Eine sehr besondere Autobiographie!
In diesem Buch schildert Annie Ernaux die Spuren, die die Erfahrungen des Sommers 1958 tief in ihrer Seele und in ihrem Körper hinterlassen haben. Besonders die Scham über ihr damaliges Verhalten lassen ...
In diesem Buch schildert Annie Ernaux die Spuren, die die Erfahrungen des Sommers 1958 tief in ihrer Seele und in ihrem Körper hinterlassen haben. Besonders die Scham über ihr damaliges Verhalten lassen sie bis heute nicht los. Das Buch ist nach ihren eigenen Angaben auch Teil der Verarbeitung.
Mir haben insbesondere der sehr reflektierte Schreibstil und das tiefe Eintauchen in die Auswirkungen der Scham gefallen. Leider bleibt die Auseinandersetzung mit der Essstörung als körperliche Folge sehr sachlich und oberflächlich. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Emotionen und damit Tiefgang gewünscht. Die Autorin schafft es aber, einen mit ihren sehr reflektierten und psychologisch schlüssigen Analysen ihres eigenen Verhaltens und der anderen Figuren in den Bann zu ziehen.
Die Beschreibungen der sexuellen Kontakte sind sehr detailliert und teilweise schwer erträglich, aber für das Verständnis der Folgen, meiner Ansicht nach, notwendig. Darüber hinaus bleibt die Autorin nicht an diesen Szenen "kleben", sondern schafft zügig wieder eine Distanzierung.
Für mich eine sehr besondere und lesenswerte Autobiographie!