel! Es existiert höchstens eine Art Kastensystem, in dem ich mich als Radfahrer ziemlich weit unten wiederfand...“

Wieder werde ich umfangreich und auf amüsante Art mit Land und Leuten bekanntgemacht. Gleichzeitig habe ich eine Menge über eine andere Kultur gelernt.
Die vierte Reise führt den Autor per Schiff in die Antarktis. Feuerland mit Nationalpark, die Falkland-Inseln und die Tierwelt der Antarktis stehen im Mittelpunkt. Der Autor scheut sich allerdings nicht, gesellschaftliche Probleme anzusprechen. Zu Feuerland stellt er fest:

„...Dort vermutet man große Ölvorkommen, was bekanntlich auch in anderen Teilen unserer Erde für einige Menschen Grund genug war, einen Krieg anzuzetteln...“

In Argentinien war der Autor mit einem Mietwagen unterwegs. Die Straßen zu den Naturschönheiten allerdings waren insbesondere bei Regenwetter eine Herausforderung.
Danach ging es von Indien aus nach Nepal. Erstaunt war ich, dass dort Ausländern das Autofahren nicht gestattet ist. Dass eine heftige Luftverschmutzung in dem Teil der Welt schon angekommen ist, zeigt die Aufgaben der Zukunft.
Dann folgt ein Kapitel, das etwas aus dem Rahmen fällt. Es geht um Reisen zu Fußballspielen.
Die nächste Reise führte nach Armenien. Hier erwähnt er die große Gastfreundschaft der Einwohner. Sie haben nicht viel, aber sie geben sich Mühe.
Vor der Reise nach Sierra Leone hatte der Autor sich um Informationen bemüht. Die gab es nicht. Das Land steht selten in den Schlagzeilen der Presse. Er fasst das ganze so zusammen:

„...Dass explizit über etwas Gutes berichtet wird oder über Länder, an denen wir uns in Deutschland ein Beispiel nehmen könnten, ist leider die Ausnahme...“

Somit erkannten die Reisenden die Probleme erst bei der Ankunft. Da warteten einige Überraschungen. Zu den positiven Seiten des Landes gehört das Schimpansen-Reservat. Für einen der Schimpansen hat er die Patenschaft übernommen.
Die vorletzte Reise ging auf die Trauminsel Sri Lanka. Die Lebensverhältnisse für die jungen Leute sind schwierig. Deshalb gehen viele ins Ausland, um ihre Familie zu ernähren. In einem aber kann das Land für uns Vorbild sein. Es gibt keine Plastiktüten.
Mit der Reise nach Kenia endet das Buch. Im Mittelpunkt steht hier die beeindruckende Tierwelt. Gut gefällt mir, dass der Autor auf allen Reisen einen Blick für die Erfolge in den Ländern hat. Sein folgender Satz ist nachdenkenswert:

„...Daher denke ich, dass wir andere Länder nicht immer an unsren Standards messen sollten...“

Eins zeigt das Buch deutlich. Reisen weitet den Blick und relativiert die eigenen Vorurteile.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Kein Urlaub auf Teneriffa

Schwarze Küste
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„...Kriminalhauptkommissar Richard Levin hasste den Urlaub bereits, bevor er seinen Zielort erreichte. Das relativ kleine Flugzeug des Direktflugs von Nürnberg nach Teneriffa Süd war mit Urlaubern vollgestopft. ...

„...Kriminalhauptkommissar Richard Levin hasste den Urlaub bereits, bevor er seinen Zielort erreichte. Das relativ kleine Flugzeug des Direktflugs von Nürnberg nach Teneriffa Süd war mit Urlaubern vollgestopft. [...]Da er am Gang saß, waren Stöße von Vorübergehenden im Flugpreis inbegriffen....“

Mit den obigen Zeilen beginnt – nach einem kurzen Prolog – der Krimi. Dabei ahnt Richard noch nicht einmal, dass er im Hotel Richterin Linda Wachter und ihre Familie treffen wird. Sie waren bei einem früheren Fall aneinander geraten.
Erstaunlicherweise bittet ihn Linda wenige Tage später, ihren Sohn Kilian mit ins Hotel zu nehmen, da sie mit ihrem Mann einen Strandspaziergang unternehmen will. Als die Familie ins Hotel kommt, ist der Junge verschwunden.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das lag nicht zuletzt daran, dass jeder der Protagonisten sein eigenes Spiel zu spielen scheint.
Die Personen werden gut charakterisiert. Richard fühlt sich schuldig, weil er nicht bei den Jungen geblieben ist. Allerdings hatte Linda ausdrücklich gesagt, dass Kilian allein im Zimmer bleiben kann.
Bei Herrn Wachter ist echte Verzweiflung zu spüren. Er unternimmt viel, um seinen Jungen zu finden.
Linda dagegen sendet sehr eigenartige Signale aus. Was sie heute fordert, lehnt sie am nächsten Tag wieder ab. Mal will sie Richard dabei haben, mal wirft sie ihm Einmischung vor. Sie erscheint relativ gelassen und kühl und möchte das Heft des Handelns in ihren Hand halten.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen und Abwechslung im Geschehen.
Von spanischer Seite liegen die Ermittlungen in den Händen von Inspektor Fernand Morell. Allerdings hat er nebenbei noch den Mord an einem Afrikaner aufzuklären. Die Sicht der Einheimischen auf die Flüchtlinge liest sich so:

