Profilbild von Alsterschwan

Alsterschwan

Lesejury Star
offline

Alsterschwan ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Alsterschwan über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.07.2019

Geheimnis einer Kohlemine in Alaska - mit internationalen Folgen...

Der große Knall
1

„Der große Knall – Karens Jobs 1“ des Autors Erich H. Franke ist eine Mischung aus Science-Fiction und Thriller, wobei ich mich in diesem Genre nicht gut auskenne und mich deshalb extra beraten lassen ...

„Der große Knall – Karens Jobs 1“ des Autors Erich H. Franke ist eine Mischung aus Science-Fiction und Thriller, wobei ich mich in diesem Genre nicht gut auskenne und mich deshalb extra beraten lassen musste (vielen Dank, Elke!). Ich glaube, es war mein erstes Buch dieser Art – und es hat mir gut gefallen!
Die Geschichte beginnt spannend und hat mich sofort in ihren Bann gezogen: bei einer Routineuntersuchung eines tödlichen Unfalls in einer Kohlemine in Alaska stoßen Leutnant Karen C. Mulladon und ihr Kollege auf einige Ungereimtheiten. Die Aussagen des General Managers der Mine passen überhaupt nicht zu den gewonnenen Erkenntnissen über den Unfallhergang... War es Mord? Und wie steht das alles mit einem stillgelegten Tunnel in Verbindung? Die Befragung der Belegschaft ist zäh, erst ein älterer Mitarbeiter (offensichtlich von den Inuit abstammend) bringt mit Schauspielkunst und Witz Karen und ihren Kollegen auf eine Spur...
Fragen über Fragen, die ich hier aber nicht beantworten möchte – tja, dann muss wohl das Buch gelesen werden...
Mit einem sehr flüssigen, angenehmen Schreibstil führt Erich H. Franke uns Leser durch die weiteren Handlungsabläufe: ich habe mitgefiebert, -gezittert und war teilweise so fasziniert, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte...
Man merkt dem Buch an, dass der Autor sein „Metier“ perfekt beherrscht – gerade mir als naturwissenschaftlichen (und ehrlich gesagt: eigentlich nicht besonders interessierten) Laien wurden wunderbar einfach physikalische Zusammenhänge erklärt – und die ich auch noch außergewöhnlich spannend fand! Und letztendlich habe sogar ich begriffen, wie ein Induktionsherd funktioniert, ein sehr praktischer Nebeneffekt – sage ich doch immer: Lesen bildet!
Der Spannungsbogen wird konsequent aufrechterhalten und schließt mit einem fulminanten Ende, dass ich so nicht erwartet hätte – logisch und gelungen!
„Der große Knall“ ist der Auftaktroman zu einer Serie um die sehr sympathische Karen, auf deren weitere Ermittlungen ich wirklich neugierig bin – und dies obwohl (wie anfangs erwähnt) ich nicht unbedingt ein Fan dieses Genres bin! Gerade deshalb kann ich hier wirklich eine ehrliche und überzeugte Leseempfehlung aussprechen!

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ise Frank und das Bauhaus

Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus
1

100 Jahre Bauhaus – es ist schwer, 2019 an diesem Jubiläum vorbeizukommen, zahlreiche Artikel und Publikationen sind veröffentlicht...
Aber mich interessierte auch die Geschichte HINTER dem Bauhaus, da ...

