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Veröffentlicht am 08.03.2019

Frau Merkel und die Winkekatze

Glückskatz
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Kommissar Steinböck hat es diesmal mit einem Mord zu tun, der einer wahren Hinrichtung gleicht. Als wäre das nicht genug, erreicht ihn ein Paket aus Japan, in dem eine Winkekatze ist, die eine seltsame ...

Kommissar Steinböck hat es diesmal mit einem Mord zu tun, der einer wahren Hinrichtung gleicht. Als wäre das nicht genug, erreicht ihn ein Paket aus Japan, in dem eine Winkekatze ist, die eine seltsame Nachricht überbringt. Frau Merkel versucht unablässig, diese Figur loszuwerden und scheut auch nicht davor zurück, mit gekonnter Manipulation andere dazu einzuspannen. Als Steinböck dann auch noch die Liebe begegnet, wird es vollends kompliziert, aber mithilfe der wilden Reporterin Husup, den Domeniks, Emil Mayer Junior und Ilona Hasleitner kommt er nach und nach der Lösung auf die Spur …

Auch in diesem Band sind die Dialoge zwischen der Katze Frau Merkel und ihrem Mitbewohner Steinböck einfach köstlich. Voller Sticheleien, aber immer auf den Punkt, sagt sie ihm ihre Meinung über die Geschehnisse, vor allem aber über die Personen. Da bekommt jeder sein Fett weg!

Gekonnt sind aktuelle und brisante Themen in die eigentliche Geschichte eingewebt. Von Donald Trump über skrupellose Profitgier (sei es bei Medikamenten oder Müll/Rohstoffrecyling) bis zu Verstümmelung an Frauen – Kaspar Panizza hat hier genug explosives Material zur Sprache gebracht, dass auch einem Cosy-Crime so nebenher auch noch ein Buch voller Denkanstöße wurde. So mag ich das – Unterhaltung, Humor, aber auch nicht den Blick auf das Wesentliche verlieren und trotz allem Spaß auch auf den Ernst in der Welt hinweisen. Die Wendungen sind gelungen und sorgen für Spannung.

Die Figuren sind sich selbst treu, haben sich aber auf angemessene Weise weiterentwickelt. So hat man das Gefühl, alte Bekannte wiederzutreffen, ohne dass diese langweilig würden. Veränderungen und Entwicklungen gehören zum Leben dazu und sollten meiner Meinung nach auch in Krimiserien ihren Platz finden. Hier sind sie stimmig und nicht zu krass – so soll es sein!

Die bayerische Lockerheit kommt an manchen Stellen auf besondere Weise daher. So weiß Steinböck beispielsweise, wie er haarscharf am Rande der Legalität zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Dabei kommt auch das Thema Flüchtlinge zu seinem Recht – auf eine wunderbare Weise, an der sich die Politiker mal eine Scheibe abschneiden könnten.

Nein, nicht alles ist im wahren Leben so einfach, wie es der Autor unseren Kommissar Steinböck machen lässt, aber dennoch liest sich das wunderbar und gibt zu denken. Nichts wirkt zu albern, obwohl viel Humor im Buch steckt. Der Ausgleich durch die ernsten Hintergründe tut das seinige dazu. So ist das Buch rundum gelungen und für meinen Geschmack „perfekt gewürzt“.

Ich hatte viel Spaß beim Lesen und mochte kaum aufhören. Für so viel Kurzweil gebe ich sehr gerne die vollen fünf Sterne und bin gespannt, wann Steinböck und Frau Merkel uns wieder mit einem spannenden Fall unterhalten werden. Ich bin dann auf alle Fälle mit dabei!

Veröffentlicht am 02.03.2019

Von lauen Brisen bis zum stärksten Orkan

Die Ärztin: Stürme des Lebens (MP3-CD)
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Inzwischen lebt Ricarda mit dem Brauerei-Erben Georg in München. Als gute Frau versucht sie, ihre Sehnsucht nach Berlin und dem gewohnten Leben zu unterdrücken. Mit Georgs Einverständnis und Unterstützung ...

