Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

Eine gelungene Geschichte aus den Katakomben von Buchhaim

Der Bücherdrache
0

In einem Traum wird Hildegunst von Mythenmetz in ein Buch verschleppt, wo er den Buchling Hildegunst Zwei trifft, der das gesamte Werk des Schriftstellers auswendig lernt. Der Buchling erzählt ihm eine ...

In einem Traum wird Hildegunst von Mythenmetz in ein Buch verschleppt, wo er den Buchling Hildegunst Zwei trifft, der das gesamte Werk des Schriftstellers auswendig lernt. Der Buchling erzählt ihm eine Geschichte aus seinem Leben: Einst hörte er während einer Schulstunde die Legende von Nathaviel, dem Bücherdrachen. Dieser soll im Ormsumpf hausen und sich schon so lange in ormgetränkter Literatur wälzen, dass er zum Orakel geworden ist. Als er einigen Mitschülern berichtet, dass ihm eine besonders gute Frage für den Bücherdrachen eingefallen ist, offenbaren die ihm, dass die Legende wahr ist und sie den Weg kennen. Der Weg zum Drachen soll gar nicht weit sein! So machte sich Hildegunst Zwei spontan auf dem Weg und erlebt Dinge, mit denen er niemals gerechnet hätte.

Das Cover des Buches ist für mich ein echter Hingucker: Der Bücherdrache blickt den Leser mit ernsten Augen an, davor steht ein kleiner Buchling mit einem Blick, in dem eine Mischung aus Neugier und Angst liegt. Nach acht Jahren endlich wieder ein neuer Zamonien-Roman, der von Walter Moers selbst illustriert wurde! Auch das Thema reizte mich sehr: Ein Drache, der sich so lange in ormgetränkten Büchern gewälzt hat, dass diese nicht nur seinen ganzen Körper eingehüllt haben, sondern er auch all ihr Wissen aufgesogen hat.

Bevor man mehr über den Bücherdrachen erfährt wird dem Leser berichtet, wie Hildegunst von Mythenmetz von dieser Geschichte erfahren hat: Über einen Traum, in welchen er in ein Buch verschleppt wird, wo er ein Buch findet, in das er verschleppt wird und Hildegunst Zwei trifft, der ihm eine Geschichte erzählen will. Ein verwirrendes, Inception-mäßiges Intro, das meiner Neugier aber keinen Abbruch tat.

Schon bald beginnt Hildegunst Zwei, dem Schriftsteller seine Geschichte zu erzählen. Sie führt den Buchling hinaus aus der Ledernen Grotte, in dem sein Volk in Frieden lebt, und hinein in die unbekannte Welt der Katakomben von Buchhain. Dort macht er aufregende Entdeckungen, erlebt einige Überraschungen und erfährt große Geheimnisse.

Die lebendigen Beschreibungen und gelungenen Illustrationen machten die wundersame Welt der Katakomben und des Ormsumpfes greifbar und ließen mich tief ins Buch eintauchen. Der Kern des Buches und mein Highlight ist ein längerer Dialog - humorvoll, philosophisch und voller Wortwitz. Hier läuft der Autor zu Höchstform auf und konnte mich absolut begeistern.

Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es an einem einzigen Abend durchgelesen. Zum Ende hin wird es noch einmal spannend und ist dann viel zu schnell vorbei. Denn nach nur 165 Seiten heißt es Abschied nehmen, auf den letzten 20 Seiten des Buches ist eine Leseprobe von „Die Insel der 1000 Leuchttürme“ abgedruckt. Insgesamt eine absolut gelungene Geschichte aus den Katakomben von Buchhain. Ein Must Read für alle Zamonien-Fans!

Veröffentlicht am 16.03.2019

Dieses Familienepos ist ein Lesehighlight!

Rückwärtswalzer
0

Lorenz Prischinger ist Schauspieler und lebt in Wien. Seine Karriere ist in letzter Zeit jedoch ins Stocken geraten, und in Kombination mit seiner ungebrochenen Kauflust steht er nun vor einem Schuldenberg. ...

