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Veröffentlicht am 13.03.2019

Dieses Buch hat mich begeistert!

Der Honigbus
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Bei jedem tollen Buch, das ich gelesen habe, stellt sich mir die Frage, wie ich ihm im Rahmen einer Buchbesprechung gerecht werden kann. Das gilt auch für „Der Honigbus“.

Die Kurzfassung ist: „Der Honigbus“ ...

Bei jedem tollen Buch, das ich gelesen habe, stellt sich mir die Frage, wie ich ihm im Rahmen einer Buchbesprechung gerecht werden kann. Das gilt auch für „Der Honigbus“.

Die Kurzfassung ist: „Der Honigbus“ ist toll! Kauf das Buch! Lest es!

Aber die Begründung, die zur Langfassung führt? Schwierig.

Meredith May, ihres Zeichens Journalistin und Bienenzüchterin, hat ihre Memoiren geschrieben. Ihre Memoiren? WTF? Was soll das? Kein Mensch kennt diese Frau. Was sollen Memoiren von einer Person, die kein Mensch kennt? Tja, das ist die Frage, nicht wahr?

Nun, Meredith Mays Geschichte ist tatsächlich so einzigartig, dass ich tatsächlich froh bin, sie gelesen zu haben. Die Inhaltsangabe liest sich erst einmal dramatisch und klingt ein bisschen wie die Texte zu Erbauungsliteratur. Und so dramatisch und erbaulich „Der Honigbus“ stellenweise auch sein mag, es handelt sich bei dem Buch schlicht und ergreifend um ein verdammt gutes Buch.

Wir folgen Meredith durch ihre Kindheit, erleben, wie sie von ihrer Umgebung wieder und wieder im Stich gelassen wird, auf eine Art und Weise misshandelt wird, die zwar nicht körperlicher Art, aber dafür nicht weniger toxisch ist. Wir erleben wie sie Trost findet, wie sie Halt findet bei den Bienen, die ihr Großvater hegt und pflegt, wie sich ihr eine völlig neue Welt öffnet und wie sie dank der Bienen das Leben an sich zu verstehen lernt und ihren eigenen Weg findet.

Verdammt, das klingt so bescheuert!

May schafft es, drei Bücher gleichzeitig abzuliefern: ihre Memoiren, ein Sachbuch (über Bienen) und einen Roman. Und das alles hat sie so gut vermengt, dass das Lesen ohne Wenn und Aber Spaß macht. Sie verwendet eine Sprache, die bildhaft und nüchtern zugleich ist. Sie lässt uns die Misshandlungen erleben, ohne auch nur einmal Mitleid heischend zu werden oder auf billige Dramatik zu setzen. Herrlich!

Während des Lesens durchlebte mein Gefühlshaushalt eine Achterbahnfahrt: Ich fühlte mit Meredith, fühlte ihre Liebe, ihren Schmerz, ihre Hoffnungen. Ich war gespannt, wie es weitergeht. Ich weinte, ich lachte. Ich hasste. Oh, wie ich hasste! Ich verstand, ich war gequält, ich schmunzelte, ich bewunderte, ich schüttelte verständnislos den Kopf.

Vor allem aber: Ich genoss. Und zwar das Buch. Es war spannend, informativ, inspirierend, voller Liebe, toll geschrieben, voller kleiner Wunder und vor allem – voller Hoffnung. Ich bin froh, dass Meredith May dieses Buch geschrieben hat.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Genial!

QualityLand (QualityLand 1)
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Als Buch ist "QualityLand" schon großartig, aber als Hörbuch ist es genial! Das liegt natürlich an Marc-Uwe Kling, der sein Buch dermaßen gut vorliest, dass es unglaublich unterhaltsam und kurzweilig ist. ...

Als Buch ist "QualityLand" schon großartig, aber als Hörbuch ist es genial! Das liegt natürlich an Marc-Uwe Kling, der sein Buch dermaßen gut vorliest, dass es unglaublich unterhaltsam und kurzweilig ist. Genau genommen liest Kling nicht einfach nur das Buch, sondern spielt es richtiggehend vor und das macht dieses Hörbuch so besonders. Ich hatte selten so viel Spaß, mir ein Hörbuch anzuhören.


