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Veröffentlicht am 15.03.2019

Wakefield

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Ein grausiger Tatort, zu dem DI Bishop gerufen wird. Zwei Menschen wurden brutal ermordet und die Motive sind völlig unklar. Der Profiler, der üblicherweise hinzugezogen wird, ist nicht verfügbar, weil ...

Ein grausiger Tatort, zu dem DI Bishop gerufen wird. Zwei Menschen wurden brutal ermordet und die Motive sind völlig unklar. Der Profiler, der üblicherweise hinzugezogen wird, ist nicht verfügbar, weil seine Frau überfallen wurde und er sich um sich kümmert. Deshalb erhält die forensische Psychiaterin Holly Wakefield zum ersten Mal den Auftrag, die geheime Handschrift des Killers zu entschlüsseln. Gemeinsam mit DI Bishop versucht Holly, sich in den Täter hineinzuversetzen. Doch zu viele Ungereimtheiten verhindern eine klare Sicht. Vielleicht ist es sogar Holly Wakefield außerordentliches Wissen über Serientäter, das ihr in die Quere kommt.

Als Start einer neuen Thriller-Reihe mit der forensischen Psychiaterin Holly Wakefield kommt dieser Roman gleich mit einem spannenden Plot daher. Getrieben von den Geistern ihrer eigenen Vergangenheit beschäftigt sich Holly sehr intensiv mit ihrem ersten Fall, zu dem die Met sie hinzuzieht. Akribisch untersucht sie den Tatort immer in dem Gedanken, dass sie etwas übersehen haben muss. Gleichzeitig arbeitet sie eng mit DI Bishop zusammen, der mit seiner Erfahrung als Polizist eine andere Herangehensweise hat, die sich mit Wakefields Art gut ergänzt. Obwohl sie sich beruflich gut ergänzen, bleiben die beiden im privaten Bereich doch reserviert. Seiner Vergangenheit kann eben niemand entfliehen.

Mit seinem Debütroman hat Mark Griffin eine interessante neue Persönlichkeit eingeführt. Mit Holly Wakefield betritt eine energische und doch zarte forensische Psychiaterin die Bühne. Geformt durch ihre Herkunft, ist sie besonders geeignet für ihre Tätigkeit, aber auch verletzlich und angreifbar. Ihr zur Seite steht DI Bishop, der gewissenhaft ermittelt. Auch er hat in seiner Zeit bei der Armee einiges erlitten, das ihn geformt hat. Der Taten, mit denen die beiden es hier zu tun bekommen, sind an Brutalität und Grausamkeit kaum zu überbieten. So kommt man auch als Leser beinahe an die Grenze des Erträglichen. Dies gepaart mit der Fragilität der Ermittler macht diesen Thriller zu etwas Besonderem, das zwar vielleicht nicht jeden Geschmack treffen kann, aber dem Gewogenen eine packende Lektüre präsentiert.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Rivolta

Bella Germania
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Im Jahr 1954 kommt der junge Ingenieur Vincent Schlewitz nach Mailand. Bei dem Autohersteller Rivolta soll er einen Lizenzvertrag über den Bau der Isetta abschließen. Da Vincent kein Wort italienisch spricht, ...

Im Jahr 1954 kommt der junge Ingenieur Vincent Schlewitz nach Mailand. Bei dem Autohersteller Rivolta soll er einen Lizenzvertrag über den Bau der Isetta abschließen. Da Vincent kein Wort italienisch spricht, muss ein Übersetzer her. Bereit steht die ebenfalls junge Sekretärin Giulietta. Vincent braucht nur wenige Minuten, um zu wissen, das ist sie. Giulietta genießt die Aufmerksamkeit des jungen Deutschen. Doch in Italien zählt die Familie viel, wenn nicht alles. Im Jahr 2014 hat die Mittdreißigerin Julia gerade einen Preis für ihre Modekollektion bekommen, da steht Vincent vor ihr und behauptet, er sei ihr Großvater.

Julia, deren Leben sich an einem Wendepunkt befindet, erfährt in Erzählungen der noch lebenden Beteiligten von ihren eigenen Vorfahren. Ihren Vater kennt sie kaum, von einem Großvater hat sie nie etwas gewußt. Ihre Mutter hat zwar gesagt, dass ihr Vater Italiener ist. Doch irgendwann hat sie auch berichtet, dass der Vater verstorben sei. Schon seit ihrer Kindheit hat Julia eine Zerrissenheit gefühlt. Nicht unbedingt, weil sie Halbitalienerin ist, das war in den Kreisen ihrer Mutter kein großes Thema, eher weil sie eine Leere in sich fühlte, weil ein Teil der Familie fehlte. Sie hat versucht im Job ihre Erfüllung zu finden. Und nun steht da ein unbekannter Großvater und berichtet von einer anderen Geschichte.

