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Veröffentlicht am 03.10.2016

Hattinger setzt sich durch

Hattinger und die Schatten
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Hattinger ist zusammen mit Tochter frisch in das ererbte Haus eingezogen. Es fehlt noch an vielem, der Herd muss angeschlossen werden, sind einfach noch nicht richtig angekommen. Da überschlagen sich wieder ...

Hattinger ist zusammen mit Tochter frisch in das ererbte Haus eingezogen. Es fehlt noch an vielem, der Herd muss angeschlossen werden, sind einfach noch nicht richtig angekommen. Da überschlagen sich wieder mal die Ereignisse. Eine Wasserleiche wird geborgen, Selbstmord scheint ausgeschlossen, denn eine Schnur um den Hals des Toten ist ein deutliches Indiz. Während sie noch versuchen die Identität der Leiche zu klären, gibt es einen weiteren Toten. Im Garten des älteren Kunsthistorikers Meisel wird ein Ermordeter gefunden und Meisel ist spurlos verschwunden. Die Suche nach Meisel offenbart einige sehr seltsame Angewohnheiten des Rentners und führt direkt in die Nazivergangenheit. Beutekunst scheint ein Thema zu werden.
Gleichzeitig bekommt Tochter Lena Probleme der örtlichen Neonaziszene, weil sie einem jungen Asylbewerber zur Seite stand. Blöd nur, dass die augenblickliche Arbeitsüberlastung Hattinger kaum Zeit für seine Tochter lässt und nur noch SMS zwischen den Beiden gewechselt werden.
Ein toll geschriebener Krimi der spannend und gut recherchiert ist. Ähnlichkeiten mit der Realität sind kein Zufall. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz, wenn Hattinger seine kurzen, lakonischen Statements in Dialekt vom Stapel lässt. Aber keine Angst, das ist kein schenkelklopfender, humoristischer Alpenroman. Hier ist alles wohldosiert, der Witz, die Spannung und das typische Lokalkolorit. Die Bezüge zur Zeitgeschichte mit dem Fund von Naziraubkunst und die unrühmliche Rolle des Verfassungsschutzes in Neonaziszene sind großartig mit eingebunden. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Die Hauptperson Kommissar Hattinger ist besonders gelungen dargestellt, aber auch die anderen Mitwirkenden sind gut portraitiert und bis in die Nebenrollen erstklassig besetzt – wie es beim Film heißen würde.
Ein Muss für Krimifans, die Lokalkolorit und Dialekt mögen.

Veröffentlicht am 27.09.2016

Ein 5 Sterne Brotbackbuch

Brot backen in Perfektion mit Hefe
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Brotbacken in Perfektion kommt schon in perfekter Ausstattung daher. Das Titelbild lässt sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen. Einfach und puristisch sind die Fotos, das Layout ist ebenfalls gelungen.
Gleich ...

Brotbacken in Perfektion kommt schon in perfekter Ausstattung daher. Das Titelbild lässt sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen. Einfach und puristisch sind die Fotos, das Layout ist ebenfalls gelungen.
Gleich zu Beginn wird das Plötz-Prinzip erklärt und das sollte man sorgfältig verinnerlichen. Es ist eigentlich ganz einfach. Nur eine Handvoll Zutaten und Gerätschaften und einem schmackhaften Brot steht nichts mehr im Weg.
Die Grundteige und ihre Behandlung sind ein klaren Schritt-für-Schritt Bildern erklärt und lassen keine Fragen offen. Da kann sich auch ein Anfänger heranwagen. Das Einzige was man braucht, ist etwas Geduld.
Ich habe schon öfters Brot gebacken, auch Sauerteigbrote (keine Fertigmischung) aber immer wieder musste ich Abstriche am Aussehen mache, meist ist es zu fest und zu feucht geworden. Deshalb war ich neugierig auf diese Rezepte, die mit besonders wenig Treibmittel auskommen. 0,5 gr Hefe konnte ich gar nicht glauben, aber ich habe mich exakt an die Angaben gehalten und mich sofort an ein französisches Landbrot gewagt.
Nun, es ist nicht so ganz fotogen in der Kruste gebrochen wie im Buch, aber es ist wunderbar aufgegangen, die Krume ist luftig und großporig und die Rinde richtig knusprig.
Nach diesem ersten Brot kann ich nur sagen: Ein 5 Sterne ***** Brotbackbuch.

Veröffentlicht am 23.09.2016

Heller sucht den Angstmann

Der Angstmann
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Dresden im Winter 44, Elend, Not und Hunger, wohin man blickt. Kripomann Max Heller hat nur noch sehr unzulängliche Mittel die Ordnung aufrecht zu halten. Da wird die schlimm zugerichtete Leiche einer ...

