Willkommen im Ormsumpf
Der BücherdracheWer die Buchlinge kennt, der weiß, dass es keine Abenteurer sind. Ihre Tage in der Ledernen Grotte sind mit lesen, memorieren und rezitieren voll ausgefüllt. Naja, und in die Schule müssen sie als junge ...
Wer die Buchlinge kennt, der weiß, dass es keine Abenteurer sind. Ihre Tage in der Ledernen Grotte sind mit lesen, memorieren und rezitieren voll ausgefüllt. Naja, und in die Schule müssen sie als junge Buchlinge natürlich auch gehen. Dort hört Hildegunst Zwei auch das erste Mal von dem Bücherdrachen, einer legendären Gestalt, die im Ormsumpf leben soll. Buchlingsuntypisch macht sich Hildegunst auf die Suche. Und wird fündig.
Die Zamonienromane von Walter Moers haben mich schon vor Jahren in ihren Bann gezogen, doch die letzten haben doch etwas von der früheren Qualität vermissen lassen. Somit war „Der Bücherdrache“ von mir nicht nur heiß ersehnt, sondern die Lektüre auch mit einem etwas mulmigem Gefühl begonnen, dass das Orm den Autor vielleicht doch noch nicht so richtig wiedergefunden hat. Doch zum Glück waren meine Bedenken schon nach wenigen Seiten völlig ausgeräumt. Die Geschichte des Buchlings Hildegunst Zwei, der sie Hildegunst von Mythenmetz erzählt, welcher sie aufschrieb, damit Herr Moers sie wiederum ins Deutsche übersetzen konnte (allein über diese Verschachtelung musste ich grinsen), hat mich auf fantasievolle Weise in den Ormsumpf entführt. Es war witzig, überraschend, einfallsreich, bunt, buchig… für mich rundum gelungen. Dass die Buchlinge, und Hildegunst Zwei im Speziellen, einen eigenen Roman bekommen, hat mich sehr gefreut, denn ich mochte die kleinen Kerlchen schon immer sehr gerne. Hier wachsen sie über ihre Wohlfühlzone hinaus, und zeigen sich von einer bis dato unbekannten Seite; in Kombination mit Nathaviel, dem wunderbar gelungenen Bücherdrachen ergeben sich die herrlichsten Dialoge. Der Bücherdrache ist eine tolle Fantasygestalt, über die ich zu gerne noch mehr lesen würde.
Besonders gefreut hat mich auch, dass der Autor die Illustrationen wieder selbst gezeichnet hat; in gewohnter Fülle, Detailverliebtheit und immer für einen versteckten Witz gut, werten sie die Geschichte zusätzlich auf und machen den Roman auch optisch zu einem Schmuckstück.
Fazit: wunderbarer Zamonienroman, der keine Wünsche offen lässt.