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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2016

Hat mich, trotz einiger Mängel, gut unterhalten

Mit Zorn sie zu strafen
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In der Silvesternacht wird eine Familie überfallen und fast komplett ausgelöscht, der kleine Bradley ist verschwunden. Max Wolfe und seine Kollegen suchen fieberhaft nach dem Mörder. Was hat er mit Bradley ...

In der Silvesternacht wird eine Familie überfallen und fast komplett ausgelöscht, der kleine Bradley ist verschwunden. Max Wolfe und seine Kollegen suchen fieberhaft nach dem Mörder. Was hat er mit Bradley gemacht? Lebt der Junge noch? Und wo liegt das Motiv?

„Mit Zorn sie zu strafen“ ist bereits der zweite Kriminalroman, den Tony Parsons rund um seinen Ermittler Max Wolfe geschrieben hat. Max ist ein sehr sympathischer Mann, allein erziehend, seine kleine Tochter ist bezaubernd und hat mein Herz im Nu erobert. Max ist auch als Ermittler recht feinfühlig und denkt weiter als manch anderer. Leider ist er auch, und nicht nur er, sehr leichtsinnig. Allein in diesem Band begeben sich er und seine Kollegen mehrmals in absehbare Gefahr, als Leser kann man da nur den Kopf schütteln und an der Kompetenz und Intelligenz der Ermittler zweifeln. Diese Szenen wirken wenig authentisch und ziemlich aufgesetzt. Und nicht nur da kommt man ins Zweifeln, auch wie ermittelt wird, wie schnell Urteile gefällt werden und wie wenig die Ermittler aus Rückschlägen lernen, lässt einen etwas fassungslos zurück. All das wären für mich normalerweise Gründe, den Roman nicht zu mögen – wäre da nicht die Tatsache, dass er mich sehr gut unterhalten hat.

Es kommt selten vor, dass ein Roman mich so zwiegespalten zurücklässt. Diesen hier habe ich, trotz der o. g. Kritik ausgesprochen gerne gelesen, bin nur so durch ihn hindurch geflogen, fand ihn spannend und hatte Spaß daran, zu spekulieren. Max mag ich sehr, seine Tochter noch lieber und ich habe große Lust bekommen, den Vorgängerroman zu lesen und auch über weitere Bände würde ich mich freuen. Man kann den Roman übrigens auch sehr gut lesen, ohne den Vorgänger zu kennen.

Erzählt wird größtenteils in Ich-Form aus Max Perspektive, dadurch ist man als Leser nahe dabei, erfährt aber auch nur, was Max erfährt. Der Roman liest sich sehr flüssig und entwickelt sich schnell zum Pageturner. Manche Szenen gehen, auch wegen ihrer Thematik, unter die Haut, allerdings wirken sie nicht über den Roman hinaus nach, dafür wäre mehr Tiefgang erforderlich gewesen, Tony Parsons setzt aber eher auf Action und Dramatik.

Wie bereits erwähnt, hat mich der Roman sehr gut unterhalten, über die genannte Kritik kann ich (ausnahmsweise) erstaunlich gut hinweg sehen. Eine Empfehlung fällt mir allerdings schwer, ich denke jedoch, wer vor allem auf Spannung setzt und über mangelnde Authentizität und fehlenden Tiefgang hinwegsehen kann, wird an dem Roman Freude haben.

Veröffentlicht am 22.09.2016

Außergewöhnliches Setting, sehr atmosphärisch

Der Angstmann
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Dresden 1944: So langsam zeichnet sich ab, dass das Dritte Reich den Krieg womöglich doch nicht gewinnen kann, der Feind rückt näher, die Bevölkerung leidet Not, immer mehr Flüchtlinge erreichen die Stadt, ...

Dresden 1944: So langsam zeichnet sich ab, dass das Dritte Reich den Krieg womöglich doch nicht gewinnen kann, der Feind rückt näher, die Bevölkerung leidet Not, immer mehr Flüchtlinge erreichen die Stadt, Krankheiten und Hunger breiten sich aus, in den Nächten gibt es immer öfter Alarm.

Als eine schlimm zugerichtete Frauenleiche gefunden wird, wird Kriminalinspektor Max Heller mit den Ermittlungen betraut. Den Täter zu finden, stellt eine Herausforderung dar, fast alle fähigen Kollegen sind an die Front abkommandiert, Hellers Vorgesetzter, SS-Obersturmbandführer Klepp, ein ehemaliger Fleischer, hat weder kriminalistische Kenntnisse, noch ein echtes Interesse, den wahren Täter zu finden, er will den Fall nur schnell gelöst haben. Dass die Tote sich von ihrem jüdischen Ehemann hatte scheiden lassen, macht die Sache für ihn einfach: Der muss es gewesen sein.