Lorenz Prischinger ist Schauspieler und lebt in Wien. Seine Karriere ist in letzter Zeit jedoch ins Stocken geraten, und in Kombination mit seiner ungebrochenen Kauflust steht er nun vor einem Schuldenberg. Notgedrungen zieht er bei Tante Hedi und Onkel Willi ein, in deren Küche auch Hedis Schwestern Mirl und Wetti ständig anzutreffen sind. Warum die drei so viel Zeit miteinander verbringen, darüber hat Lorenz sich bislang nicht viele Gedanken gemacht. Als Willi überraschend stirbt, soll er seinem Wunsch entsprechend im Familiengrab in Montenegro beigesetzt werden. Doch auch die Tanten sind knapp bei Kasse, sodass sie kurzerhand beschließen, die Überführung auf eigene Faust mit Willis Panda zu erledigen. Von Wien bis Montenegro sind es schließlich nur 1029 Kilometer…

Gleich im ersten Kapitel begegnet der Leser dem Schauspieler Lorenz Prischinger, für den es derzeit nicht gut läuft. Er ist hoch verschuldet und kann daran nichts ändern, da seit einiger Zeit die Engagements ausbleiben. Auch seine Freundin will nichts mehr von ihm wissen. Lorenz‘ Situation wird mit tragisch-komischem Tonfall geschildert und ich war neugierig, ob es ihm gelingt, aus der Misere herauszukommen.

Als vorübergehende Maßnahme zieht Lorenz bei seiner Tante Hedi und seinem Onkel Willi ein. Hedi und ihre Schwestern Mirl und Wetti verhalten sich Lorenz gegenüber stets wie Glucken, die ihn mit Unmengen Paniertem versorgen. Sie machten auf mich einen weltfremden und kauzigen Eindruck, zum Beispiel fahren sie alle kein Auto trotz bestandener Führerscheinprüfung und waren noch nie im Ausland.

Doch nicht immer haben die Tanten ihre Tage gemeinsam in der Küche verbracht. Der Roman springt nach jedem Kapitel in der Gegenwart einmal in die Vergangenheit und gibt aufschlussreiche Einblicke in die Geschichte der Familie Prischinger. Die drei Frauen sind gemeinsam mit ihren beiden Brüdern auf einem Wirtschaftshof aufgewachsen, in dessen Gasthaus russische Besatzungssoldaten lebten. Sie alle hat es schließlich hinaus in die Welt gezogen, wo es immer wieder Momente gab, in denen sie wegweisende Entscheidungen treffen mussten und die der Leser miterleben darf. Doch nicht alle alten Geschichten werden bereitwillig geteilt. Man merkt schnell, dass es gewisse Themen gibt, die bewusst umschifft werden und bis heute emotional nicht aufgearbeitet wurden.

Sowohl die Rückblenden als auch die Kapitel in der Gegenwart, in denen schließlich ein skurriler Roadtrip auf dem Programm steht, konnten mich begeistern. Vea Kaiser ist es gelungen, eine in erster Linie unterhaltsame Geschichte zu schreiben, die trotz reichlich schräger Situationen nicht ins alberne abrutscht und auch viele Momente beinhaltet, die mich berühren konnten und nachdenklich gestimmt haben. Dieses Familienepos ist ein Lesehighlight, das ich uneingeschränkt weiterempfehle!

Veröffentlicht am 10.03.2019

Ein neues Abenteuer für die besonderen Kinder – Kann das funktionieren? Ja!

Der Atlas der besonderen Kinder
0

Jacob ist seit einigen Wochen zurück in seiner Heimat und wird gerade von seinen Eltern und Onkeln in eine Psychiatrie gebracht. Doch sie kommen nicht weit, denn aus heiterem Himmel steht Miss Peregrine ...

Jacob ist seit einigen Wochen zurück in seiner Heimat und wird gerade von seinen Eltern und Onkeln in eine Psychiatrie gebracht. Doch sie kommen nicht weit, denn aus heiterem Himmel steht Miss Peregrine mit ihren Schützlingen in der Einfahrt. Diese haben in der letzten Zeit mithilfe des Panloopticons diverse Zeitschleifen besucht und sollen jetzt lernen, sich in der heutigen Welt zurechtzufinden. Außerdem erhalten sie Jobs in Rahmen des Wiederaufbaus, die aber viel langweiliger sind als erhofft. Schließlich nimmt Jacob Kontakt zu einem Mitstreiter seines verstorbenen Großvaters Abe auf und bittet um eine Mission. Auf eigene Faust macht er sich mit einigen seiner Freunde auf den Weg, um einen Besonderen in Not zu retten.

