Historischer Hintergrund:
Dieser Krimi rankt sich rund um das gleichnamige Bild des deut-schen Malers Franz Marc. Marc, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist, hat dieses Bild 1913 gemalt. Es ist als bekanntestes Werk des Expressionisten, das seit der Machtübernahme der Nazis als „Entartete Kunst“ gilt. 1937 wird es von Hermann Göring konfisziert und dessen Kunstsammlung einverleibt. Danach verliert sich seine Spur. Das Bild ist bis heute verschollen.
Inhalt:
Die Münchner Detektei Schleewitz, die sich auf Provenienznachweise von Kunstobjekten spezialisiert hat, erhält den Auftrag, die Herkunft des plötzlich wiederaufgetauchten Gemäldes von Franz Marc, zu dokumentieren. Immerhin soll das Gemälde ja seit 1945 verschollen sein.
Das Team, bestehend aus Inhaber Rupert von Schleewitz, der Kunsthistorikerin Klara Ivanovic und Recherche-As Max Müller gehen mit Verve den Spuren nach. Dabei entdecken sie, dass es noch ein zweites, völlig identes Bild der blauen Pferde gibt. Welches ist nun das Original? Oder sind beides Fälschungen?
Auf der Jagd nach Beweisen für die Echtheit oder Fälschung geraten die Mitarbeiter der Detektei in allerlei gefährliche und manchmal auch skurrile Situationen.
Meine Meinung:
Die Idee zu diesem Krimi finde ich grandios. Die Umsetzung halte ich nicht ganz so perfekt gelungen.
Gut ist die Besessenheit des Schraubenfabrikanten, der eine Menge Geld für das Bild bezahlt hat, dargestellt, zu beweisen, dass es sich um das lange verschollene Bild handelt.
Genauso intensiv ist der vierzehnjährige Hitlerjunge Ludwig ge-troffen, der sich unsterblich in das Bild verliebt und dafür tö-tet. Diese Leidenschaft ist beinahe schon krankhaft, aber glaub-haft.
Die Rückblicke, u.a. nach 1945, lassen die Leser vermuten, wie und wohin das Bild verschwinden hätte können. Hier lässt der Autor den Lesern Raum für eigene Spekulationen.
Nicht so gut haben mir die Einblicke in die Privatleben der Detektive gefallen. Vor allem jenes von Max Müller halt ich für zu üppig ausformuliert. Denn, ob seine Töchter Monique oder Madeleine heißen, Ballett tanzen oder nicht, ein Sudelbuch schreiben oder nicht, ist für Krimihandlung völlig unerheblich. Das hätte getrost kürzer dargestellt werden können.
Klara Ivanovic‘ Familiengeschichte wiederum hat durch die Präsenz ihres Vaters, der sich als Performance-Künstler sieht, immerhin einen Bezug zur Kunst(szene). Ihn hatte ich kurz als Drahtzieher der Entführung des Bildes in Verdacht.
Und da ist dann noch Rupert von Schleewitz, der sich, gegen seine übliche Art Hals über Kopf in eine junge Frau verliebt, die sich als eine ganz andere entpuppt.
In der Auflösung sind dann die losen Enden der „Bildergeschich-te“ zu einem überraschenden Abschluss zusammengeführt.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und stellenweise humorvoll bis ironisch. Die Kunstszene und ihre oft völlig absurden Preisvorstellungen kommen manchmal nicht so gut weg.
Die eine oder andere unerwartete Wendung sowie die Überraschung zum Schluss, bereiten den Lesern Vergnügen. Wissenswerte Informationen aus der Welt der Künstler und Kunst werden subtil und unterschwellig vermittelt.
Fazit:
Ein interessanter Krimi, der als Auftakt einer neuen Reihe gedacht ist. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.