Ein re-read, der mich aufs neue überraschen konnte
Die Gestaltung
Das Cover überrascht mich immer wieder von Neuem. Zuerst wäre da mal die Farbe. Der Drache wirkt so schön und gleichzeitig gefährlich und geheimnisvoll, dass es mich immer wieder dazu drängt, ...
Die Gestaltung
Das Cover überrascht mich immer wieder von Neuem. Zuerst wäre da mal die Farbe. Der Drache wirkt so schön und gleichzeitig gefährlich und geheimnisvoll, dass es mich immer wieder dazu drängt, das Buch aus dem Regal zu nehmen, einfach um es zu betrachten. Das Mädchen stellt wahrscheinlich Kai, die Protagonistin des Buches dar, und an dieser Stelle muss ich betonen, wie gut ich es finde, dass die Person nur von der Seite zu sehen ist und nicht mal so viel von ihrem Gesicht. Dadurch bleibt einem als Leser immer noch ein wenig Fantasie, wie man sich Kai vorstellt. Die Schrift passt perfekt zum Rest des Covers, und auch zur Geschichte – besonders der Schatten, der durch die Schriftart irgendwie schon so einen kleinen Hinweis auf das Leben am kaiserlichen Hof gibt, mit all der Pracht und der Schönheit.
Das Buch sieht auch ohne Umschlag fantastisch aus. Die Farben sind etwas greller, ungefähr so wie das Auge des Drachen, und man sieht nur Drachenschuppen, was aber keinesfalls Kritik sein soll. Die Kapitelanfänge sind auch sehr schön gestaltet. Es gibt zwar kein Verzierungen in dem Sinne, aber die Überschrift ist ungefähr genauso gehalten wie die Schrift auf dem Cover – mit einem Schatten, der alles ein wenig verworren und doch ziemlich hübsch aussehen lässt.
Einfach zur Veranschaulichung und zur Orientierung hätte ich eine Karte von Chitwitlok (ich hoffe ich hab’s richtig geschrieben xD) ganz schön gefunden, aber das ist Meckern auf höchstem Niveau.
Der Erzählstil
Da ich das Buch ja bereits einmal gelesen habe, kannte ich den Schreibstil von Kristin Briana Otts bereits. Sie hat alles sehr anschaulich erklärt, obwohl ich mir dieses Mal alles irgendwie anders vorgestellt habe als noch zuvor – oder zumindest glaube ich das, denn an so super viel konnte ich mich auch nicht mehr erinnern. Irgendwie hatte ich aber dennoch andere Erwartungen. Früher kam mir alles viel … keine Ahnung … detailreicher vor. Ja, ich glaube, so kann man das ausdrücken. Ich hatte die Erinnerung, dass Kai jedes Detail erkennt, was ja auch stimmt, aber trotzdem wurde recht wenig beschrieben.
Na ja, das ist nur irgendein irrationales Gefühl von mir und vielleicht hat mein Gedächtnis auch einfach nachgelassen in der Zeit, in der ich das Buch zuletzt gelesen habe. Wer weiß das schon so genau?
Ansonsten hat mich wirklich wenig am Schreibstil gestört. Zwar hätte ich es schön gefunden, wenn die Autorin es irgendwie geschafft hätte, mir als Leserin wirklich einzufleischen, welches Königreich welchen Namen hatte, wie genau das Kaiserreich heißt und wo genau welches liegt … Deshalb war ich manchmal ziemlich verwirrt, was sich aber schnell gelegt hat.