Inzwischen lebt Ricarda mit dem Brauerei-Erben Georg in München. Als gute Frau versucht sie, ihre Sehnsucht nach Berlin und dem gewohnten Leben zu unterdrücken. Mit Georgs Einverständnis und Unterstützung eröffnet sie eine Praxis. Die wird jedoch nicht so angenommen, wie das in Berlin war. Dann tauchen Schatten am Horizont auf und ein schreckliches Geheimnis aus ihrer Vergangenheit drängt ans Licht. Ricarda droht alles zu verlieren …

Schon der erste Teil „Das Licht der Welt“ hat mich unbeschreiblich in seinen Bann gezogen. „Stürme des Lebens“ setzt diese Faszination fort und fesselte mich komplett. Das ist besonders erstaunlich, da ich kein großer Historische-Romane-Fan bin. Doch die Geschichte der Ricarda Petersen (dann Kögler und schließlich Thomasius) ist so wunderbar gelungen, dass man sie einfach lieben muss. Es ist die Geschichte der Frauen in jener Zeit, die Geschichte von Veränderungen, Ungerechtigkeiten, dem Kampf der Frauen um Anerkennung in diversen Berufen, die Geschichte der Macht und deren Missbrauch der Männer gegenüber Frauen und Kindern – kurz, es ist die Geschichte jener Zeit, die uns heute so unendlich fern scheint, aber gar nicht so lange her ist. Wie froh können wir sein, dass wir im Hier und Jetzt leben, so viel erreicht haben! Mit Blick auf jene Zeit ist es erstaunlich, über was wir heute jammern.

Helene Sommerfeld ist es wunderbar gelungen, Ricarda immer wieder neue Dinge erleben zu lassen, ohne ihr Leben komplett zu einer Soap verkommen zu lassen. Die Ereignisse erwachsen geradezu aus der Geschichte heraus, ergeben in sich Sinn und passen zueinander, auch wenn rückwirkend betrachtet entsetzlich viel geschieht, das schon einzeln eine große Bürde für eine Frau – zumal in jener Zeit – ist. Nein, es ist kein durchschnittliches Leben, das Ricarda da führt, aber all diese Ereignisse sind stimmig und das Autorenehepaar lässt uns daran eben bei einer einzigen Frau bzw. Familie teilhaben. Das ergibt einen Geschichtsunterricht der ganz besonderen Art und ich gestehe, so bleibt bei mir auch wirklich viel hängen. Dies ist also ein Roman, bei dem man tatsächlich noch dazulernt.

Der Roman sprüht geradezu vor Lebendigkeit und gleich, an welchem Ort der Erde er gerade spielt, man ist so dicht dabei, dass man fast schon Dinge greifen kann, die Landschaft sieht, die Luft riecht und die Geräusche hört. Medizinische Begriffe und ärztliche Eingriffe werden so geschildert, dass auch ein Laie etwas damit anfangen kann. Man kann nicht umhin, sich zu wundern, wie weit die Medizin in so wenigen Jahren gekommen ist und ist automatisch dankbar, nicht damals gelebt zu haben, auch wenn man gleichzeitig sehr gern Teil dieser tollen Entwicklungen gewesen wäre.

Zugleich tröstet das Buch auch – hier erlebt man eine Frau, die einen Schicksalsschlag nach dem anderen zu verkraften hat. Die eigenen Sorgen und Nöte werden dadurch nicht kleiner, aber man zieht Kraft aus Ricardas Stärke und nimmt sie mit in den eigenen Alltag. Ricarda steht ihre Frau, auch wenn sie gerne auch mal schwach sein möchte. Doch damals wäre das fatal gewesen und so kämpft sie und wirkt auf manche dadurch etwas hart und gefühlskalt. Das ist sie jedoch absolut nicht. Ihr Weg ist alles andere als leicht und eben.

Für mich ist dies ein großartiges Werk, das es wert ist, lange Zeit auf den Bestsellerlisten zu verharren. Beate Rysopp ist wie geschaffen als Sprecherin dafür. Sie haucht nicht nur Ricarda mit einer perfekten Interpretation Leben ein, sondern auch allen anderen Figuren. Man hört ihr einfach super gerne zu.

Kurz und knapp: Großartig! Ich gebe die vollen fünf Sterne!

Dieser Band endet mit einem herzergreifenden Cliffhanger und ich kann kaum erwarten, „Die Wege der Liebe“ zu genießen.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Im Namen Gottes?

Das Haus der Verlassenen
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Samantha Harper ist Journalistin und immer auf der Suche nach der Story schlechthin. Da ihre Ehe gescheitert scheint und ihr Nochehemann nicht immer zuverlässig ist, kümmert sich Sams Nana um die kleine ...