Über "QualityLand" selbst muss ich wahrscheinlich gar nicht mehr viel schreiben: Diese Dystopie ist im Grunde genommen nur das, was wir heute schon erleben, nur weitergedacht. Insofern ist das Erzählte für uns gut nachvollziehbar. Klingt schafft es aber, das alles so zu überspitzen, dass es nicht nur erschreckend, sondern eben auch lustig ist. Dadurch ist das Buch zwar einerseits eine durchaus realistische Idee, wohin wir uns entwickeln (können), gleichzeitig aber auch eine sehr witzige Abrechnung des Jetzt. Herrlich!

Jedenfalls: Wer mal ein richtig gutes Buch hören will, sollte sich unbedingt dieses Hörbuch greifen. Es ist herausragend! (Und ehrlich gesagt so gut, dass ich die nächsten Hörbücher schon allein der Sprecher*innen wegen enttäuschend finden werde. Das ist die Gefahr, wenn man ein von Kling vorgesprochenes oder eher vorgespieltes Buch gehört hat.)

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein ganz tolles Kinderbuch mit vielen unterhaltsam aufbereiteten Informationen

Stell dir vor, du wärst...ein Tier im Wald
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Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Bücher für Kinder es mittlerweile gibt. Zumindest in meiner Erinnerung war die Auswahl früher deutlich begrenzter. Vor allem ist es nicht so, dass permanent lieblos ...

Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Bücher für Kinder es mittlerweile gibt. Zumindest in meiner Erinnerung war die Auswahl früher deutlich begrenzter. Vor allem ist es nicht so, dass permanent lieblos zusammengestellte Schrott-Kinderbücher veröffentlicht werden, sondern die Bücher sind auch noch gut! Okay, Reihen wie "Connie" meide ich wie die Pest, aber selbst die hat durchaus ihre Berechtigung. Sie ist nur nicht mein Fall und somit führe ich meinen Sohn auch nicht daran. Viel wichtiger ist aber, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist, für jede Altersstufe, zu (fast) jedem Thema. Wie so oft, hat auch dieses Ding seine zwei Seiten: So toll das ist, so schwer fällt oft die Wahl und vor allem türmen sich im Zimmer meines Sohnes mittlerweile die Bücher. Er kommt ganz nach mir.

Lange Rede, kurzer Sinn: Anfang Februar ist wieder ein neues Kinderbuch erschienen, das den Weg in das Kinderzimmer gefunden hat. Diesmal präsentiert der moses. Verlag im Rahmen der "Expedition Natur"-Reihe das Buch "Stell dir vor, du wärst... ein Tier im Wald" (zeitgleich erschien auch ein zweiter Band "Stell dir vor, du wärst... ein Tier im Garten", das ich (noch) nicht habe und somit nicht besprechen kann). Auf manchen Internetseiten sieht es so aus, als handele es sich um ein kleines Pappbüchlein. Doch weit gefehlt! Tatsächlich ist das Buch etwas breiter als ein A4-Blatt und - weil es für Kinder gedacht ist - nicht ganz so hoch wie das A4-Format. Mich hat das tatsächlich ein bisschen überrascht, weil ich mir äußerst selten die Maße eines Buches ansehe. Ich sollte mir das langsam angewöhnen.

Inhaltlich richtet sich "Stell dir vor, du wärst... ein Tier im Wald" an Kinder ab 5 Jahren und ich gehe davon aus, dass das soweit passt. Mein Sohn ist erst vier Jahre alt und so viel Spaß er auch hatte, in einzelne Stellen muss er erst noch hineinwachsen, aber ich denke, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis er das Buch komplett genießen kann. Mir gefällt der Aufbau. Bärbel Oftring und Alexandra Helm (Illustrationen) haben tolle Arbeit geleistet:

Jedes Kapitel beginnt mir einer für Kinder gut verständlichen Erklärung, wie das Leben des jeweiligen Tieres so abläuft. Dann folgt ein kleiner Steckbrief mit den wichtigsten Daten (z. B. Körperlänge, Gewicht, Alter, Auffälligkeiten, Feinde). Auf der/n nächste/n Seite/n folgen dann wahlweise liebevoll gestaltete Diagramme, Übersichten mit eigens erstellten Symbolen etc., in denen zum Beispiel auf Sinne, Sprache und "Superkraft" des jeweiligen Tieres eingegangen wird. Das alles ist sehr übersichtlich gestaltet. Texte, Fotografien und die zahlreichen Illustrationen bieten eine bunte Vielfalt, die bestimmt viele Kinder anspricht - auch Kinder, die bereits deutlich älter als 5 Jahre alt sind. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass mein Sohn auch später - wenn er selbst lesen kann - immer wieder gern zu diesem Buch greifen wird.

