Rezension „Die Party – Wer Glück hat, stirbt als Erster“
von Jonas Winner
Das Cover fiel mir sofort ins Auge, als ich das Buch einige Wochen vor Erscheinungstermin entdeckte. Komplett in schwarz gehalten, findet man einen Briefumschlag samt blutiger „Einladung“. Der Briefumschlag ist etwas erhaben, wenn man das Buch in der Hand hält. Alles wirkt sehr hochwertig. Großes Lob an den Verlag für dieses prägnante Cover, was jedem Krimi- und Thriller-Fan regelrecht ins Auge springt! Das Buch wäre mir definitiv auch in jeder hintersten Ecke der Buchhandlung aufgefallen.
Brandon lädt seine Schulfreunde von früher zu einer 80er-Revival-Halloween-Party ein. Das perfekte Setting für eine gruselige Geschichte. Als die Party dann beginnen soll, stirbt der Gastgeber. Ob es ein Unfall war, Selbstmord der gar Mord? Keiner kann die Frage beantworten. Als weitere mysteriöse Vorfälle hinzukommen, steht fest: Jemand möchte, dass diese blutige, mörderische Party das Letzte ist, was die Gäste erleben.
Das Buch beginnt direkt temporeich und mit lauten geheimnisvollen Andeutungen – wow! Und diese Spannung kann der Autor beihalten, obwohl er nach und nach die Figuren einführt und vorstellt.
„Die Party“ liest sich wie ein Horror-Film. Ein Haufen Menschen an einem Ort, eventuell ein Mörder unter ihnen oder gibt es eine Person, die das Ganze von außen im Vorfeld inszeniert hat? Wie zu erwarten, schlagen sich die Charaktere aufgrund der angespannten Lage bald gegenseitig die Köpfe ein. Jeder verdächtigt jeden, jeder möchte überleben und viele würden dafür über die Leichen der Anderen gehen.
Während dieser blutigen Story streut der Autor immer wieder kleine Erinnerungen an die 80er Jahre ein: hier ein Songtext, da ein Musikvideo, dort einen bekannten 80er-Jahre-Film. Ich bin leider eher Kind der 90er, kann mir aber vorstellen, dass es gerade für Leute dieser Generation viel Spaß macht, an diese Zeit erinnert zu werden.
Die Erinnerungen der 80er bleiben jedoch nicht so vage. Der Autor bedient auch die Story ab dem zweiten Teil mit Ereignissen, die damals geschahen und deckt so mehr und mehr Fakten auf, die die Revival-Party Brandons immer weniger zufällig aussehen lassen.
Das Buch wird von einem neutralen Erzähler wiedergegeben. Die einzelnen Kapitel befassen sich jedoch mal mit der und mal mit der Hauptperson. So lernen wir einige der Figuren besser kennen. Dies führt auch dazu, dass die Geschichte nicht langweilig wird. Viele der kurzen Kapitel enden mit Cliffhangern oder überraschenden Twists! Das möchte ich unbedingt hervorheben. Ich wollte, nein – ich MUSSTE unbedingt weiterlesen, weil Jonas Winner hier die richtigen Knöpfe bei mir drückte.
Der Schreibstil des Autors ist wie bereits bei seinem vorherigen Buch „Murder Park“ unfassbar packend. Er schreibt emotional, prägnant und beschreibt bildhaft ohne mich zu langweilen. Er fängt in diesem Buch Sätze an, die er nicht beendet. Hier überlässt er dem Leser noch so viel Freiraum sich selbst ein Bild zu einer Figur zu malen und doch irgendwie nicht, weil jeder weiß, wie der Satz enden sollte – oder doch nicht? Ich finde das hervorragend, kenne jedoch auch Personen, die damit sicher nicht viel anfangen können.
Ich vermutete so einiges und rätselte beim Lesen mit. Ich erschrak und ich litt. Ich verurteilte und ich fieberte mit den Figuren. Das Buch hat mich super unterhalten und emotional abgeholt.
Natürlich gibt es Kleinigkeiten, die nicht komplett meinen Geschmack getroffen haben. So ist es am Anfang ziemlich viel – Figuren, Berufe, Kostüme… da kann man schon mal durcheinander kommen. Dafür gibt es jedoch hinten im Buch eine Übersicht, wo man das nachschlagen kann! Top! Leider habe ich diese Übersicht erst am Ende gefunden. Beim nächsten Buch wäre es sicher angebracht, diese Hilfestellung an den Anfang zu stellen. Außerdem fand ich das Motiv und die zugehörige Auflösung des Ganzen recht simpel. Zusätzlich hat mich irritiert, dass die Figuren ständig an Sex gedacht haben. Mein Gott, was war denn mit denen los? Sind sie wieder zu pubertierenden Teenagern geworden oder war es die Todesangst, weswegen alle noch einmal pimpern wollten? Ich weiß es nicht.
Ich habe in anderen Rezensionen zum Buch gelesen, dass bemängelt wird, dass die Figuren sich unlogisch verhalten. Ja, das tun sie vielleicht. Wie würden wir denn in so einer Situation reagieren? Ich denke, den meisten würde hier die Logik abhanden geraten. Außerdem benehmen sich Figuren in jedem packenden Gruselfilm genauso irrational und wir gucken diese Filme trotzdem – sonst wären sie vielleicht auch viel weniger gruselig oder spannend. Andere bemängeln, dass die Gäste trotz der Todesfälle ihre Kostüme anlassen. Ja, sollen sie denn jetzt nackt herumlaufen?
Fazit:
Ich fand das Buch unheimlich toll. Der Schreibstil allein gefällt mir dermaßen gut. Die vielen kleinen Wendungen, die ständigen „Überraschungen“, die actionreichen Momente. Jeder Fan eines gepflegten Horrorfilms wird hier auf seine Kosten kommen und sollte „Die Party“ genießen.