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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2019

Mord auf Föhr

Kalte See
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Kommissar Theo Krumme, vor einigen Jahren aus Berlin nach Husum gekommen, muss dieses Mal auf der Insel Föhr ermitteln. Dort wurde am Strand eine junge Frau getötet und eine weitere, die wohl zufällig ...

Kommissar Theo Krumme, vor einigen Jahren aus Berlin nach Husum gekommen, muss dieses Mal auf der Insel Föhr ermitteln. Dort wurde am Strand eine junge Frau getötet und eine weitere, die wohl zufällig Zeugin wurde, schwer verletzt.

Es ist Feriensaison auf der Insel, Diskretion verlangt die Kurverwaltung von Krumme und seiner Mitarbeiterin Pat. Doch wie soll das gehen, wenn es viele Spuren gesichert werden müssen? Bald fällt die Ähnlichkeit der Tötung mit anderen ungeklärten Mordfällen auf, in Düsseldorf, in Holland – jedes Mal wird eine junge Frau zum Opfer. Sollte ein Serienmörder auf Föhr sein Unwesen treiben?
Krummes Fälle spielen immer an der Nordseeküste und sind in sich völlig abgeschlossen, so dass man keinerlei Vorkenntnisse braucht, auch wenn dies schon der 3. Band der Serie ist.

Die Handlung ist flüssig und temporeich aufgebaut. Das wird durch die Perspektivwechsel noch verstärkt, denn der Leser bekommt immer wieder Zugang zu den Gedanken des Mörders und spürt, wie stark er unter Druck steht. Eine tickende Zeitbombe, deren Charakter und Handlungsweise sehr dicht geschildert ist. Die schwerverletzte Zeugin ist eine permanente Bedrohung für ihn und damit auch in Gefahr. Durch die verschiedenen Blickwinkel ist der Leser den Ermittlern auch immer einen kleinen Wissensvorsprung voraus, was ich sehr spannend fand. Die Figurenkonstellation hat mir sehr gut gefallen, dazwischen lockern kleine Beziehungskrisen und Missverständnisse zwischen Krumme und seiner Lebensgefährtin die Handlung auf, gewähren dem Leser kleine Erholungspausen, während die Spannung weiter anzieht. Auch die Szenen mit Hund Watson machen immer wieder Spaß.

Neben den gut ausgedachten Handlungssträngen spielt in „Kalte See“ natürlich die Nordseeküste und die Insel Föhr eine große Rolle. Die gelungenen Landschaftsbeschreiben vermitteln ein anregendes Küstenflair und runden diesen Nordseekrimi wieder perfekt ab.

Schon das Titelbild vermittelt dieses besondere Küstenfeeling und macht richtig Lust auf das Buch. Ich bin nicht enttäuscht worden und fand alles, was für mich einen guten Krimi ausmacht: Interessante und gut gezeichnete Protagonisten, fesselnde Spannung und eine perfekte Auflösung.
Eine klare Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Dezenz ist Schwäche

Tante Poldi und die Schwarze Madonna
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Poldis Geburtstag steht vor der Tür, aber so recht Lust es krachen zu lassen hat Poldi gar nicht. In Torre Archirafi scheint es nicht mehr so schön zu sein. Fast täglich muss sie Schmierereien an ihrer ...