Lange dachte ich wie sicherlich auch viele andere, dass die Bücher rund um die besonderen Kinder eine Trilogie sind. So staunte ich nicht schlecht, als angekündigt wurde, dass in der Reihe noch drei weitere Bände veröffentlicht werden sollen. Doch wie kann die Geschichte in einer Welt ohne Hollows und Wights funktionieren? Neugierig darauf, genau das herauszufinden, tauchte ich ein weiteres Mal in die Welt der Besonderen ein.

Das Buch beginnt einige Wochen nach den Ereignissen des dritten Bandes damit, dass Miss Peregrine mit ihrem Schützlingen bei Jacob zu Hause auftaucht. Bislang war Jacob immer in ihrer Welt unterwegs, und nun kehren sich die Verhältnisse um, denn Miss Peregrine hat dafür gesorgt, dass ihre Schützlinge in der Gegenwart in normalem Tempo altern und nicht rasant wie bislang. Von der modernen Welt haben ihre Schützlinge bislang nicht viel mitbekommen und erkunden diese nun voller Begeisterung und Neugier. Das ist äußerst unterhaltsam, da sie dabei in so manches Fettnäpfchen treten.

Dank des Panloopticons im Devil’s Acre ist eine zügige Reise von einer Zeitschleife in die nächste nun möglich. Deshalb haben die Ymbrynen dort ihr neues Hauptquartier aufgeschlagen. Die besonderen Kinder wollen nach ihrer zentralen Rolle in den zurückliegenden Ereignissen nun auch weiterhin bedeutende Arbeit leisten, doch die ihnen zugedachten Jobs sind überhaupt nicht spannend. Auch Jacobs Frage, ob er Missionen in Amerika machen dürfte, wird von den Ymbrynen abgelehnt.

Ich konnte die Enttäuschung von Jacob und seinen Freunden gut nachvollziehen und dementsprechend auch ihre Aufregung, als sie bei einem Besuch im Haus von Jacobs verstorbenem Großvater Abe neue Informationen zu dessen aufregenden Missionen finden. So etwas würden sie gern machen! Jacob macht einen alten Mitstreiter von Abe ausfindig, um eine Mission zu erhalten und auf eigene Faust lozuziehen.

Das Buch nimmt sich Zeit, damit man als Leser die ersten Erlebnisse der besonderen Kinder in der Gegenwart voll auskosten kann. Auch wenn solch ein Szenario in Zeitreise-Romanen beinahe zum Standard gehört fand ich es unterhaltsam, den liebgewonnenen Charaktere bei der Entdeckung moderner Technik zuzuschauen. Im richtigen Moment bringt der Autor aber wieder neuen Schwung in die Geschichte und schickt Jacob mit einigen besonderen Kindern auf einen aufregenden Roadtrip durch Amerika. Man lernt neue Zeitschleifen und neue Besondere kennen, wobei nicht jeder freundlich gesinnt ist und so manche brenzlige Situation bewältigt werden muss.

Das Buch setzt vor allem auf die bereits bekannten Charaktere, die mit ihren Fähigkeiten neue Herausforderungen meistern müssen. Mit Amerika als Handlungsort, den in der Gegenwart normal alternden Besonderen und dem Panloopticon hat Ransom Riggs das Setting leicht verändert und damit eine Welt geschaffen, die auch ohne Hollows und Wights ausreichend Stoff für neue Geschichten bietet. Meine Begeisterung für diese Reihe ist ungebrochen!

Veröffentlicht am 03.03.2019

Ein absolut gelungener Abschluss der Trilogie!

Die Krone der Sterne
0

Zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit der Piratenplanet Noa vom Haus Cador zerstört wurde. Seither ist die Gruppe rund um Shara, Kranit und Iniza in der „Nachtwärts“ beständig unterwegs, stets darauf ...

Zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit der Piratenplanet Noa vom Haus Cador zerstört wurde. Seither ist die Gruppe rund um Shara, Kranit und Iniza in der „Nachtwärts“ beständig unterwegs, stets darauf bedacht, sich vor den Hexen zu verstecken. Denn diese möchten nach wie vor Inizas Tochter Tanys in ihre Gewalt bringen. Bei einem Zwischenstopp auf Sharas Heimatplaneten kommt es schließlich zu einem folgenschweren Zwischenfall. Unterdessen ist Hadrath auf einem Kreuzer der Maschinen unterwegs und hofft auf neue Antworten im Hinblick auf die STILLE. Doch die Maschinen verfolgen ihre eigenen Pläne.

