Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2019

Unter dämonischem Einfluss

Das gefälschte Siegel
0

Einst bannten Ililiané, Zauberin der Alfeyn, und Damar einen gefährlichen Erzdämon in eine versiegelte Schriftrolle. Diese wird seitdem bewacht von den Steinernen Wächtern, während auf den Resten der Dämonenburg ...

Einst bannten Ililiané, Zauberin der Alfeyn, und Damar einen gefährlichen Erzdämon in eine versiegelte Schriftrolle. Diese wird seitdem bewacht von den Steinernen Wächtern, während auf den Resten der Dämonenburg nun Damars Blutlinie über das Königreich Neraval regiert. Doch es gibt den Verdacht, dass das Siegel gebrochen wurde. Falls ja, konnte der Dämon bereits entkommen und jemanden für seine Rachepläne in seinen Bann ziehen?
Die Neraval-Sage erinnert an eine typische High Fantasy Quest: Mehrere Streiter ziehen mit einem gemeinsamen Ziel aus und müssen beim Lösen ihrer Aufgabe mehrere Hürden überwinden. So schart Prinz Tymur Damarel in diesem Fall drei Personen um sich, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Kevron „Kaltnadel“ Florel, der mit seinem Bruder einst zu den geschicktesten Fälschern des Landes zählte und den Auftrag erhält, die gefährliche Schriftrolle zu untersuchen. Lorcan Demirel, langjähriger Freund des Prinzen und einer der Steinernen Wächter über die Schriftrolle. Und Enidin Adramel, eine aus einer Forscherfamilie stammende ehrgeizige Magierin, welche noch dabei ist, ihre Kräfte zu entwickeln. Vor allem bei Enidin war ich erfreut, mal einen weiblichen Physik-Nerd als Charakter zu haben, die zwar sehr gut in ihrem Fachbereich ist, jedoch kaum Ahnung von der wirklichen Welt ausserhalb ihrer Akademie hat.
Sehr gut hat mir gefallen, wie Maja Ilisch mit Worten umgehen kann. So ist vor allem ihr Prolog märchenhaft schön zu lesen. Aber auch sonst schafft sie es, den Leser durch ihr Abenteuer zu führen, ohne jeden Grashalm am Wegesrand begrüßen oder besingen zu müssen. Kurz: Sie hält sich nicht unnötig mit Beschreibungen auf. Wobei ich mir an mancher Stelle ein paar mehr Beschreibungen gewünscht hätte, um meinem Kopfkino etwas mehr Futter bieten zu können.
Dass die Gruppe ein paar Startschwierigkeiten hat, bis sie sich als Team zurechtfindet, hatte ich bereits vermutet. Leider hält sich dieser Zustand sehr lange und diesbezüglich störten mich vor allem im Mittelteil die vielen zwischenmenschlichen Kabbeleien und Dialoge, während die Handlung etwas ins Hintertreffen geriet und für mich persönlich die Spannung abnahm. Da hätte ich den ein oder anderen Charakter gern am Kragen packen und durchschütteln mögen, er solle sich gefälligst endlich mal zusammen reißen. Wobei ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass der Dämon vielleicht doch bereits in einem der vier steckt. Eine Durststrecke, welche sich zum Glück zum Ende endlich legte, als die Handlung selbst wieder an Fahrt gewann und andere Punkte als Zwist, Neid und Arroganz in den Fokus rückten.
Ein angenehm zu lesender Start in eine spannende High Fantasy Quest mit einer leider im Mittelteil durch anstrengendes Charakterverhalten bedingten, etwas schwerfälligen Durststrecke.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Claras Abenteuer in den vier Reichen der Fantasie

Der Nussknacker und die vier Reiche. Das Geheimnis der Reiche
0

Wie durch Zauberei gelangt die junge Clara in eine Parallelwelt, welche ihre verstorbene Mutter einst erschuf und die von lebendigen Spielzeugen bevölkert ist. Doch scheinbar werden drei der Reiche von ...

Wie durch Zauberei gelangt die junge Clara in eine Parallelwelt, welche ihre verstorbene Mutter einst erschuf und die von lebendigen Spielzeugen bevölkert ist. Doch scheinbar werden drei der Reiche von Mutter Ingwer, der Herrscherin des vierten Reiches, bedroht. Zuckerfee, die Herrscherin über das Reich der Süßigkeiten, bittet Clara um Hilfe – und diese willigt ein. Kurz darauf gerät Clara in ein spannendes Abenteuer mit einem Nussknacker und einer Mäusearmee, welches sie sich nie erträumt hätte und das den Verlust ihrer Mutter nach und nach erträglicher macht.
Das Buch begann zu meinem Erstaunen fast schon übertrieben kitschig mit Weihnachten und den Geschenken der kürzlich verstorbenen Mutter. Als Clara jedoch die vier Reiche entdeckte, entwickelte sich die Erzählung zu einem spannenden Märchen, welches auch mir als Erwachsene wirklich Spaß machte. Zudem fand ich es wunderschön, wieviel Spaß Clara und ihre Mutter Marie am Tüfteln hatten, dem Erfinden und Reparieren von Geräten und Maschinen.
Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven wie Clara, ihrer Mutter Marie in der Kindheit sowie Zuckerfee, der Herrscherin über das Reich der Süßigkeiten. Hierbei schafft es Marie Bierstedt, der Geschichte mit ihrer Stimme einen märchenhaften Zauber zu verleihen, der das ungekürzte Hörbuch zu einem traumhaften Erlebnis werden lässt.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Eine junge Frau auf Rachefeldzug

