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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2019

außergewöhnlich, fesselnd, intelligent, überraschend und gesellschaftskritisch – ein Top-Debut!

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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„Menschen lügen, Doktor. Sie flunkern. Sie lassen Dinge aus. Sie glätten Angelegenheiten, indem sie sie vereinfachen.“ (S. 85)


Meine Meinung:

Die Geschichte beginnt wie ein klassischer Kriminalroman: ...

„Menschen lügen, Doktor. Sie flunkern. Sie lassen Dinge aus. Sie glätten Angelegenheiten, indem sie sie vereinfachen.“ (S. 85)


Meine Meinung:

Die Geschichte beginnt wie ein klassischer Kriminalroman: Ein Sterbender wird in ein Krankenhaus gebracht, behauptet mit seinen letzten Atemzügen, vergiftet worden zu sein, und stirbt dem Arzt dann unter den Händen weg. Wenn da nicht die Gabe der Magie wäre, sich abzeichnende Auren und Hexenmale. Das ist ein Start ganz nach meinem Geschmack und schnell wird klar, dass C. L. Polk hier ein Debut vorgelegt hat, dass sich nicht in ein bestimmtes Genre pressen lassen möchte.


Gespannt bin ich eingetaucht in eine Welt voller Geheimnisse, die mich stellenweise an das viktorianische London, dann auch wieder an eine aufstrebende amerikanische Industriestadt der 20er Jahre erinnert hat. Hier gibt es Kutschen & Grammophone, aber auch aetherbetriebene Geräte, wie z.B. Schnellkessel und Kaffeegurgler, was dem Ganzen einen steampunkartigen Anstrich verliehen hat. Dazu kommt ein faszinierendes Magiesystem, in denen wenige Magiebegabte als Spitze der Gesellschaft die höchsten Ämter bekleiden während andere Magiebegabte ausgebeutet – oder sogar als Verrückte in Sanatorien weggeschlossen werden. Fürwahr ein ganz eigenes, mich vollkommen überzeugendes Setting mit einer wunderbaren Grundatmosphäre.

Dazu hat die Autorin mit Dr. Miles Singer einen tollen, außergewöhnlichen und mir zutiefst sympathischen Protagonisten geschaffen, der deutlich aus der breiten Masse der „Standard-Protagonisten“ heraussticht. Ihm zur Seite steht der geheimnisvolle Tristan Hunter, ein sagenumwobener Amaranthine, der sich selbst als „Eitel. Hochmütig, arrogant, leicht gelangweilt, anfällig für Unfug.“ (S. 90) beschreibt, und den ich genauso wie Miles von Beginn an mochte. Die beiden sorgen (nicht nur) für ein wunderbares Charakterspiel und haben mich stellenweise an Sherlock Holmes und Dr. Watson erinnert. Aber auch eine starke Frau hat C. L. Polk mit Dame Grace Hensley im Programm, was das „Trio“ aus meiner Lesersicht perfekt abrundet.

Also: Setting: top! Charaktere: top! Und die Story an sich? Absolut gelungen! Ein waschechter Kriminalfall mit vielen Phantastik-Elementen und einer überzeugenden sowie intelligenten Grundidee. Bis zum Schluss steigert sich die Spannung kontinuierlich, um in einem überraschenden, dramatischen und mitreißenden Finale eine schockierende Auflösung zu bieten. Zu dieser fesselnden Unterhaltung gesellen sich noch ein guter Schuss Gesellschaftskritik und ethische Fragestellungen, die diesem Werk zusätzlich noch eine gute Portion Tiefgang verleihen.



FAZIT:
Ein bärenstarkes Debut, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und vollkommen überzeugt hat!

Veröffentlicht am 25.03.2019

Ein monstermäßiges Abenteuer für die Freundschaft und gegen Vorurteile

Fjelle und Emil - Monstermäßig beste Freunde
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„So ein Monster ist vielleicht kein normaler bester Freund. Aber trotzdem das Schönste, was einem im Leben passieren kann!“ (S. 97)

Unsere Meinung:
Emil Hansen (10) und Fjelle gehen in die gleiche Klasse ...