In der Bevölkerung vermutet man einen besonderen Täter: Der Angstmann ginge um, schließlich sind nachts merkwürdige Geräusche zu hören. Heller glaubt an einen anderen Täter, zumal eine weitere, noch bestialischer getötete, Leiche gefunden wird …

Ein Kriminalroman, der in den letzten Kriegsmonaten in Dresden spielt, das ist doch einmal etwas anderes, für mich ein klarer Fall von „Muss ich lesen“. Gelockt hat mich auch der Zusatz „Der erste Fall für … Max Heller“, ich mag Buchreihen, zumal, wenn mir der oder die Ermittler interessant vorkommen.

Max Heller ist Weltkrieg-I-Veteran, kriegsversehrt, weswegen er jetzt selbst nicht an die Front musste, jedoch sind seine beiden Söhne im Krieg, von denen er lange nichts gehört hat, weswegen er und seine Frau sich große Sorgen machen. Max Heller ist kein strammer Nazi, im Gegenteil, aber er versucht das nicht offen zu zeigen, um sich und seine Familie zu schützen. Wenn er ermittelt, ist er hartnäckig und will unter allen Umständen den Fall lösen, dafür geht er auch schon einmal Risiken ein, jedenfalls stellt es sich in diesem ersten Band so dar, zum Beispiel, wenn er, statt Lebensmittel zu besorgen, einer Spur nachgeht. Mir ist Heller sehr sympathisch und ich würde gerne weitere Fälle mit ihm zusammen erleben.

Gut gefallen hat mir auch Andrej Saizev, der nach Kriegsende Heller bei den Ermittlungen unterstützt. Ich würde mich freuen, ihn in weiteren Bänden wiedersehen zu dürfen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, denn Saizev wurde nach Moskau abkommandiert. Aber, man weiß ja nie ...

Frank Goldammer gelingt es gut, die Atmosphäre, die in den letzten Kriegsmonaten geherrscht haben muss, herüber zu bringen. Hunger, Krankheiten, Hoffnung, die aber immer mehr in Hoffnungslosigkeit übergeht, die Angst vor dem näher rückenden Feind, die Angst um die Familienangehörigen im Feld, die Angst vor den Bomben, all das wirkt bedrückend und viele kennen Ähnliches aus den Erzählungen der Eltern oder Großeltern. Auf mich wirken Frank Goldammers Beschreibungen sehr authentisch. Den Höhepunkt erreicht dieses Geschehen in der Bombennacht am 13.02.1945, die man mit Max Heller zusammen erlebt und die erschüttert.

Was mir weniger gefallen hat, war die Zeichnung einiger anderer Charaktere, mancher schien mir doch etwas zu überzogen, zu klischeehaft, zu stereotyp, in erster Linie Hellers Vorgesetzter, der zwar (aus politischen Gründen) nachvollziehbar diesen Rang besetzt, dessen pathetische Reden man aber kaum ertragen kann.

Auch mit der Auflösung bin ich nicht ganz glücklich, sie entbehrt zwar nicht einer gewissen Logik, erscheint mir aber doch an den Haaren herbeigezogen. Und nicht nur die Aufdeckung der Morde, sondern auch ein zweiter Lösungsstrang wirkt auf mich nicht nachvollziehbar. Da war mir insgesamt zu viel in den Topf geworfen.

Insgesamt fand ich den Roman aber gut gelungen, es ist ein spannender Kriminalroman mit einem außergewöhnlichen Setting und einem sympathischen Ermittler. Ich würde mich über weitere Fälle Max Hellers freuen und empfehle den Roman gerne weiter. Von mir gibt es 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein Roadtrip der dämonischen Art

Demon Road (Band 1) - Hölle und Highway
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Die 16jährige Amber hat es nicht leicht, in der Schule eine Außenseiterin, Freunde nur im Internet und jetzt stellt sich auch noch heraus, dass ihre Eltern mehr von ihr wollen, als sie ihnen geben möchte ...

Die 16jährige Amber hat es nicht leicht, in der Schule eine Außenseiterin, Freunde nur im Internet und jetzt stellt sich auch noch heraus, dass ihre Eltern mehr von ihr wollen, als sie ihnen geben möchte – sie haben sie sozusagen zum Fressen gern.

