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Veröffentlicht am 05.03.2019

Überladener Roman

Rheinblick
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Da mir Brigitte Glasers Roman „Bühlerhöhe“ ziemlich gut gefallen hatte, war ich auf ihr neues Buch „Rheinblick“ sehr gespannt. Optisch passt es gut zum Vorgänger, auch wenn das Bild nicht recht zum Inhalt ...

Da mir Brigitte Glasers Roman „Bühlerhöhe“ ziemlich gut gefallen hatte, war ich auf ihr neues Buch „Rheinblick“ sehr gespannt. Optisch passt es gut zum Vorgänger, auch wenn das Bild nicht recht zum Inhalt passt, denn hier steht mehr als nur eine Frau im Zentrum der Geschichte.

Auf 400, in kleiner Schrift eng beschriebenen Seiten, überfällt einen die Autorin mit einer Vielzahl von verschiedenen Handlungssträngen.

„Rheinblick“ war für mich keine einfache Lektüre, sondern ein Buch, durch das ich mich regelrecht durchbeißen musste. Jedes Mal, wenn ich den Roman in die Hand genommen habe, musste ich erstmal 10 bis 20 Seiten lesen, um wieder in die Handlung hinein zu kommen.
Mit Hilde, der Wirtin des Gasthauses Rheinblick wurde ich sogar überhaupt nicht warm. Das Buch spielt Anfang der 70er Jahre, bevor ich geboren wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich mit etwas mehr politischem Hintergrundwissen einfacher liest. Persönlich fühlte ich mich in den Kapiteln aus Hildes Sicht durch die Vielzahl an Namen, Konstellationen und Intrigen überfordert.
Besser gefielen mir die Kapitel über die anderen Protagonisten.
Da ist die junge Logopädin Sonja die den Kanzler bei seiner Genesung unterstützen soll, der ewig verschuldete Student Max und die Journalistin Lotti.
Auch hier werden jedoch noch so viele Nebenthemen eingeflochten, dass ich die Geschichte als überladen empfand. Sei es der Streit mit den Eltern, die verschwundene Schwester und das Mordopfer. Allein der Handlungsstrang über die Zustände in Kinderheimen wäre zum Beispiel ein eigenes Buch wert. In „Rheinblick“ wirkt es wie ein Einhorn im Zoo und will nicht so recht zum Bonner Polittheater passen.

Die Perspektiven wechseln alle 4 bis 5 Seiten, was es zusätzlich erschwert, in die Geschichte einzutauchen.
Der Klappentext wirbt mit Sonjas Arbeit mit dem Kanzler, aber gerade diesen Teil fand ich besonders uninteressant. Vielleicht lag es daran, dass Willy Brandt unter Sprechverbot stand, aber der Bundeskanzler blieb für mich das komplette Buch über so farblos und eindimensional wie eine Pappfigur. Auch sein vollständiges Desinteresse an Therapie und Genesung wirkte befremdlich, was aber mit Sicherheit auch daran lag, dass Logopädie damals kaum bekannt war und selbst von den Krankenkassen nicht unterstützt wurde.

Meine Lieblingsfigur in „Rheinblick“ war Lotti. Die junge Journalistin brachte frischen Wind in die Geschichte. Ihr Ehrgeiz, mit dem sie sich für Gerechtigkeit stark macht ist bewundernswert und auch die Freundschaft mit Max und alles was damit zusammen hängt, lockert die Handlung auf.

Auf den letzten 100 Seiten waren ich dann endlich so gefesselt, wie ich es mir von Anfang an gewünscht hatte. Das Ende kam holterdiepolter, als wenn die Autorin ihre maximale Seitenzahl erreicht hätte und deswegen übereilt zu einem Abschluss kam.

Dieses Buch kann ich leider nur bedingt weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Auf und ab

Zwischen uns die Sterne
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Gleich zu Beginn hat mich Tara Sivecs Roman „Zwischen uns die Sterne“ in seinen Bann gezogen. Ich mochte den emotionalen Schreibstil. Jeder der drei Protagonisten hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen ...