„...Das Gros der Migranten wollte lediglich arbeiten, und das vor allem auf dem Festland und auf Mallorca. Für sie waren die Kanaren nur eine Zwischenstation...“

Auch Fernand macht sich sein Bild von Richard.

„...Dazu kam dieser deutsche Polizist, der so gar nicht dem Bild entsprach, das er sich von den deutschen Kollegen gemacht hatte. Bislang hatten sie ihn eher an Sesselfurzer mit Bauchansatz erinnert. Levin dagegen glich eher einer gespannten Sprungfeder...“

Ganz nebenbei lerne ich eine Naturschönheiten der Insel kennen. So darf ich Richard auf den Weg durch die Höllenschlucht und beim Aufstieg zum Vulkan begleiten. Passende Metapher beschreiben die Landschaft.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Sehr gut gestaltet sind die Gespräche. Mein Favorit ist die Unterhaltung von Richard und Linda, wo er ihr gehörig die Meinung sagt.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autorin gelingt es, mehrere Fälle geschickt zu verknüpfen und mich beim Miträtseln manchen Irr- und Umweg zu schicken.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Fesselnder historischer Roman

Die Salbenmacherin und der Engel des Todes
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„...Die Trauer war auch an diesem Morgen wie ein Band, das sich um ihr Herz gelegt hatte. Als Tränen in ihren Augen aufstiegen, floh sie hastig aus der Stube und machte sich auf den Weg in die Salbenküche...“

Wir ...

„...Die Trauer war auch an diesem Morgen wie ein Band, das sich um ihr Herz gelegt hatte. Als Tränen in ihren Augen aufstiegen, floh sie hastig aus der Stube und machte sich auf den Weg in die Salbenküche...“

Wir schreiben das Jahr 1409. Olivera hat einen Abschiedsbrief von der Großmutter erhalten. Ihre Yiayia hat nicht mehr lange zu leben. Ihre Trauer kommt im Eingangszitat zum Ausdruck. Eine Reise von Nürnberg nach Konstantinopel ist aber nicht möglich, weil Olivera schwanger ist. Dann wird auch noch in ihre Salbenküche eingebrochen. Jona hat den Einbrecher gesehen, will ihn aber nicht verraten. Deshalb gerät er selbst unter Verdacht.
Die Autorin hat erneut einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Um sich abzulenken, geht Olivera ins Heilig-Geist-Spital. Dort gibt sie den Bedürftigen ihre Arznei umsonst, werden die betuchten Bewohner schon sehnsüchtig auf manch Schönheitssalbe oder ausgesuchte Mittel für ihre Beschwerden warten, die gut bezahlt werden. Als allerdings zwei unklare Todesfälle im Spital vorkommen, wird Olivera beschuldigt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gut dargestellt wird das Leben in Nürnberg und die Arbeit im Spital. Auf vielfältige Art macht mich die Autorin mit den medizinischen Kenntnissen und der Verwendung von Kräutern in der damaligen Zeit bekannt.
Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen für einen hohen Spannungsbogen. Einerseits erfahre ich, was im Spital geschieht, andererseits begleite ich Olivera auf ihrer Flucht vor dem Gefängnis und nicht zuletzt erlebe ich, wie der rechtschaffene und eher ruhige Götz, Oliveras Mann, zu für ihn völlig ungewöhnlichen Mitteln greift. Ab und an lässt mich die Autorin auch einen Blick auf die Gedanken derjenigen werfen, die im Hintergrund die Intrige gegen Olivera gesponnen haben.
Einer der interessanten Protagonisten in dem Teil ist Jona. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu Olivera, der er sein neues Leben verdankt, und einen ehemaligen Freund. Dabei geht ihm ein Satz durch den Kopf:

„...Wer sein Wort bricht, verliert das Letzte, das selbst einem Bettler bleibt: seine Ehre...“

