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Veröffentlicht am 15.05.2019

Die Vergangenheit berühren.....

Die Nähmaschine
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"Die Nähmaschine" von Natalie Fergie erschien (HC, gebunden) im Wunderraum-Verlag (Verlagsgruppe Randomhouse) im März 2019. Bereits in der Verlagsvorschau wurde ich auf diesen Roman aufmerksam, da ich ...

"Die Nähmaschine" von Natalie Fergie erschien (HC, gebunden) im Wunderraum-Verlag (Verlagsgruppe Randomhouse) im März 2019. Bereits in der Verlagsvorschau wurde ich auf diesen Roman aufmerksam, da ich mich für alte Nähmaschinen und ihre Geschichten sehr interessiere; selbst nähen kann und auch eine solche mechanische Nähmaschine besaß und die Freude hatte, im Oktober 2018 (erstmals in Schottland weilend) in der Glasgower Innenstadt in einem mehrstöckigen Glasschaufenster immens viele solcher wunderschönen, oftmals 100 Jahre alter Nähmaschinen bewundern zu dürfen....


Dieser Roman, in dem eine alte "Singer 99k" die Hauptrolle spielt; in weiteren Hauptrollen die sehr sympathischen Besitzer und Protagonisten Jean, Connie, Ruth, Annie und Fred, der Enkelsohn von Jean und seinem geliebten Großvater Alfred Morrison dürfte allen LeserInnen sehr gefallen, die sich für alte Dinge und deren Geschichten interessieren - und dürften bei der Lektüre von "Die Nähmaschine" ebenso wie ich literarisch auf ihre Kosten kommen und den Roman sehr mögen!

"In der Wohnung seines verstorbenen Großvaters in Edinburgh findet Fred eine über 100 Jahre alte Singer-Nähmaschine, die einst seiner Urgroßmutter Kathleen gehörte. Darin versteckt: 27 Notizbücher mit Nähproben, die minuziös aufzeichnen, was auf der Maschine genäht wurde. Wie kleine Zeitkapseln erzählen sie vom Alltag und den Schicksalen der Frauen in Freds Familie. Durch sie stößt er auf ein lange gehütetes Geheimnis, das sein Leben für immer verändern wird". (Quelle: Buchrückentext)

Lesend begibt man sich auf eine Reise in die Vergangenheit gemeinsam mit Fred, die es ermöglicht, in das Leben der vier Frauen einzutauchen, für die die alte Nähmaschine eine wichtige Bedeutung hatte: Die junge Jean, die 1911 durch die Beteiligung an einem Streik in der Singer-Fabrik in Clydebank ihre Arbeit verliert, versteckt in einem Akt des Widerstands eine Botschaft im Inneren der Nähmaschine; ihr Weg wird sie nach Leith führen und wir verfolgen das Leben dieser starken Frau, lernen ihren sympathischen Ehemann kennen und treffen sie am Ende wieder, als alte Frau, die sich nochmals die Fabrik in Clydebank anschauen möchte....

Connie, die als Schreibkraft arbeitet, möchte einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen; wir schreiben das Jahr 1954, und bewirbt sich in der Nähstube des Krankenhauses Royal Infirmary. Dort lernt sie Alf Morrison kennen. Hier versteht es die Autorin, dem Leser vor Augen zu führen, wie es Kathleen, der Mutter Connies, mit Hilfe ihrer Näharbeiten in Kriegszeiten gelang, die Familie über Wasser zu halten. Es wird deutlich, welche Kraft und Energie Mütter besonders in schwierigen Zeiten besaßen - und dass die Nähmaschine hierbei eine nicht unerhebliche Rolle innehatte.
Wir begleiten den Lebensweg von Connie durch die Zeit von 1954 bis 1964 - und mit einem Zeitsprung bis Anfang der 80er Jahre.
Hier treffen sich einige der ProtagonistInnen und ein Geheimnis, das erst viel später gelüftet werden soll, befindet sich in der hölzernen Hinterwand einer Telefonzelle im Krankenhaus...