„So ein Monster ist vielleicht kein normaler bester Freund. Aber trotzdem das Schönste, was einem im Leben passieren kann!“ (S. 97)

Unsere Meinung:
Emil Hansen (10) und Fjelle gehen in die gleiche Klasse der Flusenbeker Grundschule und sind allerbeste Freunde. Das wäre nichts Besonderes, wenn Fjelle nicht ein großes, wuscheliges und moosgrünes Monster wäre. Monster? Genau! Aber keine Sorge, denn Fjelle ist eigentlich mehr wie ein großes Kuscheltier und alle mögen ihn. Fjelle kann bestens buchstabieren, ist ein Mathe-Genie und Blaubeermarmelade kann er auch noch kochen! Auch Fjelles übersteigerte Empathie war bislang nie ein Problem. Wenn jemand fröhlich ist, ist Fjelle SUUUUPERfröhlich. Wenn jemand traurig ist, ist Fjelle SUUUUPERtraurig. Und wenn jemand wütend ist, ist Fjelle SUUUPERwütend. „Monster sind einfach so.“ - Alles kein Thema! Zumindest bis zu dem Tag, an dem der neue Schuldirektor Herr Underberg in Erscheinung tritt. Der hat nur „kalte, graue Blicke“ für Fjelle übrig, ist echt gemein und vertritt die Meinung, dass ein Monster nichts in der Schule zu suchen hat („Monster sind gefährlich, sie sind gemein und verursachen Chaos. Sie sind einfach falsch. Ich verabscheue sie!“ - S. 52)…

Anne Schellers Geschichte über die Freundschaft von Fjelle und Emil ist ein spannendes Abenteuer, das meinen Jungs (7 & 10) sehr gut gefallen hat. Witzige Szenen, spannende Passagen und ein Finale mit überraschendem Outing sorgen für viel Lesespaß und gute Unterhaltung – bis zur letzten Seite! Doch bietet diese Geschichte noch viel mehr, denn sie ist zugleich auch eine Parabel, die ganz hervorragend in unsere Zeit passt. So finden sich in dieser Geschichte viele ernste Themen, die heutzutage nicht nur in der Schule, sondern in unserer Gesellschaft allgemein (leider) ein Problem sind. Ob Mobbing, Vorurteile oder gar Fremdenhass. All diese Themen finden sich in der Geschichte von Emil und Fjelle wieder. Hier lernt man, wohin das führen kann (ich fühlte mich teilweise ein bisschen an „Die Welle“ von Morton Rhue erinnert), eine Frage von Aktion & Reaktion. Gleichzeitig zeigt Anne Scheller in einfühlsamen und kindgerechten Worten, wie wichtig Werte wie Freundschaft, Mut, Vertrauen und Zusammenhalt sind. Und das selbst ein Einzelner sehr viel erreichen kann, wenn er den Mut hat, seinen Stadtpunkt gegen Viele zu verteidigen und für Schwächere einzutreten, können junge Leser hier lernen.

Komplettiert wird diese wunderbare Geschichte von vielen sehr schönen schwarz-weiß-Illustrationen von Nina Dulleck (Anschautipp: die Monsterparty auf S. 140 / 141).

FAZIT:
Ein fantasievolles Abenteuer und zugleich eine einfühlsame Parabel über Themen wie Freundschaft, Mut, Zusammenhalt sowie Vorurteile & Fremdenhass.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover "Fjelle und Emil"
  • Cover "Böse Jungs"
  • Bastelspaß
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 15.03.2019

Die Macht des Silbers – ein düsteres und extrem spannendes Fantasyabenteuer

Herzenmacher
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„Wie viele Stunden hast du bereits in deinem Leben verstreichen lassen? Wie viele sind dir wie Sand zwischen den Fingern zerronnen, ungenutzt geblieben und vergeudet worden?“ (S. 102)

„Léo war in etwas ...