Zu Beginn dieses letzten Teils der Trilogie erhält man als Leser eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, sodass mir das erneute Eintauchen in die Geschichte leicht fiel. Seit den aufreibenden Ereignissen im zweiten Band sind über zwei Jahre vergangen, in welchen die Charaktere neue Kraft tanken konnten. Das die Ruhe nun nicht mehr lange anhalten wird sollte jeden klar sein, der die beiden Vorgänger kennt.

Der erste Halt ist Sharas Heimat Taragantum IV, die Welt der brennenden Regenbogen. Die „Nachtwärts“ braucht nämlich dringend eine Reparatur, nachdem sie vor kurzem in ein Scharmützel hineingeraten ist. Den Gefährten ist bewusst, dass dieser Zwischenstopp Gefahren birgt. Dennoch erleben sie vor Ort eine böse Überraschung. Es werden schon bald Szenen voller Action und Dramatik geboten, die den Ernst der Lage mehr als deutlich machen.

Nach diesem fulminanten Start geht es etwas ruhiger, aber keineswegs ereignislos weiter. Hadrath muss den Maschinen seine Loyalität beweisen und dazu folgenschwere Entscheidungen treffen. Die anderen Charaktere steuern unterdessen neue Ziele an, um Geheimnisse zu lüften. Dass sich die gesamte Galaxie im Krieg befindet, bleibt dabei stets präsent: Immer wieder wird geschildert, wie Tausende Menschen diesem in wenigen Augenblicken zum Opfer fallen.

Vor einer bildgewaltigen Kulisse versuchen die Charaktere, ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Dabei erfährt man noch einmal neue Details über die Vergangenheit von Shara und Kranit, die mich überraschen konnten. Die Unterdrückung des technischen Fortschritts spielt diesmal nur eine kleine Rolle. Stattdessen wird stückweise aufgedeckt, welche Ziele die unterschiedlichen Kriegsparteien verfolgen. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen das Machtverhältnis kurz vor dem Finale in neuem Licht erscheinen. Schließlich wird es noch einmal spektakulär, actionreich und emotional. Ein absolut gelungener Abschluss dieser Trilogie! Wen die beiden Vorgänger begeistern konnten, für den ist „Die Krone der Sterne. Maschinengötter“ ein Must Read.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Eine riesige Skulptur und ein Video, das Aprils Leben für immer ändert

Ein wirklich erstaunliches Ding
0

April May staunt nicht schlecht, als sie mitten in der Nacht in New York über eine drei Meter große Skulptur in massiver Rüstung stolpert. Instinktiv klingelt die dreiundzwanzigjährige Produktdesignerin ...

April May staunt nicht schlecht, als sie mitten in der Nacht in New York über eine drei Meter große Skulptur in massiver Rüstung stolpert. Instinktiv klingelt die dreiundzwanzigjährige Produktdesignerin ihren Kumpel Andy wach, der mit einer Kamera anrückt. Er filmt ihre Berichterstattung und lädt es auf YouTube hoch. Doch was die beiden für ein innovatives Kunstprojekt hielten, sind in Wahrheit mysteriöse Roboter aus unbekanntem Material, die gleichzeitig an vierundsechzig Orten auf der ganzen Welt aufgetaucht sind. Über Nacht wird April, deren Video das erste war, zum gefragtesten Talkshow-Gast Amerikas. Für sie, die wenig Fernsehen schaut und bislang nicht mal einen Twitter-Account hatte, eine ganz neue Erfahrung, auf die sie sich zunächst mit gemischten Gefühlen einlässt. Doch allmählich findet sie Gefallen an ihrem neuen Ruhm. Was kann sie tun, um nicht so schnell wieder in Vergessenheit zu geraten? Als sich ein neues Rätsel rund um die Skulpturen herauskristallisiert, will sie wieder die erste sein, die das Geheimnis lüftet. Doch wer steckt hinter der Erschaffern der Figuren? Und wie klug ist es, ihre Rätsel im Alleingang anzugehen?