Ein sehr cleverer und absolut sympathischer junger Mann, Fred, ist mir in diesem Roman besonders ans Herz gewachsen: Er untersucht das Erbe - die alte Singer - und entdeckt darin die Notizbücher; da er seit einiger Zeit ohne Arbeit ist und bei Zeitarbeitsfirmen nicht mehr anheuern will (was man bestens nachvollziehen kann), beschließt er, die alte Nähmaschine zu reparieren und - sie auszuprobieren! Hilfe hat er hierbei durch die sympathische Ellen, die aus den Einzelteilen solch alter Maschinen wertvollen und kreativen Designer-Schmuck entwickelt. Man erfährt durch die blog-Einträge Freds (einer Art Tagebuch) sehr viel von seinem Gefühls- und Innenleben; diese Passagen sind in anderer Schriftart gedruckt - und konnten mich mehr als einmal zum Schmunzeln - und auch zum Staunen bringen! Ein kreativer, humorvoller und empathischer junger Mann lernt Nähen und kommt fast nebenbei einem ungeheuren Familiengeheimnis auf die Spur, das auf einer Versammlung der Familie im Oktober 1980, nach dem Tod von Jean, endlich an die Oberfläche gelangt.
Auch der warmherzige Großvater, seines Zeichens Gärtner, was sich auch oft in seinen Äußerungen zeigte, die stets einen botanischen Bezug hatten, hatte meine große Sympathie.

Natalie Fergie gelingt es stilistisch sehr interessant und auch spannend, die Geschichte um eine alte Singer-Nähmaschine mit den Lebensgeschichten der jeweiligen Besitzer zusammen zubringen; eine gut eingefädelte und wirklich zuweilen herzzerreißende, gefühlvolle Geschichte entspinnt sich vor dem Auge des Lesers. Zudem lädt dieser wunderschöne Roman auch dazu ein, selbst mal wieder kreativ zu werden: Bei mir weckte er große Lust auf das Nähen und kreative Ideen, die auch die Autorin mitbringt, da sie Besitzerin einiger alter Nähmaschinen ist und Wolle selbst einfärbt.

Fazit:

Ein wundervoller und emotionaler Roman, in dem ein Familiengeheimnis gelüftet wird, das vier Generationen umfasst. Hauptrolle ausser ihren sympathischen und ihren Mann stehenden jeweiligen BesitzerInnen spielt eine alte Singer-Nähmaschine, die in schwierigen Zeiten besonders Frauen die Gelegenheit bot, Geld zu erwirtschaften und zu überleben.
Natalie Fergie setzt damit den zauberhaften alten Nähmaschinen wie hier der "Singer 99k" auch ein historisches Denkmal, das sie in einen Mantel voller Gefühle, Spannung und guter Unterhaltung
eingenäht hat. Es war mir eine große Freude, diesen Roman zu lesen und empfehle noch die Seite der National Library of Scotland, auf der man die Geburt einer solchen Nähmaschine miterleben kann.
www.movingimage.nls.uk/film/1592
Vielen Dank dafür auch an die Autorin sowie für die Übersetzung ins Deutsche an Christine Heinzius!

Veröffentlicht am 08.05.2019

Die heilende Kraft der Freundschaft

Alte Sorten
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"Alte Sorten" von Ewald Arenz erschien bei Dumont (geb., HC, 2019) und ist ein absolut lesenswerter Roman über die Lebensgeschichten zweier ungleicher Frauen, die sich gegenseitig helfen können, aus einem ...

"Alte Sorten" von Ewald Arenz erschien bei Dumont (geb., HC, 2019) und ist ein absolut lesenswerter Roman über die Lebensgeschichten zweier ungleicher Frauen, die sich gegenseitig helfen können, aus einem problembelasteten Leben einen Ausweg finden zu können und alte Verletzungen zu heilen....


