Ein Krimi, der unter die Haut geht
Eisige TageIn Leipzig fällt der erste Schnee und überzieht die Stadt mit Kälte. Während das Mädchen Elise mit dem zwielichtigen jungen Aljoscha auf Raubzug geht, wird am Elster-Saale-Kanal ein Toter in einem Auto ...
In Leipzig fällt der erste Schnee und überzieht die Stadt mit Kälte. Während das Mädchen Elise mit dem zwielichtigen jungen Aljoscha auf Raubzug geht, wird am Elster-Saale-Kanal ein Toter in einem Auto gefunden. Für die beiden Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic scheint dies zunächst ein leichter Fall zu sein. Doch als sie in der heruntergekommenen Anwaltskanzlei des tot aufgefundenen Malinowski Fotos und Videos mit jungen Mädchen finden, ahnen sie, dass sie hier schnell handeln müssen. Zudem ist ein Mädchen verschwunden, dessen Bild sich ebenfalls in Malinowskis Fotosammlung befindet. Ehe sich Hanna und Milo versehen, müssen sie in der Unterwelt ermitteln und auch zweifelhafte Beziehungen spielen lassen.
Die kurzen Kapitel mit den passenden, immer kälter werdenden Überschriften sind vom Autor gut gewählt und verleiten zu einer erhöhten Lesegeschwindigkeit. Ich erwischte mich immer wieder dabei, dass ich dachte: ach, nur noch schnell diesen Abschnitt – Dann lege ich das Buch weg! Von wegen! Auch wenn es hoch herging im Buch, wurde mir immer kälter. Der klare, manchmal nüchterne Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und hat die Spannung ganz klar erhöht. Dazu kam noch der Perspektivenwechsel, der ebenfalls dafür sorgte, dass mich die Neugier im richtigen Moment gepackt und zum weiter lesen animiert hat. Die beiden Ermittler Hanna Seiler und Milo Novic waren mir sofort sympathisch und ihre Eigenheiten und Charakterzüge waren von Anfang an so klar umrissen, dass ich sie mir jederzeit vorstellen konnte. Auch die Jugendlichen Elise und Aljoscha haben in der Handlung einen großen Anteil und ich hätte sie manchmal schütteln mögen, um sie zur Besinnung zu bringen. Vor allem Elises Familie fand ich unglaublich authentisch – solche Konstellationen gibt es in ganz Deutschland zuhauf. Wie bereits im Klappentext angekündigt gehen hier Jugendliche sehr leichtfertig mit ihrem Leben um und sind sich der Folgen nicht bewusst bzw. denken nicht darüber nach. Auch dieses Thema hat Alex Pohl gekonnt aufgegriffen und vor allem den innerlichen Zwiespalt von Elise gut herausgearbeitet. Der Spannungsbogen zog sich durch das ganze Buch und ich war mit den vielen Wendungen und Verwicklungen so beschäftigt, dass ich mich von einem Verdachtsmoment zum nächsten gehangelt habe. Lange Zeit blieben die Zusammenhänge im Dunkeln und es hat richtig Spaß gemacht, den Ermittlern über die Schulter zu schauen. Auch den Einblick in das Leben von Hanna und Milo hat mir gut gefallen. Es wäre schön, wieder von den beiden zu lesen.
Gegen Ende des Buches wird klar, um wen es sich im Prolog handelt. Das macht die Sache allerdings nicht weniger grausam, erklärt aber doch die Entwicklung des Jungen.
Dieser Krimi ist eine kluge Mischung aus authentischen und gut herausgearbeiteten Charakteren, hoher Spannung, vielen Verwicklungen und perfekt gewählten Perspektivenwechseln. Zum Cover muss ich auch noch anmerken, dass es haptisch wirklich bemerkenswert ist. Es fühlt sich an – und sieht auch so aus – als wäre es stellenweise von Reif oder Eis überzogen.