„Wie viele Stunden hast du bereits in deinem Leben verstreichen lassen? Wie viele sind dir wie Sand zwischen den Fingern zerronnen, ungenutzt geblieben und vergeudet worden?“ (S. 102)

„Léo war in etwas hineingeraten, das er nicht verstand. Aber es war zu spät, sich dem Geheimnis zu entziehen. Längst war er von einer nie gekannten Abenteuerlust angesteckt worden.“ (S. 125)

Meine Meinung:
Akram El-Bahay hat sich in meinen Augen innerhalb weniger Jahre zu einem der wichtigsten deutschen Autoren für phantastische Kinder- und Jugendliteratur entwickelt. Nach „Flammenwüste“, „Henriette und der Traumdieb“, der „Bibliothek der flüsternden Schatten“ und „Wortwächter“ legt er mit „Herzenmacher“ einen neuen Fantasy-Roman für junge und junggebliebene Leser ab ca. 12 Jahren vor.

Diesmal entführt er uns in das südfranzösische Bergdorf Briançon – und dazu gleich noch in eine fantastische Spiegelwelt. Gekonnt verwebt er hierbei klassische Märchenmotive mit einer modernen Fantasygeschichte – allerdings mit einer sehr düsteren Grundstory. Bereits auf Seite 21 betritt man diese verwunschene Parallelwelt zusammen mit dem herzensguten Protagonisten Léonce „Léo“ Mellino, der einen geheimnisvollen Fremden dorthin verfolgt hat. Doch viel Zeit zum Innehalten und Bestaunen dieser einerseits ähnlichen und andererseits doch wieder so gänzlich anderen Welt bleibt weder Léo noch dem Leser. Sehr schnell nimmt die Gefahr auf dieser Seite konkrete Formen an und es gibt die ersten Todesopfer der Geschichte zu beklagen. Hier zeigt sich schnell der düstere Charakter dieses modernen Märchens. Hier wird durchaus aufgeknüpft und enthauptet! Dennoch verliert Akram El-Bahay niemals das Alter seines Publikums aus den Augen, so dass man keine Angst vor allzu grausamen Szenen haben muss.

Die Geschichte selbst hat mich von Beginn an vollends in ihren Bann gezogen und vom ersten Kapitel bis zur letzten Seite durchgängig gefesselt (Gänsehaut-Finale!). Sie besticht dabei neben ganz wunderbaren Charakteren (die sogar wie z.B. Kafir oder auch Silbermund stellenweise für wohl dosierten Humor sorgen), durch immer wieder überraschende Wendungen und unglaublich atmosphärische Settings, angefangen vom doppelten Briançon, über einen hoch aufragenden Hexenturm, einen tief gebauten unterirdischen Zwergenbahnhof bis hin zu den Sehenswürdigkeiten einer weltberühmten Stadt. Der Autor versteht es ganz hervorragend, bei seinen Lesern die phantastischsten Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Hinzu gesellen sich noch viele kleine, liebevolle Detailausschmückungen dieser Welt, wie etwa die Feuermotten oder Schattenspiegel. Sehr gefreut hat es mich auch, dass Akram El-Bahay Léo im Verlauf der Geschichte auch noch eine ganz starke und wunderbare weibliche Protagonistin zur Seite gestellt hat.

Aber nicht nur die Geschichte weiß voll und ganz zu überzeugen, auch der Schreibstil und die immer wieder mitschwingenden Botschaften machen dieses Buch zu einem absoluten Leseerlebnis. Scheinbar mühelos spielt Akram El-Bahay mit der Sprache, nutzt sie, um mit ihrer Hilfe wortmalerische Bilder entstehen zu lassen („Es war ein leises Lachen, so kurzlebig wie die Schneeflocken, die mit dem Wind in das warme Zimmer schwebten.“ - S. 150 / „Der Mond über ihnen stach wie ein Auge aus der Finsternis, und der Himmel war mit Sternen übersät, als würden sie auf ihm wachsen wie Blüten auf dunklem Gras.“ - S. 206). Dazu finden sich auch immer wieder kleine Weisheiten, mal mehr, mal weniger versteckt, die diesem Buch eine gehörige Portion Tiefgang und eine stellenweise schon lyrische Anmutung verleihen („Ich habe begriffen, dass der Schmerz etwas ist, das von selbst gehen muss, und nichts ist, vor dem man fliehen sollte.“ - S. 372 / „Selbstlosigkeit ist ein Schlüssel, der oft passt.“ - S. 369).