100 Jahre Bauhaus – es ist schwer, 2019 an diesem Jubiläum vorbeizukommen, zahlreiche Artikel und Publikationen sind veröffentlicht...
Aber mich interessierte auch die Geschichte HINTER dem Bauhaus, da fiel mir durch Zufall dieses Buch über Ise Frank in die Hand... Die Autorin Jana Revedin ist selbst Architektin, hat sich auf die Reformarchitektur der Moderne spezialisiert und arbeitet als Professorin in Paris und Lyon.
„Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“ ist ein biografischer Roman, „deshalb können alle Gespräche und Begegnungen (…) so, aber auch anders verlaufen sein.“ (Vorwort, S.10) Die Autorin fragte sich, wer diese Frau war, dies es wagte, das erste „Haus der emanzipierten Frau“ umzusetzen? Auch ich fand diese Frage spannend...
Ise Frank war die Ehefrau von Walter Gropius, eigentlich war sie Buchhändlerin und Rezensentin, sagte aber später: „Die Bauhaus-Idee wurde zu meinem zweiten Ich.“ (Cover, hinten)
Das Buch beginnt mit dem 28.5.1923, dem Tag, an dem Ise Walter Gropius (den sie immer nur Gropius nennt, genau wie dessen Mutter, Manon Gropius) kennenlernt. Zwischendurch erfahren wir in kurzen Rückblenden einiges über Ises Vorgeschichte.
Ises beste Freundin ist Gussie, die Ehefrau von Konrad Adenauer, der damals schon Oberbürgermeister von Köln war – so ist es nicht verwunderlich, dass das Bauhaus nach Weimar FAST nach Köln gezogen wäre, Ise hatte dort schon alle Wege geebnet. Aber Kandinsky, Schlemmer, Feininger und Gropius selbst bevorzugten eine Stadt in der Nähe von Berlin – so fiel die Entscheidung für Dessau...
Neben der Geschichte des Bauhauses, seinen Problemen, den Erfolgen und Misserfolgen, den Ideen, den Visionen erfahren wir Leser einiges über die Beziehung zwischen Ise und Gropius (ganz vorsichtig ausgedrückt: nicht unkompliziert!). Aber wir lernen Ise Frank auch als couragierte und visionäre Frau kennen, die das schon erwähnte „Haus der emanzipierten Frau“ mit der von Bruno Taut entworfenen Inneneinrichtung nach der aus Amerika importierten Ergonomie-Lehre umsetzt .Mich haben die diversen „elektrisch betriebenen Service-Maschinen, der Eier-, Kaffee- und Teekocher, der Tellerwärmer, der Heißluftspüler, der Toaster, der Tischgrill“ (S. 253) besonders fasziniert. Auch ausklappbare Schreibtische, Teleskoplampen, vollautomatische Spülmaschinen gehörten zur Ausstattung. „Kurz, Ise hatte in ihrem Meisterhaus, wie die Zeitungen titelten, das 'Haushaltslabor der modernen Frau' erschaffen.“ (S.255)
Aber der Nationalsozialismus wirft bereits Schatten, das Bauhaus wird immer häufiger als „Judenbande“ denunziert, erste Gedanken an Auswanderung tauchen auf - und Gropius trifft eine falsche Personalentscheidung...
Mit Erreichen der absoluten Mehrheit im Dessauer Stadtsenat wurde das Bauhaus aufgelöst und Mies van der Rohe musste gemeinsam mit den Studenten nach Berlin fliehen. Ise und Gropius setzen sich 1934 zuerst nach England, 1937 in die USA ab.
Jana Revedin schreibt in einem etwas reservierten und kühlen Stil, an manchen Stellen hätte ich mir mehr Emotionen gewünscht – aber vielleicht hat sie diesen Stil auch bewusst zu der wohl teils temperamentvollen und leidenschaftlichen Umgehensweise am Bauhaus gewählt? Man benötigt schon etwas Konzentration für dieses Buch, aber meine Erwartungen wurden erfüllt und ich habe viel Neues erfahren. Allen, die sich für das Leben am, um und im Bauhaus interessieren, kann ich es nur empfehlen und eine klare Leseempfehlung für diesen biografischen Roman aussprechen!

Veröffentlicht am 01.06.2019

Auf nach Nordschweden (oder doch zuerst nach Schwäbisch Gmünd?)...

Kuckuckssohn
0

Auf nach Schweden (oder doch zuerst nach Schwäbisch-Gmünd?) ...

Den Tipp für dieses Buch habe ich beim „Rezi-Stöbern“ bei LovelyBooks gefunden: er hörte sich nach einem schönen, leichten und „fluffigen“ ...

Auf nach Schweden (oder doch zuerst nach Schwäbisch-Gmünd?) ...