Samantha Harper ist Journalistin und immer auf der Suche nach der Story schlechthin. Da ihre Ehe gescheitert scheint und ihr Nochehemann nicht immer zuverlässig ist, kümmert sich Sams Nana um die kleine Emma, wenn Sam unterwegs ist. Ihr Verhältnis ist innig. Eines Tages entdeckt Sam bei Nana einen alten Brief, der sie neugierig macht. Sie beginnt nachzuforschen, obwohl ihr Chef ihr das verbieten will, denn es geht um St. Margaret’s, einer ehemaligen kirchlichen Einrichtung, die sich um uneheliche Kinder und deren Mütter kümmerte. Das Gebäude steht kurz vor dem Abriss. Schnell merkt Sam, dass die Zeit drängt, denn die Lösung all dessen, was mit diesen Briefen zusammenhängt, liegt eindeutig in diesen düsteren Mauern …

Das Thema ist bewegend und spannend, ganz klar, doch wie sehr es ans Herz geht, wie schockierend die Geschichte, die zwar fiktional ist, aber auf tatsächlichen Begebenheiten beruht, wird, das ahnt man anfangs nicht. Sam ist eine junge Frau, die auf privater und beruflicher Ebene hart kämpft. Zunächst mag sich der Gedanke einstellen, dass sie da nicht alleine ist, es vielen Frauen so geht. Doch nach und nach erkennt man, dass viel mehr dahinter steckt und Sam – wie sie selbst noch nicht weiß – viel mehr mit all dem zu tun hat, als es scheint. Parallel dazu erfährt man von den Machenschaften in dieser Einrichtung. Schlimm genug, wie hart, ungerecht und schlimm die Frauen und Kinder dort behandelt wurden. Erschreckend aber, dass dies nicht hunderte von Jahren her ist, sondern gerade mal ein halbes Jahrhundert – also quasi erst „gestern“ war.

Das Schicksal von Ivy, von dem der Leser nach und nach mehr erfährt, ist einfach erschütternd. Daraus erwächst immer mehr und man kommt nicht umhin, Parallelen zu den aktuellen Missbrauchsuntersuchungen zu ziehen. Denn auch das, was Ivy, den Kindern und ihren Zeitgenossen widerfahren ist, ist Missbrauch. Und bei beiden Arten haben die Opfer noch heute darunter zu leiden. Was daraus erwachsen kann, zeigt Emily Gunnis sehr gefühlvoll, aber ohne Effekthascherei. Dabei baut sich die Spannung immer mehr auf und es kommt auch zu einem furiosen Show-Down.

St. Margaret’s ist Fiktion, die Methoden aber gab es wirklich. Das weiß man beim Lesen intuitiv auch und genau das macht das Buch zu einem Pageturner. Die Zusammenhänge sind sehr stimmig aufgebaut, der Stil immer zur Person und Situation passend. Man lebt das Gelesene quasi mit. An keiner Stelle wird es langweilig und die Wendungen passen, ohne konstruiert zu wirken. Die Wechsel von 1956 zu 2017 sind gut dosiert. Man erfährt immer genau so viel, wie gerade für das Verstehen wichtig ist. Die Kapitel enden immer spannend, aber nie mit nervenden, effekthaschenden Cliffhangern. So liest sich das Buch von Anfang bis Ende flüssig. Mir wird es auch lange im Gedächtnis haften bleiben und ich bin froh, dass „diese Zeiten“ vorbei sind. Die Erkenntnisse, die die Autorin dem Leser in die Hände legt, sind schockierend. Genau das braucht man aber. Ich hoffe auf weitere Glanzstücke dieser Art. Sehr gut gemacht: Fünf Sterne!

Veröffentlicht am 27.02.2019

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!

Finde dein Glück
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Manchmal glaubt man, das Glück ist ganz weit entfernt. Da braucht es dann kleiner Tipps und Tricks, wieder den richtigen Bezug zu den Dingen zu bekommen.

Dieses Buch lässt sich ganz individuell nutzen. ...

Manchmal glaubt man, das Glück ist ganz weit entfernt. Da braucht es dann kleiner Tipps und Tricks, wieder den richtigen Bezug zu den Dingen zu bekommen.

Dieses Buch lässt sich ganz individuell nutzen. Entweder liest man es einfach und lässt gewisse Stichpunkte auf sich wirken, oder man arbeitet es durch. Dabei ist es egal, ob chronologisch oder nach Stichworten, die gerade passen. Zu allen Stichworten gibt es Platz für eigene Einträge. So kann man auch in einigen Jahren noch mal nachsehen, was wann wie funktioniert hat.

Aber auch, wenn man nur immer wieder darin blättert, die Vorschläge ohne eigene Einträge liest, ist das Buch ein kleiner Schatz. Allein, sich mit den aufgeführten Punkten gedanklich ein paar Minuten zu beschäftigen, lenkt den Geist um. Diese kleine Ruheinsel kann schon sehr viel bewirken. Folgt man dann den Aufgaben, verankert sich der Tipp noch tiefer.

