Hilfreiches und wissenschaftlich fundiertes Sachbuch
„Stark mit AD(H)S: Gottes Potential für mein Kind entdecken und fördern“ von Joachim Kristahn ist als Taschenbuch im August 2018 im SCM Hänssler Verlag erschienen. Beim Untertitel hatte ich Befürchtungen, ...
„Stark mit AD(H)S: Gottes Potential für mein Kind entdecken und fördern“ von Joachim Kristahn ist als Taschenbuch im August 2018 im SCM Hänssler Verlag erschienen. Beim Untertitel hatte ich Befürchtungen, dass das Buch eher in der religiös-esoterischen Ecke angesiedelt ist, wurde jedoch beim Lesen positiv überrascht.
Worum geht es?
Mindestens 5% der Kinder im deutschsprachigen Raum haben eine Entwicklungsverzögerung, die unter dem Erkrankungsbild AD(H)S zusammengefasst werden kann. Dabei ist die Ausprägung sehr unterschiedlich und tritt auch häufig mit anderen Problemen gemeinsam auf. Die Diagnose ist bereits sehr schwierig, die Begleitung beim „Nachreifen“ der Kinder und Jugendlichen verlangt den Weggefährten, egal ob Eltern, Erziehern, Lehrern, einiges ab.
Meine Meinung:
Sehr gut fand ich, dass der Autor selbst ein eigenes Kind mit ADHS ins Erwachsenenalter begleitet hat, und nebenbei sehr intensiv in diesem Bereich gearbeitet und ein Beratungszentrum aufgebaut hat. Es wird beim Lesen ersichtlich, dass er nicht nur einen theoretischen Blick auf das Thema hat, und auch viele andere Kinder, und nicht nur das eigenen Kind, mit AD(H)S kennengelernt und über einen längeren Zeitraum begleitet hat.
Mich interessiert das Buch aus professioneller Sicht, da ich als Lehrerin immer wieder mit Kindern mit AD(H)S im Unterricht zu tun habe. Da ich selbst an einer konfessionellen Schule unterrichte, konnte mich der Untertitel nicht restlos abschrecken und ich finde die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Religion (zur mentalen Stärkung der Eltern und der Jugendlichen, um die sehr belastende Situation für alle besser bewältigen zu können) sehr hilfreich und glaube auch, dass sie gläubigen Eltern weiterhelfen wird. Alle anderen Eltern werden die Situation auch ohne Gebete meistern können, und trotzdem in diesem Buch viele Anregungen und Hilfestellungen finden, wie sie das Kind begleiten können und welche (Therapie)Möglichkeiten es noch gibt, die die Eltern nicht in Betracht gezogen haben.
Sehr gut finde ich auch das Kapitel über Medikation, da ich dieses Thema bis zur Lektüre des Buches ganz anders gesehen habe. Der einige Jugendliche, den ich kenne, der medikamentös behandelt wurde, hatte unter heftigen Nebenwirkungen zu leiden. Nach der Lektüre des Buches ist mir bewusst geworden, dass auch eine medikamentöse Begleittherapie nebenwirkungsarm ablaufen kann und für viele Kinder und Jugendliche eine gute Möglichkeit bietet, wieder zur Ruhe zu kommen und endlich Erfolge einfahren zu können.
Ebenso wird der Blick dafür geschärft, dass AD(H)S eine Entwicklungsverzögerung ist, die sich in so gut wie allen Fällen im Laufe des Lebens und mit viel Geduld wieder auswächst, jedoch bis dahin sehr viel Geduld und positive Verstärkung fordert.
Fazit: Ein fachlich fundiertes und überaus hilfreiches Buch für alle, die mit Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S zu tun haben.