Den Tipp für dieses Buch habe ich beim „Rezi-Stöbern“ bei LovelyBooks gefunden: er hörte sich nach einem schönen, leichten und „fluffigen“ Roman an, der nicht zu liebeslastig oder gar kitschig schien – genau danach stand mir der Sinn! Und ich wurde keineswegs enttäuscht...
Von der Geschichte möchte ich nicht allzu viel schreiben, da es einige nette überraschende und unvorhergesehene Wendungen gibt: Der Fabrikat Traugott Gebhard ist verstorben, bei der Testamentseröffnung erfährt die schockierte Familie, dass in Schweden ein erwachsener „Kuckuckssohn“ lebt. Göran ist auch im Testament bedacht, da Traugott von ihm wusste, aber auf Wunsch der Mutter keinerlei Kontakt zu ihm gehabt hat (Traugott hatte vor Jahrzehnten eine Liebesbeziehung zu einer Schwedin, die aber die Beziehung zu Gunsten von Traugotts deutscher Familie beendete). Traugotts Frau ist bereits verstorben, aber die beiden Söhne reagieren mit Empörung und Unglauben. So ist die Ausgangslage des Buches...
Mir hat gut gefallen, wie authentisch die beiden Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner ihre Personen herausgearbeitet haben, ich hatte bald das Gefühl, sie gut zu kennen und an ihren Gesprächen teilzuhaben. Einige waren mir sympathisch, andere wiederum nicht – eben so, wie im richtigen Leben...
Der Stil ist locker und angenehm zu lesen, genau wie es für mich bei einem „Wohlfühl-Buch“ sein sollte. Klar, das Ende war etwas absehbar, aber jeder andere Schluss hätte mich enttäuscht – und er war für mich realistisch und nicht kitschig-verspielt!
Was mich aber ganz besonders fasziniert hat: die wirklich wunderbaren Landschaftsbeschreibungen des schwedischen Lapplands um die Stadt Kiruna, auch habe ich viel über das Leben, Traditionen und Gebräuche der Samen erfahren. Da liest man viel Liebe zur Gegend und den Bewohnern heraus. Ich bekam bei den (sommerlichen – nicht den winterlichen!) Beschreibungen immer stärker Lust, mich in ein Flugzeug zu setzen, um nach Kiruna zu fliegen...
Aber wir erfahren quasi „en passant“ auch einiges über die Stadt Schwäbisch Gmünd und das dortige Staufer-Festival – ehrlich: ich hatte bisher noch nie von diesem Kulturereignis gehört und nach eifrigen „gegoogle“ bin ich bestens über den „Verein Staufersaga e.V.“ informiert – vielleicht ein weiteres Reiseziel (wenn es denn bloß nicht so voll wäre...)?
Eine Einschränkung muss ich allerdings machen: von allein hätte ich mir dieses Buch nie gekauft, dass Cover hätte mich ziemlich abgeschreckt – vermutlich hätte ich es nicht mal in die Hand genommen... Ich bin zwar nicht unbedingt ein „Cover-Typ“, aber so ein unpassende Titelbild ist mir selten untergekommen...
Aber insgesamt ein schönes, entspannendes Buch, dass mir viele freudige Lesemomente geschenkt hat, ich habe es gern gelesen und kann es deshalb natürlich weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 22.04.2019

Stockhalm kann überall sein - oder: wie sind alle Schweden...

Der Patriot
0

Pascal Engman beschreibt in seinem Debütroman, wie es einer rechtsextremen Gruppe gelingen kann, mitten in Stockholm einen Bombenanschlag zu verüben.
Anhand von vier Handlungssträngen (August, Carl, Ibrahim, ...

Pascal Engman beschreibt in seinem Debütroman, wie es einer rechtsextremen Gruppe gelingen kann, mitten in Stockholm einen Bombenanschlag zu verüben.
Anhand von vier Handlungssträngen (August, Carl, Ibrahim, Madeleine) führt er spannungsvoll zum Ereignis hin (und darüber hinaus). Wir Leser stutzen anfangs und fragen uns, was diese vier unterschiedlichen Menschen wohl „verbinden“ mag (ich hatte zwar bald eine Theorie – aber leider war sie so etwas von irrelevant, soviel zu meinem kriminalistischen Instinkt…). Ich lese sehr gern Bücher mit verschiedenen Handlungssträngen, erfahre dadurch mehr von den einzelnen Personen, ihre Ideen und Beweggründe.
Aus Sorge vor (versehentlichen) Spoilern werde ich hier auf die eigentlichen Geschehnisse nicht eingehen, aber mich näher mit der Figur von Carl beschäftigen: „Es hatte etwas Verlockendes, sich auszumalen, wie sein Leben in Biografien oder TV-Dokumentationen dargestellt werden würde.“ (S. 35). Carl hat den Plan, Schweden vor „Überfremdung“ zu retten. Sein erster Schritt ist es, Journalisten zu töten, die in seinen Augen Schweden und das schwedische Volk „verraten“ und denen als Machtinstrument die „Lügenpresse“ zur Verfügung steht. Er kämpft gegen alles „unschwedische“ aus „Liebe zu seinem Land und zu seinem Volk, zu der Nation, die seine Vorväter geschaffen hatten“ (S.43). Er ist sich dabei sicher, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter ihm steht...
Pascal Engman hat sich offensichtlich sehr mit dem rechtsextremistischen Gedankengut auseinandergesetzt – kein Wunder: er war Journalist und hat sich nach massiven rechtspopulistischen Drohungen aus den Journalistenmilieu zurückgezogen (hinterer Klappentext).
Es war für mich teilweise sehr schwere und harte „Kost“, die rassistischen Denkweisen zu lesen, dennoch fand ich die Auseinandersetzung damit ausgesprochen wichtig, denn ich bin mir sicher: hier hat der (zum Glück fiktive) Bombenanschlag in Stockhalm stattgefunden, aber theoretisch hätte die Bombe in jeder europäischen Stadt / Land explodieren können!
Der Thriller, den der Autor um seine (wohl berechtigte) Sorge vor Rechtspopulismus geschrieben hat, ist spannend zu lesen: ich habe teilweise mitgefiebert, war über einige Wendungen entsetzt, über andere angeekelt (in einem Strang finden - m.E. -definitiv zu viele „unnütze“ Morde statt), manchmal auch so überrascht, dass ich vorsichtshalber einige Seiten zurückgeblättert habe, ob ich wirklich alles richtig verstanden habe...
Leider gab es für mich am Schluss einige Logikfehler, ich hatte den Eindruck von „losen Enden“, die vielleicht in einem längeren Epilog hätten geklärt werden können!
Aber nichtsdestotrotz: ein spannender Thriller mit einem sehr ernsten Hintergrund, ich wurde häufig zum Nachdenken angeregt (auch z.B. wie wir uns in bestimmten Situationen wohl verhalten würden) – also: mit kleinen Einschränkungen eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.03.2019

