Ein spannender und absolut fesselnder Abenteuerroman!
Von Alex Rühle hatte ich im vergangenen Jahr sein Vorlesebuch „Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ gelesen. Zippel konnte mich hellauf begeistern, daher war meine Neugier sofort geweckt, als ich ...
Von Alex Rühle hatte ich im vergangenen Jahr sein Vorlesebuch „Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ gelesen. Zippel konnte mich hellauf begeistern, daher war meine Neugier sofort geweckt, als ich das neue Kinderbuch des Autors in der dtv Verlagsvorschau erspähte. Das Cover von „Traumspringer“ finde ich genial, es verspricht auf den ersten Blick eine spannende und abenteuerliche Geschichte. Auch der Klappentext überzeugte mich auf Anhieb, sodass ich gar nicht erst zögerte und das Buch auf meine Wunschliste packte.
Leon ist ein ganz normaler 12-jähriger Junge. Zumindest dachte er das immer. Ein kleiner Träumer war er schon immer gewesen. Wie oft wurde er nun schon in der Schule ermahnt, im Unterricht besser aufzupassen und nicht ständig vor sich hin zu träumen. So normal ist Leon aber gar nicht. Nein. Eines Nachts entdeckt er, dass er ein Traumspringer ist! Er kann unbemerkt in die Träume anderer Leute springen und als wäre das nicht schon krass genug, begegnet er bei seinen Traumsprüngen auch noch einen merkwürdigen Mann, der sich Morpheus nennt. Morpheus ist der Hüter der Nacht und archiviert zusammen mit seinen Geschwistern die Träume der Menschen und das schon sehr, sehr lange. Wie lange schon? Nun, eben schon so lange, seit Menschen träumen können. Ja, genau, das ist wirklich lange. Doch seit einiger Zeit stiehlt jemand die Träume. Wer der Dieb ist, wird schnell klar: Krato, der Bruder von Morpheus. Krato führt nichts Gutes im Schilde, das ist offensichtlich. Leons Hilfe ist nun gefragt, da er als Einziger zwischen der Tag- und Traumwelt hin- und herspringen kann. Er soll nun herausfinden, was für Pläne Krato verfolgt. Kein leichtes und alles andere als ungefährliches Unterfangen. Auf Leon wartet ein spannendes, aufregendes Abenteuer, bei welchem unheimliche schwarzen Frauen, eine Zugfahrt nach Ungarn, ein neues Handyspiel und noch so einiges mehr eine große Rolle spielen werden.
Mit „Traumspringer“ ist Alex Rühle ein richtig schöner Abenteuerroman gelungen, welcher mir tolle, kurzweilige Lesestunden beschert hat. Komplett überzeugt hat mich das Buch leider nicht, aber ich bin dennoch begeistert und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band. Diesen wird es, so denke ich doch, bestimmt geben. Zumindest endet das Buch recht offen, da hoffe ich wirklich sehr, dass es noch ein Wiedersehen mit Leon geben wird.
Für mich hat sich die Story als etwas anders herausgestellt, als ich erwartet hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Handyspiel, welches im Klappentext nur kurz erwähnt wird, im Buch so eine zentrale Rolle spielen würde. Ich persönlich habe dadurch den Fantasyanteil als etwas klein empfunden. Na ja, okay, diese Sache mit dem Handyspiel ist natürlich auch sehr fantasymäßig. Aber eben anders fantasymäßig. Ich hatte hier einfach mit einer etwas anderen Story gerechnet und war beim Lesen dann etwas überrascht, in welche Richtung sie sich entwickelt. Schlimm fand ich das aber nicht.
Erfahren tun wir alles aus der Sicht des 12-jährigen Leon in der Ich-Perspektive. Leon habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Mit ihm ist Alex Rühle ein toller Protagonist gelungen, mit welchem sich die Zielgruppe wunderbar identifizieren kann. Leon ist sympathisch, er ist mutig, hilfsbereit und ziemlich verträumt. Von seiner Mutter bekommt er sogar öfters zu hören, dass er seltsam sei. Das fand ich persönlich ja schon etwas hart. Ein klein bisschen schräg mag Leon vielleicht sein, aber auf eine sehr liebenswerte Art schräg.
