Cover-Bild Der Horizont der Freiheit
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rütten & Loening Berlin
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 392
  • Ersterscheinung: 15.03.2019
  • ISBN: 9783352009228
Ines Thorn

Der Horizont der Freiheit

Roman

Eine Frau in den Wirren der Revolution. Frankfurt 1848. Die Stadt ist in heller Aufregung. Die Nationalversammlung tagt in der Paulskirche. Auch der Verleger Joseph Rütten wird von dieser Aufbruchsstimmung angesteckt. Mit seinem Geschäftspartner Zacharias Löwenthal möchte er all die wesentlichen Texte drucken, um die Revolution zu befördern – allen voran den Roman »Wally – die Zweiflerin « von Gutzkow. Doch seinen Verlag plagen nicht nur Probleme mit der Zensur, sondern zudem große Geldsorgen. Und er ist verliebt – in Wilhelmine Pfaff, die Witwe eines Druckers. Die revolutionäre Atmosphäre in der Stadt droht umzuschlagen. Zwei Delegierte werden ermordet – und bald hat die Obrigkeit eine Verdächtige gefunden: Henriette Zobel, eine Freiheitskämpferin und Wilhelmines beste Freundin.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2019

starke Frauen, sehr unterhaltsam

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Frankfurt am Main im Jahr 1848 – die Stadt ist in Aufruhr, es herrscht Aufbruchstimmung weg von der Monarchie hin zur Demokratie. Während dieser explosiven Zeit lebt Wilhelmine Pfaff, die erst vor Kurzem ...

Frankfurt am Main im Jahr 1848 – die Stadt ist in Aufruhr, es herrscht Aufbruchstimmung weg von der Monarchie hin zur Demokratie. Während dieser explosiven Zeit lebt Wilhelmine Pfaff, die erst vor Kurzem Witwe geworden ist, und nun mit der vor dem Ruin stehenden Druckerei ihres Mannes völlig überfordert ist. Sie hat zwar immer in der Werkstatt mitgeholfen, aber eine Frau als Chefin, eine Frau die auf Kundensuche geht und das Marketing zwecks Umsatzsteigerung voranbringen soll, damit ist sie völlig überfordert. Aber ihre beste Freundin – Henriette Zobel – gibt Anregungen, treibt sie dazu Verantwortung zu übernehmen und die Initiative zu ergreifen. Zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein können. In meinen Augen lebt dieser Roman gerade von der Unterschiedlichkeit der beiden Frauen, die so lebendig in ihrem Denken und Tun beschrieben sind und fesselt damit die Leser.
Henriette die Kämpferin, politisch engagiert, energiegeladen und damit das ganze Gegenteil von Wilhelmine. Henriette hat mich etwas an Rosa Luxemburg erinnert, auch wenn die erst Jahrzehnte später gelebt hat. Bewundernswert, dass ihr Mann sie in ihren politischen, zum Teil radikalen Aktivitäten so unterstützt und ihr den Freiraum für eigene Entscheidungen lässt. Wilhelmine dagegen ist eher der gefühlvolle, häusliche Typ deren Kinderwunsch unerfüllt blieb. Verantwortung übernimmt sie nur aus der Not heraus und dann auch nur sehr zaghaft. Trotzdem waren mir beide Frauen sympathisch.
Die Atmosphäre des Umbruchs hat Ines Thorn wunderbar widergegeben. Dabei haben mich manche Beschreibungen zu den Demonstrationen und Unruhen an die Montagsdemos zur Wendezeit erinnert.
Ich habe mich mit dem Buch wunderbar unterhalten gefühlt und vergebe 4,5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte, lebendig geschrieben

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REZENSION – Auf den ersten Blick – und das Cover des Buches mit der eleganten Dame vor der Patriziervilla trägt leider seinen Teil dazu bei – mag das neue Buch von Ines Thorn (55) wie ein nicht allzu anspruchsvoller ...

