gelungenes Finale
Achtung: zweiter Band und Finale der Dilogie. Vorwissen zum Lesen zwingend erforderlich! Meine Rezension kann ganz kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.
Vicky hatte sich das eigentlich ...
Achtung: zweiter Band und Finale der Dilogie. Vorwissen zum Lesen zwingend erforderlich! Meine Rezension kann ganz kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.
Vicky hatte sich das eigentlich alles ganz anders vorgestellt. Sie wollte sich in die Glamourgesellschaft von Robin Dorville einschleusen, um mehr über hin herauszufinden und vor allem, um ihrer Freundin Blanche zu helfen. Was während ihrer Zeit in der Gesellschaft passiert ist, hat ihr Leben allerdings auf den Kopf gestellt und sie letztendlich tief verletzt. Verrat und Verlust schmerzen und so gern sie es auch möchte, sie kann einfach nicht vergessen, was geschehen ist und was das für Gefühle in ihr ausgelöst hat. Fest entschlossen endlich hinter alle Geheimnisse zu kommen, verbündet Vicky sich mit Menschen, mit denen sie zuvor kaum etwas zu tun hatte und auch nicht haben wollte. Ob das gut gehen kann?
Ich habe beide Bände ziemlich direkt hintereinander gelesen und daher keine Probleme, mich an die komplexen Ereignisse und Intrigen aus dem ersten Buch zu erinnern. Ich würde allen Lesern auf jeden Fall empfehlen, mit halbwegs gutem Vorwissen in das Finale zu gehen. Es gibt zwar kleine Hinweise auf die Geschehnisse und durch Erinnerungen auch kleine Rückblicke, die Fülle an Geheimnissen, Offenbarungen, Verstrickungen und vor allem auch den Entwicklungen zwischen den Figuren kann einem das aber vermutlich nicht zurückbringen, sollte man sich gar nicht mehr an die vorausgegangene Handlung erinnern können.
Wie auch im Auftakt der Dilogie wird die Geschichte wieder aus den beiden Ich-Perspektiven von Vicky und Clea geschildert. Den Hauptteil des Buches ist man mit Vicolina, die von den meisten nur Vicky genannt wird, unterwegs. Durch die Passagen, in denen man Clea begleitet, erhält man jedoch zusätzliche Einblicke, die dabei helfen das Gesamtgeschehen besser einordnen und verstehen zu können und die auch zeigen, in was für einem Dilemma die Charaktere teilweise stecken. Clea ist für mich nicht die sympathischste Figur des ersten Bandes gewesen, durch die Abschnitte, die man aus ihrer Sicht im zweiten Buch erhält, wird jedoch einiges von dem, was sie tut, verlangt und veranlasst, etwas deutlicher und ein Teil meiner Abneigung gegen sie ist im Verlauf der Geschichte verrauscht. Sie hat, wie so viele andere in der Reihe, ihre Geheimnisse, wodurch stellenweise schwer wird, einzuschätzen, was derjenige plant, was in den Figuren vorgeht, wer mit wem kooperiert, wer wen hintergeht und was man eigentlich überhaupt noch glauben kann. Dieser Eindruck wurde bereits im ersten Buch vermittelt und es zieht sich auch im zweiten Buch fast bis zum Ende durch. Stück für Stück fallen einige Puzzelteile an ihren Platz, manchmal wendet sich das Blatt dann jedoch ein weiteres Mal und es gibt eine neue Überraschung, die alles durcheinander wirbelt. Auf die Protagonisten kommt da einiges zu, auf unterschiedliche Weise.