Amber gelingt es, ihren Eltern zu entkommen, hat nun aber ein anderes Problem: Mit Milo und seinem Auto ist sie auf der Demon Road unterwegs, um einen Deal mit einem Dämonen zu erfüllen. Doch nicht nur das hält sie in Atem, denn auf der Demon Road trifft man eine Menge unheimlicher Gestalten. Nicht, dass Amber nicht auch eine von ihnen wäre …

Derek Landy kennt man von den Skulduggery-Pleasant-Romanen, die ich leider bisher nicht geschafft habe zu lesen, die ich aber schon wegen ihres skurrilen Protagonisten anziehend finde. Bei seiner neuen Reihe wollte ich von Anfang an dabei sein, und so freute ich mich sehr auf diesen ersten Band.

Wer sich mit Genreromanen und/oder -filmen/serien auskennt, wird öfter das Gefühl haben, etwas Bekanntes zu lesen (z. B. Milos Charger betreffend), das finde ich nicht weiter schlimm, im Gegenteil, es macht auch Spaß darüber nachzudenken, woher man Dieses oder Jenes kennt. Es ist auch nicht so, als würde der Autor plagiieren, eher könnte man es als Hommage betrachten.

Es gibt eine Menge skurrile Figuren und ebenso skurrile Szenen, z. B. bereits ganz zu Anfang , als Ambers Eltern zu der Direktorin von Ambers Schule zitiert werden, um ihnen nahe zu legen, Ambers Erziehung noch einmal zu überdenken – wie sie mit ihr umgehen, fand ich zum Schreien lustig. Ambers Eltern sorgen auch später noch für Szenen voller schwarzem Humor.

Amber konnte bei mir, bis zum Ende, leider wenig punkten, sie nervt von Anfang an, ihr Lieblingsausspruch ist „Ich will nicht ...“. Andere Charaktere finde ich interessanter, z. B. Milo, bei dem man sich lange fragt, wer oder was er/sein Auto eigentlich ist. Glen, den Amber unterwegs aufliest und der sein Todesmal loswerden will, dafür aber nur noch wenig Zeit hat, hat im Laufe des Romans mehr und mehr meine Sympathie gewonnen. Andere Charaktere sind ziemlich gruselig, auch wenn sie mir nicht die Nachtruhe geraubt haben, immerhin ist der Roman ein Jugendbuch, wobei mir das manchmal schon fraglich vorkam.

Erzählt wird mit einer recht flapsigen Sprache, mir gefällt das, denn es passt zur Geschichte und auch zu Amber. Fast könnte man meinen, eine Episodengeschichte zu lesen, immer wenn die Protagonisten irgendwo anhalten, gibt es eine neue Geschichte, neue Nebencharaktere, neue Monster – der rote Faden hält das Ganze relativ lose zusammen. Hin und wieder erscheint die Geschichte etwas langgezogen, vor allem der Showdown war mir viel zu langatmig hier hätte man deutlich kürzen können, wodurch mehr Spannung erzeugt worden wäre. Ich habe hier irgendwann angefangen, nur noch zu querzulesen.

Es ist nicht so, als hätte mir der Roman nicht gefallen, allerdings erscheint er mir eher Fastfood als gehaltvolle Kost, aber das ist zwischendurch ja auch mal lecker. Ob ich weitere Bände lesen werde, weiß ich noch nicht, ich kann problemlos an dieser Stelle aussteigen und Amber ihrem weiteren Schicksal überlassen.

Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wie immer, aufrunde. Empfehlen kann ich den Roman am ehesten Jugendlichen, die allerdings schon etwas abgebrüht sein sollten, was Grausamkeit angeht, denn der Roman trifft stellenweise ziemlich vor Blut, aber auch Erwachsenen, die gerne Jugendbücher lesen und Spaß daran haben, nach Verweisen auf bekannte Horrorgeschichten zu suchen.

Veröffentlicht am 20.09.2016

Macht Lust auf mehr

Mirror Welt
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Es handelt sich um ein Prequel zum Roman „Mirror“ von Karl Olsberg, in fünf miteinander verbundenen Geschichten wird über die Funktionen des Mirror, eines (noch?) fiktiven Smartphone-Nachfolgers, erzählt. ...