Gleich zu Beginn hat mich Tara Sivecs Roman „Zwischen uns die Sterne“ in seinen Bann gezogen. Ich mochte den emotionalen Schreibstil. Jeder der drei Protagonisten hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen und das machte sie umso sympathischer. Da ist Aiden, der viel zu jung sterben musste, Everett, der aus einem zerrütteten Elternhaus stammt und alles versucht, um für sich selbst ein besseres Leben zu bekommen und Cameron, die unsterblich in Everett verliebt ist, aber denkt, er würde ihre Gefühle nicht erwidern.
Dazu noch ein Camp für Kinder von Veteranen und sympathische Nebencharaktere.
Am Anfang war ich überzeugt, dieses Buch hat alles, was eine romantische, berührende Geschichte braucht. Nach ungefähr einem Drittel stagnierte die Handlung allerdings und es bereitete mir nicht mehr so viel Freude, den Roman zu lesen. Ab einem gewissen Punkt ist es einfach nervig, zu beobachten, wie zwei Personen Scheuklappen vor den Augen haben und nicht erkennen, dass der Andere die eigenen Gefühle erwidert.
Amüsant zu lesen war jedoch, als Cameron und Everett sich als Ehepaar ausgaben um Spenden für das Camp zu sammeln.
Diese Storyline ist zwar keine neue Erfindung aber ich lese immer wieder gerne Geschichten von Leuten, die so tun, als wären sie ein Paar, bis letztendlich mehr daraus entsteht.
Auch in diesem Fall führt das Theaterspiel zum Erfolg. Cameron und Everett kommen sich in einigen gut beschriebenen Szenen endlich näher und finden ihr Happy-End. Zu meiner großen Überraschung waren an dieser Stelle noch einige Seiten im Buch übrig und ich war neugierig, was nun noch passieren könnte. Und tatsächlich wurde „Zwischen uns die Sterne“ plötzlich noch einmal richtig dramatisch und spannend und hat meine Aufmerksamkeit komplett gefesselt.
Tara Sivec weiß in jedem Fall, wie man eine romantische Geschichte schreibt, ohne dabei zu kitschig zu sein.
Für mich hat trotzdem etwas gefehlt. Ich kann gar nicht genau benennen, woran es lag, hauptsächlich vermutlich an dem langatmigen Mittelteil. Ich denke, der Geschichte hätte es gut getan, wenn es einen Nebenhandlung gegeben hätte und es sich nicht 350 Seiten exklusiv auf Cameron und Everett konzentriert hätte.
Mit Camerons Freundin und Kollegin Amelia wäre eigentlich die perfekte Person für einen zweiten Erzählstrang vorhanden gewesen. Ich fand es schade, dass ihr Kind zwar ein paar Mal erwähnt wurde, aber nie einen tatsächlichen Auftritt hatten.
„Zwischen uns die Sterne“ hatte sicherlich seine Momente, in denen ich es wirklich gerne mochte, aber insgesamt fand ich den Roman dann doch nur mittelmäßig und vergebe drei Sterne.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Inhalt nicht so spannend, wie es der Klappentext vermuten lässt

Der Schmetterling
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Ich lese sehr gerne nordische Krimis und allein vom Cover her verspricht Gabriella Ullberg Westins „Der Schmetterling“ genau das, was ich an diesen Schauplätzen so liebe. Kurze Tage, wenig Sonnenschein ...

Ich lese sehr gerne nordische Krimis und allein vom Cover her verspricht Gabriella Ullberg Westins „Der Schmetterling“ genau das, was ich an diesen Schauplätzen so liebe. Kurze Tage, wenig Sonnenschein und ein Verbrechen um die Stimmung noch düsterer zu machen.

Der Fall selbst beginnt von Anfang an sehr merkwürdig und gleichzeitig unheimlich. Erschossen vom Weihnachtsmann, das widerspricht jeglicher Erwartung vom besinnlichen Weihnachtsfest. Zusätzlich hatte das Opfer eine Überdosis Schlafmittel im Blut – was soll das bedeuten?