Wir begegnen zum einen Sarah ( Sally); einer 17jährigen jungen Frau, die aus einer (der vielen) Kliniken entflieht, in denen sie es einfach nicht mehr aushält: Sie rebelliert (nicht ganz zu Unrecht) gegen die Welt der Erwachsenen, der sog. professionellen Helfer, was sich in Essstörungen zeigt und einem sehr negativen Selbstbild. Liss, eine ältere, Mitte40jährige Frau, lebt seit Langem alleine im elterlichen Hof, den sie selbst bewirtschaftet, sich jedoch - umgeben von Büchern - vor der Welt und den Dorfbewohnern, die sie allesamt ausser Anni, der zähen alten Bäuerin, die noch mit 80 Jahren Rad fährt, ablehnen.

Die beiden begegnen sich zufällig auf dem Weinberg von Liss und nachdem Sally hilft, den Anhänger des Traktors aus dem Graben zu ziehen, bietet Liss ihr spontan an, dass sie auf dem Hof übernachten kann. Sally bemerkt, dass diese Frau anders ist, direkt und offen - und auch wenn sie geraume Zeit "immer auf dem Sprung" ist und an ihre Grenzen stößt, wird aus einer Nacht eine längere Zeit, Wochen.....

Zeigt sich in Sallys Sprache und Handlungen deren innere Zerrissenheit anfangs, so stellt man nach und nach fest, dass ihr die körperliche Arbeit auf dem Hof gut tut und sie immer mehr in ihrer sensiblen Mitte ankommt: Sie ist intelligent und weiß oft im Voraus, welche Handgriffe beim Kartoffelernten, Keltern, Imkern, Schnapsbrennen und Weinlesen zu tun sind. Behutsam lassen die beiden unterschiedlichen Frauen sich mehr und mehr aufeinander ein, ohne sich einzuengen: Sie helfen sich gegenseitig und gewähren sich dennoch Freiheit, eine neue Erfahrung und nach alten Verletzungen eine heilende für beide! So stellen sich bei der zuvor verstörten Sally erste positive Impulse ein (Gedanken zum Septemberlicht)

"Es war, als wollte die Welt noch einmal zeigen, wie schön sie sein konnte, wie viele Farben sie hatte, wie frisch sie riechen konnte!" (S. 71)

Als Septemberkind haben mich diese Zeilen, die auch den intensiven, klaren und prägnanten, dennoch sehr atmosphärischen Schreibstil des Autors kennzeichnen, sehr berührt.

Der Romantitel bezieht sich auf einen verwilderten alten Garten voller Birnbäume, der von Liss verhasstem Vater angelegt worden war und von deren Bitterkeit zeugt, bevor Sally ihn kurzerhand in einen "Zaubergarten" verwandelt, der wild belassen wurde und jetzt Liss gehört - sie eröffnet damit eine neue, heilsame Perspektive für Liss, die dies "so noch nicht gesehen hatte". Liss, die viele verletzende Erfahrungen in ihrem Leben machen musste, wirkt sehr stark und dennoch auch zerbrechlich

"Ich würde so gerne erleben, einmal nur, dass ich jemand reicher gehen lassen kann, als er zu mir kommt. Reicher und gesünder". (Zitat Liss S. 174)

Dieser Roman mit seinen beiden auf ihre jeweils unterschiedliche Art starken Charaktere ist ein intensives Leseerlebnis, da auch der Hof und die Landschaften atmosphärisch dicht beschrieben werden und eigene Bilder im Leser wachrufen. Wird es Sally und Liss gelingen wie bei der Bestäubung der Bienen mit Puderzucker, die "Milben der Vergangenheit" allesamt hinter sich zu lassen, um ein freies, eigenständiges und glückliches Leben zu führen?