Dies alles macht dieses moderne Märchen zu einer Geschichte über ethische Fragestellungen, über die Kraft der Liebe und zu einem Plädoyer für den Mut zur Vergebung. Sowie gleichsam zu einer Parabel darüber, was mit einer Welt geschieht, wenn der persönliche Komfort über das Wohl aller gestellt wird…

FAZIT:
Ein kleines Meisterwerk der modernen phantastischen Literatur – eines meiner Lesehighlights der letzten Monate!

Veröffentlicht am 13.03.2019

Die Legende vom Meer - Ein mitreißender Genre-Mix mit vielen Stärken

Windborn. Erbin von Asche und Sturm
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„Sich in einem Buch zu verlieren, war eine ganz andere Art der Freiheit. (…) Es war, als würde man all seine Sorgen und Ängste zurücklassen, wenn man die Welten bereiste, die einen zwischen den Zeilen ...

„Sich in einem Buch zu verlieren, war eine ganz andere Art der Freiheit. (…) Es war, als würde man all seine Sorgen und Ängste zurücklassen, wenn man die Welten bereiste, die einen zwischen den Zeilen erwarteten.“ (S. 361)

Meine Meinung:
Jennifer Alice Jager entführt ihre Leser in „Windborn“ in eine raue, lebensfeindliche Welt. Alisha lebt mit ihrer Sippe in der großen Wüste, und als letzte verbliebende Wolkenstürmerin ist es ihre Aufgabe, das überlebensnotwendige Wasser aufzuspüren. Aber nicht nur die sengende Sonne in einer nahezu schattenlosen Welt und das rare Wasser machen ihnen das Leben schwer, denn in schwarzen Festen herrschen die sagenumwobenen Skar. Diese schicken regelmäßig ihre Häscher aus, um die letzten freien Menschen zu unterwerfen und zu versklaven…

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Das Buch besticht von Anfang an durch ein extrem atmosphärisches Setting und tolle Hauptcharaktere, allen voran natürlich Ashara, die trotz ihrer grade mal 17 Jahre ein schweres Schicksal zu verkraften und eine riesengroße Verantwortung auf ihren Schultern zu tragen hat. Sehr schnell nehmen die Geschichte und auch der Spannungsbogen an Fahrt auf, als das Nomandendorf von den Häschern der Skar überfallen wird und Ashara fliehen muss. Von hier an beginnt für sie eine Odyssee durch eine verwundete Welt, die sowohl für Ashara, als auch für die Leser, die ein oder andere Überraschung bereithält. Dazu kommt mit Kiyan sehr schnell ein zweiter Protagonist hinzu, der ebenfalls zu überzeugen weiß und der für ein irisierendes Wechselspiel zwischen den beiden starken Charakteren sorgt.

Neben der überzeugenden Grundidee der Elementwandler (die die Autorin gekonnt und immer wieder überraschend umgesetzt hat) hat mich insbesondere auch die faszinierende Welt mit ihren unterschiedlichen, sehr gut herausgearbeiteten und extrem atmosphärischen Schauplätzen (wie etwa die schwarze Feste Salehan) gefesselt. Hier verschmelzen die Genre-Grenzen zwischen Fantasy, Science Fiction, Dystopie oder auch Endzeit – und genau das macht diese Geschichte ganz besonders. Bis zum Schluss darf man sich als Leser nicht sicher sein, wohin die Reise wohl führen und die Geschichte enden wird. Spannung und überraschende Wendungen gibt es hier also zur Genüge, garniert mit dem einen oder anderen Schuss Dramatik. Letztendlich sind hierdurch die Seiten beim Lesen regelrecht dahin geflogen und ich konnte als Leser sehr tief in diese Welt abtauchen. Am Ende schafft es Jennifer Alice Jager, dass ich das Buch mit einem guten Gefühl zuklappen konnte, ohne dass sie sich nicht auch gleichzeitig ein Hintertürchen offen halten würde, um ihre Geschichte weiter zu erzählen (was mich sehr freuen würde!).