Das Buchcover zeigt eine ganze Horde Roboter, welche die sogenannten Carls symbolisieren, die über Nacht auf der ganzen Welt auftauchen. Von einem Moment auf den nächsten sind sie da, und keiner Überwachungskamera ist es gelungen, die Installation der Skulpturen aufzuzeichnen. Protagonistin April wendet sich im Plauderton an den Leser und weist gleich darauf hin, dass es später noch spektakulär wird, sie aber erst beschreiben will, wie es so weit kam. Ihr Tonfall vermittelt den Eindruck, als wäre man selbst einer ihrer zahlreichen Follower, die sich in wenigen Tagen um sie geschart haben, nachdem sie mit ihrem Video der mysteriösen Skulptur berühmt wurde.

Für April ist auf einen Schlag alles anders. Zuerst kann sie gar nicht realisieren, dass sie im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, weil sie als erste von den Skulpturen berichtet hat, die nun alle Welt die Carls nennt wie sie in ihrem Video. Der Rummel um ihre Person interessiert sie anfangs gar nicht, sie nimmt an den Talkshows teil um mit der Gage ihre Studienschulden zu begleichen und registriert sich auf Twitter, damit andere aufhören, sich für sie auszugeben.

Von ihren Erlebnissen erzählt April in einem lockeren, sarkastischen Tonfall, mit dem sie sich nahbar macht. Rückblickend gibt sie zu, so manche Dummheit begangen zu haben, und macht sich dadurch nahbar. Dadurch wurde sie mir sympathisch, obwohl sie oft tatsächlich sehr kurzsichtig handelt und so manche Ecken und Kanten hat. Beispielsweise vermeidet sie klare Bekenntnisse, weshalb sie immer noch eine Matratze im Wohnzimmer hat, obwohl sie seit Jahren mit ihrer Mitbewohnerin Maya zusammen ist, und agiert immer wieder ziemlich selbstbezogen.

Der Roman greift auf, dass man in der heutigen Zeit dank YouTube und Co. über Nacht berühmt werden kann. April kümmert das zunächst wenig, doch es wird gelungen beschrieben, wie sie schrittweise in die Welt der Berühmten hineingesogen wird, die viel Reizvolles zu bieten hat. Als Leser konnte ich gut nachvollziehen, was das mit April macht und warum sich diese schließlich überlegt, wie sie ihren Status noch ein wenig länger behalten kann und sich wie sie es im Studium gelernt hat selbst in eine erfolgreiche Marke verwandeln kann.

Die unbeweglichen und unverrückbaren Carls geben der Menschheit ein Rätsel auf. Doch bald entdeckt April ein neues Rätsel, das in Zusammenhang mit ihnen steht. Sie muss sich entscheiden: Was behält sie für sich, was teilt sie mit ihrer wachsenden Followerschaft und damit der ganzen Welt, und worüber unterhält sie sich im Vertrauen mit Freunden oder gar hochrangigen Persönlichkeiten? Rat erhält sie dabei von Maya, die mit ihrer ausgeglichenen Art mein Lieblingscharakter war, Andy, der als Kameramann von Beginn an mit involviert ist und Miranda, von der sie online ganz zu Beginn einen entscheidenden Tipp erhält. Doch mit dem wachsenden Druck fällt es April schwer, andere an sich heranzulassen und gedanklich einen Schritt zurückzutreten, bevor sie handelt. So nehmen die Dinge schließlich ihren fatalen Lauf und konnten mich bis zum Schluss fesseln.

„Ein wirklich erstaunliches Ding“ erzählt die Geschichte von April, die über Nacht ins Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit rückt. Die sarkastische Mittzwanzigerin, die auf ihre Bekanntheit zunächst mit einem Schulterzucken reagiert, wird bald hineingesogen in eine Welt des Ruhms, die sie schließlich nicht mehr missen will. Gleichzeitig gilt es, neue Rätsel der Carls zu lösen und ihre Absichten zu verstehen. Ein wirklich gelungener Roman über Freundschaft und Fame, über wachsende Followerschaften und der damit einhergehenden Verantwortung, über richtige und falsche Entscheidungen und natürlich über mysteriöse riesige Skulpturen, deren Geheimnis es zu lüften gilt.