Fazit:

Ein Roman voller sprachlicher Tiefe, Ewald Arenz verfügt über einen ausgesprochen klaren, schnörkellosen Schreibstil, der alles Unwesentliche bewusst beiseite lässt - dafür aber die Vorstellungskraft und die Sinne des Lesers aktiviert. Eine sehr intensiv erzählte Geschichte über die aufkeimende Freundschaft zwischen zwei verletzten, ungleichen Frauen, die sich einander annähern und denen es durch ungesagte Zuneigung gelingt, einander zu helfen! Emotional, aufwühlend, nachdenklich stimmend - und letztendlich optimistisch. Sehr lesenswert! Daher von mir 5* sowie eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.05.2019

Patienten - norwegischer Originaltitel

Die Frau, die verschwand
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"Die Frau, die verschwand" von Trude Teige erschien 2019 im Rowohlt-Verlag (tb) und umfasst 384 spannende und sehr lesenswerte Krimiseiten!


Im 3. Fall, in den die Journalistin Kajsa involviert ist, geht ...

"Die Frau, die verschwand" von Trude Teige erschien 2019 im Rowohlt-Verlag (tb) und umfasst 384 spannende und sehr lesenswerte Krimiseiten!


Im 3. Fall, in den die Journalistin Kajsa involviert ist, geht es um das nie aufgeklärte Verschwinden einer jungen Frau, die niemals gefunden wurde und deren Verbleib oder Tod über viele Jahre ungeklärt blieb. Eines Tages bittet ein Mann Kajsa, die in den Fall verwickelten Personen nochmals zu befragen - wenig später wird er ermordet. Offenbar ist er betäubt und ins Wasser geworfen worden. Steht das Verschwinden Julias, der jungen Frau mit dem Tod dieses Mannes in Verbindung? Das Interesse in Kajsa ist geweckt - und so ermittelt sie parallel zu ihrem Mann Karsten, der gewillt ist, auch polizeitechnisch den Fall wieder aufzurollen...

Die Mutter von Julia, Marianne Winther, Psychiaterin und in der Hirnforschung tätig, hat mit Eyvind Bull eine psychiatrische Klinik eröffnet, die jedoch nach 8 Jahren geschlossen wurde: Was hat es mit dieser Klinik auf sich, der auch Gunnar Lauritzen über Jahrzehnte als Patient angehört; ein Pastorensohn, der sich dem Willen seines Vaters widersetzte - und Künstler werden möchte, sogar ein Gespräch in einem Café mit Edvard Munch darüber führte? Was führte zum Tod einiger Patienten und hat auch Frode Olsen, der sich nach der Schließung um das Gebäude kümmert, etwas zu verbergen? In welchem Verhältnis standen die Kinder Marianne Winthers zu ihrer Mutter; Allan, der ältere Bruder von Julia - und Susanne, die kleine Schwester? All diese Fragen versuchen sowohl Kajsa als auch Karsten zu beantworten - und den mysteriösen Ereignissen innerhalb der Klinikmauern auch anhand von Dokumenten auf die Spur zu kommen, die eines Tages auftauchen....

Trude Teige gelingt es von Beginn an, den Leser in den Bann zu ziehen - und Informationen zu den einzelnen Figuren - besonders zu Julia selbst, ihrer Familie und auch "Krösus", wie er sich selbst nennt, einem friedfertigen Mann, der fast sein gesamtes Leben in der Psychiatrie verbringt und Freiheiten genießt, Parfum herstellt und "Diamanten" sammelt, in seiner eigenen Welt lebt, bis er die kleine Julia (8) kennenlernt, die seine Malerei "doll" findet - ein fein gezeichnetes Gesicht zu geben. Man verfolgt die Handlung voller Spannung und erfährt einiges zur Geschichte der Psychiatrie in Norwegen, den USA (und Europa), zu Lobotomie, Elektroschocks und Methoden, depressive Störungen hirnchirurgisch heilen zu wollen. Die Klinikleiterin erlebt man hierbei als sehr karrierewütig, sie stellt die Forschung an die erste Stelle - wohingegen sie für ihre Kinder und Familie weder Interesse noch Zeit findet.
Besonders die Geschichte von Gunnar Lauritzen fasziniert in ihrer Tragik, während des 2. Weltkrieges werden wertvolle Gemälde in einem Klinikgebäude deponiert, darunter auch Werke von Edvard Munch: Erzählt "Krösus" die Wahrheit, dass ihm eben dieser ein Bild schenkte mit dem Namen "Zweifel", das er jahrelang zu kopieren sucht?