Dresden im Winter 44, Elend, Not und Hunger, wohin man blickt. Kripomann Max Heller hat nur noch sehr unzulängliche Mittel die Ordnung aufrecht zu halten. Da wird die schlimm zugerichtete Leiche einer jungen Krankenschwester entdeckt, sein Vorgesetzter, ein strammer SS Mann, der noch unverdrossen an den Endsieg glaubt, hat in einem Juden den idealen Täter gefunden. Heller weiß, wie absurd, diese Theorie ist. Auch als die Leiche einer zweiten jungen Frau auftaucht, rituell wie ein Todesengel zugerichtet, hat SS Mann Klepp mit einem Fremdarbeiter gleich den passenden Täter an der Hand.
Max Heller ist ziemlich allein, wem kann man in diesen Tagen noch trauen, eine abweichende Meinung wird schnell zu Wehrkraftzersetzung und Volksverhetzung, aber er will sich nicht verbiegen und sich mit diesen Fehlurteilen zufrieden geben.
Beeindruckend war für mich, wie plastisch Dresden in den letzten Kriegsmonaten beschrieben wird. Faszinierend und beängstigend zugleich. Deutlicher als in einem Geschichtsbuch sind mir die Stimmungen und die Gefühle der gebeutelten Menschen geworden. Ob sie nun glühende Anhänger des Führers waren und an Endsieg und Wunderwaffe glaubten, oder schon resigniert auf das Ende warteten. Nur leise wurde vom aussichtslosen Kampf gesprochen, die Angst vor den Russen war allgegenwärtig und dabei stand die letzte Prüfung Dresdens noch bevor. Dieser Hintergrund macht diesen Kriminalroman außergewöhnlich. Die Figur Max Heller, der sich nicht verbiegen lassen will, nur seine Arbeit machen möchte, aber der die Flut der Flüchtlinge, den Hunger und die Kälte nicht ausblenden kann, ist wie ein Lichtblick. Dabei hat er gar nichts Heldenhaftes an sich. Er ist in seinen Ängsten und Zweifeln zutiefst menschlich beschrieben. In dieser Zeit schwindet die dünne Schicht der Zivilisation schnell und nicht nur die grauenvollen Morde sind beängstigend, auch die stillschweigende Meute der Mitläufer, die Unmenschlichkeit der Nazis, ihre Engstirnigkeit und Grausamkeit tragen zu seinem Gefühl der Hilflosigkeit bei.
Ein toller Kriminalroman mit einem historischen Hintergrund, den ich für wichtig und aktueller denn je halte. Für mich ist dieser Autor eine Entdeckung unter den deutschen Kriminalschriftstellern.


Veröffentlicht am 19.09.2016

Alte Schule - kein altes Eisen

Alte Schule
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Auch mit 73 Jahren gehört Tom Knight noch lange nicht zum alten Eisen. Er lebt zwar im Rentnerparadies Eastbourne, aber nur weil dort die Lebenshaltungskosten geringer sind. Allzu große Sprünge kann er ...

Auch mit 73 Jahren gehört Tom Knight noch lange nicht zum alten Eisen. Er lebt zwar im Rentnerparadies Eastbourne, aber nur weil dort die Lebenshaltungskosten geringer sind. Allzu große Sprünge kann er mit seiner Rente nicht machen, deshalb bessert er sie immer mal wieder mit kleinen meist miesen Ermittlerjobs auf.
Durch eine Anzeige lernt er die Altenpflegerin Fran kennen, eine gutaussehende 50igerin und seine Eitelkeit lässt ihn mit seinem Alter schwindeln, was aber lediglich im Desaster endet. Dann sterben drei alte Damen im Altenheim und Fran sieht sich als Hauptverdächtige und was noch schlimmer ist, alle Beweise und Indizien sprechen sie schuldig.
Ganz Gentleman lässt das Tom keine Ruhe, als alter C.I.D. Mitarbeiter will er ihr aus der Patsche helfen und zieht alle Register und die sind trotz einiger körperlichen Handicaps ganz beachtlich.
Alte Schule – aber kein altes Eisen! Tom Knight als Ermittler hat etwas erfrischend Ungewöhnliches an sich. Nicht nur seine – oft unorthodoxen – Methoden machen das Buch zu einem ausgesprochenen Lesevergnügen, gute Beobachtungen und immer ein Augenzwinkern bei allen Aktionen runden das Buch ab. Wenn Tom sich undercover ins Altenheim New Horizons einschleicht, bleibt kein Auge trocken. Das Buch hat alle Zutaten, die ein guter Krimi braucht, aber nur auf einen Krimi möchte ich diese Geschichte nicht einengen. Die Sprache ist witzig und hat viel hintergründig- trockenen Humor, typisch englisch eben. Das Handlungstempo ist hoch, gegen Ende überschlägt es sich fast.