Kinder an die Macht
Das ist ein Romandebüt so ganz nach meinem Geschmack. Ein zögerndes Blau beschreibt das Leben während und nach einem Krieg und das nicht aus der Sicht von Soldaten und Erwachsener. Nein, hier wird das ...
Das ist ein Romandebüt so ganz nach meinem Geschmack. Ein zögerndes Blau beschreibt das Leben während und nach einem Krieg und das nicht aus der Sicht von Soldaten und Erwachsener. Nein, hier wird das Schicksal von Kindern zum Thema gemacht und das ist keineswegs der Phantasie der Autorin entsprungen. Damals wie heute werden in den Wirren der Kriege Kinder von ihren Eltern getrennt.
Das Buch Ein zögerndes Blau beginnt mit der Deportation von Menschen, die in einen Wagon gepfercht und am Bestimmungsort getrennt werden. Auch oder vielmehr im Krieg zählen Kinder zu den schwächsten Gliedern einer Gesellschaft. Einmal von der Hand ihrer Mutter oder den Geschwistern getrennt, finden sie nicht zurück und müssen ganz alleine ihren Weg in der Fremde gehen.
Leon und Teres, so heißen die beiden Hauptpersonen. Nach der Trennung von ihren Eltern werden sie von einem Ehepaar aufgenommen, die einen Bauernhof bewirtschaftet. Für die Kinder ist es zwar augenscheinlich ein Glücksgriff, da sie dem Hungertod entrinnen können und ein warmes und trockenes Zuhause haben dürfen. Allerdings sind die Nachkommen der Landwirte keineswegs freundlich und die beiden spüren täglich, dass sie nur geduldet sind.
Die kleine Teres klammert sich an Leon und beide verbindet eine Schicksalsgemeinschaft. Ein zögerndes Blau begleitet sie auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Sie erleben eine glückliche Zeit, die durch die Geburt ihrer kleinen Tochter gekrönt wird. Aber ihr Leben hat nicht nur Sonnenseiten und bald zeigt sich, wie sehr die Abhängigkeit Tereses ihrem Mann Leon zusetzt.
Ein zögerndes Blau gefiel mir außerordentlich gut. Die Autorin Claudia Sammer nahm mich an die Hand und zeigte mir, wie gut ich es habe. Wie schrecklich muss es sein, wenn Kinder plötzlich die Hand ihrer Mutter loslassen und danach nichts mehr von ihr hören und sehen. Wenn sie durch die Landschaft irren und auf die Almosen von empathischen Menschen angewiesen sind. Dass diese Situation nicht nur vor vielen Jahren im 2. Weltkrieg stattfand, weiß jeder, der Nachrichten liest oder sieht. Täglich gibt es Berichte über Flüchtende und auch heute sind es die Kinder, welche am meisten darunter leiden.