„Ich habe nachgedacht“, sagt sie. “Vielleicht ist es am besten, wenn wir einfach nicht zu viel miteinander reden, denn bis jetzt hat es dann immer nur Ärger gegeben.“
Inhalt
Jan lebt nach dem frühen Tod seiner Eltern ganz allein auf dem Bauernhof direkt am Deich. Er bestellt das Land, versorgt die Tiere und bringt die Ernte ein, doch als der Winter kommt und die Arbeit ruht, beschließt er, nicht länger einsam auf seinem Hof an der Nordsee zu bleiben, sondern sich nach einer Frau umzuschauen. Die erste und einzige Frau, die er im Rahmen seiner Anzeige kennenlernt, ist Will. Eine temperamentvolle, entschlossene Frau, die sich auf die praktischen Dinge des Lebens konzentriert. Nur leider sucht Wil nicht die große Liebe, sondern in erster Linie ein Haus mit Meerblick, in dem sie so sein kann wie sie möchte. Ihre klar definierten Wünsche gleich nach dem ersten Kennenlernen faszinieren Jan ebenso, wie sie ihn abstoßen. Andererseits fragt er sich, was dagegen spricht, ob er nun mutterseelenallein am Küchentisch sitzt oder in Gegenwart einer Frau, die ihn zwar nicht liebt aber immerhin akzeptiert. Ihr Partnerschaftsabkommen ist ebenso ungewöhnlich, wie individuell, erfüllt aber genau den richtigen Zweck. Erst als Will erfährt, dass sie schwanger ist, wird die Sache kompliziert, doch mit Geduld und ausreichend Abstand, lässt sich so manches Ärgernis bewältigen …
Meinung
Der vorliegende Roman des niederländischen Schriftstellers und Radioproduzenten Mathijs Deen erschien bereits 1997, wurde aber 2016 in einer überarbeiteten Fassung wiederentdeckt. Der Ausgangspunkt seiner Geschichte sind zwei Menschen, die sehr unterschiedlich sind und eigentlich nicht sonderlich gut zueinander passen, am besten, wenn sie sich aus dem Weg gehen und möglichst wenig miteinander sprechen. Dennoch wagen sie es, gemeinsam eine Art Zweckgemeinschaft zu errichten, die auf Arbeitsteilung und Freiraum ausgerichtet ist und in der die Körperlichkeit auf die Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse ausgerichtet zielt.
Trotzdem spürt der Leser auf feine und subtile Art, wie sehr sich die beiden Protagonisten nach einem Gegenüber sehnen, um ihre innere Einsamkeit zu überwinden. Und während Wil ihre Gedanken in Tagebuchaufzeichnungen festhält, die innere Zwiespältigkeit ausdrücken, äußert Jan seine durcheinandergeratenen Gefühle in Wutausbrüchen, bei denen er die Einrichtung zerstört. Aber auf jeden Streit folgt eine Versöhnung und eine geraume Zeit der gemeinsamen Leichtigkeit und partnerschaftlichen Freude.
Die Bausteine dieser Erzählung sind Sehnsüchte, Träume und Wunschvorstellungen, wie man das Leben angenehmer gestalten kann, ohne sich allein zu fühlen aber unter der Option sich mehr als genügend Freiraum zu erkämpfen. Eine Partnerschaft, die sich langsam wandelt und in der die Menschen erst nach und nach zueinander finden, weil es schlicht und einfach nicht ihrem Temperament entspricht, ihre Selbstständigkeit zu Gunsten eines anderen anzupassen und sich auf Kompromisse zu einigen.
Fazit
Ich vergebe 3 Lesesterne für diesen netten, sehr unterhaltsamen Roman über ein ungewöhnliches Paar und ihre erste gemeinsame Zeit. Sowohl die Landschaftsbeschreibungen als auch der atmosphärische Erzählstil haben mir ausgesprochen gut gefallen, selbst wenn die Verhaltensweisen und Entscheidungen der Protagonisten mich auf eine harte Probe gestellt haben.
Mir haben die verschrobenen Charakterzüge und die Aktionen von Will und Jan nach und nach immer weniger gefallen. Zu Beginn empfand ich es noch amüsant, während ich mich im Verlauf des Textes immer mehr vom Geschehen distanziert habe. Nicht nur, weil ich eine derartige Beziehung so schlecht nachvollziehen kann, nein auch weil mir das generelle Verständnis für beide gefehlt hat.
Leider konnte der Autor nicht den Knackpunkt treffen, den ich mir gewünscht habe, immer wieder zielt seine Erzählung auf die Handlungen ab und nur selten zeigt sich die tiefe Auseinandersetzung mit den inneren Ansichten. Deshalb ziehe ich nur ein mittelmäßiges Resumé: Unterhaltungsliteratur - ja, interessanter Plot – ja, Tiefgang und Emotionalität – nein. Mir bleibt es zu oberflächlich und damit irgendwie bedeutungslos, ein Buch, welches nicht allzu lange in Erinnerung bleiben wird.