Sadie
0

Sadie ist verschwunden. Spurlos. Durch den Mord an ihrer Schwester verlor die 19-jährige das Einzige, was ihr im Leben noch wichtig war. Ohne ein Wort bricht sie alle Brücken ab. Warum? Und wohin geht ...

Sadie ist verschwunden. Spurlos. Durch den Mord an ihrer Schwester verlor die 19-jährige das Einzige, was ihr im Leben noch wichtig war. Ohne ein Wort bricht sie alle Brücken ab. Warum? Und wohin geht sie? Nur ihr Auto wird später verlassen vorgefunden. Journalist West McCray macht sich auf Bitten der Nachbarin auf die Suche nach Sadies Spuren – und widmet ihr den True-Crime-Podcast „The Girls“.

„Ich wollte einfach jemandem wichtig sein.“ (Zitat S. 119)

Ohne Vater und von der drogenkranken Mutter zurückgewiesen fand Sadie ein neues Lebensziel, als sie im Alter von 6 Jahren ihre kleine Schwester Mattie bekam. Sie kümmerte sich wie eine Mutter um Mattie, bis es zum deren tragischen Tod kam, welcher nicht geklärt werden konnte.
Das Buch beschreibt Sadies Erlebnisse, Erinnerungen und Gedanken aus ihrer Sicht in der Gegenwartsform. Dem gegenüber versucht der Journalist retrospektiv herauszufinden, aus welchem Grund und mit welchem Ziel Sadie verschwand. Dieser Part ist aufgebaut wie ein Podcast, besteht aus zusammengetragenen Recherchen, Interviews und Telefongesprächen. Die Herangehensweise an Sadies Verschwinden ist dadurch recht interessant gestaltet. Nach und nach beginnen Sadies Version und West McCrays Podcast einander zu ergänzen und geben ein Bild von Sadie und ihrer Vergangenheit preis, welches ihr Handeln erklärt.
Mich haben vor allem Sadies Erzählungen mitreissen können, auch wenn ich ihr Handeln und ihre Entscheidungen nicht immer als schlüssig empfand. Dennoch wohnte eine spürbar starke Zielstrebigkeit in ihr, welche mich umso neugieriger machte, was sie letztendlich vorantrieb. Zudem gefiel mir, dass an der Story nichts unnötig geschönt wurde. Der Podcast verlieh dem Ganzen eine zusätzliche Dynamik. Das Ende wirkt auf eine eher unpräzise Art doch wieder eindeutig und ist auf jeden Fall eine etwas ungewohnte Lösung.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Das Böse trägt viele Masken

Die dunklen Lande
0

1629, Zeit des 30-jährigen Krieges im Römischen Reich deutscher Nation. Zeit der Hexen, Zauberer und Dämonen. Die junge Abenteurerin Aenlin Kane kommt nach Hamburg, um das Erbe ihres berühmten Vaters und ...