Die Themen sind Euthanasie, Hirnchirurgie, aber auch Gier, Medikamentenabhängigkeit und über Leichen gehende Drogengeschäfte, die aktueller nicht sein könnten. Mich hat auch dieser Fall überzeugen können und es war ein kriminalistisches Vergnügen, mitzurätseln, wer damals gelogen hat - und welche Wahrheiten zutage treten würden.

Fazit:

Ein spannender, temporeicher, mit dennoch ruhiger Hand atmosphärisch geschriebener Kriminalroman, der den Leser in die Welt psychiatrischer Kliniken, fragwürdigen Heilungsmethoden, persönlicher Besessenheit und Machtgier sowie der Gehirnforschung entführt. Ich empfehle alle Kriminalromane von Trude Teige - und diesen im Besonderen! Empfehlung und Lesetipp mit voller Punktzahl und 5* von mir!

Veröffentlicht am 08.05.2019

Bon appétit war gestern - Ith do Leòr! - Esst reichlich!

Outlander – Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga
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Theresa Carle-Sanders , Leseratte und Köchin, lädt in ihrem fantastischen Kochbuch "Outlander - Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga" zur lukulinarischen (Zeit)reise von Lallybrach zu Frasers Ridge ...

Theresa Carle-Sanders , Leseratte und Köchin, lädt in ihrem fantastischen Kochbuch "Outlander - Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga" zur lukulinarischen (Zeit)reise von Lallybrach zu Frasers Ridge und wieder zurück ein.

Erschienen ist das 340 Seiten starke, fantastisch bebilderte bzw. fotografierte und dennoch sagenhaft handliche und wundervoll mit Fotos und Texten sowie Zusatzinformationen aus den Büchern von Diana Gabaldon gestaltete Kochbuch im ZAUBERFEDER Verlag, Braunschweig (2017). An dieser Stelle möchte ich die komplette Reihe dieser außergewöhnlichen (und sehr gut nachzukochender!) Kochbücher von Zauberfeder mehr als empfehlen! So bin ich auch vom "Ritter-Kochbuch" und dem "Gladiatoren-Kochbuch" mehr als begeistert; dies ist auch hier der Fall:

Nach dem Vorwort der Autorin und einer Einleitung begibt sich der kochwillige Zeitreisende in die Speisekammer, die als Portal dient: Hier werden Utensilien, Glossar und Techniken wie Blanchieren und Temperieren hervorragend erklärt. Die Inhaltsangabe gliedert die outlander-Küche; sie beginnt mit Grundrezepten, geht zum Frühstück über; folgt mit Suppen und Appetitanregern bis hin zu Rezepten mit Rind (Bsp. 'Briannas Pastetchen), Geflügel (Claires Brathähnchen z.B.); Schwein(Schottische Eier ;); Lamm (Shepard's Pie) über Wild bis hin zu Fisch/ Meeresfrüchte (Fisch-Pie bei den Lillingtons z.B.). Danach wird es vegetarisch und Kap. 12 umfasst Pizza und Pasta - es ist also für jeden Zeitreise-Geschmack etwas dabei ;)

Beilagen widmet sich die Autorin ebenfalls, da diese auch in der schottischen Küche nicht fehlen. Brot und Gebäck (z.B. Fionas Zimtscones, ein Gedicht!!) ; Süsses und Desserts (wie das Shortbread der MacKenzies); Drinks und Cocktails folgen - und das letzte Kapitel voll herrlicher Rezepte geht ans " Eingemachte" - z.B. Erdbeermarmelade à la Fraser).

Die geniale Verbindung der jeweiligen Rezepte mit passenden Textpassagen aus den Büchern von Diana Gabaldon um Claire und Jamie sowie die Landschaftseindrücke und liebevoll gestalteten Fotos der Rezeptideen (allesamt gut erklärt und nachkochbar!) dürften für jeden Fan der Serie ein kultiges Highlight darstellen - sie sind einfach zauberhaft und grandios!