Anfangs mag es ein wenig ein ungewohntes Gefühl sein, in ein Buch hineinzuschreiben. Doch es lohnt sich wirklich. Mit jeder Seite mehr, mit jedem neuen Stichwort, mit jedem Eintrag weiß man mehr zu schätzen, was man hat und sieht sein Glück sehr viel besser. Auch lernt man, sich sein Glück selbst zu ermöglichen und zu erkennen, wo man geradezu an seinem Glück vorbeigelaufen ist. Die vielen kleinen Momente und Möglichkeiten sammeln sich zum großen Ganzen und damit zu einem wohligen Glücksgefühl.

Manche Punkte benötigen ein wenig mehr Schreibarbeit und Zeit, andere gehen schneller von der Hand. Die Seiten sind wunderschön illustriert und gestaltet. Schon das pure Betrachten macht Freude. Schnell fängt man an, die Einträge mit verschiedenen farbigen Stiften zu machen, kleine Zeichnungen einzufügen und die Seiten zu verzieren.

Idee und Umsetzung finde ich sehr gelungen. Auch als Geschenk eine liebe und schöne Idee. Da gebe ich sehr gerne fünf Sterne!

Veröffentlicht am 25.02.2019

Jeder sollte seine Agathe finden

Agathe
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Mit fast 72 Jahren entschließt sich ein Psychiater, seine Arbeiten zu beenden und in den Ruhestand zu gehen. Doch seine Sekretärin nimmt noch eine neue Patientin auf, Agathe. Zunächst ist der Arzt nicht ...

Mit fast 72 Jahren entschließt sich ein Psychiater, seine Arbeiten zu beenden und in den Ruhestand zu gehen. Doch seine Sekretärin nimmt noch eine neue Patientin auf, Agathe. Zunächst ist der Arzt nicht gerade erbaut darüber, doch mit der Zeit merkt er, wie er sich auf die Termine mit Agathe freut …

Dieses Büchlein verzaubert den Leser auf ganz eigene Art und Weise. So seltsam, wie der bis zum Ende namenlos bleibende Psychiater lebt, denkt und handelt, man muss ihn einfach ins Herz schließen. Auch lebt er in einer Zeit, die nicht einfach war und ist. Würde seine Geschichte in der Gegenwart spielen, würde sie nicht funktionieren. Nur „damals“ war die ganze Konstellation so möglich.

Wunderbar schildert Anne Cathrine Bomann ein für den Leser erschreckend trauriges Leben, aber auch, dass es nie zu spät ist, Entscheidungen rückgängig zu machen, neu zu starten, die Richtung zu ändern, an sich zu arbeiten. Sehr einfühlsam, aber nicht belehrend, mit ganz viel Gefühl und einer schönen Dosis Humor lässt sie den Leser an Situationen teilhaben, die so oder ähnlich jederzeit in unmittelbarer Nähe geschehen können. Fast kein Aspekt des Lebens wird in dieser kurzen, aber intensiven Geschichte, nicht angeschnitten. Man sollte es nicht glauben, wie viel in so wenigen Worten gesagt werden kann. Wunderschön, intensiv, bewegend und bereichernd – so empfinde ich das Buch.

Das Thema Liebe spielt hier eine zentrale Rolle, jedoch nicht auf die Weise, die man so kennt. Denn Liebe ist nicht nur eine Sache zwischen einem Mann und einer Frau, sie kann auch zwischen Chef und Angestellter stattfinden – auf einer völlig anderen Ebene, nicht körperlich, nicht sexuell, sondern eben platonisch. Weniger wert ist sie dennoch nicht.

Die Sprache, die Bomann ihrem Ich-Erzähler gibt, ist sanft und dennoch eindringlich. Die kurzen Kapitel lesen sich sehr gut und geben dem Leser den nötigen Raum, die Eindrücke zu verarbeiten. Wie der Protagonist, so wacht auch der Leser aus einer Art Dornröschenschlaf auf und überdenkt die eine oder andere Einstellung zu sich und dem Leben. Zu verfolgen, wie der Psychiater seine Patienten wieder klarer sieht, mehr Interesse an seiner eigenen Kunst findet und sich dabei selbst rettet, ist einfach zauberhaft.

Ich habe das Buch nicht aus den Händen legen können und in einem Satz gelesen. Da es nur 156 Seiten hat, mag das einfach erscheinen. Aber die Zeit muss man sich auch erst einmal nehmen, zumal zwischendurch einfach ein wenig Raum und Zeit fürs Sackenlassen sein muss, für die Reflektion und das Genießen der Momente. Manche Bücher verändern die Leser. Für mich gehört „Agathe“ dazu. Ich liebe es! Und deshalb bekommt es von mir fünf Sterne.