Inzwischen bereits fürs Fernsehen verfilmt, ist diese Familiengeschichte auch ein Spiegelbild der Kolonie der ersten italienischen Gastarbeiter in Deutschland. In Massen angeworben mussten sie feststellen, dass ihnen nicht viel Integrationswillen entgegen gebracht wurde. Man ging einfach davon aus, dass sie schon wieder gegen. Kinder wurden einfach in die Hauptschule gesteckt, anstatt sich mit ihnen zu beschäftigen und ihnen wenigstens die Sprache beizubringen. Noch vor dieser Zeit beginnt die Liebe zwischen Giulietta und Vincent. Vincent, dessen Familie im Krieg geblieben ist, der allein zwar, aber auch frei mit Bildung begonnen hat, seinen Weg zu machen. Und Giulietta, die eigentlich am liebsten schneidert und ihre Kleider selbst entwirft, die aber zum Familieneinkommen beitragen muss und deshalb in der selben Firma arbeitet wie ihr Bruder. Giulietta ist ihren entfernten Cousin Enzo versprochen, der hat schließlich dafür gesorgt, dass die armen Sizilianer im Norden Italiens unterkommen konnten.

Ein berührender Beginn einer unmöglichen Liebe, für die es kaum Hoffnung auf Erfüllung gibt. Zwar verliert die Geschichte sich ein wenig in Beschreibungen je weiter die Handlung voranschreitet, aber insgesamt bietet das Buch ein anschauliches zeitgeschichtliches Bild Italiens und Deutschlands der 1950 bis 1970er eingebettet in eine dramatische Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Nachtwärts

Die Krone der Sterne
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Die junge Iniza soll als „Braut“ der Gottkaiserin der Hexen von Tiamande verheiratet werden. Keine schöne Aussicht. Einzige Alternative ist ihre Entführung und Hochzeit mit einem alten Griesgram, der die ...

Die junge Iniza soll als „Braut“ der Gottkaiserin der Hexen von Tiamande verheiratet werden. Keine schöne Aussicht. Einzige Alternative ist ihre Entführung und Hochzeit mit einem alten Griesgram, der die Macht ihrer Familie stärkt. Keine schöne Aussicht. Kein Wunder, dass Iniza einen Plan zur Flucht schmiedet. Der gelingt zwar eher mittelgut, denn es sind Tote zu beklagen. Doch mit ihrem heimlichen Geliebten Glanis, dem alten Kämpfer Kramit und der Marketenderin Shara kann Iniza zunächst entkommen. Die Hexen sind darüber alles andere als glücklich und nehmen die Verfolgung auf. Es sieht daher zunächst eher so aus als wären Iniza und ihre neuen Bekannten vom Regen in die Traufe gekommen.

Hat man schon länger keinen Science Fiction Buch gelesen, eignet sich dieser Auftakt einer Trilogie sehr gut für den Wiedereinstieg. Mit plastischen Worten mal der Autor Bilder von fremden Welten, seltsamen Techniken, Raumschiffen, die in der Lage sind Raumsprünge vorzunehmen. Eine hochentwickelte und gleichzeitig irgendwie altmodische Welt, in der eine junge Frau quasi einer Art Göttin dargeboten wird. Was wirklich mit den Bräuten geschieht, ist nicht bekannt, denn noch keine hat es zurück zu ihrer Familie geschafft. Iniza verfolgt allerdings einen eigenen Plan, dessen Umrisse sich erst im Laufe der Zeit abzeichnen.

Mit Kai Meyer hat man einen versierten Autor, der für „Die Krone der Sterne“ den bekannten deutschen Phantastik Preis 2018 gewonnen hat. Er hat eine Welt erfunden, in die man sich zwar etwas hineinfühlen muss. Ist das geschafft, hat man ein spannendes Abenteuer mit sympathischen Heldinnen und Helden, die hier einen ersten Schritt auf ihrem gemeinsamen Weg tun. Wie schön, dass im Buch der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind und dass mit einem Buch, die Phantasie der Leser angeregt wird. Iniza ist eine durchsetzungsstarke junge Frau, die sicher noch einige Geheimnisse hat. Und auch ihre Mitstreiter bieten eine interessante Vielfalt an Persönlichkeiten.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Tochter einer Freundin

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
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Immer um Mitternacht geschieht es, junge Frauen werden vergewaltigt. Zwei der Opfer überleben die Tat schwer traumatisiert, das dritte Opfer kommt ums Leben. Und der Polizei bleibt nicht viel Zeit, denn ...

Immer um Mitternacht geschieht es, junge Frauen werden vergewaltigt. Zwei der Opfer überleben die Tat schwer traumatisiert, das dritte Opfer kommt ums Leben. Und der Polizei bleibt nicht viel Zeit, denn der Täter könnte an jedem Tag gegen Mitternacht wieder zuschlagen. Nathalie Svensson, die als Psychologin von der Polizei zu dem Fall hinzu gezogen wird, hat diesmal ein besonderes Interesse an der Aufklärung des Verbrechens. Sie kannte die getötete junge Frau persönlich. Sie war die Tochter einer Freundin, die Nathalie schon in ihrer Kindheit gekannt hat und die inzwischen mit dem Medizinstudium begonnen hatte. Eine zerstörte Zukunft.