Fazit:

In handlichem und wunderschönem outfit mit haptischem Titel und zwei Lesebändchen ist dieses herrliche Kochbuch aus dem Zauberfeder-Verlag ein absoluter Leckerbissen für Fans von Diana Gabaldons Highland Saga, das auch mit einigen Klassikern der schottischen Küche - in moderne Form gebracht - aufwartet, die mit passenden Buchtexten unterlegt, tollen Fotos versehen und sehr gut erklärten Rezepten garniert ist. Die Eindrücke schottischer Landschaften, des berühmten Hochland-Rindes und des Edinburgh Castle ganz vorne im Buch setzen für mich noch das "Sahnehäubchen" drauf, um in die typisch schottische Küche einzutauchen. Liebevoll arrangiert und gut nachkochbar - mehr als ein Kochbuch: Ein großes Vergnügen, aus diesem Buch etwas auf die Tafel zu "zaubern"! Ich empfehle es sehr gerne weiter und vergebe 5* und die volle Punktezahl am Firmament der Kochbücher: Great!!

Veröffentlicht am 06.03.2019

Das dunkle Geheimnis alter Briefe....

Das Haus der Verlassenen
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"Das Haus der Verlassenen" von Emily Gunnis ist im Heyne-Verlag (HC, gebunden; 2019) erschienen. Es handelt sich um den Debutroman einer englischen Autorin (Originaltitel: The Girl in the Letter), die ...

"Das Haus der Verlassenen" von Emily Gunnis ist im Heyne-Verlag (HC, gebunden; 2019) erschienen. Es handelt sich um den Debutroman einer englischen Autorin (Originaltitel: The Girl in the Letter), die ich mir sehr gerne merke, da mich dieser Roman sehr berührt hat. Übersetzt vom Englischen ins Deutsche wurde er von Carola Fischer.


Sussex, 1956.

Im Prolog kommt Ivy zu Wort: Eine verzweifelte junge Frau, die - schwanger und unverheiratet, daher gegen die damaligen Moralvorstellungen der Gesellschaft verstoßend - entführt den Leser in eine düstere Welt der späten 50er Jahre nach St. Margaret's, einem Heim für ledige Mütter. Für sich selbst sieht Ivy keine Zukunft mehr, aber Elvira, ein 8jähriges Mädchen, will sie retten, ihr die Flucht ermöglichen...

60 Jahre später, 2017:

Sam , alleinerziehend, eine Journalistin, findet bei ihrer Großmutter, die ihre Tochter oft betreut, während sie arbeitet, durch Zufall einen Brief von Ivy, der an den Vater ihres Kindes gerichtet ist und ihn anfleht, sie abzuholen aus St. Margaret's... Auf Nachfrage Sam's zögert die Großmutter (Nana), weist jedoch darauf hin, dass sich auf dem Dachboden noch mehr Briefe Ivy's finden, die sich wohl im Nachlass des Großvaters, seines Zeichens Antiquitätenhändler und vor 2 Jahren verstorben, befunden haben. Wie sind die Briefe dort hin gekommen? Was hat Ivy mit ihrer eigenen Familie zu tun? Um diese Recherche, die in dunkle Abgründe führt, die auch den Leser nicht unberührt lassen, geht es in diesem gefühlvoll und spannend geschriebenen Roman von Emily Gunnis.