Gut ausgearbeitete Gespräche ermöglichen mir als Leser einen Eindruck in die Gedankenwelt der damaligen Zeit.
Sehr eindrucksvoll werden auch die Emotionen der Protagonisten wiedergegeben. Sie zeigen sich weniger in Worten, mehr in Handlungen. Götzs Angst vor seiner Frau lässt ihn das Recht in die eigene Hand nehmen. Gerlins Zuneigung und ihre Dankbarkeit gegenüber Olivera lässt sie ihre Furcht und ihren Kleinmut überwinden. Dadurch trägt sie entscheidend zur Aufklärung der Todes fälle bei.
Ein inhaltsreiches Nachwort und eine Bibliografie ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeigt, wozu Machtgier und Rachegedanken fähig sind.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Liebeserklärung an den Winter

Winter
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„...Frühling, Sommer und Herbst ähneln einander. Nur der Winter steht für sich. Die Welt gerät in einen anderen Aggregatzustand: Wasser gefriert. Die Landschaft wird erst kahl, dann weiß. Was macht das ...

„...Frühling, Sommer und Herbst ähneln einander. Nur der Winter steht für sich. Die Welt gerät in einen anderen Aggregatzustand: Wasser gefriert. Die Landschaft wird erst kahl, dann weiß. Was macht das mit den Menschen? Und warum lieben manche gerade dies?...“

Das Buch ist eine Liebeserklärung der Autorin an den Winter. In fünf Kapiteln hat sie die verschiedenen Aspekte dieser Jahreszeit beleuchtet.
Zu Beginn tastet sie sich an die Fragen heran, was Eis und Schnee eigentlich ist und wie Schnee entsteht. Sie greift dabei auf die Erkenntnisse von Kepler und Faraday zurück und verfolgt die Forschungen bis in die Gegenart.
Ein Besuch im Eispalast auf dem Jochfrauenjoch und Informationen zum Eisklettern runden das Kapitel ab.
Im zweiten Abschnitt darf ich die Autorin auf ihren Winterreisen begleiten. Es geht von Oslo aus nordwärts bis Tromso. Dabei lerne ich viel über Land und Leute, aber auch historische Persönlichkeiten, seien es der Maler Munch oder der Polarforscher Nansen.

„...Es war klirrend kalt und somit klar. Dann ging es los. Zarte grüne Lichter stiegen am Horizont auf, wurden kräftiger, sie wehten, als würde jemand pusten. Das Licht wurde immer intensiver, schließlich mischten sich violette Töne hinein...“

Die Beschreibung der Polarlichter zeigt den anschaulichen Schriftstil und die Verwendung treffender Metapher.
Mit der Transsibirischen Eisenbahn geht es dann gen Irkutsk. Eine Fahrt über den Baikalsee ist dabei eingeschlossen. Anschaulich wird mir die Vielfalt der weißen Landschaft nahegebracht.
Die dritte Reise führt zum Nordkap und auf Grönland. Eingebettet im die Reisebeschreibung ist die Geschichte der Gegend.
Im nächsten Kapitel wendet sich die Autorin der Literatur und Malerei über den Winter zu. Winterlieder und Wintergedichte, Wintererzählungen von Adalbert Stifter bis in die Neuzeit werden zitiert, analysiert und kurz zusammengefasst.
Über die Bilder des 17. Jahrhunderts schreibt sie:

„...Die Menschen waren gewöhnt an kalte Winter, sie bewegten sich mit großer Selbstverständlichkeit auf zugefrorenen Flächen. Und: Sie schienen Spaß dabei zu haben...“

Winter in den Bergen kommt selbstverständlich am Thema Skisport nicht vorbei. Die Entstehung der ersten Skier und die Veränderungen im Sport im Laufe der Zeit werden anschaulich und nachvollziehbar beschrieben. Gesellschaftliche Entwicklungen werden deutlich.

„...Als die Frauen doch begannen, Hosen zu tragen, beschwerten sich die Männer, diese entblößten ihre Körperformen. Lange Röcke, Kopftücher, lange Ärmel – das war die europäische Burka des vorigen Jahrhunderts...“

Sehr interessant fand ich die biologischen Ausführungen, wie sich die Tiere an den Winter anpassen. Hier habe ich einiges Neues gelernt.
Natürlich darf das Thema Lawinengefahr nicht fehlen.
Wenige Seiten nur widmet die Autorin dem Ende des Winters. Humorvoll endet das Buch:

„...Der Winter, der alte Schlaumeier, hat für jeden etwas im Sack: Die einen rücken drinnen näher zusammen, die anderen zieht es nach draußen...“

Jedes Kapitel beginnt mit einer Winterzeichnung. Eine umfangreiche Bibliografie ergänzt die Ausführungen. In beiden Umschlagseiten befinden sich Karten.
Die das schlichte Cover auf Leineneinband und das Lesebändchen wirken edel.
Das Buch hat mir wegen seiner Vielseitigkeit und dem ausgefeilten Schriftstil ausgezeichnet gefallen.