Auch noch wichtig: Zum Vorlesen ist es teilweise etwas schwierig, es ist auch nicht als klassisches Vorlesebuch gedacht. Aber mit etwas Phantasie kann man einzelne "Stichwort"-Passagen so ergänzen, dass sich für das Kind trotzdem ein schönes Leseerlebnis ergibt - das habe sogar ich als total phantasielose Person hinbekommen!

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und der Preis von 12,95 Euro ist angesichts der Tatsache, dass das Buch bestimmt lange Freude bereiten wird, sogar relativ günstig - gerade wenn man Vergleiche zu anderen Kinderbuch-Preisen zieht.

Das Wichtigste aber ist: Meinem Sohn gefällt das Buch. Er nimmt es sich immer wieder und sieht sich die Bilder an, möchte einzelne Passagen vorgelesen bekommen und stellt immer wieder interessiert Fragen. Wenn er zukünftig Fragen zu Waldtieren hat, kann ich sie ihm dank dieses Buch zumindest zu einigen Tieren gut beantworten (wenn er das Buch dann nicht ohnehin schon auswendig kennt). Mehr kann ich als Mutter nicht wollen.<

Veröffentlicht am 28.11.2018

Kafkaesker Science-Fiction-Roman

Das Experiment
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Manchmal sind mir Wissenslücken echt unangenehm, vor allem dann, wenn es sich um gute Schriftsteller handelt. So geht es mir gerade mit Arkadi und Boris Strugatzki, die ich erst jetzt dank des grandiosen ...

Manchmal sind mir Wissenslücken echt unangenehm, vor allem dann, wenn es sich um gute Schriftsteller handelt. So geht es mir gerade mit Arkadi und Boris Strugatzki, die ich erst jetzt dank des grandiosen Romans "Das Experiment" kennengelernt habe. Richtig schlimm ist, dass mir die Brüder, bevor ich das Buch im Laden entdeckte, völlig unbekannt waren.


Ich habe das Buch ehrlich gesagt auch aus den falschen Motiven gekauft, denn ich bin allein nach dem Rückentext des Verlags gegangen. Das soll nicht implizieren, dass der Verlag Irreleitendes geschrieben hat. Vielmehr habe ich die wichtigsten Hinweise völlig ignoriert. So habe ich ein völlig anderes Buch gelesen als ich erwartet hatte. Und trotzdem bin ich hin und weg und froh, das Buch gelesen zu haben. Um ehrlich zu sein: Vielleicht hätte ich den Roman - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt - gar nicht gelesen, wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet. Mir war nach etwas Seichtem und schnell Lesbarem. "Das Experiment" ist aber nun einmal nicht seicht und die Sätze und vor allem Dialoge fand ich zu gut, um sie in aller Eile zu konsumieren. Manchmal ist es gut, überrascht zu werden.

Bei allen literarischen Qualitäten ist "Das Experiment" aber vor allem eine beißende Kritik am damaligen Sowjet-Russland. Schon nach dem ersten Kapitel stellte sich mir gar nicht mehr die Frage, weshalb die Strugatzki-Brüder das Buch so lange unter Verschluss hielten. Mir hat der Roman aber auch so gut gefallen, weil es mich an vielen Stellen ungemein an Kafkas Werke erinnerte - den Kafka'schen Humor mit eingeschlossen.

Wer ein Buch erwartet, bei dem man das Hirn ausschalten kann, wird enttäuscht werden. Wenigstens ein bisschen sollte man das Hirn einschalten, denn die Fragen, die sich während des Lesens stellen, werden wohlweislich nicht bis zum Erbrechen von den Autoren beantwortet. Da muss der Leser schon mitdenken und sich sein eigenes Bild machen. Es dürfte auch hilfreich sein, ein bisschen über Zaren- und Sowjet-Russland (vor allem unter Stalin und Cruschtschow zu wissen. Ein bisschen allgemeines Geschichtswissen ist durchaus auch hilfreich, um die vielen Andeutungen zu verstehen. Und nein: Das ist nicht arrogant, das ist ein Tipp.

Alle Andeutungen habe ich natürlich nicht verstanden - trotz des Vorworts, des kurzen Erläuterungsteils und des Nachworts, aber das bisschen Allgemeinwissen, über das ich verfüge, hat ungemein geholfen, den Ereignissen zu folgen.