"Die 50er Jahre waren keine gute Zeit für unverheiratete Mütter", so die Großmutter von Sam. Diese Tatsache hat sowohl mein Interesse geweckt als auch mich aufhorchen lassen: Es gibt zum einen einen spannenden Einblick in die Recherchearbeit von Sam, die hier wahrlich dunklen Geheimnissen auf der Spur ist und durch ihren journalistischen Instinkt auch auf merkwürdige Todesfälle stößt, zum anderen erlebt man die Zeit in St. Margaret's mit den jungen Frauen mit, die in einer unmenschlich harten, lieblosen Atmosphäre leben mussten, ihre Kinder gebaren - und sie zur Adoption freigeben mussten. Doch damit nicht genug, viele mussten jahrelang "angeblich" dafür arbeiten, dass sie dort ja ein Dach über dem Kopf und einen Kanten Brot zu essen hatten (oder eine dünne Suppe). Wenn ich von "Barmherzigen Schwestern" höre oder lese, stellen sich mir also nicht ganz ohne Grund die Nackenhaare angesichts dieser grausamen Behandlung und dem Missbrauch junger schwangerer Frauen, die selbst entweder Missbrauch in der Familie erleben mussten - oder selbst nichts Böses taten, die nur liebten - und dafür verachtet wurden und bestraft.

In den Roman eingebettet ist ein familiäres Drama, dessen Auflösung man mit Spannung verfolgt; um einen Kampf ums Überleben und um ein altes Herrenhaus, das möglichst bald abgerissen werden soll, um alte, unangenehme Spuren für immer zu verwischen. So fragt sich Sam, welche Rolle z.B. Pater Benjamin spielte und ob die Oberin des Grauens noch lebt?
Daneben ist sie selbst Mutter, von dem Vater Emmas, ihrer Tochter, getrennt lebend, dem harten Erfolgsdruck im Journalismus/Zeitungswesen ausgeliefert und fragt sich nicht nur einmal, ob sie eine gute Mutter ist, auch wenn Emma oft von einer Freundin oder der Großmutter betreut wird; dieses sehr aktuelle Zeitgeschehen besonders Alleinerziehender in all ihren erschöpfenden Ausmaßen wird sehr authentisch von der Autorin beschrieben, auch wenn es solche "Mutter-Kind-Heime", wie sie auch wohlwollend hießen, heute nicht mehr gibt; die letzten (besonders in Irland gab es viele, auch in England) schlossen erst Mitte der 70er Jahre ihre (höllischen) Pforten, dazu gibt die Autorin in ihren Anmerkungen viele Informationen.

Sowohl Ivy als auch Sam sind sehr sympathische, emotionale und authentische Figuren, die Emily Gunnis hier detailliert zeichnet: Dies gilt auch für die Nebenfiguren wie z.B. Nana und den Kollegen von Sam: Der Autorin gelang es, all den Frauen (und auch den zwangsadoptierten Kindern) die großes Leid und Unrecht erfahren mussten, stellvertretend in Ivy eine Stimme zu geben, den Leser nachspüren zu lassen, welche Demütigungen, harte Arbeit, Verachtung und Missbrauch jene erduldeten, die sich nicht wehren konnten. Und dies jahrelang. Ein Einblick in die Heime, in denen (oft im Namen Gottes) malträtiert, schikaniert, gequält und misshandelt wurde. Ein weiteres Thema sind grausame Versuche an Kindern, die zu Testern von Medikamenten degradiert wurden und nicht selten dabei ihr Leben ließen. Ebenfalls eine grausame Tatsache: Die Verantwortlichen wurden allzu oft niemals zur Rechenschaft gezogen; Beweise vernichtet - Häuser abgerissen wie jenes "St. Margaret's".....

Fazit:

Ein sehr gelungener und spannend geschriebener literarischer Einblick in sog. "Mutter-Kind-Heime" der 50er und 60er Jahre, der vielen vergessenen jungen Frauen eine Stimme gibt. Dafür danke ich der Autorin, die es verstanden hat, diesen Frauen und Kindern in Ivy ein "Gesicht" zu geben, sie nicht in der Vergangenheit und Vergessenheit zu belassen, sondern ihr ungerechtes, hartes und unmenschliches Schicksal in Romanform den LeserInnen näher zu bringen. Auch die Anmerkungen (Quellenangaben, Bücher und Filme) zum Thema kann ich ebenso empfehlen wie das Lesen dieses wundervollen Romans. Daher von mir die volle Punktezahl und 5*.