Allerdings fiel mir der Einstieg in den Krimi dann doch nicht so leicht, wie erwartet und das lag vorallem an Kriminalinspektor Rokka, zu dem ich einfach keinen Draht finden konnte. Rokka kommt in seine Heimatstadt zurück und versucht an sein jugendliches Selbst von damals anzuknüpfen in dem er mit den selben Leuten in Nachtclubs abhängt und mit einer jungen Frau anbändelt. Bei der Arbeit eckt er durch seine direkte und teilweise respektlose Art bereits am ersten Tag an.
Persönlich habe ich kein Verständnis für Leute, die einen Job beginnen und sich keinerlei Zeit nehmen, die Strukturen am neuen Arbeitsplatz kennen zu lernen und auch kein Interesse an den Kollegen zeigen.

Demnach war ich meistens froh, wenn die Kapitel aus Rokkas Perspektive wieder vorbei waren. Zumal alle anderen Handlungsstränge mich viel mehr interessiert und neugierig gemacht haben.
In „Der Schmetterling“ laufen verschiedene Perspektiven parallel und lange Zeit war es nicht ersichtlich, was dies alles mit der ermordeten Henna zu tun hat. Alle Fäden scheinen bei einer merkwürdigen Kommune und in Florenz zusammen zu laufen.

Mit jeder neuen Information wird deutlicher, dass es um etwas bei weitem Größeres geht, als nur um den Mord an einer Spielerfrau.
Obwohl ich wirklich interessiert daran war, das Geheimnis zu lüften, hatte ich dennoch Schwierigkeiten richtig in den Krimi hinein zu kommen. Die Spannungskurve ist wie eine Achterbahnfahrt. Jedes Mal, wenn ich dachte, dass Buch hätte mich endlich gepackt, ging es im nächsten Abschnitt direkt wieder abwärts.
Irritierend empfand ich auch die Andeutungen bezüglich Rokkas Vergangenheit, auf die nicht näher eingegangen wird. Es fühlte sich fast so an, als würde man den zweiten Teil einer Serie lesen und hätte den ersten Band verpasst.

Die Auflösung des Mordfalls war dann leider auch irgendwie langweilig. Ich hätte mir gewünscht, dass die Kostümierung des Mörders eine stärkere Bedeutung gehabt hätte.

Zusammenfassend fand ich „Der Schmetterling“ eher enttäuschend. Trotzdem bin ich dem Nachfolgeband gegenüber aufgeschlossen und würde der Autorin eine zweite Chance geben.

Veröffentlicht am 24.08.2018

Spannend mit Schwächen

Vier.Zwei.Eins.
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Die Protagonisten von Erin Kellys Roman „Vier.Zwei.Eins“ haben ein sehr interessantes Hobby. Ich fand es faszinierend, dass Leute um die halbe Welt reisen, um eine Sonnenfinsternis zu beobachten und dass ...

Die Protagonisten von Erin Kellys Roman „Vier.Zwei.Eins“ haben ein sehr interessantes Hobby. Ich fand es faszinierend, dass Leute um die halbe Welt reisen, um eine Sonnenfinsternis zu beobachten und dass sogar extra zu diesem Zweck Festivals veranstaltet werden.

Der Klappentext verriet, dass es hier um Laura und Kit geht, die Zeugen einer Vergewaltigung werden. Jedoch ist nicht alles wie es scheint und das vermeintliche Opfer sucht das junge Paar einige Zeit später auf und es kommt zu einem furchtbaren Zwischenfall.

Bis zur Hälfte des Buches bleibt der Leser im Großen und Ganzen genauso schlau wie zu Beginn. Die Geschichte bewegt sich keinen Schritt vorwärts und es passiert tatsächlich nur das, was bereits im Klappentext stand, nur ausführlicher.
Dazu kommen immer wieder Andeutungen über Beths Vergehen. Mehrmals wollte ich das Buch am liebsten schütteln, um endlich herauszufinden, was vorgefallen ist.

Die Spannung ist keine von der Sorte, bei der man an den Nägeln kauen möchte und es kaum erwarten kann mehr zu erfahren. Hier ist es eher so, dass man verzweifelt darauf hofft, dass endlich etwas passiert und dass die große Enthüllung tatsächlich so schockierend ist, dass es sich gelohnt hat, durchzuhalten.