Ich mochte Leon, wie gesagt, vom ersten Moment an richtig gerne und ich habe ihn liebend gerne bei seinen Traumsprüngen begleitet. Diese Springerei in die Träume anderer und in die Traumwelt, in welcher er Morpheus begegnen wird, haben mir richtig gut gefallen. Sie werden sehr bildhaft von dem Autor beschrieben, sodass man sich alles ganz genau vorstellen kann. Die Atmosphäre, die dadurch entsteht, fand ich auch klasse. Sie ist so schön geheimnisvoll und unheimlich.
Als gruselig würde ich das Buch auch bezeichnen. Besonders zum Ende hin, wenn wir mit Leon und seinem neuen Freund Elias in Ungarn landen, empfand ich die Handlung als richtig schaurig. Schön schaurig. Ich liebe das, wenn einem beim Lesen Schauer über den Rücken laufen und man wie gebannt beim Lesen ist und gar nicht mehr aufhören mag. Ich habe das Buch dann auch quasi in einem Rutsch gelesen und habe dabei an keiner Stelle Langeweile empfunden.
Ein Punkt, der mich nur etwas gestört hat, ist, dass der Bezug zur griechischen Mythologie gar nicht genannt wird, also, sofern ich nichts überlesen habe. Das kann ja immer mal passieren, aber eigentlich kommt das bei mir so gut wie nie vor. Morpheus, Kerberus, Lethe – diese Namen und Begriffe fallen, aber es wird nicht erklärt, woher sie stammen. Ich selbst kenne mich in diesem Bereich nicht so wirklich gut aus und habe daher aus Interesse mal ein bisschen gegoogelt. Ich wurde dann auch sofort fündig: Morpheus zum Beispiel, ist in der griechischen Mythologie der Gott der Träume. Auch Fledermäuse werden im Zusammenhang mit ihm genannt. Fledermäuse, so viel kann ich ja schon mal verraten, werden in diesem Buch auch eine recht große Rolle spielen.
Ich hätte es hier jedenfalls ganz gut gefunden, wenn zumindest kurz darauf eingegangen worden wäre, woher die Ideen mit Morpheus und Co stammen.
Bis auf diesen kleinen Kritikpunkt hat mir das Buch aber echt gut gefallen. Der Schreibstil ist top, er liest sich sehr flüssig, einfach und locker-leicht. Die Zielgruppe, sprich Mädchen und Jungen ab 10 Jahren, sollten hier keine Probleme mit dem Lesen haben. Sehr schön fand ich auch, dass die Kapitel angenehm kurz sind.
Die Handlung lädt durchweg zum Mitfiebern ein. Ich habe sie wirklich als richtig fesselnd empfunden. Besonders zum Ende hin, da flogen die Seite bei mir nur noch so dahin.
Wovon ich richtig begeistert bin, ist, dass das Buch auch ernste Themen anspricht. Leon wird sich mit dem Außenseiter der Klasse, Elias anfreunden. Elias stammt aus Tschetschenien und befindet sich illegal in Deutschland. Die Story erhält dadurch eine gewisse Tiefe und regt zum Nachdenken an. Elias ist übrigens auch ein ganz lieber Junge. Er hat sich ebenfalls, wie Leon, sehr schnell in mein Herz geschlichen.
Mädchen und Jungen ab 10 Jahren, die gerne spannende, abenteuerreiche, leicht gruselige Fantasybücher lesen, kann ich „Traumspringer“ sehr empfehlen. In meinen Augen ist das Buch aber auch für eine ältere Zielgruppe absolut lesenswert.
Fazit: Anders als erwartet, aber nicht schlecht anders. Ich habe hier nicht ganz das zu lesen bekommen, was ich erwartet hatte. Mich hatte es beim Lesen etwas überrascht, dass das Handyspiel hier eine sehr große Rolle einnehmen wird. Schlimm fand ich das aber nicht. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ist richtig spannend, etwas gruselig - besonders zum Ende hin - es ist fantasievoll, es lädt durchweg zum Mitfiebern ein und es geht auch ein bisschen in die Tiefe. Mir hat „Traumspringer“ sehr schöne, fesselnde Lesestunden beschert und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, die es hoffentlich geben wird. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!