Poldis Geburtstag steht vor der Tür, aber so recht Lust es krachen zu lassen hat Poldi gar nicht. In Torre Archirafi scheint es nicht mehr so schön zu sein. Fast täglich muss sie Schmierereien an ihrer Hauswand übermalen, „Krazze ab“ ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten. Dann findet in Rom ein Exorzismus statt und die Besessene schreit in bestem Bayerisch und mit Poldis Stimme ihre unflätigen Verwünschungen, kurz danach wird eine junge Nonne, die bei diesem Ritual anwesend war, tot aufgefunden.
Was bleibt der Poldi denn anderes übrig als zu ermitteln, zumal sie plötzlich selbst noch unter Mordverdacht steht.
Das neueste Abenteuer der Tante Poldina ist wieder eine Tour force. Weder von Todesdrohungen, noch Mordverdacht oder sogar Haft lassen sich Poldi und ihr schneidiger Commissario Montana vom Ermitteln abbringen. Ja ganz richtig, Montana macht gemeinsame Sache mit Poldi, denn er scheint jemandem auf die Füße getreten zu sein und ist vom Dienst suspendiert. Aber er hat auch noch überall den einen oder anderen Gefallen einzufordern, so klappt das mit den Ermittlungen auch in Rom ganz gut.
Poldi lässt nichts aus, sie wirbelt im Nonnenhabit im Vatikan reichlich Staub auf, liefert sich in Rom heiße Verfolgungsfahrten und mischt zurück in Sizilien das Dorf auf. Kein Stein bleibt auf dem anderen, denn wenn Poldi sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann brennt die Hütte!
Es gibt bei den Lesern der Poldi Krimis nur zwei Meinungen, entweder man mag sie oder man mag sie nicht. Dazwischen gibt es nichts. Ich gehöre zur „Mag sie“ Fraktion, weil ich mich immer köstlich amüsiere. Ich liebe die überzogenen Abenteuer, ich liebe ihre derbe, bayerische Ausdrucksweise und wenn sie das Götz Zitat verwendet, klingeln mir die Ohren. Damit es zwischen den Abenteuern kleine Erholungspausen für die Leser gibt, kommentiert der nette, aber ein wenig tapsige Neffe die Ereignisse. Wenn er nicht den Lesern seinen eigenen Romanentwurf ans Herz legt, denn eigentlich hält er sich ja für einen begnadeten Schriftsteller, doch sein Opus Magnum – der große italienisch-deutsche Familienroman – will ihm nicht so recht aus der Feder fließen. Aber er soll besser weiterhin Poldis Abenteuer aufschreiben, das macht mir mehr Spaß.
Eine verrückte und abgedreht Geschichte und ich bin immer wieder überrascht, dass sich Poldi noch steigern lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Schreibstil
  • Humor
  • Lesespaß
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2019

Thies holt sich eine blutige Nase

Mörder mögen keine Matjes
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Es ist ein eher stürmischer Nachmittag den Tadje Dethlefsen mit Freund Lasse knutschend am Strand verbringt. Sie ist nicht recht bei der Sache, ein angeschwemmter Container nimmt ihre Aufmerksamkeit ...



Es ist ein eher stürmischer Nachmittag den Tadje Dethlefsen mit Freund Lasse knutschend am Strand verbringt. Sie ist nicht recht bei der Sache, ein angeschwemmter Container nimmt ihre Aufmerksamkeit gefangen. Lasse und sie öffnen den Container und finden allerhand Elektronikschrott, dazwischen einen Toten und ein kleines Äffchen, das gleich verängstigt Tadje in den Arm springt. Als Polizistentochter weiß sie was zu tun ist. Vater Thies ist dann auch gleich am Fundort und stellt fest dass der Container wohl aus Hamburg kommt. Gut, dass Nicole Stappenbeck inzwischen dort bei der Mordkommission arbeitet, da kann er wieder mal mit ihr ermitteln.

Die Stammkunden der „Hidden Kist“ Antjes Imbiss mit Kultstatus, wollten eh schon einen Ausflug in die Stadt machen, Kumpel Piet Paulsen bekommt in der Elbmetropole grade ein neues Knie verpasst, da kann man den Besuch doch gleich mit der Unterstützung für Thies verbinden.

Kein Hamburger Kriminalbeamter wird den Ort Fredenbüll jemals mehr vergessen, dafür sorgen schon die Ermittlungen die Thies unbeirrt mit friesischem Scharfblick dort anstellt, auch wenn er eigentlich gar nicht zuständig ist.