Die Handlung
Hier habe ich allerdings herzlich wenig zu sagen, außer, dass ich von der Handlung her alles perfekt fand. Ich habe einen klaren roten Faden gesehen und es gab eindeutig unerwartete Wendungen, die die Spannung erhöht haben. Von Anfang an konnte ich kaum aufhören zu lesen, obwohl ich das Buch ja bereits kannte und es eigentlich nichts Neues mehr für mich war. Die Autorin hat es aber trotzdem irgendwie geschafft, mich erneut umzuhauen und zu überraschen.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Gefühle der Charaktere gut rüberkamen. Hätte ich nicht gewusst, wie es ausgeht, hätte ich einige der Täuschungsversuche von Seiten des Adels wahrscheinlich überhaupt nicht durchschaut, und zwischendurch musste ich mich wirklich fragen, ob ich mich das Ende betreffend nicht doch täuschte, weil ich das Gefühl hatte, dass sich alles doch noch in eine komplett andere Richtung wendete.
Die Charaktere
Kai war mir sehr sympathisch, besonders zu Anfang, wo sie noch voll und ganz in ihrer Kriegerinnen-Rolle war. Sie ist stark, intelligent und mutig und trotzdem hat sie ihre Schwächen. Sie lernt im Laufe des Buches jedoch, sich selbst besser wahrzunehmen und weiß hinterher, was sie kann und was für sie persönlich eher im Bereich des Unmöglichen steht. Außerdem stellt sich früh heraus, dass sie die geborene Anführerin wäre, obwohl auch sie mit der Verlockung zu kämpfen hat, die große Macht mit sich zieht. In dieser Zeit verändert sie sich charakterlich eher zum Schlechteren, aber ich denke, dass die Autorin das ziemlich gut dargestellt hat, da Kai nur authentisch und vor allem menschlich gehandelt hat.
Enlai mochte ich super gerne. Er ist besonders am Anfang einfach so süß gewesen und hat sich so sehr auf Kai bzw. die falsche Prinzessin Noriko eingelassen und ihr den Hof gemacht, dass ich wirklich nicht weiß, wie es zu diesem heftigen Plot-Twist kommen konnte … aber na ja, da kommt eben auch seine königliche Herkunft her und Prinz Enlai ist nun mal ein Prinz und kein gewöhnlicher Junge. Aber trotzdem – ich hab ihn in dem Buch wirklich liebgewonnen und bin gespannt, wie es jetzt mit ihm weitergeht, und ob er wohl im zweiten Teil zu den guten oder den „bösen“ Charakteren gehört.
Jao ist einfach der Hammer. Ehrlich, wenn ich Enlai schon mochte, dann mochte ich Jao nur umso mehr. Er ist einfach so leidenschaftlich und intelligent und ich habe sofort die Bindung gespürt, die sich zwischen ihm und Kai manifestiert hat. Auch wenn ich es merkwürdig fand, dass er erst nicht erkannt hat, dass Kai die angebliche Prinzessin Noriko ist, weil er bei so gut wie jeder Zeremonie dabei war, kann das natürlich auch einfach daran liegen, dass er mehr auf die Reihen der Onna-Bugeisha geschaut hat als auf die königlichen Hoheiten. Ich hätte mir allerdings gewünscht, mehr Szenen zwischen ihm und Kai zu haben, da die Beziehung zwischen ihnen schon recht schnell voranging, obwohl sie sich noch kaum kannten. Nach dem dramatischen Ende bin ich auf jeden Fall wirklich gespannt, wie es mit Jao und Kai weitergeht, und ob sie sich überhaupt wiedersehen … wobei ich da jetzt einfach mal von ausgehe ;).
Fazit
„Shadow Dragon – Die falsche Prinzessin“ hat mich auf ein Neues wirklich überraschen können, allerdings hat mir das Buch beim Re-read nicht mehr ganz so gut gefallen wie zuvor. Wobei das jetzt auch schon sehr negativ klingt, und das soll es auf gar keinen Fall. Ich hatte nur wenig am Buch auszusetzen, aber es zählt jetzt nicht mehr zu meinen absoluten Lieblingen.
Das Buch ist besonders etwas für die Fantasy-Liebhaber unter euch, und auch Asien-Fans werden das Buch lieben, da ich davon ausgehe, dass sich die Autorin an den Traditionen von Südost-Asien orientiert hat.