Was aber ist "Das Experiment" nun? Es ist ganz sicher kein typischer Sci-Fi-Roman. Ja, es gibt sie, die Sci-Fi-Elemente, aber im Kern ist "Das Experiment" eine Kritik an verschiedenen politischen Ideologien und eine Parabel auf die Sehnsucht der Menschen nach Erkenntnis zum Sinn des Lebens. Zumindest habe ich das Buch so verstanden.

Mir persönlich hat die Mischung gefallen. Die Strugatzki-Brüder verbinden völlig absurde Geschehnisse (ich sage nur Paviane) mit dystopischen, intellektuellen, philosophischen und aberwitzigen Situationen - und das so gekonnt, dass das Buch einfach Spaß macht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich empfehle "Das Experiment" all denen, die intelligente Literatur mögen und womöglich etwas mit Franz Kafka anfangen können. Die sind hier gut aufgehoben. "Das Experiment" ist ein tolles Buch, das Lust auf den Rest des Werks der Strugatzki-Brüder macht!

Veröffentlicht am 28.11.2018

Starker Thriller

Feinde
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Ich habe nicht viel erwartet, als ich Susanne Saygins "Feinde" gekauft habe. Das Cover hat mich im Buchladen aber immer dermaßen angelacht, dass ich irgendwann tatsächlich zugegriffen habe. Und ich habe ...

Ich habe nicht viel erwartet, als ich Susanne Saygins "Feinde" gekauft habe. Das Cover hat mich im Buchladen aber immer dermaßen angelacht, dass ich irgendwann tatsächlich zugegriffen habe. Und ich habe es keine Sekunde lang bereut.

Dieses Buch ist - um es auf den Punkt zu bringen - verdammt gut. Ich stehe deutschen Krimi- und Thrillerautoren eher kritisch gegenüber. Meistens sind mir die Romane zu seicht oder zu konstruiert oder schlicht zu langweilig. Aber Saygings Debüt ist von Anfang bis Ende dermaßen realistisch, gut geschrieben und spannend, dass ich froh bin, es mir gekauft und es gelesen zu haben. Laut Klappentext hat Susanne Saygin für "Feinde" fünf Jahre recherchiert und ich bin versucht, das zu glauben.

Auf mich wirkte der Thriller, der in Köln beginnt (und weit davon entfernt ist, ein seichter Regionalkrimi zu sein), wohl durchdacht und realitätsnah. Alles, was in dem Buch geschieht, könnte so auch geschehen (und geschieht wohl leider auch teilweise so - was das Erschreckendste und Niederschmetterndste ist).

Auch sprachlich hat mich "Feinde" überzeugt. Susanne Saygin hat einen eher nüchternen Sprachstil gewählt, der weit entfernt ist vom Betroffenheitschmalz, den viele schlechtere Autoren angesichts der Thematik wohl gewählt hätten. Saygins Sprache ist direkt, teilweise erschreckend direkt, aber es passt jederzeit und wirkt nie aufgesetzt. Auch das - gerade wenn Autoren sexuell explizite Sprache verwenden - hebt sie wohltuend vom Durchschnitt ab.

Für mich ist Saygin eine echte Entdeckung. Wie sie die Geschichte vorantreibt und sich am Ende alles nach und nach auflöst und sich dann auch noch ganz nebenbei eine unfassbar schöne, ganz unsentimental erzählte Liebesgeschichte herauskristallisiert, das könnte man als sehr konstruiert bezeichnen, aber - ganz ehrlich - das hat mich keine Minute gestört. Eher fällt mir das jetzt auf, während ich das Buch rezensiere und noch einmal Revue passieren lasse.

Während des Lesens habe ich kein einziges Mal mit den Augen gerollt oder mit dem Kopf geschüttelt oder auch nur ansatzweise Unmut empfunden. Nein, ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.

In "Feinde" gibt es wahnsinnig viel zu entdecken - Saygin verknüpft Korruption, Menschenhandel, EU-Politik, Mord, Rechtsradikalismus, aber auch naive Hilfsbereitschaft zu einem brodelnden Gemenge, das keine einfache Lösung zulässt. Das merkt man am Ende auch. Genau genommen kann man natürlich anführen, wie unrealistisch es ist, aber ich will es mal so sagen: Die Spuren wurden während des gesamten Thrillers immer wieder gelegt, so dass es für mich echt okay ist, auch wenn dies das einzige Mal ist, dass Saygin bei allem Realismus einfach mal nicht hyperrealistisch sein wollte.

Für die deutschsprachige Thrillergemeinschaft ist Susanne Saygin jedenfalls ein großer Gewinn. Ich hoffe, sie wird noch mehr Bücher veröffentlichen!