Abgerundet wird dieses durch und durch überzeugende Buch von dem sehr angenehm zu lesenden Schreibstil der Autorin, die durchaus mal in harten Worten die rauen Gegebenheiten schildert, an anderer Stelle aber auch durch stimmungsvolle, leise Töne eine fast schon intime Stimmung zaubert („Kiyans und meine Kräfte waren wie Sand in unterschiedlichen Farben, der sich miteinander vermengte. Weiße Wolken und blaues Meer – meine Fähigkeit und die seine, die eins wurden in dem Tanz, zu einem Lied, das nur wir hören konnten und nur in unseren Herzen.“ - S. 117).

FAZIT:
Extrem starke, dystopische Fantasy mit SciFi-Elementen - Ganz großes Kino zum Lesen!

Veröffentlicht am 06.03.2019

Leichen pflastern seinen Weg - Ein harter Page-Turner mit viel Blut und Dramatik

Lazarus
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„Wenn du in einen Abgrund schaust, dann schaut auch der Abgrund in dich hinein.“ (ebook S. 479)

Meine Meinung:
„Lazarus“ ist bereits der siebte Band um den Ermittler Joona Linna. Obwohl ich bislang noch ...

„Wenn du in einen Abgrund schaust, dann schaut auch der Abgrund in dich hinein.“ (ebook S. 479)

Meine Meinung:
„Lazarus“ ist bereits der siebte Band um den Ermittler Joona Linna. Obwohl ich bislang noch keinen der sechs Vorgängerbände gelesen habe, hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden und mit den Charakteren vertraut zu werden. Dennoch bin ich mir sicher, dass die Leseunterhaltung noch besser ist, wenn man auch die Vorgänger gelesen hat.

Bereits auf Seite 13 begegnet uns die erste Leiche – und es wir bei Weitem nicht die Letzte sein! Schnell wittert Joona Linna die Gefahr, dass sein totgeglaubter Erzfeind – der brandgefährliche Psychopath Jurek Walter – entgegen allen nahezu wasserdichten Indizien doch noch am Leben sein könnte. Nicht nur seine Kollegen und Familie zweifeln an Joonas Theorie, die sehr paranoid klingt, denn als Leser habe ich genauso mitgezweifelt. Lars Kepler lässt uns hier eine ganze Weile im Dunkeln tappen, ob Jurek Walter wirklich hinter allem steckt. Dabei wird man als Leser selbst regelrecht paranoid und vermutet hinter jeder Kleinigkeit eine Gefahr und für jede Figur eine konkrete Lebensbedrohung. Das ist schon sehr geschickt gemacht!

Durch teilweise sehr kurze Kapitel und die vielen Szenen- und Perspektivwechsel besticht dieser Thriller über weite Strecken durch ein extrem hohes, stellenweise fast schon atemloses Tempo. Immer wieder gibt es – quer durch Europa – Morde, die meist extrem blutig und grausam sind. Das ist schon harte Kost, die man mögen muss. So halten die beiden Autoren das Spannungslevel auf einem fast kaum noch aushaltbaren Niveau, und man mag dieses Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen, bis nicht auch die letzte Seite gelesen ist. Genau so muss ein guter Psychothriller sein!

Wo Licht ist, ist aber auch Dunkel: Das Ermittlerteam um Joona und wir als Leser bekommen es hier mit einem waschechten „Über-Antagonisten“ zu tun, der stets einen Schritt voraus zu sein, alles zu wissen scheint – und dem einfach alles an seinem kriminellen Masterplan gelingt. Dazu ist er Manipulator par excellence, der anscheinend jeden Menschen zu einer „willenlosen Marionette“ und seinem Werkzeug machen kann. Das erscheint stellenweise – vor allem in der Kumulation – schon etwas unrealistisch. Aber das ist für mich nur ein Abzug in der B-Note, den ich für diese fesselnde Unterhaltung gerne in Kauf genommen habe.

FAZIT:
Extreme Spannung, viele Leichen, noch mehr Blut und ein Antagonist, der seines Gleichen sucht. Dazu Tempo und Dramatik – ein absoluter Page-Turner!

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