Wieder einmal sind Thies und die Fredenbüller unschlagbar. Eine urkomische Geschichte mit lauter kauzigen, aber liebenswerten Originalen, die ich schon aus den Vorgängerbänden ins Herz geschlossen habe. Den herben Friesencharme möchte ich inzwischen nicht mehr missen. Der Krimi beschäftigt sich mit üblen Geschäften um illegale Müllentsorgung und Drogenhandel, klammert ernste Themen also nicht aus, bleibt aber immer urkomisch dabei.
Wie ein kleiner roter Faden ziehen sich die Auftritte des Privatdetektivs Phil Krotke durch das Buch, der eine Hommage an die klassischen amerikanischen Detektivromane ist. Sei es durch seine Chesterfields und die Streichhölzer, die er am Daumennagel anreißt , seine lakonischen Sprüche oder sein zerknautschtes Aussehen.

In Hamburg hat die Stammbelegschaft der Hidden Kist ein adäquates Lokal gefunden. In Mannis Matjeshalle lässt sich wunderbar bei Fisch- und Krabbenbrötchen über die nächsten Maßnahmen diskutieren. Aber trotzdem schön, wenn wir beim nächsten Fall wieder in Fredenbüll Station machen. Ich glaube, Thies war die Großstadt auch ein wenig zu turbulent. Dafür gab es wieder jede Menge Wortwitz und genau auf den Punkt gebrachte Situationskomik.

Ein Muss für Friesen-Fans!

Veröffentlicht am 10.03.2019

Frau Merkel ermittelt wieder

Glückskatz
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Kommissar Steinböck und sein eingespieltes Team mit Emil Meyer jr. ein urbayerischer, dunkelhäutiger Rollstuhlfahrer und Ilona Hasleitner, leicht übergewichtig und nicht auf den Mund gefallen und nicht ...

Kommissar Steinböck und sein eingespieltes Team mit Emil Meyer jr. ein urbayerischer, dunkelhäutiger Rollstuhlfahrer und Ilona Hasleitner, leicht übergewichtig und nicht auf den Mund gefallen und nicht zuletzt Frau Merkel, die legendäre Katze, haben einen neuen Fall.
Hanno von Käskopp, ein zwielichtiger Anwalt der mit Abmahnungen Geld scheffelt, wurde in seiner Kanzlei getötet. Der Mund wurde ihm mit gut 2000,--€ gestopft und überall finden sich Zettel mit der Aufschrift „Letzte Mahnung“ . Als kurz darauf ein zweiter Toter, ein recht dubioser Schrotthändler, gefunden wird, der auf gleiche Weise starb, ist in der Münchner Presse schon von einem Serienmörder die Rede. Eine Art Rächer, der das Gesetz in die eigene Hand nimmt. Keine leichten Ermittlungen für Steinböck, der auch noch von einer reizenden Dozentin der Filmhochschule abgelenkt wird.
Gut, dass Frau Merkel Prioritäten setzen kann!
Das ist der dritte Fall für dieses ausgefallende Polizeiteam und wieder ist es ein großes Lesevergnügen. Die nonverbalen Dialoge von Frau Merkel mit ihrem Dosenöffner sind dabei jedes Mal ein besonderes Highlight. Die Katze ist eine rechte Diva und hält mit Kritik und bösen Bemerkungen nicht hinterm Berg, vor allem, wenn sie weibliche Konkurrenz befürchtet. Dann bekommt es Steinböck noch mit einem besonderen Geschenk zu tun, eine Winkekatze mit einer geheimnisvollen Botschaft zu tun.
Wenn der Roman auch nicht mit Humor geizt, so hat er doch ein ganz ernstes Thema. Abmahnungen und die Auswirkungen auf die oft unbedarften Beklagten, die sich kaum dagegen wehren können, dubiose kriminelle Strukturen bei Elektromüll-Entsorgung, Steinböck muss gar nicht so tief bohren.
Fans von Frau Merkel kommen wieder auf ihre Kosten und auch der dritte Band ist wieder gelungen. Aber wer die Vorgänger nicht kennt, braucht keine Angst zu haben. Schnell ist man im Kosmos von Steinböck, seinen Kollegen und seiner Hausgemeinschaft angekommen. Wobei die Hausgemeinschaft auch etwas ganz Besonderes ist. Mitten im überteuerten München ist hier ein Hausbesitzer, der seine Wohnungen nach Sympathie vergibt und daraus resultiert diese ganz besondere Mischung, auch Emil Meyer ist seit kurzem nicht nur Kollege, sondern Nachbar.
Neben den gelungenen und überaus treffsicheren Bemerkungen von Frau Merkel, gefallen mir die gemütlichen Münchner Dialekteinsprengsel.
Frau Merkel, bitte ermitteln Sie weiter.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Gartenglück

