spannendes Ende aber zwischendurch zu viele Längen
Die Wahrheit über den Fall Harry QuebertMarcus Goldmann hatte mit seinem Debütroman sofort einen Riesenerfolg. Doch das 2. Buch will ihm nun nicht mehr so recht gelingen und sein Verleger sitzt ihm im Nacken. Verzweifelt nimmt er Kontakt zu ...
Marcus Goldmann hatte mit seinem Debütroman sofort einen Riesenerfolg. Doch das 2. Buch will ihm nun nicht mehr so recht gelingen und sein Verleger sitzt ihm im Nacken. Verzweifelt nimmt er Kontakt zu seinem alten Lehrer und Freund Harry Quebert auf, der ihn bei sich zu Hause in Aurora aufnimmt. Zufällig entdeckt er im Regal Fotos von einem 15-Jährigen Mädchen und Quebert gesteht ihm, vor 30 jahren eine Liebesbeziehung mit Nola gehabt zu haben. Goldmann verspricht das Geständnis fürsich zu behalten und da er mit sienem Roman nicht vorankommt, geht er schließlich zurück nach New York um sich seine Niederlage einzugestehen. Kurze Zeit später erhält er einen Anruf von seinem alten Freund, der ihm sagt, dass man Nola gefunden hat und er unter Mordverdacht steht. Goldmann fährt daraufhin nach Aurora und fängt an selbst zu ermitteln. Immer mehr Geheimnisse tauchen auf und schließlich beginnt er ein Buch über die Geschichte zu schreiben.
Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch, doch wurde etwas enttäuscht. Die Sprache von Dicker ist flüssig und sehr bildhaft, dennoch konnte mich die Geschichte nicht von Beginn an mitreißen. Goldmann scheint die Schuld von Quebert partout nichteinsehen zu wollen, er wehrt sich mit allen Mitteln gegen den Gedanken. Auch dass er eine Beziehung mit einem minderjährigen Mädchen hatte, erschüttert ihn nur kurz.
Die Liebesbeziehung zwischen Quebert und Nola wird als wunderschön und tiefgehend beschrieben, bei beiden ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch die Dialoge und Gedanken scheinen nicht so recht dazu zu passen. Nola redet die ganze Zeit nur davon, dass sie seine Frau werden möchte und dass sie sich um ihn kümmern wird, sie setzt alles daran, nicht von ihm getrennt zu werden, was schon leicht ins krankhafte geht. Auch habe ich nicht verstanden, warum die beiden sich bis zum Schluss immer nur gesiezt haben. Wenn man sich so sehr liebt, sollte man da nicht irgendwann ins Du verfallen? Das hat das ganze für mich irgendwie irrational erscheinen lassen.
Bei den Ermittlungen kommen immer mehr Details aus der Vergangenheit zum Vorschein, jeder hat etwas zu verbergen oder plötzlich Hinweise, die damals nicht berücksichtigt wurden oder gar nicht erst aufgetaucht waren. Die Bewohner von Aurora verstricken sich in Lügen und Ausflüchten. Man fragt sich immer stärker, ob denn damals überhaupt irgendetwas richtig gemacht wurde. Der Mittelteil hat starke Längen finde ich und es war mitunter recht langweilig der Geschichte zu folgen. Erst im letzten Drittel kommt nochmal richtig Fahrt auf und es wird wieder spannend. Alles scheint geklärt doch dann passieren Dinge, diealles wieder über den Haufen werfen. Die Charaktere sind zwar alle gut dargestellt doch erscheinen auch etwas übertrieben. Jeder hat etwas zu verstecken und man fragt sich, ob es denn keine normalen Leute in diesem Aurora gibt. Manche Personen wie z.B. Goldmanns Mutter hätte es nicht unbedingt gebraucht, sie hat nichts zur geshcichte beigetragen und war auch sonst nicht wirklich eine Hilfe, sondern auf Dauer eher nervig.
Beim Lesen ist mir oft aufgefallen, dass Goldmann Dinge und Abläufe erzählt, die eigentlich niemand wissen konnte, z.B. die Gefühle und Gedanken von Nola. Dies war zwar nötig,um die Geschichte voran zu bringen und den Tathergang zu rekonstruieren, aber dennoch hat es mich etwas gestört. Hier hätte ich mir eher einen neutralen Erzähler gewünscht.
Alles in allem lässt mich "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" sehr zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite wurde eszum Ende hin noch wirklich spannend und es hat insgesamt auch die meiste Zeit Spaß gemacht zu lesen, aber auf der anderen Seite sind mir zu viele negative Punkte aufgefallen,so dass meine Erwartungen leider nicht erfüllt werden konnten.