Mitreißende Erzählung über Triumph und Niederlage
In „Ich, Maximilian, Kaiser der Welt“ erzählt Peter Prange die Geschichte von Maximilian I. aus dem Geschlecht der Habsburger. Laut Prange reicht ein Menschenleben nicht aus um das gesamte Wirken dieser ...
In „Ich, Maximilian, Kaiser der Welt“ erzählt Peter Prange die Geschichte von Maximilian I. aus dem Geschlecht der Habsburger. Laut Prange reicht ein Menschenleben nicht aus um das gesamte Wirken dieser Persönlichkeit zu erfassen, sodass er sich im vorliegenden Buch auf die Jahre der Kaiserwerdung konzentriert.
Es beginnt im Jahre 1473, als der 14jährige Maximilian, Erzherzog von Österreich, noch als „Bettelprinz“ verschrien wird. Ihn selbst interessiert dies jedoch kaum, in seiner Wahrnehmung existiert nur seine Geliebte Rosina von Kraig. Als sein Vater, Kaiser Friedrich III., ihm die Ehe mit Marie von Burgund anweist, wehrt er sich zunächst vehement dagegen. Doch als Maximilian erkennt, welche Chance die Verbindung zu einem so reichen und mächtigen Herzogtum bedeutet, stimmt er zu. Die Anziehung zu Marie selbst wächst jedoch stetig, sodass er sich auf Jahre hin- und hergerissen zwischen diesen beiden Frauen findet. Im selben Maße bestimmen allerdings Jahrzehnte des Krieges sein Leben: der burgundische Erbfolgekrieg, Frankreich als ewiger Widersacher und zahlreiche Bedrohungen für Österreich. Dabei hat er immer das Ziel der Kaiserkrone vor Augen und einem Reich, „in dem die Sonne nicht mehr untergeht“.
Der Leser erlebt an Maximilians Seite Triumph und Niederlage, man fiebert bei jeder Schlacht mit, stöhnt über jeden Verrat, freut sich über jeden Sieg und schluckt schwer bei seinen Rückschlägen. Das gelingt dem Autor besonders gut, da ein Großteil der Geschichte aus Maximilians Perspektive geschildert wird. Man versteht so seine widerstreitenden Gefühle rund um die beiden wichtigen Frauen in seinem Leben, genauso wie gegenüber seinem Vater und seinem Sohn. Maximilian erscheint menschlich und nahbar und nicht wie ein überirdischer Herrscher. Das hat mich begeistert und von Anfang an mitgerissen.
Zwischendurch wechselt die Perspektive immer für ein Kapitel zu Maximilians Widersachern, vor allem in Gestalt des Beraters des französischen Königs, Philippe de Commynes. Hierdurch erfährt der Leser viele Hintergründe zu Intrigen und politischen Winkelzügen, was die Geschichte sehr viel spannender macht, als wenn man nur mit dem Ergebnis konfrontiert würde.
Dazu trägt ebenfalls bei, dass die Kapitel sehr kurz sind. Selbst wenn man als Leser gerade kein Interesse an einer anderen Perspektive hat, weiß man, dass diese nach 2-3 Seiten wieder wechselt. Immer mit der Neugier, was als nächstes passiert, fliegen die Seiten nur so dahin.
Die kurzen Kapitel führen außerdem dazu, dass es leichter ist, immer mal zwischendurch etwas zu lesen, was das Vorankommen ebenfalls fördert. Diese werden immer zu einem Abschnitt zusammengefasst, insgesamt ungefähr 5-6, die jeweils mit der Rolle Maximilians überschrieben sind: erst der Bettelprinz und der Bräutigam, später der Kaiser. Das hat mir gut gefallen, da es das Leben Maximilians in Abschnitte unterteilt, der Leser weiß, worauf er sich einstellen muss und mit diesem „Rollendenken“ Maximilians Handlungen sehr viel besser nachvollziehen kann. Der neue Abschnitt wird auch immer mit einem Zitat von oder über ihn eingeleitet, was zum einen etwas nachdenklich stimmt, zum anderen den Leser aber auch daran erinnert, dass es sich um eine reale Person handelt, über die wir noch heute, circa 500 Jahre später, Aufzeichnungen lesen können. Ein bisschen Ehrfurcht vor Geschichte erwacht da durchaus in mir.
Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der bereits die letzten Tage von Maximilian schildert. Aus diesem Grund besteht in der Geschichte wenig Spannung, was das Überleben der im Prolog noch auftretenden Personen betrifft. Davon abgesehen war der Verlauf des Romans aber fast durchgängig fesselnd. Die reale Historie bietet wieder einmal die perfekte Grundlage: Kaum ist ein Brand gelöscht, schwelen am anderen Ende des Reiches zwei neue Feuer. Maximilian kommt nicht zur Ruhe, regiert seinen Herrschaftsbereich vom Sattel aus, auf Triumph folgt Niederlage und umgekehrt. Das hält auch den Leser in Atem. Gleich Maximilian kann er sich nicht zurücklehnen und einen Erfolg genießen, es geht immer weiter. Der Roman hat nur wenige Längen, was bei knapp 700 Seiten gar nicht so leicht ist.
Zudem ist die Ausstattung noch lobend zu erwähnen. Es gibt eine Karte, die einen Großteil Europas und der für die Handlung wichtigen Städte zeigt, sowie einen kunstvoll gestalteten Stammbaum von Maximilians Vor- und Nachfahren, wobei hier sehr viel mehr Personen geführt werden, als tatsächlich in dem Roman auftreten. Für die handelnden Personen folgt zum Schluss noch ein alphabetisches Personenverzeichnis. Daran schließt sich noch ein recht kurzes Nachwort an, das aber durch eine umfangreiche Zeittafel mit den historisch belegten Ereignissen ausgeglichen wird. An Extras hat mir beim Lesen daher nichts gefehlt.
Einen Punktabzug gibt es leider für die Liebesgeschichte. Natürlich ist sie essentiell wichtig für Maximilians Gedanken und Handlungen, stellenweise war es mir allerdings etwas zu viel und zu vordergründig. Wo ich oben schrieb, dass der Roman wenige Längen hatte, muss ich jetzt hier ausführen, dass sich diese Längen immer auf die Liebesgeschichte bezogen. Erschwerend kam hinzu, dass ich Rosina nicht leiden konnte. Sie war natürlich in einer unglücklichen Position, aber mich haben ihr Egoismus und ihre Engstirnigkeit gestört. Sie war nicht vorausschauend, konnte nicht über ihren Tellerrand das große Ganze erblicken. Marie hingegen war ganz anders und mir viel sympathischer. Natürlich kann es sein, dass der Autor Rosina bewusst so gezeichnet hat, aber es hatte doch einen negativen Einfluss auf meinen Lesegenuss.
Insgesamt hat Peter Prange einen wunderbaren, mitreißenden Roman geschrieben, der mir erneut ein Stück unbekannter Geschichte näher gebracht hat. Vor allem Maximilians menschliche Persönlichkeit, mit der ich so gut mitfiebern konnte, hat mich von der ersten Seite gefesselt. Es war auf jeder Seite etwas los und nach einem kleinen Abzug für die Liebesgeschichte komme ich zu 4 von 5 Sternen.