Auch für Vicky ist es häufig schwierig zu verstehen, was eigentlich gespielt wird und einzuschätzen, wem sie vertrauen kann. Allerdings verbündet sie selbst sich auch mit einige Personen, so dass auch ihre Gegenüber nicht immer wissen, was von dem, was sie macht und sagt, wirklich wahr ist. Warum sie diese Bündnisse eingeht, was sie sich davon verspricht und mit wem sie es ehrlich meint, weiß man als Leser aufgrund der Perspektive, so dass es da möglich ist, die Protagonistin ganz gut einschätzen zu können. In Vicky tobt ein ziemlicher Gefühlssturm, der immer wieder neu angefacht wird und sie dazu bringt, Dinge zu sagen oder zu tun, die sie nicht so meint oder hinterher bereut. Auf der einen Seite sorgt das für eine Verstärkung der ohnehin schon tollen Dynamik in der Handlung, manchmal war ich aber auch geneigt es als zu viel zu empfinden. Ich war stets hin und hergerissen, ob ich es jetzt gut finde, wie sie sich verhält und entwickelt, oder ob irgendwann auch mal genug sein muss. Ich wollte aber auf jeden Fall die gesamte Zeit wissen, wie es weitergeht und was am Ende nun alles stimmt, wie es zusammenhängt und was alles nur Show war, daher verblasste diese Empfindung mit Voranschreiten des Lesens immer mehr. Und im Finale des Buches wurde ich auch definitiv noch mal überrascht!
Der Schreibstil der Autorin ist ausdrucksstark, gefühlsintensiv und mitnehmend. Das Buch hat sich sehr zügig und flüssig lesen lassen, durch die abwechslungsreiche Figurenkonstellation und die komplexen Entwicklungen und Verstrickungen unter ihnen, entsteht eine schöne Dynamik und Sogwirkung. Ich wollte einfach immer weiterlesen, um zu erfahren, wie es sich alles auflösen wird. Durch die Nähe zu den beiden Protagonistinnen bekommt man intensive Einblicke in ihre Gefühlswelten und Pläne, was mir gut gefallen hat. Auch weil Vicky und Clea so verschieden sind und dennoch einige gleiche Ziele haben. Durch die beiden jungen Frauen bekommt man auch einen guten Blick auf Robin, der es als Regent der Glamourgesellschaft alles andere als leicht hat. Trotzdem war es bei ihm für mich nicht immer so leicht, einzuschätzen, mit wem er was jetzt ehrlich meint, obwohl ich so meine Tendenzen hatte, zumindest wenn er seine Mauern fallen lässt. Aber sobald er die Maske wieder aufsetzt und seinen Schutzwall errichtet, habe ich wieder gezweifelt. Ich empfand das als ziemlich genial gemacht, weil dadurch zusätzlich die Spannung hochgehalten wird und die Dilogie einfach so viel mehr ist, als eine Liebesgeschichte, auch wenn diese Gefühle bei den Protagonisten durchaus eine ziemlich große Rolle spielt und ihre Emotionen immer wieder neu durcheinandergewirbelt und auf die Probe gestellt werden.
Auch wenn es sich in der Handlung hauptsächlich um Robin, Clea und Vicky geht dreht, stehen auch andere Personen immer wieder im Fokus, auf ganz verschiedene Weise und in unterschiedlicher Intensität. In den Gesellschaften ist nicht alles, wie es scheint und es gibt einige schwarze Schafe, Intriganten und Geheimniskrämer, aber es gibt auch vertrauensvolle Seelen, die gemeinsam mit dem Rest eine abwechslungsreiche Mischung ergeben.
Fazit
Ein toller Abschluss der Dilogie, der sehr spannend und zügig zu lesen war. Komplexe Verstrickungen, Intrigen, Geheimnisse, schwer einschätzbare Charaktere und eine Achterbahnfahrt der Gefühle ergeben zusammen eine gelungene Kombination mit Sogwirkung und einer tollen Dynamik. Ich habe die Dilogie unglaublich gern gelesen und war wirklich überrascht, was mich in der Geschichte alles erwartet hat. So umfangreich verstrickt hätte ich die Geschehnisse auf jeden Fall nicht erwartet.