REZENSION – Auf den ersten Blick – und das Cover des Buches mit der eleganten Dame vor der Patriziervilla trägt leider seinen Teil dazu bei – mag das neue Buch von Ines Thorn (55) wie ein nicht allzu anspruchsvoller Liebesroman wirken. Doch nach den ersten Seiten spürt man: Das Buch bietet einiges mehr. „Der Horizont der Freiheit“ ist ein historischer Roman über die Vortage der Märzrevolution von 1848, der uns Leser an der republikanisch-demokratischen Aufbruchstimmung jener Jahre in Deutschland teilhaben lässt. Arbeiter und Bürger lehnen sich gegen die Vorherrschaft von Adel und Monarchie auf, Frauen kämpfen für ihre Emanzipation in der Männerwelt und die seit jeher am Rand der christlichen Gesellschaft stehenden Juden hoffen auf gesellschaftliche Gleichstellung.
Dies alles ist Inhalt des in Frankfurt am Main spielenden Romans, der kürzlich zum 175-jährigen Jubiläum des 1844 gegründeten Verlags Rütten & Loening erschien, heute nur noch ein Imprint des Aufbau-Verlags. Wir erleben die beiden jüdischen Verlagsgründer, den Kaufmann Joseph Rütten (1805-1878), der zwar 1842 seinen Geburtsnamen Jacob Beer Rindskopf abgelegt hat, aber nicht zum Christentum konvertiert ist, und den Verleger Zacharias Loewenthal (1810-1884), der sich erst 1847 nach seinem Wechsel zum Protestantismus in Carl Friedrich Loening umbenennen wird.
Es sind die verschiedenen historischen Facetten, die Thorns Roman jenseits der Liebesgeschichte zwischen dem schüchternen Rütten und Wilhelmine Pfaff, der jungen Witwe eines benachbarten Druckereibesitzers, so interessant macht. Denn der Autorin gelingt es, Fakten und Fiktion symbiotisch miteinander zu verbinden und dadurch dieses wichtige Kapitel deutscher Geschichte, wenn auch räumlich auf Frankfurt begrenzt, trotz aller Sachlichkeit lebendig zu vermitteln.
So begleiten wir die Abgeordneten, zu denen 1848 auch Rütten und Loewenthal gehören, zur Nationalversammlung in die Frankfurter Paulskirche, wo sich bürgerliche Konservative erfolglos mit Republikanern zu einigen versuchen. Wir sind aber auch unter den demonstrierenden Arbeitern draußen vor der Frankfurter Paulskirche, in deren erster Reihe Wilhelmines beste Freundin, die rebellische Henriette Zobel (1813-1865) steht. Zobel ging tatsächlich als Regenschirm schwingende „Emanze“ und mutmaßliche Attentäterin in die Frankfurter Stadtgeschichte ein. Im Gegensatz zu ihr emanzipiert sich Wilhelmine Pfaff auf andere Art, in dem sie sich von der rechtlosen Ehefrau in eine erfolgreiche Unternehmerin wandelt – nicht zuletzt dank der Aufträge aus der „Literarischen Anstalt“ der beiden Verleger Rütten und Loewenthal. Beide machten sich, wie wir im Roman ebenfalls erfahren, einen Namen durch die Verbreitung revolutionärer Texte von Karl Marx, Ludwig Börne oder Karl Gutzkow. Den wirtschaftlich größten Erfolg ihrer Anfangsjahre verdankten sie aber dem heute legendären Kinderbuch „Struwwelpeter“ des Frankfurter Mediziners Heinrich Hoffmann.
„Der Horizont der Freiheit“ ist also weit mehr als ein nüchternes Auftragswerk zur Erinnerung an die vor 175 Jahren erfolgte Gründung des Verlags Rütten & Loening. Ines Thorn hat einen sorgsam recherchierten und historisch interessanten Roman geschrieben, der uns zu denken geben sollte: Vor 175 Jahren kämpften viele Deutsche unter Einsatz von Leib und Leben für Freiheit und Demokratie – für hohe Werte, die in unserer heutigen Gesellschaft vielfach missachtet und nicht mehr genügend wertgeschätzt werden.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Der Horizont der Freiheit

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Der Roman spielt vier Jahre nach Gründung des Verlags Rütten und Loening. Interessant ist, dass Rütten und Loening, heute ein Imprint des Aufbau-Verlags, diesen Roman nun verlegt, in dem die beiden Gründer ...

Der Roman spielt vier Jahre nach Gründung des Verlags Rütten und Loening. Interessant ist, dass Rütten und Loening, heute ein Imprint des Aufbau-Verlags, diesen Roman nun verlegt, in dem die beiden Gründer eine wichtige Rolle spielen. Vor allem Joseph Rütten, der zusammen mit seinem Partner Zacharias Löwenthal das Verlagshaus führt, ist einer der wichtigsten Charaktere neben der Witwe Wilhelmine Pfaff, in die er heimlich verliebt ist. Die Druckerei Pfaff liegt dem Verlagshaus gegenüber; Joseph Rütten und Wilhelmine Pfaff sind also Nachbarn und schon seit längerer Zeit gut befreundet. Nach dem Tod ihres geliebten Mannes ist Wilhelmine mutlos und weiß nicht, wie es mit dem Betrieb weitergehen soll. Mit Hilfe ihrer besten Freundin Henriette Zobel bringt sie die Druckerei jedoch wieder in Schwung, wobei Rütten und Löwenthal aber nicht ganz unbeteiligt sind, denn eine Reihe von Ereignissen führen zur Entscheidung der beiden Männer, ihrer Nachbarin diverse Druckaufträge zukommen zu lassen. Während Wilhelmine versucht, als allein stehende Frau das Unternehmen ihres verstorbenen Mannes weiter zu führen, hat sich ihre Freundin Henriette der Politik verschrieben. Sie verfolgt alle Tagungen der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche und erhebt schon mal vehement ihre Stimme, um ihre Meinung durchzusetzen.
Die beiden Freundinnen könnten unterschiedlicher gar nicht sein. Während Wilhelmine sich wenig für Politik interessiert, sondern sich eher an der konventionellen Frauenrolle orientiert, ist Henriette ganz anders. Sie ist kämpferisch und leidenschaftlich, setzt sich für die Gleichberechtigung der Frauen und für die Demokratie ein, was ihr den Ruf einbringt, ein Blaustrumpf zu sein. Manchmal wirkt sie regelrecht fanatisch.
Ich habe die Entwicklung der Ereignisse mit Interesse verfolgt. Hier hat die Autorin tadellos recherchiert, und man erhält jede Menge Informationen zum damaligen Kampf um die Demokratie. Einige Charaktere aus dem Roman sind historisch reale Persönlichkeiten, und vieles, was hier erzählt wird, hat sich in gewisser Weise so zugetragen. Wo genau die wahre Geschichte endet und die Fiktion beginnt, ist Ines Thorns Geheimnis. Es war eine bewegte Zeit mit bedeutenden Ereignissen, die bis heute nachwirken, denn man erlebt hier quasi die Demokratie in ihren Kinderschuhen. Was meinem Geschichtslehrer nie gelungen ist, das hat Frau Thorn erreicht, denn sie hat mir diese wichtige historische Ära nahe gebracht, während der es leider nicht immer friedlich zuging. Mir hat dieser interessante Roman gut gefallen. Lediglich die integrierte fiktive Liebesgeschichte, die im Grunde genommen keine ist, war mir etwas zu kopfgesteuert, und das Ende wirkte auf mich etwas abrupt und vage, vor allem was Henriettes Schicksal angeht.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Starkes Buch über starke Frauen, die ihren Weg gehen