Es handelt sich um ein Prequel zum Roman „Mirror“ von Karl Olsberg, in fünf miteinander verbundenen Geschichten wird über die Funktionen des Mirror, eines (noch?) fiktiven Smartphone-Nachfolgers, erzählt. Mirror werden zum besten Freund ihrer Nutzer, sie überwachen nicht nur deren biologischen Funktionen, sondern können ihnen bei schwierigen Kommunikationen, zum Beispiel mit dem anderen Geschlecht, helfen, dienen als Navigator oder als Alarmanlage.

Die Geschichten sind eine prima Einstimmung auf den Roman, den ich direkt im Anschluss begonnen habe, aber auch für sich allein lassen sie sich gut lesen. Allerdings machen sie schon neugierig auf den Roman und wer Interesse am Thema hat oder mehr über die Mirror wissen möchte, wird diesen dann auch lesen wollen, zumal einige Fragen aufgeworfen werden, die hier eben nicht beantwortet werden.

Karl Olsberg hat über Anwendungen Künstlicher Intelligenz promoviert, er braucht wahrscheinlich gar nicht so viel Fantasie für diese Geschichten und den nachfolgenden Roman. Die tatsächliche Entwicklung zeigt auch bereits, dass wir vielleicht gar nicht so weit weg sind von den hier gezeigten Visionen.

Da das Prequel, zumindest derzeit, kostenlos zu haben ist, macht man damit sowieso nichts falsch. Ich empfehle es aber gerne weiter, wer sich in den Roman einstimmen will oder überprüfen möchte, ob er interessant sein könnte, sollte auf jeden Fall zugreifen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein gelungener neunter Band

Scharade mal drei
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Die Agentin Kim, die gerade undercover bei einer Rüstungsfirma arbeitet, droht aufzufliegen und bittet das Institut, sie in Sicherheit zu bringen. Da sie aber so lange wie möglich unerkannt sein möchte, ...

Die Agentin Kim, die gerade undercover bei einer Rüstungsfirma arbeitet, droht aufzufliegen und bittet das Institut, sie in Sicherheit zu bringen. Da sie aber so lange wie möglich unerkannt sein möchte, wird ein „Blind Date Parisienne“ vereinbart, bei dem die Beteiligten nur einen Erkennungscode erhalten. Treffpunkt soll in einem Hotel sein, in dem gerade ein Ehevorbereitungsseminar stattfindet. Markus Neumann erhält den Auftrag – und was läge näher, als ihm wieder einmal Janna Berg zur Seite zu stellen …

Dies ist bereits der neunte Fall, bei dem Janna Markus unterstützt. Mittlerweile kennen sich die beiden ganz gut und sind aufeinander eingespielt. Zu Beginn des Romans hadert Janna jedoch gerade mit Markus, denn nach den Ereignissen um Weihnachten hat er sich nicht mehr bei ihr gemeldet – und das, obwohl sie doch Freunde sind. Unter Freundschaft stellt sich Janna aber etwas Anderes vor und ist von Markus enttäuscht. Der muss nun nicht nur den Fall lösen, sondern Janna auch besänftigen, dabei müssen sie gerade jetzt vertraut und glücklich miteinander wirken, immerhin sind sie bei einem Ehevorbereitungsseminar. Dort überschlagen sich die Ereignisse, nicht nur, dass Janna und Markus an ihre Grenzen kommen, unter den anderen Paaren scheinen nicht alle koscher zu sein, es gibt eine Leiche und Kim ist gar nicht so leicht zu finden.

Man kann es sich vorstellen: Es gibt Einiges zu schmunzeln, ausgerechnet bei einem Ehevorbereitungsseminar müssen die beiden ermitteln! Aber auch die Spannung und die Dramatik kommen nicht zu kurz. Letzteres vor allem dadurch, dass im Seminar auch die Vergangenheit der Paare thematisiert wird und bei Janna die Ereignisse um ihren Exfreund Erik hochkochen. Der Leser erfährt endlich, was damals passiert ist – und Markus kann sich beweisen.

Wer Kim ist, erfährt der Leser mit Markus und Janna erst ziemlich am Schluss, auch wenn er ihr vorher mehrfach begegnet, die Autorin schafft es gut, den Leser in Unwissenheit zu lassen und ihn am Ende zu überraschen. So macht das Miträtseln bis zum Ende Spaß und die Auflösung kommt schließlich nachvollziehbar daher.

Auch der neunte Fall ist wieder gelungen und man kann sich auf Band 10 freuen, der womöglich ein paar Änderungen bringt, wenn man an das Gespräch zu Anfang des Romans denkt. Ich kann die ganze Reihe sehr empfehlen.