1945 - in Wiesbaden und an anderen Orten...

Café Engel
0

Das Buch „Café Engel „von Marie Lamballe beschreibt hauptsächlich die Zeit von Februar bis Silvester 1945, überwiegend in Wiesbaden im Café Engel, aber auch an anderen Orten in Deutschland und Europa.
Wir ...

Das Buch „Café Engel „von Marie Lamballe beschreibt hauptsächlich die Zeit von Februar bis Silvester 1945, überwiegend in Wiesbaden im Café Engel, aber auch an anderen Orten in Deutschland und Europa.
Wir erleben diese Zeit aus der Perspektive von fünf Menschen, z.B. sitzen wir im Februar 1945 mit Hilde und ihrer Mutter im Luftschutzbunker, sorgen uns im März um Julia, einer Jüdin, die von den Bewohnern des Café Engel versteckt wird, leiden im April mit Heinz (Hildes Vater) in französischer Gefangenschaft, begleiten Luisa auf ihrer Flucht von Stettin nach Wiesbaden und erleben Jean-Jacques in seinem französischen Heimatort.
Die Autorin hat sehr umfangreich recherchiert und hat dies sehr detailgenau umgesetzt, so dass ich mit diesen Menschen an ihren jeweiligen Aufenthaltsorten bildhaft vorstellen konnte. Durch die Perspektivwechsel erfahren wir von den Sorgen, Leiden, Freuden und Hoffnungen des Einzelnen, tauchen in ihre Gefühlswelten ein.
Wir spüren die Ängste beim Bombenhagel, sehen das zerbombte Wiesbaden, hören die letzten nationalsozialistischen Äußerungen zu einem doch möglichen Endsieg, hungern mit der Bevölkerung, verfolgen die Diskussion, ob Handel auf dem Schwarzmarkt eine Alternative zu den knappen Lebensmittelkarten bedeuten kann... kurz gesagt: wir befinden uns „mittendrin“!
Aber es gibt auch einige „Wermutstropfen“, d.h. einige Kritikpunkte: der Klappentext verrät einerseits zu viel und führt zu Erwartungen, die so oder nur in sehr abgeschwächter Form erfüllt werden (das ist leider häufig bei Klappentexten, hier fand ich es nur besonders störend). Der Umschwung von „Rivalität“ (Klappentext) zwischen Hilde und Luise zu „bester Freundschaft“ geschah in atemberaubender Schnelligkeit und konnte von mir nicht ganz nachvollzogen werden. Und über das „Geheimnis“ (Klappentext) grüble ich noch heute nach... Und ganz zuletzt: ich bin wirklich ein großer Fan von Happy-Ends (gerade am Ende solcher Bücher), aber hier hätte es gut „'ne Schippe weniger“ sein können, soviel „Friede, Freude, Eierkuchen“...
Aber insgesamt habe ich mich durch das „Café Engel“ gut unterhalten gefühlt, ich habe angenehme Stunden mit Familie Koch und ihren Freunden gehabt, habe mich mit ihnen geärgert und gefreut – und ich habe wieder einmal Neues über das Jahr 1945 gelernt! Also kann ich trotz meiner Kritik eine Leseempfehlung aussprechen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Authentizität
  • Figuren
  • Atmosphäre