Der dritte Fall für Steinböck & Co - souverän gelöst
Glückskatz
„Um den ist es eh ned schad“, das ist Ilonas erster Kommentar, als sie zur Leiche des arroganten Anwalts Hasso Käskopf geholt werden. Diese Meinung teilt halb München, da Käskopf seine gar nicht so kleinen ...
„Um den ist es eh ned schad“, das ist Ilonas erster Kommentar, als sie zur Leiche des arroganten Anwalts Hasso Käskopf geholt werden. Diese Meinung teilt halb München, da Käskopf seine gar nicht so kleinen Brötchen als „Abmahnanwalt“ verdient. Der Verdächtigen gibt es viele - Steinböck & Co. haben eine reiche Auswahl.
Doch der Käskopf wird nicht die einzige Leiche bleiben. Neben diesen Morden, die vielleicht irgendwie zusammenhängen oder auch nicht, müssen sich Steinböck (nach wie vor ohne Vornamen) und sein Team um eine Flüchtlingsfamilie aus Ghana kümmern. Jala, dem kleinen Mädchen, droht die Genitalverstümmelung, was um jeden Preis verhindert werden muss. Hier hat Steinböcks Katze Frau Merkel einen Kamikaze-Auftritt, der seinesgleichen sucht.
Und was hat es mit der „Winke-Katze“ auf sich, die Steinböck von seinem japanischen Kollegen Watanabe erhält? Frau Merkel beäugt die Glückskatze mit skeptischem Blick und droht ihr unmissverständlich: „Du oder ich. Es kann nur eine geben.“ Es wird aber Jala sein, die entdeckt „was die Welt, Pardon die Katz’, im Innersten zusammenhält“ (frei nach J. W. Goethe).
Meine Meinung:
Auch in seinem dritten Fall wird das Geheimnis um Steinböcks Vornamen nicht gelüftet. Man erfährt, dass er immer „Bubi“ gerufen worden ist. Nun gut, auch der ehemalige Weltklasseskispringer Josef „Sepp“ Bradl (1918-1982) wurde „Bubi“ oder sogar „Buwi“ genannt - eine Reminiszenz der Familie Steinböck?
Steinböck und sein Team sind nicht nur beruflich gefordert, denn der Autor flicht tagaktuelle Themen ein. Da ist zum Beispiel die Genitalverstümmelung an kleinen Mädchen, oder der illegale Export von Elektroschrott nach Afrika, wo auf riesigen Müllhalden die wertvollen Rohstoffe unter schlimmen Bedingungen von Kinderhand herausgelöst werden. Nur, um später wieder für das neueste Smartphone zur Verfügung zu stehen. Oder, der Skandal um verfälschte Medikamente, deren Wirkung gleich null ist.
Auch diesmal erhalten wir Einblick in das Privatleben der Protagonisten. So scheint sich zwischen Emil und Ilona so etwas wie eine Beziehung anzubahnen. Steinböck hat ebenso wie Kessler und der Horst ein Händchen für die falschen Frauen. Immerhin hat Steinböck „nur“ einen weiteren Kratzer auf seiner Seele, während der Gerichtsmediziner und der Journalist noch ein festes Loch im Geldbeutel haben. Die Frau für Steinböck, die Gnade vor Frau Merkel findet, muss vermutlich erst vom Autor geboren werden.
Herrlich sind wieder die Dialoge mit der Katz’ gelungen. Inzwischen wundert sich im Präsidium fast niemand mehr, wenn Steinböck und Frau Merkel daherkommen. Dass der Krimi in „Minga“ spielt, ist unschwer am Dialekt und daran zu erkennen, dass die Berliner Currywurst als ausländische Spezialität gehandelt wird.
Der Leser wird mehrmals an der Nase herumgeführt und muss mit Steinböck & Co. allerlei Rückschläge bei der Mördersuchen einstecken, bevor sich der Fall lösen lässt.
Wieder mit dabei, die Journalistin Sabine Husup, die normalerweise Steinböck ziemlich nervt. Diesmal kann sie sowohl ihr journalistisches Können unter Beweis stellen und ihre Kontakte nützen.
Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall für das originelle Team.
Fazit:
Wieder ein herrliches Lesevergnügen, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Es ist nicht unbedingt nötig, die Vorgänger zu kennen, doch ohne, bringt man sich um vergnügliche Stunden. Gerne gebe ich hier fünf Sterne.