Liebe geht durch den Garten
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Anna, alleinerziehende Mutter zweier Söhne, geht das Stadtleben in ihrer Dachgeschosswohnung auf die Nerven. Ein Garten wäre ihr Wunschtraum, beflügelt von Zeitschriften, die die Idylle eines Schrebergartens ...

Anna, alleinerziehende Mutter zweier Söhne, geht das Stadtleben in ihrer Dachgeschosswohnung auf die Nerven. Ein Garten wäre ihr Wunschtraum, beflügelt von Zeitschriften, die die Idylle eines Schrebergartens malen, pachtet sie eine kleine, verwilderte Parzelle. Da ihre finanziellen Mittel begrenzt sind, greift sie zu, weil sie die Laube ohne Ablösung bekommt, der Vereinsvorsitzende spricht von Reparaturbedarf. Doch als sie die Laube betritt, sieht sie nichts als Verwahrlosung und schon bald kommt der Verein mit Gartenregeln und Verpflichtungen.
Aber Gartennachbarin Lene steht mit Rat zur Seite und Paul, ein anderer Schrebergärtner, ist immer zur Hilfe bereit. Schweigsam ist er, aber auch ungemein attraktiv, was auch Sabine von nebenan nicht entgangen ist.
Das Glück, einen Garten zu besitzen, zu planen und zu pflanzen wird beim Lesen fast übermächtig. Wie sich Anna und ihre Jungs immer leidenschaftlicher mit ihrem kleinen Grundstück beschäftigen macht richtig Spaß zu verfolgen. Natürlich bin ich beim Thema Paul ganz auf Annas Seite und ihre Versuche bei Paul nicht nur Interesse am Garten, sondern auch an ihr zu wecken, ist eine sehr unterhaltsame Abfolge von kleinen und lustigen Katastrophen.
Die warmherzige Geschichte hat mir sehr gut gefallen, die Mühen und Plagen eines Gartens und die Belohnung in Form von Obst und Gemüse und einem blühenden Paradies ist realistisch beschrieben, man spürt förmlich die Erde unter den Händen. Aber auch im Paradies ist man nicht vor Regeln, wie der exakten Heckenhöhe und dem regelmäßigen Rasenmähen verschont. Trotzdem spürt man die Liebe zum Schrebergarten und der kleinen Gartenfreuden.
Aber nicht nur beim Gärtnern ist der Autorin eine lebendige Schilderung gelungen, auch ihre Figuren sind liebevoll gezeichnet. Anna möchte man nur zu gern zu Freundin haben und auch Freundin Martha und Nachbarin Lene sind tolle Frauenfiguren und wunderbar lebensecht.
Mit einer Szene hat mich die Autorin besonders angerührt, sie beschreibt ein schlimmes Sommergewitter, das Bäume wie Streichhölzer knickt und viele Schäden anrichtet, die Erinnerung an Sturm Ela wurde wach.
Das Buch hat mir rundum gefallen, man spürt die Liebe zur Natur, freche und witzige Dialoge machen Spaß und der Konkurrenzkampf um Paul bietet viel Situationskomik