Berührender, romantischer 2. Teil der Survivor’s Club Reihe, der mir sogar ein paar Tränchen entlockt hat.
Die mittellose Sophia wird von ihrer Familie schlicht und ergreifend „die Maus“ genannt, weil sie nicht nur unscheinbar aussieht, sondern auch stets im Hintergrund bleibt. Aber was soll sie auch anderes ...
Die mittellose Sophia wird von ihrer Familie schlicht und ergreifend „die Maus“ genannt, weil sie nicht nur unscheinbar aussieht, sondern auch stets im Hintergrund bleibt. Aber was soll sie auch anderes tun, da sie auf die Güte ihres Onkels und ihrer Tante angewiesen ist, die Sophia zwar in ihrem Hause leben lassen, doch dies eher schlecht als recht. Selbst die Dienstboten sind besser gekleidet, als sie selbst. Als im Dorf das Gerücht umgeht, dass der blinde Viscount Darleigh zurückgekehrt ist, um einige Zeit in seinem Haus zu verbringen, sehen Sophias Verwandte dies als Zeichen, dass Vincent womöglich der ersehnte Gatte für ihre Tochter Henriette sein könnte und planen auf einem Ball, der zu Vincents Ehren im Dorf gegeben wird, dass Henriette Vincent in eine kompromittierende Situation bringen soll, bis diesem keine andere Wahl mehr bleibt, als Henriette die Ehe anzubieten. Doch Sophia, die ahnt, dass ihre Familie etwas Arges im Schilde führt, vereitelt ihre Pläne, in dem sie Vincent aus einer sehr verfänglichen Situation in letzter Minute rettet. Als Dank wird sie von ihrer Familie gleich noch in der Nacht vor die Tür gesetzt und übernachtet in der Dorfkirche, wo sie am nächsten Morgen vom Vikar aufgefunden wird.
Als Vincent davon erfährt, eilt er sogleich zum Haus des Vikars und bietet der verdutzten Sophia die Ehe an. Diese ist zunächst alles andere als überzeugt von seinem Vorschlag, denn sie fürchtet, Vincent zur Last zu fallen. Dabei ist Vincent überaus froh, Sophia die Ehe antragen zu können, da seine Familie ihn bereits seit einiger Zeit versucht mit den unmöglichsten Frauen zu verkuppeln, damit er nicht mehr allein mit seiner Behinderung ist. Auch ihre Verhätschelei, selbst wenn sie nur gut gemeint ist, kann er nicht ertragen und er spürt sogleich, dass Sophia aus einem anderen Holz geschnitzt ist.
Allerdings muss er, nachdem sie seinen Heiratsantrag angenommen hat, erst einmal daran arbeiten, ihr angekratztes Selbstbewusstsein aufzupolieren, das ihr zuvor von ihrer Familie genommen wurde…
„Wie ein Herz in dunkler Nacht“ gehört zur „Suvivor’s Club“ Reihe von Mary Balogh. In der Serie finden Mitglieder des genannten Clubs nacheinander die Frau oder den Mann fürs Leben. Alle verbindet, trotz unterschiedlicher Vorgeschichten, ein Schicksal bzw. ein Trauma. Sie sind durch den Krieg seelisch oder auch körperlich versehrt. Nachdem in „Überleben für die Liebe“, der im Umgang mit anderen etwas grob wirkende Hugo seine bessere Hälfte fand, erzählt Mary Balogh diesmal die Geschichte über den, seit dem Krieg erblindeten Vincent, der anfangs noch ein wenig gefangen ist, zwischen seinem Bedürfnis frei und ohne Einmischungen von Seiten seiner Familie leben zu können und gewissen Ängsten. Wie die Autorin diese schildert und auch Vincents Umgang mit seiner Blindheit, fand ich sehr unter die Haut gehend und glaubwürdig geschildert.
Vincent ist ein Romanheld, der zwar ab und an von Panikattacken heimgesucht wird, diese jedoch mutig bekämpft und nicht mit seinem Schicksal hadert oder sich gar selbst bemitleidet. Man schließt ihn sehr schnell in sein Leserherz, weil er auch sonst sein Herz auf dem rechten Fleck trägt. Er ist durch und durch ein sogenannter Gentleman, ist aber durchaus auch mal zu Späßen und Streichen aufgelegt, was ihn sehr sympathisch und liebeswert macht.
Sophia hingegen hadert zwar ebenfalls nicht mit ihrem Schicksal, von ihrer Familie so schlecht behandelt zu werden, legt jedoch leider kaum Selbstbewusstsein an den Tag. Sie wiederholt mir ein wenig zu oft, dass sie keine Schönheit ist und eigentlich kaum die richtige Frau für Vincent, der als, schön wie ein Engel beschrieben wird, ist. Jedoch hat sie auch eine andere Seite. Sie ist clever, humorvoll und zeichnet heimlich mit spitzer Feder gewisse Alltagssituationen, in denen ihre Familie nicht so gut wegkommt, was ich dagegen als sehr amüsant beschrieben fand.
Wie Vincent und Sophia sich in ihrer Ehe langsam besser kennen und lieben lernen, wird ebenfalls mit dem richtigen Timing erzählt, so dass man sich als Leser entspannt zurücklehnen und die romantischen Romanpassagen genießen kann. Ich fand die Love Story zwischen den beiden sehr süß beschrieben und natürlich haben auch die übrigen Mitglieder des Survivor’s Club einige Auftritte im Roman, so dass ich nun schon sehr neugierig auf die Folgebände geworden bin. Obwohl sich gegen Ende des Romans kleine Längen einschleichen, die jedoch eigentlich nicht wirklich der Rede wert sind, weil die Geschichte ansonsten so wunderschön geschrieben ist, hat mir dieser 2. Teil der Reihe um Längen besser gefallen, als Teil 1. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt ansprechend und die gute Übersetzung rundet diesen tollen Regency ab.
Kurz gefasst: Berührender, romantischer 2. Teil der Survivor’s Club Reihe, der mir sogar ein paar Tränchen entlockt hat.