Wenn du eine Rose schaust, sag ich lass sie grüßen...
Der Rosengarten am Meer Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot. (Rainer Maria Rilke)
Wer mich kennt, weiß um meine Liebe zu den schönsten Blumen auf der Welt. Deshalb bin ich sofort aufmerksam ...
Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot. (Rainer Maria Rilke)
Wer mich kennt, weiß um meine Liebe zu den schönsten Blumen auf der Welt. Deshalb bin ich sofort aufmerksam geworden, als die Journalistin und Diplom-Politologin Nele Jacobsen nach ihrem großen Erfolg "Ein Sommer im Rosenhaus" ihren neuen Roman "Der Rosengarten am Meer" veröffentlicht hat. Diesmal sucht die erfahrene Landschaftsarchitektin Isabel einen Neuanfang , nachdem ihr Mann sie verlassen hat, Aus der Enge Wiens zieht es sie an die Ostsee, wo sie dem Künstler Alex beim Wiederaufbau eines prächtigen Schlossgartens helfen soll. Schnell stellt sie fest, dass der Garten ein Geheimnis birgt: Er scheint die Kopie eines legendären Rosariums aus dem zwanzigsten Jahrhundert zu sein. Isabel begibt sich auf eine Spurensuche, die sie bis an den Rand der Karpaten bringt – und auf die Fährte einer außergewöhnlichen Frau. Sie entdeckt eine die Zeiten überdauernde Liebe und kommt ihrem eigenen Glück ein ganzes Stück näher.
Das hübsche Cover greift das Motiv eines idyllisch am Meer gelegenen Schlosses auf und vermittelt eine heitere Grundstimmung, wie sie für einen Sommerroman angemessen ist. Auch der eingängige Titel ist gut in Szene gesetzt worden. Er erscheint in einer leuchtend roten Schrift, die mit dem auf dem Cover gezeigten Rosenbusch harmonieren.
Das Geschehen spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, nämlich in der jüngsten Gegenwart und in der Zeit der K. u. K.-Monarchie in Österreich-Ungarn. Vermittelt wird es durch zwei Erzählstränge, die um zwei starke Frauengestalten kreisen und untrennbar miteinander verwoben sind. Durch die dichte Verwebung von Fiktion und Geschichte bleibt dieses Buch für alle Leser gleichermaßen interessant.
Im Mittelpunkt dieses Sommer-Romans stehen Isabel und Marie, die sich auf die Suche nach ihrem persönlichen Glück machen. Die aus bescheidenen Verhältnissen stammende Landschaftsarchitektin Isabel Huber ist eine fiktive Person, deren Welt nach der Scheidung von ihrem Mann in Trümmern liegt. Bisher hat sie eng mit ihrem Mann in einem renommierten Unternehmen zusammengearbeitet, nun muss sie auf eigenen Füßen stehen und sich eine stabile wirtschaftliche Basis schaffen. Dagegen ist die sogenannte "Rosengräfin" Marie Henriette Chotek eine reale historische Figur. Sie war eine faszinierende, mutige Frau, die sich den gängigen Vorstellungen ihrer Zeit verweigert, sich in einer von Männern dominierten Welt behauptet und ihren größten Lebenstraum, ein berühmtes Rosarium, verwirklicht hat.
Gegen die außergewöhnliche "Rosengräfin", die sich nicht einmal von dem Verlust ihres Rosariums gegen Ende des 1. Weltkriegs brechen, sondern ihren Lebenstraum aus den welken Blüten neu erstehen ließ, muss Isabel fast zwangsläufig zurückstehen. Trotzdem nötigt ihr tatkräftiger Einsatz für den Wiederaufbau des historischen Rosariums an der Ostsee hohen Respekt ab, und man gönnt ihr ein zweites Glück an der Seite eines ebenbürtigen Partners.
Nele Jacobsen ist es gelungen, nicht nur die wunderschönen Orte, an denen ihr Roman spielt, bildlich einzufangen, sondern auch die historischen Rosengärten vor dem Auge des Lesers wieder erstehen zu lassen. Man hat das Gefühl, selbst durch die kunstvoll konzipierten Anlagen spazieren zu gehen und den köstlichen Duft der Königinnen der Blumen zu atmen. Abgerundet wird ihr Werk durch einen historischen Exkurs und einige Rosenrezepte, die zum Nachmachen anregen.
Für mich hat Nele Jacobsen einen zauberhaften Roman vorgelegt, der allen Leserinnen Mut zuspricht, ihre Lebensträume nicht nur für sich selbst zu behalten, sondern sie in die Tat umzusetzen und Wirklichkeit werden zu lassen. Deshalb gibt es von mir eine klare Lese-Empfehlung!