Fieberhaft machen die die Ermittler von der Operativen Fallanalyse auf die Suche nach Hinweisen, die zum Täter führen können. Da sie zwei der Opfer befragen können, haben sie die Hoffnung auf hilfreiche Angaben. Die beiden jungen Frauen, die am Leben geblieben sind, können jedoch wegen des großen Schocks kaum brauchbare Aussagen machen. Auch aus dem Umfeld gibt es kaum Brauchbares. Die Eltern des Mädchens sind vor Schock erstarrt. Nathalie Svensson gönnt sich kaum eine Pause, dabei kämpft sie privat um ein geteiltes Sorgerecht für ihre beiden Kinder. Bald gibt es zwar einige Verdächtige, doch jeder bestreitet etwas mit den Verbrechen zu tun zu haben.

Mit eher kurzen Kapiteln wird die Handlung rasant voran getrieben. Dabei verliert der Autor nie seinen Plan aus dem Blick. Wie in jeder Ermittlung müssen zunächst die irreführenden Spuren entdeckt werden, um dann auf den Punkt kommen zu können. Verdächtige sind nicht ohne Grund verdächtig. Nach den vorhandenen Informationen können sie an den Verbrechen beteiligt gewesen sein. Doch insbesondere die geschulte Psychologin Nathalie Svensson lässt auch entlastende Aussagen gelten und sorgt so dafür, dass immer weiter geforscht wird. Nicht ablenken lässt sie sich von ihrem schwierigen privaten Umfeld. Die Zeitknappheit im Nacken müssen die Beamten schnell vorankommen. Ihre Anspannung überträgt sich auf den Leser, der unbedingt wissen will, ob und wie sie es schaffen, weitere Taten zu verhindern. Ein packender Krimi, der mit lebendigen Dialogen überzeugt.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Die Drei

Rheinblick
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Gerade hat die SPD die Wahl von 1972 gewonnen, bei einer hohen Wahlbeteiligung von über 90% stellen sie die stärkste Fraktion. Die Koalitionsverhandlungen können beginnen. Doch Kanzler Willy Brand muss ...

Gerade hat die SPD die Wahl von 1972 gewonnen, bei einer hohen Wahlbeteiligung von über 90% stellen sie die stärkste Fraktion. Die Koalitionsverhandlungen können beginnen. Doch Kanzler Willy Brand muss sich einem Eingriff unterziehen und kann nicht den vollen Einsatz geben. Die Wirtin des „Rheinblicks“ Hilde Kessel ist wie immer am Puls der Zeit, das Wahlergebnis ist Thema des Tages. Doch die Zeiten sind nicht mehr wie in den Vorjahren, die drei vom Rheinblick gibt es nicht mehr. Dennoch ist für Hilde die Vergangenheit wacher denn je, etwas von damals droht sie einzuholen. Sonja Engel, eine junge Logopädin, soll den Kanzler in seinem Heilungsprozess unterstützen, was sich als nicht so einfach erweist.

Was war das für eine Zeit, wo die Politik noch Tagesgespräch war und Diskussionen über politische Fragen in den Wohngemeinschaften junger Menschen eher der Regelfall waren. Wahlbeteiligungen über 90%. Politiker von heute würden davon träumen. Doch nicht alles war so schmuck und heimelig im beschaulichen Bonn, wie man zunächst annehmen könnte. Obwohl es für Hilde oberstes Gebot ist, dass was im Rheinblick erzählt wird, auch im Rheinblick bleibt, ist es nicht immer einfach wegzuhören. Und alle kommen zu Hilde, egal ob Rot, ob Schwarz, ob Gelb. Und auch in Sonjas WG geht es manchmal um so profane Dinge, wie wer das Essen macht und wie die Miete bezahlt werden soll. In der Behandlung von Brandt sieht Sonja ihre große Chance.

Liest man den Roman, gelangt man zu der Ansicht, dass es sich damals um eine spannende Zeit gehandelt hat. Das Leben in Bonn ist von der Politik bestimmt. Doch auch der Dinge des alltäglichen Lebens dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Aus dieser Mischung strickt die Autorin eine packende Erzählung, die einem sowohl das politische Geschehen als auch das Studentenleben nahebringt. Die Aufbruchstimmung nach den 68ern, das Demokratiemanagement durch einen Kanzler, der verstanden hat, was für Schuld das Land mit diesem verheerenden Krieg auf sich geladen hat. Doch auch in dieser Zeit gibt es welche, die den anderen die Butter auf dem Brot nicht gönnen. So werden Ränke geschmiedet, es wird bestochen und viele sind sich selbst die Nächsten. Ja, so könnte es gewesen sein. Glaubhaft und authentisch wirken die Worte der Autorin, mit denen sie einen Einblick in die Geschichte der damals noch jüngeren Republik gewährt.