Plötzlich - ab ungefähr der Mitte des Romans, nimmt die Geschichte dann doch noch an Fahrt auf. Die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen.
Die Handlung nimmt mehr als einmal eine überraschende Wendung (den größten Plottwist hatte ich mittlerweile allerdings schon vorausgesehen).

Wie es bei dieser Art von Geschichten üblich ist, erwartete ich am Ende nochmals eine Überraschung. Diese kam dann zwar tatsächlich, war für mein Empfinden allerdings nicht besonders schockierend.

Aufgrund des langatmigen Anfangs und des mittelmäßigen Endes gebe ich trotz des sehr spannenden Mittelteils in der Gesamtbewertung nur 3 Sterne.

Über die Charaktere in „Vier.Zwei.Eins“ kann man zusammenfassend sagen, dass sich hier 4 Bekloppte gesucht und gefunden haben. Ich hoffe, dass sich im richtigen Leben niemand so irre verhält.

Veröffentlicht am 24.08.2018

Verdunkelte Erinnerung

Im dunklen, dunklen Wald
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Vor einiger Zeit habe ich begeistert „The woman in cabin 10“ gelesen und so war mir klar, dass ich „Im dunklen dunklen Wald“ auch unbedingt noch lesen muss. Erwartet habe ich einen weiteren bizarren Thriller. ...

Vor einiger Zeit habe ich begeistert „The woman in cabin 10“ gelesen und so war mir klar, dass ich „Im dunklen dunklen Wald“ auch unbedingt noch lesen muss. Erwartet habe ich einen weiteren bizarren Thriller.

Der Schreibstil an sich hat mir auch hier wieder gut gefallen. Es fiel mir sehr leicht, in die Geschichte hinein zu kommen. Jedoch habe ich mich in der ersten Hälfte mehrmals gewundert, dass dies ein Thriller sein soll. Lange Zeit passiert nichts unheimliches oder ungewöhnliches.

Eine Gruppe von Menschen trifft sich in einem abgelegenen Haus um den Jungeselinnenabschied der gemeinsamen Freundin Claire zu feiern. Die einzelnen Leute kennen sich größtenteils untereinander nicht und haben komplett unterschiedliche Interessen, so dass es permanent zu Spannungen kommt. Zum Zeitvertreib werden allerlei für einen Jungesellenabschied ungewöhnliche Spiele gespielt, wie zum Beispiel Tontaubenschießen oder Befragung eines Ouija Bretts.

Erzählt wird das Ganze aus der Sicht von Nora, die mit 16 Jahren mal mit dem Bräutigam zusammen war und die Trennung selbst 10 Jahre später noch nicht verwunden hat. Auch wenn so etwas seltsam ist, so war sie für mich dennoch der Charakter, der mir am vernünftigsten erschien. Alle anderen Teilnehmer der Veranstaltung waren durch die Bank weg Egozentriker oder wirkten psychisch nicht ganz auf der Höhe.

Und so plänkelt die Geschichte mehr oder weniger ereignislos vor sich hin, bis sich ungefähr in der Mitte ein Schuss löst.
Hier gibt es einen Bruch, die Handlung konzentriert sich nun komplett auf Nora, die sich im Krankenhaus befindet und unter Erinnerungslücken leidet. Die anderen Charaktere rücken in den Hintergrund.

Die Spannung, die ich in der ersten Hälfte vermisst habe, ist im hinteren Teil deutlich zu spüren, auch wenn mir all das doch recht vorhersehbar erschien.

Schauplatz der Ereignisse ist ein Glashaus mitten im Wald. Dieses Haus wurde in seiner Besonderheit genau beschreiben und ist auch auf dem Cover der Taschenbuchausgabe abgebildet. Leider spielt dieses spezielle Haus für die Handlung an sich überhaupt keine Rolle. Diese Geschichte hätte überall statt finden können. Schade, daraus hätte man mehr machen können.

Insgesamt hat mir bei diesem Buch das Besondere gefehlt. Ich bin froh, dass ich „The woman in cabin 10“ zuerst gelesen habe. Dort ist eine deutliche Steigerung der Autorin zu erkennen, so dass ich auf ihr nächstes Buch schon gespannt bin.