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m Jahr 1848 stehen in Frankfurt am Main die Zeichen auf Umbruch. Die Nationalversammlung hat sich die Paulskirche als Tagungsort auserkoren und plant so den Weg in ein neues , freies Leben. Die Monarchie ...

m Jahr 1848 stehen in Frankfurt am Main die Zeichen auf Umbruch. Die Nationalversammlung hat sich die Paulskirche als Tagungsort auserkoren und plant so den Weg in ein neues , freies Leben. Die Monarchie gehört abgeschafft und der Bürger soll in einer Demokratie leben, die ihm Freiheit und Gerechtigkeit garantiert.
Mitten in diesen stürmischen Zeiten kämpft Wilhelmine Pfaff um ihre Existenz, denn die Druckerei ihres verstobenen Mannes wirft keinen Gewinn ab und steht vor dem Aus.
Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt, zu dem wird Wilhelmine wird von einem anderen Mann umworben und ihre einzige Vertraute ist Freundin Henriette, ein echter Hans Dampf in alles Gassen.
Als dann ein Mord geschieht, stehen schnell die Schuldigen fest - es können nur Wilhelmine und ihre aufwieglerische Freundin gewesen sein....

Es gibt Bücher, da passt einfach alles zusammen - Buchcover, Klappentext und der Inhalt ist erste Sahne.
Als Hessin hat mich natürlich dieses Buch besonders interessiert, denn Bücher, die die Geschichte meiner Heimat widerspiegeln, mag ich sehr.
Ines Thorn verpackt hier historische Ereignisse mit ganz viel Ideenreichtum zu einem Roman, der es in sich hat.
Die aufgeheizte politische Stimmung bringt sie sehr gut rüber und so zieht es mich immer mehr in dieses Buch, wenn Wilhelmine gegen den Ruin kämpft und verzweifelt versucht ihre Existenz zu retten.
Die Stimmung bei den Demonstrationen schwappt auf den Leser über und so wird der Leseeifer angeheizt, versinkt man doch in Aufregung, Umbruchstimmung und Gerechtigkeitssinn. Es flimmern viele Bilder von den Demonstrationen im heutigen Zeitgeschehen und der jüngeren Vergangenheit vor meinem inneren Augen und lassen so das Gelesene noch intensiver erscheinen.
Die Autorin verleiht ihren Protagonisten eine Stimme, die mit kraftvollen Szenen in die Welt hinausgetragen wird und mich so immer mehr fasziniert. Auch die vielen bekannten Ecken, die im Buch zu finden sind, machen für mich den Roman zu erlebbarer Stadtgeschichte Frankfurts.
Es ist die Gegensätzlichkeit, die mich an der Freundschaft von Wilhelmine und Henriette so begeistert. Die eine eher kühl und beherrscht, die andere impulsiv und forsch - und doch sind beide ein Herz und eine Seele, meistern die ihnen vom Leben gestellten Aufgaben mit Bravour, Einfallsreichtum und Köpfchen.
Neben all den politischen Szenen kommt noch hinzu, dass die Autorin die Geschichte von der Entstehung des Aufbau-Verlages erzählt, die ich so bisher nicht kannte. Aus der Idee zweier Freunden, Joseph Rütten und Zacharias Löwenthal, später Loening, die gegen die Zensur ankämpfen, entsteht ein Verlagshaus, das heute vom Buchmarkt nicht mehr wegzudenken ist. Eine kleine Liebeserklärung der Autorin an Rütten und Loening, die ihr sehr gut gelungen ist .
Die Erzählung lebt von der sehr guten Recherche, vereint starke historische Persönlichkeiten mit einem modernen, flotten Erzählstil und lässt ganz viele Emotionen zu.
Thorn weiß eben, wie man gute Bücher schreibt, die den Leser begeistern und so schnell nicht mehr loslassen.