1629, Zeit des 30-jährigen Krieges im Römischen Reich deutscher Nation. Zeit der Hexen, Zauberer und Dämonen. Die junge Abenteurerin Aenlin Kane kommt nach Hamburg, um das Erbe ihres berühmten Vaters und einstigen Dämonenjägers Solomon Kane in Empfang zu nehmen. An ihrer Seite Tahmina, eine persische Mystikerin mit magischen Talenten. Die Umstände führen dazu, dass die beiden sich kurz darauf im Auftrag der Westindischen Compagnie zusammen mit einer Söldnertruppe nach Bamberg aufmachen, einer Hochburg der Hexenverfolgung, um fünf Personen nach Hamburg zu bringen. Auf ihrem Weg durch die dunklen Lande sind Hexen jedoch die geringste der Gefahren, auf welche die Gruppe schon sehr bald treffen. Denn das Böse hat viele Gesichter…
Mir gefiel die Idee, dass „Dämonenjäger“ Solomon Kane, eine Figur des Autors Robert E. Howard, hier mit Aenlin Kane eine Tochter hat, welche er nie traf, die aber trotzdem einen ähnlichen Job wie ihr Vater ausüben wird. Das Setting ist düster, wobei der Autor es sich auch diesmal nicht hat nehmen lassen, historische Details geschickt in die Story einzubauen, was dem Ganzen das gewisse Extra verleiht. Zusätzlich zu den damals verfolgten Hexen tummeln sich im Roman auch andere dunkle Mächte wie Dämonen, Nixen und einiges mehr, was eine hervorragende, historische Dark Fantasy ergibt. Auch wurde eine dunkle Macht mit eingebaut, mit welcher ich zu Beginn nicht gerechnet hatte und die für eine entsprechende Überraschung sorgte.
Vom Schreibstil, der gebotenen Atmosphäre sowie der Idee an sich ist das Buch wirklich super. Was mich störte war, dass einige Handlungsstränge oberflächlich oder unstimmig blieben und mich somit etwas unglücklich zurück ließen. Da bin ich bessere Übergänge vom Autor gewohnt. Schade ist für mich auch, dass sich das Geheimnis um einen Hauptcharakter nicht klärt sondern erst im folgenden Album der Band „Blind Guardian“ aufgelöst wird. Zwar ist das Co-work an sich eine ganz interessant Idee, für mich als Leser jedoch etwas ärgerlich, da ich nun auf meiner Spekulation sitzen bleibe.
Bis auf einige Unstimmigkeiten ist das Buch eine gelungene, historische Dark Fantasy mit einer spürbar düsteren Atmosphäre, überraschenden Wendungen und aussergewöhnlichen Charakteren.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Welche Person steckt hinter der Maske, die du trägst?

Shadows
0

Selbstmord? Ein Mitschüler von uns? Wie hieß der überhaupt? Aussenseiter Jakob wird tot aufgefunden. Diagnose: Selbstmord. Die Reaktionen seiner Klassenkameraden sind unterschiedlich, reichen von Entsetzen ...

Selbstmord? Ein Mitschüler von uns? Wie hieß der überhaupt? Aussenseiter Jakob wird tot aufgefunden. Diagnose: Selbstmord. Die Reaktionen seiner Klassenkameraden sind unterschiedlich, reichen von Entsetzen über Ratlosigkeit bis Desinteresse. Als seinen letzten Wunsch bat Jakob seine Sitznachbarin, eine Art Tagebuch von ihm vor den Mitschülern vorzulesen. Natascha ist selbst eine Aussenseiterin, gilt als stiller Gruftie und wird besonders von der führenden Klassenclique gemieden. Als Natascha beginnt, Jakobs Aufzeichnungen vorzulesen, werden die Jugendlichen jedoch mit Wahrheiten konfrontiert, mit welchen sie nie gerechnet hätten. Und was sie nicht ahnen: Das alles ist Teil eines perfiden Plans, der wahre Täter versteckt sich in den Schatten und wartet nur darauf, erneut zuzuschlagen.
Der Roman zeigt deutlich, was oftmals Realität ist: Viele Schüler der Abschlussklasse tragen eine Maske, hinter welcher sie sich verstecken. Die Gründe dazu sind unterschiedlich, hinter einigen stecken tragische Schicksale. Als die Schüler mit Wahrheiten und Peinlichkeiten konfrontiert werden, fallen langsam die Masken. Nicht jeder kann damit umgehen, wogegen sich andere dadurch wie befreit fühlen. Recht gut werden die unterschiedlichen Reaktionen der Protagonisten beschrieben, als sie mit Themen wie Lüge und Verrat, Gewalt und Missbrauch konfrontiert werden, ihnen im Spiegel die Ignoranz entgegen blickt. Doch auch positive Themen wie Mitgefühl und Verständnis, Freundschaft und Familie finden ihren Weg, führen zum Nachdenken in den Köpfen der Protagonisten wie auch des Lesers.
Thematisch ist „Shadows“ ein sehr gelungener Roman, welcher den Protagonisten ihre Masken entreißt und die wahren Personen dahinter aufdeckt. Dadurch wird deutlich aufgezeigt, dass Schein nicht zwangsläufig auch Sein ist und dass man gerade bei subtilen Anzeichen von Missbrauch oder psychischen Problemen aufmerksamer sein sollte. Hier hat die Autorin gezeigt, dass sie unterschiedliche Charaktere vielschichtig und glaubhaft herausarbeiten kann. Stilistisch ist der Roman recht flüssig zu lesen. Verwirrend waren jedoch manchmal abrupte Szenenwechsel mitten im Satz: Ein Satz oder Dialog beginnt in einer Szene und wird in einer weiteren Szene mit anderen Personen passend fortgeführt. Das war für meinen Geschmack eine sehr schöne Idee, jedoch nicht immer sofort erkennbar.
Zusammengefasst ist „Shadows“ ein emotional durchdachter und mitreissender Roman, der durch die Perfidie des Täters im Schatten recht lange spannend bleibt.